Montag, 23. Dezember 2024

Gas-AlarmstufeWeitere Maßnahmen nötig

[24.06.2022] VKU und BDEW halten nach Ausrufung der zweiten Alarmstufe des Notfallplans Gas weitere Maßnahmen für nötig. Insbesondere die Preisweitergabe hätte enorme Auswirkungen auf Endkunden.

Das Bundeswirtschaftsministerium hat am 23. Juni 2022 die zweite Alarmstufe des Notfallplans Gas ausgerufen. „Richtig ist, dass zeitgleich mit der Ausrufung der Alarmstufe nicht auch sofort die Preisweitergabe aktiviert wurde. Die Preisweitergabe muss wie bisher vorgesehen dringend angepasst werden. Würde diese wie im gerade beschlossenen Gesetz jetzt aktiviert werden, hätte dies drastische Auswirkungen auf die Verbraucher. Zudem könnten die dadurch entstehenden Belastungen je nach Anteil russischen Gases in den Lieferverträgen für einzelne Kunden extrem unterschiedlich hoch ausfallen“, erklärt Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU). Aus Sicht der Kommunalwirtschaft muss der Instrumentenkasten zur Bewältigung der Herausforderungen jetzt dringend erweitert werden. Denn besser als die bloße Preisweitergabe wäre, wie vom VKU wiederholt gefordert, eine Abschirmung der bestehenden Preise schon auf der Importstufe. Damit würden die betroffenen Händler und Versorgungsunternehmen in die Lage versetzt, ihre Lieferverpflichtungen zu den vereinbarten Konditionen aufrecht zu erhalten. Dies verhindert einen Dominoeffekt in den nachgelagerten Wertschöpfungsstufen und vermeidet eine unterschiedliche Betroffenheit von Endkunden.
„Unabhängig davon brauchen wir jetzt dringend Regelungen zur Abschirmung und Liquiditätssicherung sowie ein Insolvenzmoratorium auch für kommunale Unternehmen. Mit der Aktivierung der Preisweitergabe kämen für die Stadtwerke zu den bereits bestehenden weitere enorme Unsicherheiten hinzu: Im Fall einer bloßen Preisweitergabe drohen bis zum rechtssicheren Vollzug enorme Liquiditätsrisiken“, so Liebing weiter. Zudem sei mit erheblichen Zahlungsausfällen bei den Endkunden zu rechnen. Darüber hinaus fehle bei der Preisweitergabe eine analoge und praktikable Regelung für Fernwärme und Gasverstromung, notfalls aber mindestens wirtschaftliche Hilfen für die Betreiber.
„Um den Gasverbrauch in Deutschland zu senken, wird die Stromerzeugung aus Gas im Bedarfsfall reduziert. Als Ersatz sollen Kohlekraftwerke aus der Netz- und Sicherheitsreserve und solche, die im Rahmen des Kohleausstiegs dieses oder im kommenden Jahr aus dem Markt ausgeschieden wären, in Betriebsbereitschaft versetzt werden. So können Stein- und Braunkohle-Kraftwerke in einem begrenzten Zeitraum wieder Strom erzeugen, um mögliche Mindermengen aus Gaskraftwerken auszugleichen“, erklärt Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Wie sich die Ausrufung der Alarmstufe auf die Endkundenpreise auswirken wird, lasse sich derzeit noch nicht genau abschätzen. Klar sei, dass aufgrund des ohnehin sehr hohen Börsenpreisniveaus der Druck auf die Gaspreise weiter steigen werde. Bei erheblich reduzierten Gesamtimportmengen nach Deutschland kann die Situation eintreten, dass Gasversorger nicht die langfristig gekauften Gasmengen erhalten, sondern zu den aktuell sehr hohen Großhandelspreisen Ersatz beschaffen müssen. „Es besteht dann das Risiko, dass Energieversorger diese dann extrem teuren Zukäufe finanziell nicht mehr stemmen können und letztlich die Gewährleistung der Energieversorgung bedroht wäre. Die Preis-Entwicklung muss daher weiterhin sehr aufmerksam beobachtet werden. Die Handlungsfähigkeit der Unternehmen muss bei Bedarf sehr kurzfristig gesichert werden können, damit sie die erforderlichen Gasmengen trotz extrem steigender Börsenpreise beschaffen und liefern können“, so Andreae weiter.



Stichwörter: Erdgas, BDEW, Gaskrise, VKU


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Erdgas
Das Bild zeigt die Gasflamme eines Herds.

Mannheim: MVV legt das Gasnetz still

[11.11.2024] Das Mannheimer Energieunternehmen MVV plant den Ausstieg aus der Gasversorgung bis 2035. Die Bürgerinnen und Bürger sollen umfassend beraten werden, um frühzeitig auf zukunftsfähige Heizlösungen umzusteigen. mehr...

LNG aus Abu Dhabi: Vertragsunterzeichnung zwischen EnBW und der Abu Dhabi National Oil Company.

EnBW: LNG aus den Emiraten

[10.05.2024] Die Abu Dhabi National Oil Company wird die EnBW ab 2028 mit verflüssigtem Erdgas beliefern. Einen entsprechenden Vertrag haben die Unternehmen jetzt unterzeichnet. mehr...

Die Fertigstellung der EWE-Zukunftsleitung wurde mit einem Festakt gewürdigt.

EWE: Zukunftsleitung in Betrieb genommen

[02.04.2024] Innerhalb von nur 22 Monaten hat das Unternehmen EWE eine 70 Kilometer lange Erdgasleitung realisiert und an das LNG-Terminal in Wilhelmshaven angebunden. Bereits ab 2028 könnte die Leitung wesentlicher Bestandteil des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes werden. mehr...

Öko-Institut: Erdgasverbrauch drastisch senken

[27.02.2024] Eine neue Studie des Öko-Instituts fordert, den Erdgasverbrauch in Deutschland schnell zu senken, um die Klimaziele zu erreichen. mehr...

evm hat das Projekt Erdgasumstellung abgeschlossen.

evm: Erdgasnetz auf H-Gas umgestellt

[20.12.2023] Alle Gasgeräte im Versorgungsgebiet der evm wurden von L- auf H-Gas umgestellt. Das bisher größte Infrastrukturprojekt des Unternehmens kostet rund 85 Millionen Euro. mehr...

Trianel Gaskraftwerk Hamm erhält jetzt nächstes Leistungsupgrade.

Hamm: Gaskraftwerk erhält Upgrade

[31.08.2023] Der zweite Block des Trianel Gaskraftwerks in Hamm geht jetzt in Revision. Danach soll es über mehr Leistung und einen höheren Wirkungsgrad verfügen. mehr...

BDEW: Neues Fundament für Erdgas

[31.08.2023] Ein Jahr nach dem russischen Gaslieferstopp zieht der BDEW ein positives Fazit: Die Gasversorgung sei erfolgreich auf ein neues Fundament gestellt worden. mehr...

Zukunft Gas: Stellungnahme des Verbands

[01.08.2023] Der Verband Zukunft Gas wehrt sich gegen Vorwürfe, Erdgas als klimafreundlichen Energieträger zu bewerben. Eine Stellungnahme. mehr...

Klima-Bündnis: Keine Zukunft für Gas

[31.07.2023] Mit dem Aufruf „Unsere Stadtwerke raus aus der Gaslobby!“ will das Klima-Bündnis Deutschland die kommunalen Mitgliedsunternehmen von Zukunft Gas zum Austritt aus dem Verband bewegen. mehr...

Gasmarkt-Studie: Bedeutung von LNG steigt

[06.03.2023] Das EWI hat untersucht, wie sich die globalen Gasmärkte bis 2035 entwickeln werden. Die Forscher gehen davon aus, dass die Gaspreise wieder sinken und Norwegen und die USA die wichtigsten Gaslieferanten für Europa werden. mehr...

Baden-Württemberg: Biogas statt Erdgas

[10.10.2022] Biogasanlagen im Südwesten könnten durch Leistungssteigerung dank flexibler Einsatzzeiten Erdgas in Teilen schnell ersetzen, so eine Berechnung der Plattform EE BW. mehr...

enervis: Atomkraft spart Gas

[30.09.2022] Nach einer enervis-Studie erhöht der AKW-Weiterbetrieb die Versorgungssicherheit und reduziert den Gasverbrauch. mehr...

LNG-Terminal (3D-Darstellung): Vor allem die USA werden Flüssiggas nach Europa liefern.

EWI-Studie: Erdgas aus den USA muss es richten

[23.09.2022] Eine EWI-Studie betrachtet die Folgen ausbleibender Gasmengen aus Russland auf die globalen Gasmärkte bis 2030. Flüssigerdgas aus den USA hat demnach das größte Potenzial für Lieferungen nach Europa. mehr...

Das Trianel Gaskraftwerk in Hamm wird jetzt einer Revision unterzogen.

Hamm: Gaskraftwerk erhält Leistungs-Upgrade

[02.09.2022] Das Trianel Gaskraftwerk in Hamm wird nach 15 Jahren Betrieb jetzt technisch überprüft. Im Zuge der Revision soll die Leistung des Kraftwerks gesteigert und am Einsatz von Wasserstoff gearbeitet werden. mehr...

Der Brunsbütteler Elbehafen wird zum Standort für ein schwimmendes Flüssiggasterminal.

Brunsbüttel: Zeitplan für Flüssiggasterminal steht

[25.07.2022] Im Elbehafen Brunsbüttel in Schleswig-Holstein wird künftig ein schwimmendes Flüssiggasterminal dazu beitragen, die Gasversorgung in Deutschland zu sichern. Bereits zum Jahreswechsel 2022/2023 soll es den Betrieb aufnehmen. 
  mehr...