Samstag, 23. November 2024

IT-TrendsÜbergang in die digitale Welt

[24.04.2014] Marktforscher erwarten steigende Investitionen der Energiewirtschaft in die IT-Infrastruktur. Gefragt sind innovative Software-Lösungen und IT-Services. Experten sind zudem sicher: Ohne Big Data und Cloud Computing geht bald nichts mehr in der Branche.
Big Data und Cloud Computing sind für die Energiewirtschaft unverzichtbare Werkzeuge und werden in Zukunft noch wichtiger.

Big Data und Cloud Computing sind für die Energiewirtschaft unverzichtbare Werkzeuge und werden in Zukunft noch wichtiger.

(Bildquelle: PEAK Agentur für Kommunikation / MEV Verlag)

Gemessen am gesamten IT-Markt in Deutschland mit einem Volumen von knapp 58 Milliarden Euro im Jahr 2012 stellt die Branche der Energie- und Wasserversorgung mit einem Anteil von 2,5 Prozent zwar nur eine Randerscheinung dar. Die Marktforscher von IDC prognostizieren für den im Vergleich zu den USA oder China noch unreifen Markt jedoch ein überdurchschnittlich starkes Wachstum von 5,6 Prozent bis zum Jahr 2017. Das liegt nicht zuletzt an der Energiewende. Denn die deutsche Energiewirtschaft steht vor der Herausforderung, neue Kompetenzfelder aufbauen zu müssen. Für das Jahr 2017 rechnet IDC in diesem vertikalen IT-Markt mit einem Investitionsvolumen von insgesamt 1,8 Milliarden Euro. Vor allem geht es darum, neue IT-Dienste flexibler und schneller bereitzustellen.

Zeitalter der intelligenten Dienstleistungen

Als wegweisend für die gesamte Branche sind dabei intelligente Dienstleistungen rund um Smart Grids und Smart Metering anzusehen. Kaum zu übersehen ist jedoch, dass Deutschland sich bezüglich Smart Metering noch in einem Regulierungsstau befindet. Dieser werde sich allerdings in diesem Jahr auflösen, hofft Frank Schmidt, Leiter Konzerngeschäftsfeld Energie bei der Deutschen Telekom. Das deutsche Unternehmen gehört laut IDC zu den aufstrebenden Spielern beim Outsourcing und anderen innovativen IT-Dienstleistungen für die Energiebranche. Beispiel Smart Metering: „Wir werden in diesem Jahr die Messsystem- und eine Roll-out-Verordnung erhalten, 2015 wird das Jahr der konkreten Feldtests und 2016 startet der Ausbau der intelligenten Zähler im großen Maßstab“, sagt Frank Schmidt. Das größte Smart-Metering-Projekt Deutschlands, „Mülheim zählt“ von RWE, habe gezeigt, dass sich Zählerdaten kostengünstig und zuverlässig via Mobilfunk übertragen lassen. Rund 15.000 Zählpunkte vor Ort liefern Daten mit einer Verfügbarkeit von 99 Prozent. Nun rechnet die Deutsche Telekom nach dem EU-Schutzprofil und der Technischen Richtlinie noch in diesem Jahr mit ersten zertifizierbaren Smart Meter Gateways.
In den kommenden Jahren sind vor allem Investitionen in Software-Lösungen gefragt. Pendelten sich die Investitionsvolumina laut IDC im vergangenen Jahr noch bei 385 Millionen Euro ein, so erwarten die Auguren in diesem Segment ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 9,3 Prozent bis 2017 – und damit ein Volumen von knapp 600 Millionen Euro. „Wir gehen davon aus, dass zahlreiche industriespezifische Software-Lösungen die Ausgaben in den kommenden Jahren weiter antreiben“, sagt Sabrina Stadler, Consultant bei IDC in Frankfurt am Main. Im Kommen ist vor allem Software, um die Netzsteuerung, Emissionskontrolle und Kraftwerkssteuerung zu verbessern. Daneben feilen die Unternehmen weiter an ihren Geschäftsprozessen, um Kosten zu senken und Abläufe zu beschleunigen, beispielsweise durch Investitionen in Lösungen wie SCAD (Supervisory Control and Data Acquisition), DMS (Distribution Management System) und Geo-Informationssysteme (GIS).

Mobile Lösungen

Zusätzlichen Auftrieb erhalten die IT-Ausgaben nach Einschätzung von IDC durch Smart Metering und Smart Grids – hier vor allem durch leistungsstarke Hardware auf der Versorgerseite sowie mobile Lösungen, die allmählich Einzug bei den Versorgern halten. „Gerade der Ausbau von intelligenten Stromnetzen und Stromzählern wird die IT-Investitionen in den kommenden Jahren positiv beeinflussen“, ist Sabrina Stadler überzeugt.
Von wachsender Bedeutung in der Energie- und Wasserversorgung ist auch das Thema Big Data. Die Digitalisierung von Geschäfts- und Kundendaten führt dazu, dass die Datenmenge bei den Versorgern stark angestiegen ist. Dadurch stehen diese zunehmend vor der Herausforderung, die immer größeren Datenberge zu verwalten und produktiv zu nutzen. Big-Data-Lösungen tragen zum Beispiel dazu bei, durch Datenanalyse in Echtzeit Störungen im Betriebsablauf frühzeitig zu erkennen.

Selektives IT-Outsourcing

Als größte Umsatz- und Kostentreiber erweisen sich dabei IT-Services, etwa in Richtung Planung, Implementierung, Betrieb, Wartung und Support. Um die Herausforderung im Griff zu behalten, dürfte sich der Trend in Richtung selektives Outsourcing weiter verstärken. Laut den Marktforschern von IDC machen insbesondere kleinere Unternehmen davon Gebrauch.
„Weitere Themen sind die Öffnung der Anwendungsarchitekturen in Richtung Mobilität sowie der verstärkte Einsatz von Social Media im Vertrieb. Kurz gesagt, die Energiebranche muss den Übergang von der analogen in die digitale Welt schaffen“, sagt Ralph Trapp, Geschäftsführer des Bereichs Energiewirtschaft beim Beratungsunternehmen Accenture. So habe sich das gezielte Nutzen von externen Daten aus der Cloud gerade beim Vertrieb mit Blick auf die Kundenbindung als kosteneffiziente Lösung erwiesen. Accenture rechnet beim Cloud Computing auch mit einer wachsenden Nachfrage der kommunalen Versorger, die sich aufgrund ihrer kleinteiligen Struktur wegen mangelnder Skaleneffekte auf ihr Kerngeschäft und die Bündelung ihrer IT-Ressourcen konzentrieren. „Andere Branchen sind hier schon deutlich weiter, gerade im Customer Relationship Management“, so Trapp weiter.

Erkenntnisse durch Big Data

„Ohne IT ist die Steuerung der Stromnetze nicht mehr durchführbar“, bestätigt auch Alain Reingruber vom IT-Dienstleister Atos Deutschland. Sein Credo zur durchgängig vernetzten Energiewirtschaft: Der Privatkunde werde einem intelligenten Zähler (Smart Meter) im Haushalt nur dann zustimmen, wenn sichergestellt sei, dass die Datenerfassung nicht die Privatsphäre verletze. Manche Vision geht deutlich weiter: Durch Big Data ließen sich etwa Erkenntnisse zur Mediennutzung auch für die Vorhersage zukünftiger Stromverbräuche nutzen. „Über Cloud Computing wird eine effektive Verarbeitung dieser Daten mit der geforderten Flexibilität überhaupt erst zu einem wirtschaftlichen Preis möglich“, betont Alain Reingruber.
Für manches Unternehmen dreht sich vieles in den kommenden Jahren aber um handfeste und bodenständige Herausforderungen. Beispielsweise darum, mehr Überblick in den Dschungel der unzähligen IT-Anwendungen zu bringen. Die Standardisierung und Harmonisierung sowie die sukzessive Erneuerung bestehender Systeme bleibe deshalb in den nächsten Jahren weiterhin ganz oben auf der Agenda angesiedelt, meint Helmut Stocker von der Unternehmensberatung Deloitte. Der Herausforderung stellen sich neben versierten kleineren Branchenspezialisten vor allem die führenden IT-Dienstleister. „Kurz gesagt, proprietäre Insellösungen werden abgeschafft und durch bewährte, standardisierte und automatisierbare Lösungen ersetzt“, erläutert Axel Szymanski, der bei Hewlett-Packard (HP) für den Kunden E.ON zuständig ist. Dagegen gerieten hoch spezialisierte Anbieter proprietärer Systeme weiter ins Hintertreffen. Das unausweichliche Fazit des HP-Experten: Gerade die Energieversorger, die mehr Effizienz, Flexibilität und Liquidität erreichen wollen, kommen an der Cloud nicht mehr vorbei. Nutznießer dieses Trends seien Drittanbieter, vor allem Service Provider und versierte Business Enabler, bilanziert Szymanski.

Smarte Energienetze

Die vielschichtige digitale Branchenagenda im Blick hat auch Pierre Joeris, verantwortlich für die Geschäftsentwicklung im Bereich Energiewirtschaft bei IBM Deutschland. Um smarte Energienetze künftig besser auszubalancieren, seien intelligente Big-Data-Lösungen und Cloud Computing unverzichtbar. Nur so könnten Daten unterschiedlicher Herkunft zusammengeführt, ausgewertet und gezielt genutzt werden. Bevor diese Vision allerdings im Alltag greifbar wird, bedarf es seitens der Hersteller erheblicher Überzeugungsarbeit, vor allem mit Blick auf Datenschutz und Datensicherheit bei Smart Metering und Smart Grid.

Lothar Lochmaier ist Wirtschaftsjournalist in Berlin.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Informationstechnik
Metering as a Service bietet Wasserversorgern eine Komplettlösung zur digitalen Messwerterfassung. Foto: iStock

Zenner / EMT: Praxisnähe auf Metering Days

[13.11.2024] Die Unternehmen Zenner International und aktiver EMT werden auch in diesem Jahr an den Metering Days in Fulda teilnehmen. mehr...

Der IT-Anbieter KISTERS belegt Effizienz seiner Maßnahmen für IT-Security mit Zertifizierung nach SOC 2 Typ II und BSI C5 Typ II. Bild: KISTERS

Kisters: IT-Security zertifiziert

[12.11.2024] Kisters belegt Effizienz der Maßnahmen für IT-Security mit Zertifizierung nach SOC 2 Typ 2 und BSI C5 Typ 2. mehr...

Das Bild zeigt das Titelblatt des Leitfadens Künstliche Intelligenz (KI) in Fernwärme.

dena: KI in Fernwärmenetzen

[11.11.2024] Konkrete Handlungsempfehlungen und Praxisbeispiele für eine effizientere und klimafreundlichere Fernwärmeversorgung mithilfe von Künstlicher Intelligenz (KI) hat die dena veröffentlicht. mehr...

Das Bild zeigt ein blau hinterleuchtetes SAP-Logo in einer schwarzen Wabe.
bericht

cortility: IT-Ausblick für 2025

[04.11.2024] Ab 2025 müssen sich die Energieversorger der Herausforderung des Lieferantenwechsels innerhalb von 24 Stunden stellen. Zudem werden dynamische Tarife und zeitvariable Netzentgelte eingeführt – und die Migration auf SAP S/4 HANA steht an. Was bedeutet das für die Prozesse im Stadtwerk? Ein Ausblick des IT-Dienstleisters cortility. mehr...

WAGO: Lösungen für Cybersecurity

[29.10.2024] Unter dem Motto „OPEN. For Smart Industry Solutions“ präsentiert WAGO auf der SPS – Smart Production Solutions in Nürnberg seine neuesten Entwicklungen aus den Bereichen OT-Security und Energiemanagement. mehr...

Somentec: Start einer AS4-Komplettlösung für den Gasmarkt

[28.10.2024] Somentec bringt gemeinsam mit SHERPA-X eine AS4-Komplettlösung für den Gasmarkt auf den Weg. Die praxiserprobte Plattform, die für den sicheren Austausch von B2B-Nachrichten entwickelt wurde, steht Gasversorgern ab sofort zur Verfügung und wird ab dem 1. April 2025 für alle Marktteilnehmer verbindlich. mehr...

Die Aufgabe von SAP Basis ist es

Support: Externe Unterstützung

[14.10.2024] Das IT-Haus cortility bietet Unternehmen der Energiewirtschaft das Dienstleistungspaket SAP Basis Support an. Das Spektrum reicht dabei von der temporären Unterstützung des Kundenteams bis zur Übernahme der Gesamtverantwortung. mehr...

SHERPA-X: AS4-Lösung für den Gasmarkt

[02.10.2024] Im deutschen Gasmarkt startet die Kommunikation über den AS4-Standard. SHERPA-X bietet den Marktteilnehmern mit einer End-to-End-Lösung umfassende Unterstützung, um die Umstellung schnell und effizient zu gestalten. mehr...

SachsenEnergie: GISA unterstützt bei SAP-Systemen

[01.10.2024] Der IT-Dienstleister GISA unterstützt SachsenEnergie bei der Betreuung ihrer SAP IS-U Systeme. Ziel ist es, den Fachbereich von Transformationsprojekten zu entlasten und Prozesse wie Kundenservice, Abrechnung und Marktkommunikation zu optimieren. mehr...

Mit der neue Aus- und Weiterbildungsplattform von Wilken können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Stadtwerken und Energieversorgern weiterbilden.

Wilken Software Group: Online-Plattform zur Weiterbildung

[01.10.2024] Die Wilken Software Group hat eine neue Aus- und Weiterbildungsplattform für Fachkräfte und Anwender in der Versorgungswirtschaft gestartet. Das Angebot soll Unternehmen dabei unterstützen, sich angesichts steigender Marktanforderungen und des Fachkräftemangels auf regulatorische Veränderungen vorzubereiten. mehr...

SAP will digitale Souveränität stärken und investiert in sichere Cloudlösungen für den öffentlichen Sektor.

SAP: Milliarden für sichere Cloudlösungen

[20.09.2024] In den kommenden zehn Jahren will SAP mehr als zwei Milliarden Euro in die Entwicklung hochsicherer Cloudlösungen für den öffentlichen Sektor und stark regulierte Branchen investieren. mehr...

GISA: BI-Angebot erweitert

[09.09.2024] Der IT-Dienstleister GISA verstärkt sein Angebot im Bereich Business Intelligence (BI). Neben SAP-Lösungen bietet das Unternehmen nun auch BI-Beratung und -Implementierung für Microsoft Power BI, MicroStrategy und Open Source-Technologien an. mehr...

Griechenlands größter Stromversorger PPC setzt auf Kisters-Lösung für Prognose und Beschaffungsvorbereitung.

Kisters: Lösung für griechischen Versorger

[30.08.2024] Die Public Power Corporation (PPC), der größte Energieversorger Griechenlands, hat IT-Lösungen von Kisters implementiert, um seine Handels- und Beschaffungsstrategien auf den Strommärkten zu optimieren. mehr...

Vertragsunterzeichnung: Drei Stadtwerke wollen eine gemeinsame ERP-Plattform einführen.

Saarland: Drei Stadtwerke, eine Plattform

[28.08.2024] Die Stadtwerke Saarlouis, Völklingen und Neunkirchen haben einen Kooperationsvertrag zur Einführung einer gemeinsamen ERP-Plattform unterzeichnet. Ziel ist es, Geschäftsprozesse zu optimieren und flexibler auf Kundenwünsche reagieren zu können. mehr...

Vorstellung der neuen Glasfaser-Ausbaugebiete in Osnabrück.

Osnabrück: Halbzeit beim Glasfaserausbau

[23.08.2024] Für den Glasfaserausbau in Osnabrück ist Halbzeit. Zeit, die Ausbaugebiete für 2025 vorzustellen. mehr...