InterviewVolle Unterstützung für Holzenergie
Herr Staatsminister Aiwanger, im Freistaat wurde im Frühjahr der Pakt Holzenergie Bayern geschlossen. Welche konkreten Ziele verfolgt der Pakt?
Bayern ist ein Wald- und Holzland. Im Freistaat stehen pro Hektar die größten Holzvorräte Europas. Der Rohstoff Holz ist damit von großer Bedeutung. Die Unterzeichner des Pakts Holzenergie Bayern stehen zu dem Ziel, die Holzverwendung verstärkt in Richtung langlebiger Holzprodukte zu entwickeln. Bayern trägt rund ein Drittel zur gesamten Wärmebereitstellung aus fester Biomasse in Deutschland bei. Aus Sicht der bayerischen Staatsregierung ist eine klima- und umweltschonende, nachhaltige Nutzung von Holz zur Energieerzeugung eine bedeutende Säule der Energiewende in Bayern. Energieholz ist ein vor Ort verfügbarer, erneuerbarer Energieträger. Auf Bundes- und EU-Ebene brauchen wir die volle Unterstützung für die Holzenergie, um deren Potenziale für die Energiewende nutzen zu können. Daher hat es sich die Bayerische Staatsregierung zur Aufgabe gemacht, gemeinsam mit den Interessenvertretungen der Waldbewirtschafter, der Energieholzbranche sowie den Kommunen und Bürgern die energetische Nutzung von Holz zu stärken und weiterzuentwickeln — insbesondere im Rahmen der Wärmewende.
Welchen Beitrag leistet die Holzenergie zur Energiewende in Bayern und welche Rolle spielt dabei die nachhaltige Waldbewirtschaftung?
Im Jahr 2023 hat Holzenergie mit mehr als 70 Prozent zur Bereitstellung der Wärme aus erneuerbaren Energien in Bayern beigetragen. Neben der multifunktionalen, nachhaltigen Bewirtschaftung wird der bevorstehende Baumartenwechsel zur Anpassung der Wälder an ein wärmeres Klima die Rohstoffverfügbarkeit deutlich erhöhen. Neben der energetischen ist auch die stoffliche Nutzung von Holz unverzichtbar, wie zum Beispiel in der Bayerischen Bioökonomiestrategie „Zukunft.Bioökonomie.Bayern.“ beschrieben.
Wie schätzen Sie das Potenzial der Holzenergie im Vergleich zu anderen erneuerbaren Energiequellen in Bayern ein?
Holz ist vor Ort verfügbar und erneuerbar. Die Wärme ist speicherbar und damit grundlastfähig. Außerdem sparen wir durch die Verwertung von Holz fossile Energieträger ein. Es gilt allerdings, die erneuerbaren Energien nicht gegeneinander auszuspielen. Wir sehen zum Beispiel auch die moderne Holzenergie für die Wärmeversorgung von Einzelgebäuden mit Biomasseheizungen, in denen Holzenergie mit anderen erneuerbaren Energieträgern kombiniert wird. Insgesamt brauchen wir das Zusammenspiel aller erneuerbarer Energien, denn sie alle haben spezifische Stärken. Bei der Photovoltaik sind wir in Bayern deutschlandweit führend, bei Wind sehen wir aktuell eine große Anzahl an neuen Genehmigungsanträgen. Wasserkraft und Biogas sind hier im Freistaat besonders stark aufgestellt.
Welche Maßnahmen sieht der Pakt vor, um die Nutzung von Holz als nachhaltige Energiequelle weiter zu fördern?
Mit dem Pakt stärken wir den Ausbau der effizienten und nachhaltigen Holzenergienutzung bei der Wärmeerzeugung und Bereitstellung von Wärmeenergie in Wärmenetzen auch in Kombination mit anderen erneuerbaren Energieträgern. Hier liegt der Fokus auf Kommunen im ländlichen Raum. Außerdem treibt der Pakt die Holzenergie bei der Bereitstellung von Prozesswärme in Gewerbe- und Industrieunternehmen voran, insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen. Einzelgebäude können mit Holz geheizt werden – wobei wir hier auch stark auf so genannte Hybridheizungen schauen, also solche, in denen Holzenergie mit anderen Erneuerbaren kombiniert wird. Auch bei der gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung in Holzvergaser-Blockheizkraftwerken setzt der Pakt an. Wir bieten Know-how und Networking auf Fachveranstaltungen bei Akteuren vor Ort, im Rahmen des Südbayerischen Forums Holzenergie, auf regionalen Fachveranstaltungen unter anderem von C.A.R.M.E.N. und dem Projekt LandSchafftEnergie+ und treiben Projekte und Initiativen auf lange Sicht voran, die dem Austausch der zentralen Akteure dienen. Wir stellen auf breiter Basis Erfahrungswerte zusammen, informieren Kommunen, Unternehmen sowie Vertreter der Forst- und Holzwirtschaft. Wir erweitern bedarfsgemäß das erfolgreiche bayerische Förderprogramm BioWärme Bayern und stärken das bayerische Fachnetzwerk Holzenergie, um auch zur weiteren Effizienz der Energieholznutzung und technischen Modernisierung beizutragen.
„Holzenergie ist eine wirtschaftliche Option.“
Welche Rolle spielen die Kommunen in Bayern beim Ausbau der Holzenergie, und wie können sie konkret zur Umsetzung der Ziele des Pakts beitragen?
Gerade den Kommunen vor Ort kommt jetzt mit der Wärmeplanung eine besondere Verantwortung zu. Sie sind es, die die Bürger informieren und mit Fakten zu Potenzialen, Möglichkeiten und Umweltwirkungen transparent und offen beraten. Mit den Maßnahmen im Holzpakt Bayern unterstützen wir die Kommunen: zum Beispiel mit den Fachveranstaltungen vor Ort und dem Wissen über die Forstwirtschaftlichen Vereinigungen sowie dem Verein C.A.R.M.E.N. und dem Projekt LandSchafftEnergie+.
Welche Herausforderungen sehen Sie im Hinblick auf den Umweltschutz und die Nachhaltigkeit?
Insbesondere vor dem Hintergrund des Klimawandels müssen die Wälder umgebaut werden – also dort, wo sich etwa die Fichte auf lange Sicht nicht hält, einen klimatoleranten Mischwald entwickeln. Das heißt, dass in den kommenden Jahren viel Holz anfallen wird. Zentral für die energetische Nutzung von Holz ist aber auch die erfolgreiche Weiterentwicklung. Wir beabsichtigen das bayerische Fachnetzwerk für die Holzenergie durch gemeinsame Veranstaltungen und Aktivitäten zu erweitern und zu stärken. Langfristig wollen wir die Effizienz der Energieholznutzung mit möglichen technischen Modernisierungen weiter steigern und gleichzeitig Umweltauswirkungen – zum Beispiel durch Staubemissionen – reduzieren.
Welche Unterstützung bietet der Freistaat Bayern den Waldbesitzern und der Forstwirtschaft?
Die Bayerische Staatsregierung unterstützt die Waldbesitzer und die Forstwirtschaft mit ihren zahlreichen Ämtern und Instituten im Bereich der Waldbewirtschaftung und der Waldnutzung bereits seit vielen Jahren. Waldbesitzer werden durch verschiedene Förderungen unterstützt. Das Bayerische Wirtschaftsministerium fördert bereits seit Jahren Biomasseheizwerke und seit 2023 über das Förderprogramm BioWärme Bayern Biomasseheizwerke mit einer Nennwärmeleistung von mindestens 60 Kilowatt und zugehörige Wärmenetze. Aufgrund des großen Erfolgs setzen wir uns dafür ein, dass das Programm mit einer Mittelausstattung in Höhe von zehn Millionen Euro wie bisher fortgeführt wird.
Wie kann sichergestellt werden, dass Holzenergie auch langfristig eine nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Option bleibt?
Die energetische Holznutzung ist eine wichtige Säule für die Wertschöpfung im ländlichen Raum. Sie ist elementarer Teil einer dezentralen Selbstversorgung mit erneuerbarer Energie. Besonders für den Kleinprivatwald ist die Energieholznutzung ein wichtiger Antrieb, den Wald zu erhalten und zu pflegen. Aber auch im Bereich der Wärmeversorgung in Kombination mit anderen Erneuerbaren ist und bleibt Holzenergie eine wirtschaftlich tragfähige Option.
Wie werden die Fortschritte und Erfolge des Pakts gemessen und bewertet?
Die Ziele des Pakts Holzenergie Bayern sollen mit den Unterzeichnern regelmäßig besprochen, überprüft und weiter vorangetrieben werden.
Wien/Berlin: Gemeinsam für die urbane Energiewende
[09.12.2024] Bei den Vienna Science Days in Berlin trafen sich Ende November Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft, um über die Herausforderungen der Energiewende und Dekarbonisierung in Großstädten zu diskutieren. Im Fokus standen die Zusammenarbeit zwischen Wien und Berlin. mehr...
Monitoringbericht: Energiemarkt in Bewegung
[09.12.2024] Der aktuelle Monitoringbericht von Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur zum Strom- und Gasmarkt zeigt: Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien steigt, konventionelle Kraftwerke bleiben aber unverzichtbar. Und: Sinkende Strom- und Gaspreise entlasten die Verbraucher. mehr...
KWKG: Bundestag berät über Verlängerung
[09.12.2024] Ein Antrag der CDU/CSU-Bundestagsfraktion sieht vor, die Geltungsdauer des KWK-Gesetzes bis zum 31. Dezember 2030 zu verlängern. Der Bundestag hat jetzt erstmals darüber beraten. Unterstützung für die Initiative der Unionsfraktion kommt aus der Energiewirtschaft. mehr...
BMWK: Bioenergiepaket soll Anreize schaffen
[09.12.2024] Die Flexibilität und Planungssicherheit für Biogasanlagen sollen verbessert werden. Dazu hat das Bundeswirtschaftsministerium ein Bioenergiepaket vorgelegt. Der Entwurf zur Änderung des EEG 2023 ist allerdings noch nicht innerhalb der Bundesregierung abgestimmt. mehr...
SAENA: Neues Umfragetool
[04.12.2024] Die SAENA bietet jetzt für die finanzielle Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger Umfragetools und Workshops an. mehr...
Saarland: Förderprogramm für Straßenbeleuchtung
[02.12.2024] Das saarländische Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie fördert jetzt mit dem neuen Programm ZEP-Kommunal die Umrüstung von Straßenbeleuchtungen in Kommunen auf LED-Technologie. mehr...
Kraftwerkssicherheitsgesetz: Die Politik ist gefordert
[25.11.2024] Ein Referentenentwurf für ein Kraftwerkssicherheitsgesetz liegt vor, berichten Medien. Er sieht neben neuen Regelungen für wasserstofffähige Gaskraftwerke auch eine Verlängerung des Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes vor. Der BDEW betont den dringenden Handlungsbedarf für die Energieversorgung. mehr...
Projekt PaDiSo: Tipps für die lokale Energiewende
[14.11.2024] Forscherinnen des Projekts PaDiSo haben Handlungsempfehlungen für deutsche Kommunen entwickelt, um sie bei der Gestaltung eines klimaneutralen Energiesystems zu unterstützen. Ziel ist es, kommunalen Akteuren praxisnahe Instrumente und Strategien an die Hand zu geben. mehr...
Energieministerkonferenz: Der Geist von Brunsbüttel
[11.11.2024] Die Energieministerkonferenz in Brunsbüttel hat mit der „Brunsbütteler Erklärung“ einen deutlichen Appell an die Bundesregierung verabschiedet: Die Ministerinnen und Minister fordern spürbare Entlastungen bei den Strompreisen, eine zügige Umsetzung der Gesetze und eine klare Strategie für erneuerbare Energien und Biomasse. mehr...
BDEW: Energiebranche besorgt über Ampel-Aus
[07.11.2024] Nach dem Bruch der Ampelkoalition warnt der BDEW vor den Folgen für die Energiepolitik. Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, mahnt schnelles und einvernehmliches Handeln an. mehr...
Bundesregierung: KRITIS-Dachgesetz beschlossen
[07.11.2024] Die Bundesregierung hat den Entwurf des KRITIS-Dachgesetzes beschlossen. Bundesinnenministerin Nancy Faeser betont die Notwendigkeit des Gesetzes, um Deutschland widerstandsfähiger gegen Krisen und Katastrophen zu machen. mehr...
Frankfurt am Main: Energiezukunft gemeinsam gestalten
[05.11.2024] Bei einer Veranstaltung der Mainova diskutierten Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef und Hessens Wirtschaftsminister Kaweh Mansoori über den geplanten Ausbau der Strom- und Wärmenetze in Frankfurt. mehr...
Energieblogger: Energiewende in Krisenzeiten
[05.11.2024] Wie kann man Menschen trotz globaler Krisen und Konflikte für die Energiewende gewinnen? Mit dieser Frage beschäftigt sich das 12. Barcamp Renewables Mitte November in Kassel. mehr...
Stuttgart: Status zur Wärmeplanung
[30.10.2024] Die Landeshauptstadt Stuttgart plant bis 2035 eine klimaneutrale Wärmeversorgung und erhält Unterstützung durch das Regierungspräsidium. In einer Ausschusssitzung berichteten Verantwortliche über den Status und die Herausforderungen dieser nachhaltigen Wärmeplanung. mehr...