[3.7.2020] Während die Windenergie einen Rekord bei der Stromerzeugung verzeichnet, herrscht Stillstand beim Zubau. Die Branche wartet weiter auf einen Startschuss für einen Investitionsspurt.
Während die Stromerzeugung aus Windenergie auf einen neuen Rekord zusteuert – im ersten Halbjahr wird mit 73 Milliarden Kilowattstunden sauberem Strom aus Windkraftanlagen an Land und auf See gerechnet – stehen Zubau und Genehmigungen weiter weitgehend still. Wie der Bundesverband WindEnergie (BWE) und der Fachverband VDMA Power Systems mitteilen, sind nur 513 Megawatt in den ersten fünf Monaten des Jahres neu ans Netz gegangen, lediglich 878 MW wurden neu genehmigt. Mehrfach haben die Branchenverbände darauf hingewiesen, dass nur eine Trendumkehr bei Zubau und Genehmigung eine Erneuerbare-Stromlücke vermeiden kann.
„Nicht nur bei Genehmigungen und Zubau, auch bei der Umsetzung der ohnehin zu geringen Zuschläge aus Ausschreibungen stehen wir vor einem Desaster. Zwischen 2017 und 2019 hat die Bundesnetzagentur insgesamt 9.185 MW Wind an Land ausgeschrieben. Dafür wurden nur 7.009 MW bezuschlagt. Noch schlimmer aber ist, dass bis Mai 2020 lediglich 1.700 MW dieser Zuschläge ans Netz gekommen sind“, bilanziert BWE-Präsident Hermann Albers. „Politik, die einerseits Ausbauziele, wie 67 bis 71 Gigawatt installierter Leistung für Windenergie an Land im Jahr 2030 als Plan nach Brüssel meldet, andererseits wesentliche Hemmnisse für den Ausbau noch immer nicht aus dem Weg räumt, ist nicht kohärent und macht Investitionen in die Energiewende extrem schwierig“, ergänzt Matthias Zelinger, Geschäftsführer von VDMA Power Systems. Deutschland drohe endgültig aus der Spitzengruppe zu fallen, wenn es nicht gelänge, den klimapolitischen Zielen, noch mehr aber der industriellen Nachfrage gerecht zu werden. „Auch als Standort für die Technologieanbieter der Windindustrie schwindet die Attraktivität – das wiederum gefährdet konkret Arbeitsplätze und Exportchancen."
BWE und VDMA Power Systems rufen die Politik gemeinsam dazu auf, schnelle Genehmigungen zu ermöglichen und eine klare Erneuerbare-Energien-Politik umzusetzen. Ein erhöhter Anlagenzubau sowie verstärktes Repowering bleiben für das Gelingen der Energiewende demnach die wichtigsten Bausteine.
(ur)
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