[31.1.2017] Energieversorger haben einen schwankenden Liquiditätsbedarf. Im stadt+werk-Interview erläutert Demier Schoof, Kundenberater bei der Bremer Landesbank, wie Energieversorger von saisonalen Kreditlinien profitieren können.
Herr Schoof, die Bremer Landesbank bietet eine Saisonfinanzierung für Energieversorger an. Was ist darunter zu verstehen?
Ein Klassiker im Bankenmarkt ist der Betriebsmittelkredit. Der Kunde hat ein komplettes Jahr lang die Möglichkeit, frei über einen eingeräumten Rahmen zu verfügen. Dafür zahlt er neben Sollzinsen für Inanspruchnahmen eine Bereitstellungsprovision, die auf den Teil der Summe entfällt, der nicht in Anspruch genommen wird. Bei der Saisonfinanzierung ist das Besondere, dass wir diese Linie nur für einen gewissen Zeitraum im Jahr zusagen und den Unternehmen nur für diesen Zeitraum Gebühren entstehen. Kunden optimieren damit ihre Liquiditätskosten.
Wieso ist eine Saisonfinanzierung besonders für Energieversorger geeignet?
Eine Saisonfinanzierung bietet viele Vorteile – und gerade Energieversorger benötigen nicht das gesamte Jahr über extern bereitgestellte Liquidität. Die meisten Unternehmen erhalten ihre Liquidität in festen monatlichen Abschlägen von ihren Kunden. Das führt dazu, dass sie im Sommer in der Regel einen Liquiditätsüberschuss haben, weil ihre Kunden konstant weiterzahlen. Daher ist es für Energieversorger sinnvoll, in dieser Zeit keine Provisionen für Liquiditätsreserven leisten zu müssen.
An welcher Stelle kann ein Liquiditätsengpass entstehen?
Energieversorger müssen beispielsweise Netze instand halten oder ausbauen, eventuell ein Kraftwerk modernisieren und in Generatoren oder Leitungen investieren. In Monaten, in denen die Abschlagszahlungen die Kosten nicht decken, kann dies zu einem Liquiditätsengpass führen. Wer viel Liquidität vor sich herschiebt, muss außerdem bei Banken mittlerweile Verwahrentgelte leisten. Im gegenwärtigen Negativzinsumfeld muss ein Energieversorger für Liquiditätspuffer auf Konten zahlen.
Wie berechnen Sie die Konditionen für den Kredit?
Die Unternehmen können in der Regel gut aufzeigen, wie sich ihre Liquiditätsbestände entwickeln. Gerade für die kälteren Monate machen sie eine gründliche Liquiditätsplanung. Daraus ermitteln wir einen Basiswert. Wir gehen davon aus, dass Wetter-Extremsituationen auftreten können und berücksichtigen einen Risikopuffer.
Wie kommt der Kunde an sein Geld?
Der Genehmigungsvorgang ist sehr schlank: Die Saisonfinanzierung wird wie ein normaler Kredit vorgetragen und dann jeweils für eine definierte Periode zugesagt. Die Zusage wird – sofern gewünscht – von Jahr zu Jahr bedarfsgerecht verlängert. In den meisten Fällen endet der Liquiditätsbedarf mit den Jahresendabrechnungen, die Energieversorger an ihre Kunden schicken. Wir schauen jedes Jahr gemeinsam mit dem Unternehmen darauf, wie Investitionen am besten finanziert werden können.
Gibt es Risiken bei der Saisonfinanzierung?
Es ist ein unproblematisches Vorgehen, weil der Energieeinkauf in direkter Beziehung zu dem steht, was die Verbraucher letztlich in der Jahresendabrechnung zahlen werden. Somit ist es kalkulierbar. Das Unwägbare sind schwankende Einkaufspreise, die jedoch in großen Teilen bei Bedarf über Preisanpassungen weitergegeben werden.
Interview: Alexander Schaeff
Schoof, Demier
Demier Schoof begann seine Laufbahn bei der Bremer Landesbank bereits als Auszubildender. Ein berufsbegleitendes Bankbetriebswirt-Studium schloss er an der Frankfurt School of Finance and Management ab. Seit einigen Jahren berät er Energieversorgungsunternehmen hinsichtlich individueller Finanzierungskonzepte.
http://www.bremerlandesbank.deDieser Beitrag ist in der Januar/Februar-Ausgabe von stadt+werk erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren. (Deep Link)
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Bildquelle: Bremer Landesbank