Greenpeace-StudieVorrang für Atomstrom?
Mehr als die Hälfte des Jahres 2017 durften norddeutsche Windkraft- und Solaranlagen keinen Strom produzieren, während Atomkraftwerke in ihrer Nähe weiterliefen. Dies ergab eine aktuelle Untersuchung des Analyseinstituts Energy Brainpool im Auftrag von Greenpeace Energy. Marcel Keiffenheim, Leiter Politik und Kommunikation bei Greenpeace Energy, sagt: „Eigentlich müssten laut gesetzlichem Einspeisevorrang für erneuerbare Energien bei Netzengpässen zunächst die AKWs herunterfahren.“
An fast 5.000 Stunden im vergangenen Jahr wurden jedoch nicht sie, sondern Windparks und Solarkraftwerke in ihrer Nähe ausgebremst, stellten die Experten von Energy Brainpool fest. Hunderte Erneuerbare-Energien-Anlagen mit zusammen durchschnittlich 455 Megawatt Leistung seien betroffen gewesen. Dadurch seien 2.175 Gigawattstunden Ökostrom verloren gegangen, für die den Betreibern Entschädigung zustehe. Die Kosten dieser Abregelungen von erneuerbaren Energien dürften sich laut Greenpeace Energy allein im vergangenen Jahr auf knapp 200 Millionen Euro belaufen.
Anlass für die Untersuchung war laut Greenpeace Energy, dass bis Ende Juni die Novelle des Atomgesetzes im Bundestag beraten wird. Darin soll unter anderem geregelt werden, ob so genannte Reststrommengen von Atomkraftwerken, die nicht mehr in Betrieb sind, auf andere Meiler übertragen werden dürfen, um diese länger laufen zu lassen. „Der Gesetzgeber muss dringend dafür sorgen, dass künftig keine Strommengen auf AKWs im Netzausbaugebiet übertragen werden dürfen“, fordert Marcel Keiffenheim. „Andernfalls verschärfen sich die Stromengpässe im Norden und vor allem Ökostromanlagen müssten noch öfter abgeschaltet und entschädigt werden.“
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