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Donnerstag, 18. Juli 2024

L-Gruppe:
Sicher durch Corona, unklare Aussichten


[3.6.2022] Die Leipziger L-Gruppe, in der alle kommunalen Versorger zusammengeschlossen sind, ist auch finanziell gut durch die Corona-Pandemie gekommen. Steigende Energiekosten und die auch politischen Unwägbarkeiten der Energiewende sorgen jedoch für unklare Aussichten.

Die L-Gruppe ist gut durch die Pandemie gekommen. Insbesondere beim ÖPNV will sie an alte Fahrgastzahlen anknüpfen. Die kommunalen Leipziger Firmen haben sich nach Einschätzung von Oberbürgermeister Burkhard Jung auf der Bilanzpressekonferenz am 1. Juni 2022 erfolgreich gegen die Pandemie gestemmt. Lediglich die Leipziger Verkehrsbetriebe hätten deutliche Ausfälle und verloren, wie schon 2020 auch 2021 gut ein Drittel ihrer Fahrgäste. Doch die sollen zurückgewonnen werden.
Energie- und Wassersparte hingegen erzielten Gewinne, die insgesamt zu einem positiven Konzernergebnis von 225 Millionen Euro (EBITDA, 2020: 220 Millionen Euro) beitrugen. Nach Steuern ergab sich ein Gewinn von 41 Millionen Euro (2020: 18 Millionen Euro). Gleichzeitig investierte die L-Gruppe 331 Millionen Euro. Auch das trug zur Rekord-Neuverschuldung von 911 Millionen Euro bei. Nach Einschätzung von L-Gruppen-Geschäftsführer Volkmar Müller nähert sich die L-Gruppe damit der maximalen Verschuldungsfähigkeit.

HKW Süd im Plan

Die Investitionen galten allen drei Bereichen in den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB), den Kommunalen Wasserwerken (KWL) und den Stadtwerken Leipzig (SWL). Bei letzteren sticht die Investition in das Heizkraftwerk Süd (HKW Süd) heraus. „Es wird das erste Kraftwerk sein, das komplett wasserstoffready ist“, so SWL-Geschäftsführer Karsten Rogall. Das HKW soll noch dieses Jahr in Betrieb gehen, alle Bauarbeiten seien im Plan.
Um das Kraftwerk überhaupt mit grünem Wasserstoff zu füllen, rechnet er mit dem Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur bis Mitte der 20er Jahre und mit ausreichend zur Verfügung stehenden grünen Wasserstoff bis Anfang der 30er Jahre. Es ist ein weiterer Baustein, ab 2025 aus Fernwärme aus dem Kohlekraftwerk Lippendorf zu verzichten und die Fernwärmeversorgung komplett auf eigene Beine zu stellen.
Kopfzerbrechen bereiten den Leipzigern derzeit die Energiepreise. Hohe Einkaufspreise beim Gas würden an die Kunden weitergegeben werden müssen. Für Jung gab es deswegen nur eine Einschätzung: Weg vom Gas, so schnell es geht. Auf der anderen Seite sorgen die hohen Strompreise auch dafür, dass etwa das HKW Süd tatsächlich kostendeckend betrieben werden kann.

Genug Gas für Verstromung

Auch das neue Ersatzkraftwerkbereitstellungsgesetz, das derzeit in der Diskussion ist und das im Fall der Fälle bei Gasmangel im Netz dafür sorgen könnte, dass Gaskraftwerke abgeschaltet werden, sieht Rogall weniger kritisch: „Das wird so nicht durchgehen. Außerdem ist genug Gas da. Es ist nur teuer.“ Zwar sei eine Verknappung in Folge des Ukrainekrieges möglich, was die Preise weitertreibe. Mit einem Embargo rechne er aber nicht.
In diese Entwicklung passt auch der Rückkauf des Biomassekraftwerks Bischofferode, das bisher an einen Betreiber verleast wurde. Dank steigender Strompreise ist es nun in der Lage, tatsächlich Geld zu verdienen.
Die höheren Strompreise würden sich allerdings auch bei den Kunden wiederfinden müssen. Rogall schätzt, dass sich der Preisanteil der SWL, der etwa 20 Prozent am gesamten Strompreis beträgt, verdoppeln wird und dies auch an die Kunden weitergegeben werde.
Jung kündigte am Rande der Bilanzpressekonferenz an, dass Michal M. Theis, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Gruppe, das Unternehmen im Mai 2023 verlassen werde. Derzeit sei man auf der Suche nach einem Nachfolger. Zudem wurden die Verträge von Rogall, dem Technischen Geschäftsführer der KWL, Volker Müller, und dem Geschäftsführer der LVB, Ulf Middelberg, die auch alle in der Geschäftsführung der L-Gruppe tätig sind, vom Aufsichtsrat einstimmig verlängert.

Frank Urbansky


Stichwörter: Unternehmen, L-Gruppe, Gaskrise, Leipzig

Bildquelle: Frank Urbansky

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