ERP-SoftwareDen Sprung wagen
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SAP S/4HANA hat alles an Bord, was in Zukunft wichtig sein wird.
(Bildquelle: Sergey Nivens/Fotolia.com)
Die Diskussion über die Nachfolge der aktuellen IT-Systeme von Marktführer SAP ist in vollem Gange. 2025 soll die Pflege der Enterprise Resource Planning (ERP) Software R/3 sowie der Branchenlösung IS-U eingestellt werden. Obwohl viele der für die Energieversorgungsunternehmen (EVU) wichtigen Fragen noch nicht beantwortet werden können, sollten die Vorbereitungen für den Umstieg bereits jetzt beginnen.
„Für die deutschen Energieversorger gibt es dabei gleich vier Hürden, die zu überwinden sind“, stellt Klaus Nitschke, Geschäftsführer des IT-Dienstleisters Cortility fest. Dazu zählt wie in anderen Industriebereichen die Einführung des neuen Datenbanksystems SAP HANA mit einer grundsätzlich neuen Architektur. Auch der Umstieg von dem langjährig eingesetzten SAP R/3 auf SAP S/4HANA unterscheidet sich bei Energieversorgern nicht wesentlich. Doch während in anderen Branchen die Geschwindigkeitsvorteile der neuen Datenbanktechnologie durch das so genannte In-Memory-Computing in den Geschäftsprozessen frühzeitig positive Effekte hervorbrachte, suchten Energieversorger lange nach Vorteilen für ihre Geschäftsmodelle. Beim In-Memory-Computing werden zum Beispiel Massendaten direkt im Arbeitsspeicher der Datenbank verarbeitet – das zeitaufwendige Abspeichern und Neuladen von Festplattenspeichern entfällt. Für die sinnvolle Nutzung von Big Data ist das eine Voraussetzung.
Hoher Entwicklungsaufwand
Noch entscheidender für den bislang seltenen Einsatz der zukünftigen Standard-Software in der Versorgungswirtschaft ist jedoch der Nachfolger der Branchen-Software SAP IS-U – hier geht es vor allem um die energiewirtschaftliche Verbrauchsabrechnung und Energielogistik. So hat die neue Lösung SAP S/4HANA Utilities noch nicht den Funktionsumfang der bisherigen Branchenlösung. Hinzu kommt der komplexe regulatorische Rahmen, der für Deutschland andere Prozesse als bei Energieversorgern weltweit erfordert. Der Entwicklungsaufwand ist hoch – die Anzahl der Kunden, welche die deutsche Ausprägung von Utilities einsetzen werden, vergleichsweise gering. Zugleich gibt es gravierende Veränderungen der gesetzlichen Regeln, zum Beispiel bei der Marktkommunikation. „Wie die Branchenlösung für die deutsche Energiewirtschaft später konkret ausgeprägt ist, ist heute in vielen Punkten noch nebulös“, erklärt Nitschke. Abwarten war daher bislang für viele in der Branche die Devise.
Orts- und geräteunabhängiger Zugriff
Während SAP R/3 und SAP IS-U von der Basis-Architektur her noch die Datenverarbeitung der 1990er-Jahre repräsentieren, haben SAP S/4HANA und die Hana-Datenbank alles an Bord, was in Zukunft wichtig sein wird: Sie sind gerüstet für Big Data, Blockchain, Internet of Things (IoT) und Machine Learning. Und neben der bisher üblichen On-Premise-Strategie – also dem Betrieb der Software auf eigenen Servern – ist Cloud Computing nicht nur möglich, sondern mit vielfältigen strategischen Wegen fester Bestandteil.
Mit der Nutzeroberfläche Fiori bietet SAP den Bearbeitern eine moderne Arbeitsumgebung in der heute üblichen Kacheloptik, die Schluss macht mit transaktionsorientierten und damit oft unübersichtlichen Arbeitsblättern. Die Software ist benutzerrollenorientiert an den Aufgaben des jeweiligen Sachbearbeiters ausgerichtet und soll ein intuitives Arbeiten ermöglichen. Außerdem ist ein orts- und geräteunabhängiger Zugriff auf die Systeme möglich.
Keine Zeit zum Abwarten
SAP Leonardo wiederum steht bereit, um die Unternehmen bei der digitalen Transformation ihrer Prozesse zu unterstützen. Die Lösung soll es ermöglichen, Innovationen und neue digitale Geschäftsmodelle schneller zu entwickeln, zu realisieren und auf den Markt zu bringen. „Das sind alles Herausforderungen, vor denen auch die deutschen Energieversorger stehen“, meint Cortility-Chef Klaus Nitschke.
„Wirklich Eile zum Umstieg besteht zwar akut nicht“, so Nitschke weiter. Bis 2025 würden die bestehenden Systeme von SAP gepflegt, Zeit zum Abwarten sieht er dennoch nicht: „Es geht um ein gravierendes Umstellungsprojekt, das tief in die Geschäftsprozesse eingreifen wird.“ Es bestehe die Gefahr, dass Unternehmen die Komplexität unterschätzten und am Ende wertvolle Zeit für strategische Aufgaben fehle. Zu bedenken sei zudem, dass die neuen Technologien Chancen zur Verbesserung der Kundenschnittstellen und Performance bieten, was neue Angebote und optimierte Prozesse ermögliche. Auch sei zu entscheiden, wie die künftige Cloud-Strategie aussehen soll. „Ich kann nur jedem Energieversorgungsunternehmen dringend raten, schnell in die Planungen für die Zukunft einzusteigen.“
Tendenz zur Standardisierung
Grundsätzlich wird sich der in der Energiewirtschaft bereits zu beobachtende Trend zur Prozessorientierung weiter verstärken. Dabei setzt SAP auf optimierte, standardisierte Prozesse statt unternehmensindividuelle Ausprägungen. Die Software wird also nicht mehr wie bisher umfangreich an die vorhandenen Prozesse angepasst, sondern die Unternehmen nutzen in Zukunft hochstandardisierte Prozesse. Das dient einerseits der Kosteneffizienz bei der Pflege und Aktualisierung der Systeme und ermöglicht andererseits den Einsatz in Cloud-Systemen. „Standardisierung ist eine Tendenz, die sich in der IT seit Längerem zeigt. Wesentliche Aufgabe für uns IT-Dienstleister wird daher sein, die Unternehmen an die Prozesse in den Cloud-Systemen heranzuführen und sie dabei zu unterstützen, ihre Geschäftsprozesse an diesen Rahmen anzupassen“, erklärt Nitschke.
Brownfield- oder ein Greenfield-Ansatz
Vor diesem Hintergrund erlangt die Grundsatzentscheidung, ob eher ein Brownfield- oder ein Greenfield-Ansatz gewählt werden soll, besondere Bedeutung. Hierunter werden die beiden Extreme verstanden, entweder das vorhandene System möglichst unverändert auf SAP S/4HANA zu bringen, um auch nach 2025 die Wartung durch SAP sicherzustellen. Oder quasi auf der grünen Wiese ein komplett neues SAP S/4HANA-System zu schaffen. Hierbei werden die Geschäftsprozesse konsequent an die neuen Möglichkeiten der ERP-Software angepasst und die eigene Prozesslandschaft grundlegend verschlankt sowie re-standardisiert. Durch diesen Ansatz sollen die Innovationen, die mit der SAP S/4HANA-Technologie zur Verfügung gestellt werden, bestmöglich genutzt werden.
Dieser Beitrag ist im Juni Sonderheft 2019 von stadt+werk zur Digitalisierung der Energiewirtschaft erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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