Freitag, 11. Oktober 2024

Klimaschutzplan 2050Verbindliche Ziele gefordert

[05.10.2016] Politik und Verbände haben ihre Stellungnahmen zum Klimaschutzplan 2050 abgegeben. Einig sind sich alle darin, dass mehr Verbindlichkeit und klare Ziele vonnöten sind.
Umwelt- und Energieverbände fordern konkrete Maßnahmen und verlässliche Rahmenbedingungen für den Klimaschutz.

Umwelt- und Energieverbände fordern konkrete Maßnahmen und verlässliche Rahmenbedingungen für den Klimaschutz.

(Bildquelle: Rainer Sturm  / pixelio.de)

Das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg geht mit dem Klimaschutzplan 2050 des Bundes hart ins Gericht. So fordert der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Bündnis 90/Die Grünen): „Nur mit einem verbindlichen Fahrplan zum Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Kraftstoffe und zum Umstieg auf erneuerbare Energien und verbesserter Energieeffizienz kann Deutschland einen wirksamen Beitrag zum Klimaschutz leisten.“ Genau das lässt der Entwurf Untersteller zufolge jedoch vermissen. So werde erneut die Chance verspielt, einen klaren gesetzlichen Entwurf für den Klimaschutz zu schaffen. Auf insgesamt 15 Seiten bewertet das baden-württembergische Umweltministerium den Klimaschutzplan, der in seiner ursprünglichen Fassung wesentlich besser gewesen sei. Untersteller: „Der Ursprungsentwurf ist leider in ganz wesentlichen Punkten aufgeweicht worden, das weckt Zweifel an der Ernsthaftigkeit, mit der die Bundesregierung den Klimaschutz angeht. Wer sich wie die Bundesregierung für die Unterschrift unter den Weltklimavertrag feiern lässt, sollte den Mumm haben, konkrete Taten folgen zu lassen.“ Entsprechend fordert Untersteller konkrete Maßnahmen für die Bereiche erneuerbare Energien, Ausstieg aus der Kohleverstromung, klimafreundliches Bauen und Wohnen sowie Verkehr und Industrie. Hier müsse die Bundesregierung dringend nacharbeiten. Auch die Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch warnt davor, dass das Kabinett am Ende einen weitgehend wirkungslosen Klimaschutzplan 2050 verabschiedet oder ein solcher sogar ganz scheitert. „Kurz vor dem Beginn der deutschen G20-Präsidentschaft zum Jahresende wäre das ein verheerendes Signal“, sagt Christopher Bals, Politischer Geschäftsführer von Germanwatch, und erläutert: „Während der eigenen Präsidentschaft will die Bundesregierung von allen G20-Staaten erreichen, dass diese bis 2018 ambitionierte Klimaschutzstrategien bis 2050 vorlegen. Das ist schwierig, wenn der eigene Plan nicht ambitioniert ist.“ Die Anhörung habe bislang gezeigt, dass auch viele Akteure der Wirtschaft ambitionierte Schritte zum Erreichen der Klimaziele von Paris sowie Sektorziele fordern, die dann wiederum neue Geschäftsmodelle ermöglichen sollen.

VKU dringt auf Dekarbonisierungskonzept

Auch der Verband kommunaler Unternehmen (VKU) fordert klare politische Rahmenbedingungen und ein Konzept zur Dekarbonisierung der Energiewirtschaft. VKU-Hauptgeschäftsführerin Katherina Reiche macht deutlich: „Die Energiewirtschaft als größter Emittent ist sich ihrer Verantwortung für die Umsetzung der Klimaziele bewusst und hat die damit verbundenen Herausforderungen angenommen.“ Um das Energiesystem sukzessive von fossilen auf erneuerbare Energieträger umzubauen, brauche es jedoch verlässliche Rahmenbedingungen. Diese fehlten im Moment. Der Emissionshandel müsse zwar das zentrale Instrument bleiben, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren, bis dieser aber Investitionen in klimafreundliche Technologien auslöse, vergehe Zeit. Reiche: „Die Bundesregierung sollte deshalb zeitnah mit allen betroffenen Akteuren zusammenkommen und ein Konzept für die Dekarbonisierung unserer Wirtschaft erarbeiten. Planungssicherheit ist eine grundlegende Voraussetzung für die dringend benötigten Investitionen.“ Auch müsse Klimaschutz ganzheitlich und sektorübergreifend gedacht werden. „Kommunen sind dafür zentrale Akteure. Sie arbeiten daran, die Bereiche Strom, Wärme, Wasser und Abwasser, Entsorgung sowie Verkehr zu vernetzen, gemeinsame Infrastrukturen aufzubauen und dadurch Synergien zu heben“, so Reiche. Insbesondere im Bereich der Fernwärme gebe es aus Sicht des VKU noch Potenzial, das stärker genutzt werden soll. Reiche bekräftigt: „Es gibt keine Energiewende ohne Wärmewende.“ Eine Präzisierung des Stromeinsatzes im Wärmemarkt und eine größere Beachtung der tiefengeothermischen Potenziale bei der Fernwärmeversorgung fordert indessen der Bundesverband Geothermie. Dessen Präsident Erwin Knapek bemängelt, dass die Geothermie bislang zu wenig Beachtung im Entwurf des Klimaschutzplans findet und fordert ein Erkundungsprogramm für Tiefe Geothermie, das durch die Bundesregierung initiiert werden soll. Der Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung (B.KWK) begrüßt die im Klimaschutzplan verankerte Sektorenkopplung. Diese müsse jedoch ganzheitlich betrachtet werden, was bedeute, dass auch Effizienzmaßnahmen zur Senkung des Primärenergieeinsatzes realisiert werden müssten. Dies werde durch den Einsatz von KWK-Anlagen mit sektorübergreifender Wärmenutzung möglich. Die Einordnung von KWK als Übergangstechnologie sieht der B.KWK hingegen kritisch. Auch müsse der Bestandsschutz für KWK-Anlagen über das Jahr 2017 hinaus vollständig erhalten bleiben. Die Meilensteine des Jahres 2030 mit einem KWK-Anteil an der Stromerzeugung von 120 Terawattstunden bezeichnet der Verband hingegen als nicht sonderlich ambitioniert. Es werde jedoch ein Zubau prognostiziert, der zumindest für Gas-KWK ab 2030 eine langfristige Perspektive aufzeige. Da die Kraft-Wärme-Kopplung später überwiegend mit erneuerbaren Energieträgern Strom und Wärme hocheffizient erzeugen werde, könne sie auch nicht als Übergangstechnologie eingeordnet werden.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Das Bild zeigt das Zeichen H2 für Wasserstoff, das in einer Flüssigkeit schwimmt.

Rheinland-Pfalz: Potenzialregionen für Wasserstoff

[08.10.2024] Eine aktuelle Studie des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität zeigt, dass es in Rheinland-Pfalz vielversprechende Regionen für die Produktion von grünem Wasserstoff gibt. mehr...

Foto der Sprecher der Pressekonferenz zur Gründung der EnergieRegion Göttingen GmbH.

Regionale Zusammenarbeit: EnergieRegion Göttingen gegründet

[08.10.2024] Mit der Gründung der EnergieRegion Göttingen soll der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben werden. Die Gesellschaft, an der Stadt, Landkreis, Stadtwerke und EAM beteiligt sind, schafft die Grundlage für eine nachhaltige Energieversorgung. Bürger und Kommunen können sich aktiv beteiligen. mehr...

Das Bild zeigt Arbeiter auf einem Strommast.

ÜNB: Netzentgelte vorläufig festgelegt

[07.10.2024] Die deutschen Übertragungsnetzbetreiber haben die vorläufigen Netzentgelte für das Jahr 2025 bekannt gegeben. Das durchschnittliche Netzentgelt steigt um 3,4 Prozent und liegt im kommenden Jahr bei 6,65 Cent pro Kilowattstunde. mehr...

Energy Sharing: Deutschland vor dem Durchbruch?

[07.10.2024] Ein neuer Gesetzesentwurf weckt nun die Hoffnung, dass Energy Sharing auch in Deutschland bald Realität werden könnte. Über die Hürden und Chancen von Energy Sharing diskutieren Expertinnen und Experten auf der diesjährigen Online-Konferenz von Exnaton am 8. Oktober. mehr...

Mehr als jede zweite in Deutschland verbrauchte Kilowattstunde Strom stammt aus erneuerbaren Energien.

BDEW/ZSW: Solarenergie geht voran

[04.10.2024] In den ersten drei Quartalen 2024 deckten erneuerbare Energien rund 56 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland, das sind vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Vor allem die Solarenergie konnte deutlich zulegen. mehr...

NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur betonte die Bedeutung der kommunalen Beteiligung.

Kommunalkongress NRW: Klimaschutz als Zukunftsinvestition

[01.10.2024] Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen stehen vor der Herausforderung, Klimaschutzmaßnahmen trotz knapper Kassen zu finanzieren. Auf dem Kommunalkongress NRW 2024 diskutierten Vertreter aus Politik und Verwaltung Lösungsansätze wie Investitionen in Erneuerbare-Energien-Projekte und Energiesparmaßnahmen. mehr...

Modellprojekt „Klima trifft Kommune“: In Osterburg entscheiden die Bürger über Klimaschutzmaßnahmen.

Osterburg: Bürgerentscheid zum Klimaschutz

[20.09.2024] Erstmals in Deutschland entscheidet die Bevölkerung über Klimaschutzmaßnahmen per Bürgerbegehren und Bürgerentscheid. In der Gemeinde Osterburg steht die Radverkehrsplanung im Mittelpunkt. mehr...

Leizigs OB Burkhard Jung

Ostdeutschland: Faire Netzentgelte gefordert

[13.09.2024] Die positiven Effekte der Energiewende dürfen für die Menschen keine abstrakten Zahlen bleiben, sagt Burkhard Jung, Vizepräsident des Deutschen Städtetags. Der Leipziger Oberbürgermeister fordert finanzielle Beteiligungsmodelle und faire Netzentgelte für ostdeutsche Städte. mehr...

ERK: Deutschland könnte Klimaziele verfehlen

[12.09.2024] Laut einer aktuellen Unterrichtung der Bundesregierung besteht das Risiko, dass Deutschland seine Klimaziele im Rahmen der EU-Klimaschutzverordnung bis 2030 nicht erreicht. Insbesondere die Sektoren Gebäude und Verkehr sind betroffen. mehr...

Umweltbundesamt: Klimaschutzbericht vorgelegt

[11.09.2024] Die Treibhausgasemissionen in Deutschland sind 2023 laut einer Schätzung des Umweltbundesamts um rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Der Klimaschutzbericht 2024, den die Bundesregierung dem Bundestag vorgelegt hat, dokumentiert diese Entwicklung und den Fortschritt der Klimaschutzmaßnahmen. mehr...

Freiflächen-PV-Anlage im Landkreis Cochem-Zell.

Rheinland-Pfalz: Rekordzubau bei Erneuerbaren

[10.09.2024] Im Jahr 2023 gab es in Rheinland-Pfalz einen starken Ausbau der erneuerbaren Energien. Mit rund 980 Megawatt an neuen Photovoltaikanlagen und 146 Megawatt an Windkraftanlagen wurde der bisher höchste Zubau erreicht. mehr...

Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur: Die neue Strategie legt besonderen Wert auf eine sichere und bezahlbare Energieversorgung.

Nordrhein-Westfalen: Strategie für Klimaneutralität

[10.09.2024] Nordrhein-Westfalen will die erste klimaneutrale Industrieregion in Europa werden. Die Landesregierung hat jetzt eine neue Energie- und Wärmestrategie vorgelegt. mehr...

Geothermiebohrung: Genehmigungsverfahren für Erdwärmeanlagen sollen beschleunigt werden.

Bundesregierung: Gesetz pro Geothermie

[09.09.2024] Die Bundesregierung hat Gesetzesänderungen auf den Weg gebracht, um die Genehmigungsverfahren für Geothermieanlagen, Wärmepumpen und Wärmespeicher zu beschleunigen. mehr...

Bundesnetzagentur beschließt Entlastungen für Regionen mit einem hohen Anteil erneuerbarer Stromerzeugung.

Bundesnetzagentur: Ausgleich für Mehrkosten

[02.09.2024] Die Bundesnetzagentur hat eine wichtige Entscheidung zur Verteilung der Mehrkosten in den Stromverteilnetzen getroffen. Ab dem Jahr 2025 werden Regionen mit einem hohen Anteil erneuerbarer Stromerzeugung entlastet. mehr...

BEE-Präsidentin Simone Peter bewertet den Referentenentwurf zum EnWG und EEG überwiegend positiv.

EnWG/EEG: Branche begrüßt Referentenentwurf

[02.09.2024] Der aktuelle Referentenentwurf zum EnWG und zum EEG enthält viele positive Ansätze zur Neuregelung des deutschen Energiemarkts, so der Bundesverband Erneuerbare Energie. BEE-Präsidentin Simone Peter lobt insbesondere die Einführung des Energy Sharing. Doch es gibt auch Kritik. mehr...