[9.1.2019] Warum war 2018 ein Ausnahmejahr für die Energiewende? Antworten liefert der Jahresrückblick von Agora Energiewende.
Die Denkfabrik Agora Energiewende hat einen Jahresrückblick veröffentlicht und konstatiert: Erneuerbare Energien verzeichneten 2018 Rekorderträge und lieferten erstmals so viel Strom wie Kohle. Die Treibhausgasemissionen gingen stark zurück, der Trend ist aber nicht nachhaltig. Die Steinkohleverstromung sank auf den niedrigsten Stand seit 1949. Der Zubau der Windkraft brach drastisch ein, die Photovoltaik kommt langsam zurück.
In konkreten Zahlen heißt dies: Im Jahr 2018 stammte in Deutschland erstmals genauso viel Strom aus erneuerbaren Energien wie aus Kohle: Jeweils 35,2 Prozent der Stromerzeugung entfielen auf Wind, Sonne und Co. sowie auf Stein- und Braunkohle gemeinsam. Der Anteil der Erneuerbaren am Stromverbrauch betrug sogar 38,2 Prozent. Die Differenz zur Erzeugung erklärt sich durch Stromexporte, die zwar leicht zurückgingen, aber mit über 50 Terawattstunden nach wie vor hoch sind. Möglich wurde der neuerliche Erneuerbaren-Rekord durch ein starkes Sonnenjahr in Kombination mit einem erstmals seit 2013 wieder kräftigen Photovoltaik-Ausbau von mehr als drei Gigawatt Leistung. Zwar legte auch der Windstrom zu, allerdings deutlich weniger als in den Vorjahren: Sowohl ein mäßiges Windjahr als auch ein um rund 50 Prozent eingebrochener Zubau dämpften die Entwicklung.
Überraschend stark reduzierten sich laut Agora Energiewende die CO2-Emissionen in Deutschland: Sie sanken um mehr als 50 Millionen Tonnen – ein Rückgang von 5,7 Prozent nach einer Stagnation im Vorjahr. Die Treibhausgasemissionen Deutschlands liegen damit um 31,7 Prozent unter dem Niveau des Jahres 1990. Parallel dazu sank der Primärenergieverbrauch Deutschlands um fünf Prozent. Er erreicht damit den niedrigsten Stand seit Anfang der 1970er-Jahre.
Agora Energiewende geht davon aus, dass der Rückgang bei den CO2-Emissionen nicht nachhaltig ist. Das Gros sei auf die milde Witterung im Winter zurückzuführen und den damit verbundenen niedrigeren Heizenergiebedarf. Patrick Graichen, Direktor von Agora Energiewende, erklärt: „Der Emissionsrückgang rückt auf den ersten Blick zwar das Klimaschutzziel 2020 in greifbare Nähe, doch schon der nächste durchschnittlich kalte Winter und kleinere konjunkturelle Veränderungen werden die positive Entwicklung wieder zunichtemachen.“ Nötig seien nachhaltige Klimaschutzmaßnahmen, insbesondere bei der Braunkohle sowie im Verkehrs- und Gebäudebereich. Ansonsten sind die Klimaschutzziele für 2020 und 2030 nach den Worten von Gaichen nicht zu erreichen.
(al)
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