Sonntag, 22. Dezember 2024

RüdersdorfTests zur Wasserstoffspeicherung

[08.11.2023] Im Rahmen des Forschungsprojekts HyCAVmobil testet der Energiedienstleister EWE in Rüdersdorf jetzt die unterirdische Speicherung von Wasserstoff.
Wasserstoff aus der unterirdischen Kaverne: In den nächsten Monaten testet EWE das Wechselspiel zwischen der Ein- und Ausspeicherung von Wasserstoff.

Wasserstoff aus der unterirdischen Kaverne: In den nächsten Monaten testet EWE das Wechselspiel zwischen der Ein- und Ausspeicherung von Wasserstoff.

(Bildquelle: EWE/Litho Niemann + M. Steggemann)

Der Energiedienstleister EWE hat jetzt Wasserstoff in seine hausgroße Testkaverne in einem unterirdischen Salzstock im brandenburgischen Rüdersdorf eingelagert. Wie EWE mitteilt, dauerte die Befüllung der Kaverne acht Tage. Dafür habe EWE sechs Tonnen Wasserstoff verwendet, der von gängigen Industriegaslieferanten zur Verfügung gestellt wurde. Zum Vergleich: Mit diesen sechs Tonnen können 1.000 Wasserstoffautos betankt werden.
Die Befüllung mit Wasserstoff sei während der acht Tage rund um die Uhr durch eine rollierende Anlieferung mit insgesamt sechs Tankwagen erfolgt. Durch die kontinuierliche Befüllung sei die beim Bau des Hohlraums noch in der Kaverne befindliche Sole gleichmäßig verdrängt und an die Erdoberfläche befördert worden. Diese 500 Kubikmeter wässrige Lösung habe EWE über eine vorhandene Soletransportleitung zur Soleversenkstation nach Heckelberg transportiert. Dort seien die Gesteinsschichten für die Versenkung von Sole, einem Gemisch aus Salz und Wasser, geeignet.

Wasserstoffspeichertests starten

Nach der Befüllung mit Wasserstoff beginne der umfangreiche Test- und Forschungsbetrieb im Rahmen des Projekts mit dem Namen HyCAVmobil. Dabei werde vor allem das Zusammenspiel von Wasserstoffein- und -ausspeicherung getestet.
Ziel sei es, neben dem Betrieb der Anlage auch die Qualität des Wasserstoffs nach der Ausspeicherung zu testen und für die Nutzung entsprechend aufzubereiten. „Dazu gehört auch, herauszufinden, wie viel Feuchtigkeit der Wasserstoff untertage aufnimmt und wie die Trocknungsanlage eingestellt werden muss. Denn für zukünftige Anwendungen, vor allem im Mobilitätsbereich, ist eine Reinheit von nahezu 100 Prozent wichtig“, erklärt Hayo Seeba von EWE. Darüber hinaus will EWE die technischen Verfahren optimieren, mit denen die Einbindung von Wasserstoff in das deutsche Energiesystem gelingen kann.
Im Rahmen der Tests erhalte EWE erstmals auch Live-Daten über Temperaturen und Drücken aus dem Untergrund, um den Ein- und Ausspeichervorgang auszuwerten. Möglich werde dies durch ein Glasfaserkabel und Drucksensoren, die EWE beim Bau der Kaverne installiert hat. Durch diese digitale Verbindung sind laut EWE kontinuierliche Messungen in der Kaverne möglich.

Labortests durch das DLR

Parallel zu den Vor-Ort-Tests in Rüdersdorf beginne das Institut für Vernetzte Energiesysteme des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) mit der Untersuchung der Wasserstoffqualität im Labor. Sowohl vor der Befüllung der Kaverne als auch während des Betriebs würden Gasproben entnommen und hinsichtlich der Gasreinheit analysiert. Eine Untersuchung der Sole soll Rückschlüsse auf mögliche mikrobielle Einflüsse auf die Wasserstoffqualität geben. Die Ergebnisse würden in die Bewertung einfließen, ob der gespeicherte Wasserstoff direkt für den Einsatz in Brennstoffzellenfahrzeugen geeignet ist oder ob für diese oder andere Anwendungen eine Reinigung nach der Ausspeicherung erforderlich ist.

Ein Jahr Forschungsarbeit

Die Tests würden etwa ein Jahr dauern. In dieser Zeit würden drei verschiedene Ein- und Ausspeicherungsszenarien mit unterschiedlichen Druckänderungen getestet. „In unseren Tests wollen wir Szenarien nachstellen, die in Zukunft möglich sind. Mal speichert ein Speicherkunde wenig, mal mehr Wasserstoff, mal wird weniger, mal mehr Wasserstoff für Anwendungen benötigt. Wir spielen alle Betriebsmöglichkeiten durch, die später bei einem Speicherkunden auftreten können“, sagt Hayo Seeba.
Die Erkenntnisse aus Rüdersdorf will EWE in einem nächsten Schritt in ein großtechnisches Speicherprojekt im niedersächsischen Huntorf einbringen. Es sei Teil des verbindenden Großprojekts Clean Hydrogen Coastline. Dieses führe Erzeugung, Speicherung, Transport und Nutzung von grünem Wasserstoff in Industrie und Schwerlastverkehr zusammen und setze damit politische Forderungen um. Mit diesem Großprojekt habe sich EWE im Februar 2021 um eine Förderung im Rahmen des europäischen IPCEI-Programms (Important Project of Common European Interest) beworben und im Mai 2021 die zweite Verfahrensstufe erreicht. Die Realisierung des Projekts hänge von der Genehmigung der Förderung durch die Europäische Kommission ab, die derzeit auf europäischer Ebene geprüft werde.

Investition von zehn Millionen Euro

Grundsätzlich sei es das Ziel von EWE, die Speicherung von Wasserstoff zu etablieren. Allein EWE verfüge mit 37 Salzkavernen in Huntorf, Nüttermoor, Jemgum und Rüdersdorf über 15 Prozent aller deutschen Kavernenspeicher, die perspektivisch für die Speicherung von Wasserstoff geeignet seien. Grüner, aus erneuerbaren Energien erzeugter Wasserstoff wäre damit in großen Mengen speicherbar und bedarfsgerecht nutzbar und ein unverzichtbarer Baustein zur Erreichung der gesetzten Klimaziele und zur Diversifizierung und Sicherung der zukünftigen Energieversorgung.
Das Investitionsvolumen für das Projekt HyCAVmobil betrage rund zehn Millionen Euro – vier Millionen davon seien Eigenmittel von EWE. Den Rest erhielten EWE und das DLR im Rahmen des Nationalen Innovationsprogramms Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie als Förderung vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Wasserstoff

Bremerhaven: Testbetrieb von Wasserstofftankstelle gestartet

[18.12.2024] Die neue Wasserstofftankstelle von HY.City.Bremerhaven am Standort „Zur Hexenbrücke“ hat jetzt erfolgreich den Testbetrieb aufgenommen. Die Eröffnung der Anlage, die eine zentrale Rolle im regionalen Wasserstoffökosystem spielen wird, ist für Anfang 2025 geplant. mehr...

Region Leine-Weser: Wasserstoffnetzwerk erhält Förderung

[13.12.2024] Das Wasserstoffnetzwerk Leine-Weser hat jetzt eine Förderung von 279.900 Euro erhalten, um die regionale Zusammenarbeit im Bereich Wasserstofftechnologie zu stärken. Die Mittel sollen in Netzwerkmanagement, Veranstaltungen und die Umsetzung gemeinsamer Projekte fließen. mehr...

EWE: Forschungsprojekt zur Wasserstoffspeicherung

[09.12.2024] EWE hat die unterirdische Speicherung von Wasserstoff in einer Testkaverne erfolgreich erprobt. Die Ergebnisse des Projekts HyCAVmobil bestätigen die technische Machbarkeit und legen den Grundstein für großtechnische Wasserstoffspeicher. mehr...

NorthH2/DOTI/Stiftung Offshore-Windenergie: Kooperationsprojekt in der Nordsee

[29.11.2024] NorthH2, DOTI und die Stiftung Offshore-Windenergie haben jetzt eine Absichtserklärung zur Errichtung eines Zehn-Megawatt-Elektrolyse-Demonstrators auf See unterzeichnet. mehr...

Region Südwest: Fahrplan für Wasserstoffwirtschaft vorgelegt

[25.11.2024] Die Region SüdwestBW hat jetzt eine Strategie für den Hochlauf einer Wasserstoffwirtschaft vorgestellt. mehr...

Stadtwerke Bonn: Pläne für H2-Anschluss vorgestellt

[20.11.2024] Die Stadtwerke Bonn haben jetzt der Bundesnetzagentur ihre Vorschläge zur Anbindung zweier Heizkraftwerke an das Wasserstoff-Kernnetz präsentiert. Die Pläne sind Teil der Strategie, die Klimaneutralität der Bundesstadt bis 2035 zu erreichen. mehr...

Alexander Honz vom Stadtwerk am See untersucht die Möglichkeit einer Wasserstoff-Transformation in der Region Bodensee-Oberschwaben.

Stadtwerk am See: Gasleitungen für Wasserstoff

[08.11.2024] Das Stadtwerk am See aus Friedrichshafen am Bodensee setzt gemeinsam mit regionalen Partnern auf eine wasserstoffbasierte Zukunft. Bei einer Veranstaltung informierten sie über den aktuellen Stand der Wasserstoffwandlung und die mögliche Anbindung der Region Bodensee-Oberschwaben an das Wasserstoff-Kernnetz. mehr...

Stadtwerke Speyer: Energiewabe mit Wasserstoff

[05.11.2024] Die Stadtwerke Speyer wollen ein innovatives Wasserstoffprojekt starten und suchen Partner aus der Wirtschaft. Ziel ist es, die regionale Energieversorgung nachhaltiger und wirtschaftlicher zu gestalten. mehr...

Sachsen-Anhalt: Projekt Green Octopus

[04.11.2024] In Sachsen-Anhalt wird der Aufbau einer klimaneutralen Wasserstoffwirtschaft konkret. Mit dem Projekt Green Octopus Mitteldeutschland soll ein wichtiger Beitrag zur Vernetzung von Erzeugungs- und Verbrauchsregionen geleistet werden. mehr...

Baden-Württemberg: Förderung für PEGASUS-Projekt

[04.11.2024] Das Land Baden-Württemberg unterstützt Daimler Truck jetzt mit einer Förderung von fast 50 Millionen Euro bei der Entwicklung von Wasserstoff-Lkw für den Schwerlastverkehr. Im Rahmen des Projekts PEGASUS sollen insgesamt 100 wasserstoffbasierte Lastkraftwagen entwickelt und unter realen Bedingungen getestet werden. mehr...

Bremen/Bremerhaven: Anschluss ans Wasserstoff-Kernnetz

[04.11.2024] Die Bundesnetzagentur hat jetzt die Anbindung Bremens und Bremerhavens an das deutsche Wasserstoff-Kernnetz genehmigt. Mit dem Projekt soll die Region Teil eines zukunftsweisenden Energieverbunds werden. mehr...

Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Rügen: Erster Wasserstoff-Bus startet im Linienbetrieb

[31.10.2024] Mit dem Einsatz von emissionsfreien Wasserstoff-Bussen geht die Verkehrsgesellschaft Vorpommern-Rügen (VVR) einen wichtigen Schritt in der Antriebswende im öffentlichen Nahverkehr. Die ersten drei Brennstoffzellen-Busse sollen unter realen Bedingungen auf verschiedenen Strecken getestet werden. mehr...

badenova: Bundesnetzagentur genehmigt H2-Kernnetz in Südbaden

[30.10.2024] Die Bundesnetzagentur hat den Antrag der Fernleitungsnetzbetreiber zur Entwicklung eines nationalen Wasserstoff-Kernnetzes bestätigt. Der Verteilnetzbetreiber badenovaNETZE wird im Rahmen der Projekte RHYn Interco und H2@Hochrhein eine Schlüsselrolle beim Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Südbaden und am Hochrhein übernehmen. mehr...

Hamburg: HH-WIN wird Teil des nationalen Wasserstoff-Kernnetzes

[24.10.2024] Das Hamburger Wasserstoff-Industrie-Netz wird Teil des bundesweiten Wasserstoff-Kernnetzes, was Hamburgs Industrie ein einheitliches Wasserstoff-Netzentgelt sichert. Dies schafft Investitionssicherheit für den geplanten Ausbau des Netzes bis 2032. mehr...

Das Bild zeigt eine grün schimmernde Pipeline als Symbol für das Wasserstoffkernnetz. Im Hintergrund sind Windräder zu sehen.

Bundesnetzagentur: Grünes Licht für H2-Netz

[22.10.2024] Ein Kernnetz soll die Wasserstoffinfrastruktur in Deutschland stärken und regionale Cluster vernetzen. Die Bundesnetzagentur hat die Pläne der Netzbetreiber nun genehmigt. mehr...