[23.5.2022] In Baden-Württemberg gehen in den kommenden Jahren fünf Gigawatt an Erzeugungskapazität vom Netz. TransnetBW schlägt nun einen Neubau-Vorschuss als Investitionsanreiz für den Bau von Gaskraftwerken vor.
Moderne Gaskraftwerke, die auf den Einsatz von Wasserstoff vorbereitet sind, sind der klimaverträglichste und effizientes Weg, die notwendige steuerbare Erzeugung für die sichere Versorgung Süddeutschlands vorzuhalten. Diese Auffassung vertritt der Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW. Die Tochtergesellschaft von Energie Baden-Württemberg (EnBW) schlägt deshalb ein Anreizsystem für den Neubau netzdienlicher Kraftwerke vor.
Der Hintergrund: Die letzten Kernkraftwerke mit einer Kapazität von vier Gigawatt (GW) gehen Ende 2022 aus dem Markt. Dazu kommen bis 2030 im Zuge des Kohleausstiegs noch einmal fast 30 GW Kapazität in Kohlekraftwerken. Von dieser Kapazität betreffen über fünf GW direkt die Energieversorgung von Baden-Württemberg.
Erzeugungslücke mit Gaskraftwerken schließen
Laut TransnetBW soll diese Erzeugungslücke mit dem Bau neuer Gaskraftwerke geschlossen werden. Mit Blick auf Genehmigungs- und Bauzeiten der Anlagen bestehe schon heute dringender Handlungsbedarf. Finanzvorstand Rainer Pflaum, bei TransnetBW für die Netzwirtschaft zuständig, erklärt: „Angesichts der Veränderungen in der Erzeugungslandschaft herrscht auf Seiten der Investoren eine große Unsicherheit über der Rentabilität neuer Kraftwerke. Hier wollen wir mit unserem Konzept gegensteuern: über die Idee des Neubau-Vorschusses für klimaverträgliche und systemdienliche gesicherte Leistung.“
Vergütung für Netzdienlichkeit
Zentrales Anreiz-Instrument sei eine zum Investitionszeitpunkt feststehende Vergütung für die zu erwartende Netzdienlichkeit der Anlage. Dabei werde für neue
Anlagen mit einem anteiligen Werteverbrauch ein Teil der Vergütung für künftige Redispatch-Maßnahmen aus der Anlage als eine Art Vorschuss vorab garantiert. Die Redispatch-Maßnahmen werden laut TransnetBW vor allem im Südwesten einen erheblichen Anteil der Betriebsstunden neuer Kraftwerke ausmachen, was Basis für ein auskömmliches Geschäftsmodell sei.
TransnetBW stellt sich das Verfahren so vor: Basierend auf erweiterten Systemanalysen prognostizieren die Übertragungsnetzbetreiber sowohl den Neubaubedarf als auch die Zahl der Redispatch-Betriebsstunden in einer bestimmten Region. Die regionalen Leistungsbedarfe sollen ausgeschrieben werden. Die garantierte Vergütung für netzdienliche Einsätze schaffe Sicherheit für Investoren. TransnetBW-Finanzchef Rainer Pflaum ist sich sicher: „Mit dem Neubau-Vorschuss bekommen wir rechtzeitig die neuen Kraftwerke, die wir speziell im Südwesten dringend brauchen.“
(al)
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