BDEW-Waermewend-2406.05-rotation

Sonntag, 30. Juni 2024

Thüringen:
Digitaler Energiewende-Rechner lanciert


[28.1.2022] Die Hochschule Nordhausen hat einen digitalen Energiewende-Rechner entwickelt. Der Rechner kommt zu dem Ergebnis, dass eine Verdreifachung der bereits installierten Windkraft- und Photovoltaik-Leistung erfolgen muss.

Die Thüringer Umweltministerin Anja Siegesmund (Bündnis 90/Die Grünen) hat jetzt gemeinsam mit Professor Viktor Wesselak von der Hochschule Nordhausen einen digitalen Energiewende-Rechner vorgestellt. Wie das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz berichtet, kommt das Forschungsteam der Hochschule Nordhausen mit dem Rechenmodell zu dem Ergebnis, dass ein klimaneutrales Thüringen versorgungssicher, langfristig günstiger und mit mehr regionaler Wertschöpfung verbunden ist als die Aufrechterhaltung des Status Quo. Wichtigste Instrumente dafür seien verbindliche Ausbauziele für die erneuerbaren Energien und klare Reduktionsziele für den Treibhausgasausstoß.
„Die Energiewende sauber, sozial und sicher gestalten, das ist unser Ziel. Dafür haben wir jetzt ein bundesweit einzigartiges Rechenmodell in der Hand. Es zeigt auf, wie wir die klimapolitischen Ziele erreichen können“, sagte Umweltministerin Anja Siegesmund. „Damit wir Treibhausgasneutralität erreichen, brauchen wir den Booster für die erneuerbaren Energien. Mit Rückenwind der neuen Bundesregierung werden wir Wind- und Sonnenenergie kräftig ausbauen“, so Siegesmund weiter.

Erstes Bundesland

Dem Ministerium zufolge ist Thüringen mit dem Simulator der Hochschule Nordhausen das erste Bundesland, das sein Energiesystem virtuell abbilden und konfigurieren kann. Damit stehe für die Energiepolitik ein enorm wertvolles Werkzeug bereit. Der Energiewende-Rechner funktioniere als frei verfügbare Open Source Software und stehe, da variabel skalierbar, anderen Bundesländern, Kommunen, Energieversorgern, Stadtwerken und Unternehmen zur Verfügung.
„Wir können damit zeigen, wie eine auf erneuerbaren Energien basierende Energieversorgung beschaffen sein muss, um die im Tages- und Jahresverlauf stark schwankende Energienachfrage in allen Sektoren zuverlässig zu decken. Und das mit den regionalen Potenzialen und zugunsten einer regionalen Wertschöpfung“, sagte Professor Viktor Wesselak.
Laut Ministerium arbeitet der Energiewende-Rechner mit veränderlichen Variablen: Die Reduzierung des CO2-Ausstoßes könne vorgegeben werden und habe Auswirkungen auf Zielwerte wie den Ausbau der erneuerbaren Energien (Wind, Sonne, Biomasse), die Sektorenkopplung (wie etwa Power to Heat), die Kosten und die Versorgungssicherheit. Zielwerte hätten wiederum Auswirkungen auf das Ausmaß und Tempo der CO2-Reduktion.

Verdreifachung der installierten Leistung

Alle berechneten Szenarien zeigten, dass ein schneller Ausbau von Windkraft und Photovoltaik mit hoher Leistung erfolgen muss. Konkret bedeute dies bis 2030 eine Verdreifachung der installierten Leistung für beide Technologien. Nur dann seien die im Klimagesetz verankerten Ziele erreichbar. Die Windenergie habe aktuell eine installierte Leistung von rund 1.700 Megawatt (844 Anlagen). Die installierte Leistung bei Photovoltaik (rund 38.000 Anlagen) liege bei circa 1.970 Megawatt. Dazu gingen die Berechnungen von einem deutlich sinkenden Endenergiebedarf aus. Hintergrund sei die vollständige Umsetzung der auf Bundesebene geplanten Energieeffizienzmaßnahmen, insbesondere im Gebäudebereich.
Das schrittweise Ersetzen von fossilen Energieträgern im Wärmebereich benötige den kontinuierlichen Ausbau von Power-to-Heat-Technologien in Verbindung mit einer saisonalen Wärmespeicherung. Elektrische Energie könne in elektrochemischen Energiespeichern und Pumpspeicherkraftwerken gespeichert werden. Für Erdgas und Wasserstoff böten sich in Thüringen unterirdische Kavernen als Speicher an. Der modellierte Wärmespeicher fasse dezentrale sensible Wärmespeicher in den einzelnen Nah- und Fernwärmenetzen zusammen. Biogas werde, ausgehend von der heutigen reinen Strom- und Wärmeproduktion in Kraft-Wärme-Kopplung, immer mehr als Biomethan fossiles Erdgas ersetzen. Davon profitierten insbesondere industrielle und gewerbliche Nutzer von Brenngas zur Bereitstellung von Prozesswärme. (th)

https://umwelt.thueringen.de
Hier finden Sie vertiefende Informationen. (Deep Link)

Stichwörter: Klimaschutz, Thüringen, Hochschule Nordhausen, Energiewende-Rechner



Druckversion    PDF     Link mailen


 Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich Klimaschutz

Brandenburg: Start einer Online-Beteiligung
[24.6.2024] Vom 25. Juni bis zum 15. Juli haben in Brandenburg Bürgermeister, Landräte, Amtsdirektoren und Klimaschutz-Manager die Möglichkeit, in einer Umfrage und einem Dialogbereich ihre Bedarfe und Erfahrungen mitzuteilen. mehr...
Metropolregion Nürnberg: Emissionen müssen schneller sinken
[14.6.2024] Die Metropolregion Nürnberg hat ihre Treibhausgasemissionen seit 1990 um ein Drittel reduziert. Dies reicht jedoch nicht aus, um bis 2040 klimaneutral zu werden. Die CO2-Reduktion muss von derzeit 3,7 auf 5,1 Prozent pro Jahr gesteigert werden. mehr...
Bilanz zu Treibhausgas-Emissionen in der Metropolregion Nürnberg vorgestellt.
Schleswig-Holstein: Fahrplan zur Klimaneutralität
[12.6.2024] In Schleswig-Holstein haben sich die Stadtwerke Flensburg, Kiel und Neumünster sowie das Energiewendeministerium jetzt auf einen gemeinsamen Fahrplan zur Transformation der Energieproduktion geeinigt. Damit wollen sie das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 erreichen. mehr...
Baden-Württemberg: Landesgebäude sparen Energie
[6.6.2024] Im Jahr 2023 wurden in Baden-Württemberg 359 Maßnahmen zur Energieeinsparung und Emissionsminderung an landeseigenen Gebäuden umgesetzt. Dazu zählen Maßnahmen zur besseren Wärmedämmung, zur Optimierung technischer Anlagen, LED-Beleuchtung, Photovoltaikanlagen und Heizungserneuerungen. mehr...
Hamburg: Museen reduzieren CO2-Verbrauch
[6.6.2024] Das Hamburger Projekt Elf zu Null kann zwei Jahre nach seinem Start erste Erfolge verzeichnen. In ihm haben sich vor zwei Jahren elf Kultureinrichtungen zusammengetan, um ihre Treibhausgasemissionen zu reduzieren. mehr...
Auch die Hamburger Kunsthalle konnte ihre Treibhausgasemissionen reduzieren.