[10.3.2023] Eine Studie zeigt, dass sich Solaranlagen auf Anbauflächen für die Landwirtschaft rentieren – vor allem an trockenen Standorten.
Wohin mit all den Solaranlagen, die für die Energiewende nötig sind? Neben Dächern können sich auch landwirtschaftliche Flächen wie Äcker und Wiesen eignen, um Sonnenstrom zu erzeugen. Salat, Spargel, Himbeeren und andere empfindliche Kulturen gedeihen gut im Halbschatten von Solarmodulen. Das Konzept der Agri-Photovoltaik kann für Landwirte vor allem an trockenen Standorten rentabel sein. Doch für Netzanschluss und Genehmigungsverfahren fehlen praxistaugliche Lösungen, wie Forschende vom Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) und der Hochschule Kehl (HSK) im Projekt Landgewinn mit Förderung durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz zeigen. Sie empfehlen mehr Kooperationen mit Netzbetreibern und rechtliche Verbesserungen. „Die Agri-Photovoltaik bietet nützliche Synergien zwischen Land- und Energiewirtschaft. Einerseits erschließt sie neue Flächen für die Energiewende. Andererseits hilft sie Landwirtinnen und Landwirten, sich an den Klimawandel anzupassen, weil die Solarmodule Schutz vor Wetterextremen wie Hitze und Starkregen bieten“, sagt Hannes Blum, Energieökonom am IÖW.
Wie sich Agri-Photovoltaik in der Praxis durchsetzen kann, diskutierten die Forschenden mit Landwirtschaftsbetrieben, spezialisierten Planungsbüros und einem Energieversorger. Die Landwirte befürchten durch die Solaranlagen Einschränkungen in der Bewirtschaftung, vor allem auf fruchtbaren Böden. Interessant ist die Doppelnutzung daher vor allem auf weniger ertragreichen Flächen. Dort könnten Solaranlagen durch Verschattung sogar den Ertrag erhöhen: So sind sie vielversprechend, um trockene Standorte und hitzeempfindliche Pflanzen an den Klimawandel anzupassen. Auch schützen sie Sonderkulturen im Obstbau etwa vor Hagel und Starkregen. Damit geeignete Flächen genutzt werden, müssen Kommunen und Flächeneigentümer diese Option in Bebauungsplänen und Pachtverträgen ermöglichen. Bisher bevorzugen sie eher Freiflächen-Photovoltaik ohne landwirtschaftliche Nutzung, etwa aufgrund höherer Pachtpreise oder weil sie nicht wissen, dass eine Doppelnutzung möglich ist. Den Strom, den Landwirte auf dem Feld produzieren, können sie entweder selbst nutzen, oder – theoretisch – an einen Großabnehmer vor Ort verkaufen. Doch im Moment mangelt es oftmals an der nötigen Infrastruktur und an Kooperationen: „Es braucht mehr Erfahrungswissen, vor allem sollten sich Landwirtschaft, Energieversorger und Netzbetreiber bei der Auswahl der Flächen intensiver austauschen. Auch die Kommunen als Flächeneigentümerinnen und Genehmigungsbehörden sollten dabei eine starke Rolle einnehmen“, empfiehlt Johannes Rupp vom IÖW, Experte für nachhaltige Landnutzung.
(ur)
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Bildquelle: Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE