[8.4.2014] Die Infrastruktur für Elektromobilität befindet sich in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Umso vielversprechender erscheinen einige Pilot- und Forschungsprojekte, die auf der Hannover Messe 2014 präsentiert werden.
Tesla hat es vorgemacht: Wer in Besitz eines Elektrofahrzeugs des US-Unternehmens ist, kann über die so genannten Supercharger an mehreren Orten in Deutschland umsonst Strom tanken. Jetzt ziehen deutsche Unternehmen und Organisationen mit eigenen Konzepten nach. Auf der Hannover Messe (7. bis 11. April 2014) werden zurzeit mehrere Projekte präsentiert, welche den Aufbau eines flächendeckenden Netzes von Ladestationen in Deutschland voranbringen sollen: Im Projekt SLAM – Schnellladenetz für Achsen und Metropolen wollen unter anderem die Automobilhersteller BMW, Daimler, Porsche und VW sowie das Energieversorgungsunternehmen EnBW bis zum Jahr 2017 rund 400 AC- und DC-Schnellladesäulen aufstellen. Wie das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO mitteilt, können diese Stationen von allen Fahrzeugen mit dem europäischen Stecker-Standard Combined Charging System (CSS) genutzt werden. Das Aufladen der Batterien auf rund 80 Prozent der Gesamtkapazität dauere dabei nicht länger als eine halbe Stunde. Die neu aufgestellten Ladesäulen sollen zudem ein universelles Zugangs- und Abrechnungssystem erhalten. Sie könnten damit in ganz Deutschland einheitlich mit einer Karte, per App oder SMS genutzt werden. Darüber hinaus sollen die bisherigen Projekte der Nationalen Plattform Elektromobilität (NPE) integriert und zu einem kundenfreundlichen Netzwerk verknüpft werden. Die NPE ist ein Beratungsgremium der deutschen Bundesregierung zur Elektromobilität, das sich aus Vertretern der Industrie, Politik, Wissenschaft, Verbänden und Gewerkschaften zusammensetzt.
Wie sich die Wartedauer an einer Ladestation verkürzen lässt, zeigt indes ein Projekt des Fraunhofer IAO. Gemeinsam mit Verkehrsleitsystemhersteller Swarco hat es einen neuen Ansatz für Schnellladestationen entwickelt: In der ChargeLounge dürfen Kunden einen kostenfreien Kaffee genießen, im Netz surfen oder einfach nur entspannen. Die Ladezeit werde damit nicht mehr als Wartezeit empfunden, sondern könnte sogar geschäftlich genutzt werden: Ein in die ChargeLounge integrierter Arbeitsraum kann laut Fraunhofer IAO für Arbeitstreffen mit Geschäftspartnern und Kollegen gemietet werden. Bis zum Jahr 2020 wollen die Projektpartner knapp 1.000 ChargeLounges in den Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz errichten und damit laut dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel auch ein Gegengewicht zum Unternehmen Tesla bilden.
(ma)
http://www.chargelounge.dehttp://www.iao.fraunhofer.de
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Bildquelle: Fraunhofer IAO, Design: FURCH Gestaltung + Produktion GmbH