[29.9.2016] Die Bioenergieverbände und der Deutsche Bauernverband warnen im Zuge der Verbändeanhörung zum Klimaschutzplan 2050 davor, die Bioenergie kleinzurechnen. Vielmehr sei diese zur Erreichung der Pariser Klimaziele unverzichtbar.
Anlässlich der Verbändeanhörung zum Klimaschutzplan 2050 haben die Bioenergieverbände Bundesverband Bioenergie (BBE), Fachverband Biogas (FvB) und Fachverband Holzenergie (FVH) sowie der Deutsche Bauernverband (DBV) erklärt, dass die Bioenergie zur Erfüllung der Klimaziele von Paris unverzichtbar ist. Der bisherige Entwurf des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) zum Klimaschutzplan der Bundesregierung unterschätze hingegen die Bedeutung der Bioenergie. Die zur Bioenergie zählenden Rohstoffe wie Abfall- und Reststoffe sowie nachwachsende Rohstoffe aus Wald und Flur ließen sich auch nicht auseinanderdividieren, wie dies das Bundesumweltministerium versuche. Selbst laut konservativen Berechnungen der Bundesregierung steuere die Bioenergie bundesweit rund 40 Prozent zu den durch erneuerbare Energien vermiedenen Treibhausgasemissionen bei. BEE-Geschäftsführer Bernd Geisen erklärte: „Ohne die Bioenergie hätten sich die deutschen Treibhausgasemissionen 2015 noch deutlich stärker erhöht, als es die Bundesregierung mit dem geschätzten Anstieg auf 908 Millionen Tonnen annimmt. Wir benötigen eine schnelle Abkehr von den fossilen Energien und dafür brauchen wir die Bioenergie mit ihren Einsatzfeldern bei Strom, Wärme und Kraftstoffen.“ Generell sei die Anbaubiomasse nach wie vor die tragende Säule der Versorgung mit Bioenergie. „Zwar ist die Nutzung nachwachsender Rohstoffe durch Anbau und Ernte naturgemäß mit Aufwand verbunden, doch werden durch die Nutzung der heimischen Energie vom Acker hohe Treibhausgaseinsparungen erzielt“, betonte der Geschäftsführer des Fachverbands Biogas, Claudius da Costa Gomez. „Ließen wir Potenziale brach liegen, wie es die Haltung des Bundesumweltministeriums nahelegt, würde das einer verstärkten Nutzung von Öl und Kohle und damit einer weiteren Erhitzung des Planeten Vorschub leisten“, warnt er.
Studien belegen Schlüsselfunktion
Auch verschiedene Studien belegen die Schlüsselfunktion der Bioenergie. So empfiehlt etwa die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA) Deutschland eine deutliche Ausweitung der Bioenergienutzung in allen drei Sektoren – Strom, Wärme und Verkehr – und zwar sowohl mit Rest- und Abfallstoffen als auch mit nachwachsenden Rohstoffen. Auch die vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) beauftragte Energiereferenzprognose rechnet mit deutlich steigenden Bioenergie-Beiträgen. „Es ist dringend erforderlich, dass sich die Zielsetzungen der Bundesregierung für die Energiewende und für die Bioenergie wieder an den Erfordernissen des Klimaschutzes orientieren“, bekräftigte da Costa Gomez. Zahlreiche landwirtschaftliche Betriebe verwendeten für die Biogaserzeugung Gülle ebenso wie Energiepflanzen. Damit leiste die Bioenergie schon heute einen wichtigen Beitrag für eine verbesserte Klimabilanz in der Landwirtschaft. Der Fachbereichsleiter Umwelt des DBV, Steffen Pingen, sagte bei der Anhörung: „Die verstärkte Nutzung von Gülle aus Tierhaltungsbetrieben in Biogasanlagen bietet noch erhebliche Potentiale für eine zählbare Treibhausgasminderung.“ Holz sei mengenmäßig einer der wichigsten Energieträger. Indes warne das Bundesumweltministerium vor angeblichen Auswirkungen auf die Senkenfunktion der Wälder. „Fakt ist: In den deutschen Wäldern schlummern noch große ungenutzte Holzpotenziale, wie die jüngste Bundeswaldinventur gezeigt hat“, erklärte Rainer Schrägle vom Fachverband Holzenergie. „Und wer das Holz zu lange im Wald stehen lässt, erweist dem Klimaschutz einen Bärendienst, denn zu alte Wälder binden weniger CO2 und mindern die Klimagassenkenwirkung.“ Im Verkehrsbereich plädieren die Verbände dafür, die CO2-Einsparpotenziale von Biokraftstoffen zielstrebig zu nutzen. Hier gelte es, die im Jahr 2015 eingeführte Treibhausgasquote (THG-Quote) schneller und deutlich stärker als bisher anzuheben.
(me)
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