Mittwoch, 9. Oktober 2024

LandauTreffen von Klimaschutz-Managern

[11.07.2022] Bei der Umsetzung der nationalen Klimaschutzziele durch die Städte, Gemeinden und Landkreise kommt den Klimaschutz-Managern eine Schlüsselrolle zu. Diese haben sich Ende Juni zu einem länderübergreifenden Erfahrungsaustausch in Landau getroffen.

Am 28. Juni sind über 150 Klimaschutzbeauftragte und Klimaschutz-Manager in Landau zu einem länderübergreifenden Erfahrungsaustausch zusammengekommen. Wie die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) mitteilt, trafen sich dort Fachleute aus Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Wie schon in den vorigen Jahren sei die Veranstaltung von der KEA-BW und der Energieagentur Rheinland-Pfalz gemeinsam organisiert worden. Im Fokus der Veranstaltung der beiden Landesenergieagenturen haben der Austausch untereinander sowie zwei Gesprächsrunden mit Gästen aus Politik, Verbänden und Kommunen gestanden. Sie diskutierten über Rahmenbedingungen für den lokalen Klimaschutz auf Bundes- und Landesebene sowie über praktische und strategische Lösungsansätze im Klimaschutz-Verwaltungsalltag. Angesichts steigender Energiekosten und der Energiekrise sei die kommunale Klimaschutzarbeit notwendiger denn je.
Städte, Gemeinden und Landkreise leisteten einen wesentlichen Beitrag zur Umsetzung der nationalen Klimaschutzziele. Klimaschutz-Managerinnen und -Managern komme dabei eine zentrale Rolle zu. Sie seien zuständig für den Klimaschutzprozess in ihrer Kommune und hätten die Aufgabe, Akteure aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Bürgerschaft zu gewinnen sowie die Aktivitäten zu koordinieren. Sie stießen Dialogprozesse an und brächten die Umsetzung der Klimaschutzkonzepte voran. Zu ihrem vielfältigen Aufgabenbereich gehörten unter anderem die Einführung von Energie-Management-Systemen, die energieeffiziente Modernisierung kommunaler Liegenschaften, der Ausbau erneuerbarer Energien, eine nachhaltige Verkehrsplanung, Energiesparprojekte in Unternehmen und nicht zuletzt die Öffentlichkeitsarbeit.

Vielfältige Unterstützung der Klimaschutz-Manager

Über die aktuelle Rolle der Bundes- und Landespolitik diskutierten Staatssekretär Michael Hauer, Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz, Ministerialdirektor Michael Münter, Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg, die geschäftsführende Direktorin des Landkreistages Rheinland-Pfalz, Daniela Franke, und Tina Götsch, die Geschäftsführerin des Verbands der regionalen Energie- und Klimaschutzagenturen Baden-Württemberg. Im Fokus der Runde hätten die Rahmenbedingungen für den kommunalen Klimaschutz auf Bundes- und Landesebene sowie die Wünsche und Forderungen der Kommunen an Bund und Land gestanden.
In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und dem Saarland erhielten die kommunalen Klimaschutz-Manager vielfältige Unterstützung seitens der Länder: Durch die KEA-BW, die Energieagentur Rheinland-Pfalz und das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr des Saarlands.

Konkreter Klimaschutz in den Ländern

Mit dem rheinland-pfälzischen Koalitionsvertrag sei der kommunale Klimaschutz noch weiter gestärkt und die Ziele verschärft worden. Wesentlicher Baustein sei die Einführung eines kommunalen Klimapakts zwischen dem rheinland-pfälzischen Klimaschutzministerium, den kommunalen Spitzenverbänden, dem Verband kommunaler Unternehmen, dem Kompetenzzentrum für Klimawandelfolgen und der Energieagentur Rheinland-Pfalz. Der kommunale Klimapakt Rheinland-Pfalz sei bereits in Erarbeitung. Kern des Klimapakts werde ein gegenseitiges Leistungsversprechen sein: Die beitretenden Kommunen forcierten ihr Engagement im Klimaschutz und in der Anpassung an die Klimawandelfolgen und bekennten sich zu den Klimaschutzzielen des Landes. Im Gegenzug unterstütze das Land die Kommunen durch konkrete, auf die jeweilige Ausgangslage zugeschnittene zusätzliche Leistungen dabei, ihre Maßnahmen effizient umsetzen zu können.
In Baden-Württemberg bestehe ein solcher Pakt bereits seit 2015. Im „Klimaschutzpakt Baden-Württemberg“ bekennten sich die Parteien zur Vorbildwirkung der öffentlichen Hand beim Klimaschutz und zu den Zielen des Klimaschutzgesetzes. Bislang seien 471 Kommunen dem Klimaschutzpakt beigetreten. Sie signalisierten damit, dass sie sich bereits im Klimaschutz engagieren und ihre Aktivitäten weiterentwickeln möchten. Durch den Beitritt erhielten Kommunen in Baden-Württemberg erhöhte Förderquoten im Rahmen der Förderprogramme Klimaschutz-Plus und KLIMOPASS.
Die von KEA-BW-Chef Volker Kienzlen moderierte Diskussion habe auch aufgegriffen, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien dringend beschleunigt werden muss. Wie die Länder das erreichen wollen, hätten die Vertreter der Ministerien Herr Hauer und Herr Münter erläutert.

Energieversorgung muss sich ändern

Vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges gewinne die Frage nach der zukünftigen Art der Wärmeversorgung dramatisch an Bedeutung. Eine strategische kommunale Wärmeplanung sei daher wesentlich. Eine Verpflichtung für eine kommunale Wärmeplanung habe das Land Baden-Württemberg bereits für alle Kommunen mit über 20.000 Einwohnern eingeführt. Auf Bundesebene sei eine solche Verpflichtung im Gespräch.
An zehn Themenständen haben sich die Klimaschutz-Managerinnen und -Manager zu aktuellen Themen austauschen können. Rege diskutiert worden seien Themen wie die Wärmeversorgung der Zukunft, der Ausbau erneuerbarer Energien oder die ehrenamtliche Unterstützung im Klimaschutz. Interessiert gewesen seien die Fachleute auch daran, wie die Prüfung kommunaler Beschlüsse auf ihre Klimawirkung gelingen kann, wie kommunale Verwaltungen klimaneutral werden können oder welchen Beitrag Stadtplanung und energetische Quartierskonzepte leisten können, um die kommunalen Klimaschutzziele zu erreichen. Im Zentrum der Diskussion haben nicht zuletzt die Fördermöglichkeiten für den kommunalen Klimaschutz sowie die Handlungsfelder in Wirtschaft und Unternehmen gestanden.

Strategischer Klimaschutz im Verwaltungsalltag

Die Handlungsfelder im kommunalen Klimaschutz seien breit gefächert. Für die Umsetzung von konkreten Klimaschutzmaßnahmen sei weit mehr erforderlich als die reine Überführung von Ratsvorlagen in Umsetzungsbeschlüsse. Wesentlich für die Umsetzung sei es, entsprechende Organisationsstrukturen zu schaffen, etwa ein kommunales Klimaschutz-Management einzurichten.
Kommunen seien mit den bisherigen Aufgaben der Daseinsvorsorge stark ausgelastet, was häufig dazu führt, dass der Klimaschutz weniger im Fokus steht. Grund dafür sei auch, dass kommunaler Klimaschutz keine Pflichtaufgabe ist. Wie passe Klimaschutz als Querschnittsaufgabe in bestehende Verwaltungsstrukturen, also dorthin, wo Klimaschutz als freiwillige Aufgabe nicht automatisch verortet ist? Und welche praktischen und strategischen Lösungsansätze könnten zu einem effektiveren Verwaltungsalltag des Klimaschutz-Management beitragen?
Christoph Benze, Geschäftsführer der Energieagentur Rheinland-Pfalz, diskutierte darüber am Nachmittag im Podium mit Professor Hansjörg Drewello, Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl, Lukas Hartmann, hauptamtlicher Beigeordneter der Stadt Landau, Fabienne Körner, Geschäftsführerin der Energieagentur Mittelbaden, Inga Nietz, Sachgebietsleiterin Klima und Boden im Landkreis Lörrach, und Daniel Philipp, 1. Vorsitzender des Bundesverbands Klimaschutz und Klimaschutz-Manager des Main-Taunus-Kreises.

Rolle des Klimaschutz-Management

Auch die Rolle der Klimaschutz-Managerinnen und -Manager selbst sei genauer beleuchtet worden. Neben fachlich fundiertem Wissen seien im Klimaschutz-Management Erfahrungen in den Bereichen Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit gefragt. Im Klimaschutz-Management tätige sollten daher ein möglichst breites Profil an Fähigkeiten mitbringen. Um diese zielgerichtet einsetzen zu können, sei die Verortung der Stelle innerhalb der Verwaltung von Bedeutung. Beispielsweise stärke das Einrichten einer Stabsstelle für Klimaschutz die Rolle des Klimaschutz-Management. Um die Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen zu erleichtern, sei es beispielsweise sinnvoll, Auszubildende in der Verwaltung bereits zum Thema Klimaschutz zu schulen.
In den beteiligten Bundesländern engagierten sich bereits seit langem viele Kommunen für den Klimaschutz und die Energiewende. 174 Städte und Gemeinden sowie 27 Landkreise hätten in Baden-Württemberg eine Stelle für das Klimaschutz-Management geschaffen (Stand: Juni 2021). In Rheinland-Pfalz seien über 140 Klimaschutz- und Sanierungsmanager in Landkreisen, Städten und Gemeinden tätig.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Politik
Das Bild zeigt das Zeichen H2 für Wasserstoff, das in einer Flüssigkeit schwimmt.

Rheinland-Pfalz: Potenzialregionen für Wasserstoff

[08.10.2024] Eine aktuelle Studie des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität zeigt, dass es in Rheinland-Pfalz vielversprechende Regionen für die Produktion von grünem Wasserstoff gibt. mehr...

Foto der Sprecher der Pressekonferenz zur Gründung der EnergieRegion Göttingen GmbH.

Regionale Zusammenarbeit: EnergieRegion Göttingen gegründet

[08.10.2024] Mit der Gründung der EnergieRegion Göttingen soll der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben werden. Die Gesellschaft, an der Stadt, Landkreis, Stadtwerke und EAM beteiligt sind, schafft die Grundlage für eine nachhaltige Energieversorgung. Bürger und Kommunen können sich aktiv beteiligen. mehr...

Das Bild zeigt Arbeiter auf einem Strommast.

ÜNB: Netzentgelte vorläufig festgelegt

[07.10.2024] Die deutschen Übertragungsnetzbetreiber haben die vorläufigen Netzentgelte für das Jahr 2025 bekannt gegeben. Das durchschnittliche Netzentgelt steigt um 3,4 Prozent und liegt im kommenden Jahr bei 6,65 Cent pro Kilowattstunde. mehr...

Energy Sharing: Deutschland vor dem Durchbruch?

[07.10.2024] Ein neuer Gesetzesentwurf weckt nun die Hoffnung, dass Energy Sharing auch in Deutschland bald Realität werden könnte. Über die Hürden und Chancen von Energy Sharing diskutieren Expertinnen und Experten auf der diesjährigen Online-Konferenz von Exnaton am 8. Oktober. mehr...

Mehr als jede zweite in Deutschland verbrauchte Kilowattstunde Strom stammt aus erneuerbaren Energien.

BDEW/ZSW: Solarenergie geht voran

[04.10.2024] In den ersten drei Quartalen 2024 deckten erneuerbare Energien rund 56 Prozent des Bruttostromverbrauchs in Deutschland, das sind vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Vor allem die Solarenergie konnte deutlich zulegen. mehr...

NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur betonte die Bedeutung der kommunalen Beteiligung.

Kommunalkongress NRW: Klimaschutz als Zukunftsinvestition

[01.10.2024] Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen stehen vor der Herausforderung, Klimaschutzmaßnahmen trotz knapper Kassen zu finanzieren. Auf dem Kommunalkongress NRW 2024 diskutierten Vertreter aus Politik und Verwaltung Lösungsansätze wie Investitionen in Erneuerbare-Energien-Projekte und Energiesparmaßnahmen. mehr...

Modellprojekt „Klima trifft Kommune“: In Osterburg entscheiden die Bürger über Klimaschutzmaßnahmen.

Osterburg: Bürgerentscheid zum Klimaschutz

[20.09.2024] Erstmals in Deutschland entscheidet die Bevölkerung über Klimaschutzmaßnahmen per Bürgerbegehren und Bürgerentscheid. In der Gemeinde Osterburg steht die Radverkehrsplanung im Mittelpunkt. mehr...

Leizigs OB Burkhard Jung

Ostdeutschland: Faire Netzentgelte gefordert

[13.09.2024] Die positiven Effekte der Energiewende dürfen für die Menschen keine abstrakten Zahlen bleiben, sagt Burkhard Jung, Vizepräsident des Deutschen Städtetags. Der Leipziger Oberbürgermeister fordert finanzielle Beteiligungsmodelle und faire Netzentgelte für ostdeutsche Städte. mehr...

ERK: Deutschland könnte Klimaziele verfehlen

[12.09.2024] Laut einer aktuellen Unterrichtung der Bundesregierung besteht das Risiko, dass Deutschland seine Klimaziele im Rahmen der EU-Klimaschutzverordnung bis 2030 nicht erreicht. Insbesondere die Sektoren Gebäude und Verkehr sind betroffen. mehr...

Umweltbundesamt: Klimaschutzbericht vorgelegt

[11.09.2024] Die Treibhausgasemissionen in Deutschland sind 2023 laut einer Schätzung des Umweltbundesamts um rund zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Der Klimaschutzbericht 2024, den die Bundesregierung dem Bundestag vorgelegt hat, dokumentiert diese Entwicklung und den Fortschritt der Klimaschutzmaßnahmen. mehr...

Freiflächen-PV-Anlage im Landkreis Cochem-Zell.

Rheinland-Pfalz: Rekordzubau bei Erneuerbaren

[10.09.2024] Im Jahr 2023 gab es in Rheinland-Pfalz einen starken Ausbau der erneuerbaren Energien. Mit rund 980 Megawatt an neuen Photovoltaikanlagen und 146 Megawatt an Windkraftanlagen wurde der bisher höchste Zubau erreicht. mehr...

Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur: Die neue Strategie legt besonderen Wert auf eine sichere und bezahlbare Energieversorgung.

Nordrhein-Westfalen: Strategie für Klimaneutralität

[10.09.2024] Nordrhein-Westfalen will die erste klimaneutrale Industrieregion in Europa werden. Die Landesregierung hat jetzt eine neue Energie- und Wärmestrategie vorgelegt. mehr...

Geothermiebohrung: Genehmigungsverfahren für Erdwärmeanlagen sollen beschleunigt werden.

Bundesregierung: Gesetz pro Geothermie

[09.09.2024] Die Bundesregierung hat Gesetzesänderungen auf den Weg gebracht, um die Genehmigungsverfahren für Geothermieanlagen, Wärmepumpen und Wärmespeicher zu beschleunigen. mehr...

Bundesnetzagentur beschließt Entlastungen für Regionen mit einem hohen Anteil erneuerbarer Stromerzeugung.

Bundesnetzagentur: Ausgleich für Mehrkosten

[02.09.2024] Die Bundesnetzagentur hat eine wichtige Entscheidung zur Verteilung der Mehrkosten in den Stromverteilnetzen getroffen. Ab dem Jahr 2025 werden Regionen mit einem hohen Anteil erneuerbarer Stromerzeugung entlastet. mehr...

BEE-Präsidentin Simone Peter bewertet den Referentenentwurf zum EnWG und EEG überwiegend positiv.

EnWG/EEG: Branche begrüßt Referentenentwurf

[02.09.2024] Der aktuelle Referentenentwurf zum EnWG und zum EEG enthält viele positive Ansätze zur Neuregelung des deutschen Energiemarkts, so der Bundesverband Erneuerbare Energie. BEE-Präsidentin Simone Peter lobt insbesondere die Einführung des Energy Sharing. Doch es gibt auch Kritik. mehr...