[13.12.2013] Der Jahresumsatz des Mannheimer Energieunternehmens MVV ist erstmals auf über vier Milliarden Euro gestiegen. Allerdings: Das Stromgeschäft belastet das Ergebnis. MVV-Chef Georg Müller stellte Besserung für 2014/15 in Aussicht und lobte den Koalitionsvertrag.
Einen Rekordumsatz für das abgelaufende Geschäftsjahr 2012/13 meldete das Unternehmen MVV Energie auf seiner diesjährigen Bilanzpressekonferenz, die gestern (12. Dezember 2013) in Frankfurt stattfand. Erstmals seien die Erlöse über die Vier-Milliarden-Euro-Marke gesprungen. Der Gewinn nach Zinsen, Steuern und Anteilen anderer Aktionäre stieg im letzten Geschäftsjahr um sechs Prozent von 80 auf 85 Millionen Euro. Auch die Investitionen erreichten mit knapp 400 Millionen Euro eine neue Rekordmarke.
Sinkende Margen
Das waren die guten Nachrichten, die MVV-Vorstandschef Georg Müller verkündete. Denn das Mannheimer Energieunternehmen spürt die Auswirkungen des Umbaus des Energiesystems im Zuge der Energiewende und verzeichnet beim Gewinn vor Steuern (Adjusted EBIT) einen Rückgang um knapp sechs Prozent auf 210 Millionen Euro. Geschuldet sei dies vor allem den sinkenden Margen bei der Stromerzeugung. Dieses Problem werde MVV auch im laufenden Geschäftsjahr begleiten, so Müller. Das Unternehmen vermarkte seine eigene Stromerzeugung in Tranchen über mehrere Jahre. Damit erfolge die Vermarktung nun vollständig auf dem niedrigen Preis- und Spreadniveau. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet das Unternehmen daher bei einem weiter leicht steigenden Umsatz ein Adjusted EBIT zwischen 170 und 185 Millionen Euro.
Investitionen bringen Wachstum
Erst das Geschäftsjahr 2014/2015 bringe wieder ein ansteigendes operatives Ergebnis, so die Prognose von Müller. Hintergrund für den optimistischen Ausblick ist das in den vergangenen drei Jahren umgesetzte Investitionsprogramm des Mannheimer Energiekonzerns. Insgesamt drei Milliarden Euro investiert MVV Energie bis 2020 dabei in erneuerbare Energien, in Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung und die energetische Nutzung von Abfällen, in den Ausbau der umweltfreundlichen Fernwärme an allen Standorten sowie in die Modernisierung und Pflege von Netzen und Anlagen. Davon seien mehr als zwei Milliarden Euro bereits investiert oder entsprechende Investitionen beschlossen.
„Wir ernten bereits die ersten Früchte dieser Investitionen“, betonte der MVV-Chef. Das begrenze auch die negativen Auswirkungen der wirtschaftlich schwierigen Marktbedingungen. Ihre Ergebnisbeiträge könnten die Investitionen jedoch erst zeitversetzt leisten: „Ein neues Kraftwerk, wie die Abfallverwertungsanlage in Plymouth oder das Biomasse-Kraftwerk in Ridham Dock, liefert erst Ergebnis, wenn es den Regelbetrieb aufgenommen hat“, sagte Müller. Neben diesen beiden in Bau befindlichen Kraftwerksprojekten in Großbritannien verwies er auf die im vergangenen Geschäftsjahr erreichte Verdoppelung der Kapazitäten bei der Windkraft an Land von 73 auf 144 Megawatt sowie auf den Bau der beiden konzerneigenen Biomethananlagen. Einen Investitionsschwerpunkt im Bereich der Fernwärme und der Kraft-Wärme-Kopplung bildete der sukzessiv in Betrieb gehende Fernwärmespeicher auf dem Gelände des Grosskraftwerks in Mannheim, wo derzeit auch mit dem neuen Block 9 einer der modernsten Kohlekraftwerksblöcke in Europa entsteht.
Lob für Koalitionsvertrag
Mit Bezug auf die aktuelle politische Diskussion betonte Georg Müller, dass sich MVV Energie mit seinem Investitionsprogramm „seit Jahren ohne Wenn und Aber“ zum Umbau der Energieversorgung bekenne, bei dem erneuerbare Energien die Leitfunktion übernehmen. Es gehe nun um die zukunftsfeste Gestaltung des neuen Energiesystems, um auch künftig eine umweltfreundliche, sichere und bezahlbare Energieversorgung zu gewährleisten.
Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD zeige dabei in die richtige Richtung und stelle wichtige Weichen für die Energieversorgung der Zukunft, lobte Müller. Eine Große Koalition mit ihrer breiten Mehrheit in Bundestag und Bundesrat habe die historische Chance und Verpflichtung, diesen Umbau mit Mut zu Reformen und mit den Schwerpunkten auf den Ausbau der erneuerbaren Energien, auf den Klimaschutz und auf Energieeffizienz voranzutreiben. MVV erwarte von der neuen Regierung insbesondere eine schrittweise, tiefgreifende Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG), eine Stärkung der Kraft-Wärme-Kopplung und längerfristig einen technologieoffenen und wettbewerblichen Kapazitätsmarkt bei den für die Versorgungssicherheit unverzichtbaren konventionellen Kraftwerke.
Stabile Dividende
Deutliche Kritik äußerte Müller an den Vereinbarungen im Koalitionsvertrag zur Förderung von Offshore-Windkraft: „Hier wird die teuerste erneuerbare Energie zulasten anderer gefördert.“ Der MVV-Chef bezeichnete Windkraft an Land als Lokomotive der Energiewende, diese gelte es zu befeuern. Es sei zwar richtig, die Überförderung von Standorten im Norden zurückzunehmen. Es müsse aber möglich sein, auch weiterhin an windhöffigen Standorten im Süden der Republik Windparks zu bauen. Eine letzte gute Nachricht hatte Müller noch für die Anteilseigner: Die Dividende soll mit 90 Cente je Aktie stabil bleiben.
Alexander Schaeff
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