StudieTemporäre Versorgungslücken?
Eine „Kurzstudie zur Kapazitätsentwicklung in Süddeutschland bis 2025“ hat jetzt das baden-württembergische Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft vorgelegt. Im Fokus der Untersuchung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und des Institut für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart steht die Frage der Versorgungssicherheit bei wachsender Bedeutung der erneuerbaren Energien. Die Autoren der Studie kommen zu dem Ergebnis, dass es frühestens 2018, spätestens jedoch 2021 nicht nur im Süden der Republik, sondern in ganz Deutschland zu temporären Versorgungslücken kommen könnte. Grundlage für die Szenarien war die Annahme, dass Betreiber Bestandskraftwerke altersbedingt oder aus wirtschaftlichen Gründen stilllegen und neben derzeit im Bau befindlichen Neuanlagen keine weiteren Kraftwerke realisieren. Die Wissenschaftler untersuchten in der Kurzstudie die Versorgungssicherheit im Stromnetz in Süddeutschland, in ganz Deutschland und auch im europäischen Netzverbund. Hintergrund ist der sich verändernde Energiemarkt, in dem die Gewinne beim Betrieb konventioneller Kraftwerke abnehmen. Dies hat bereits zu Stilllegungen von Anlagen geführt, weitere sollen folgen. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, kann es ab 2018 in Zeiten einer geringen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bei gleichzeitig hohem Strombedarf zu kurzfristigen Unterversorgungen kommen, so das Ergebnis der Studie.
„Die Kurzstudie zeigt klar, dass die Rahmenbedingungen für Kraftwerksinvestitionen angepasst werden müssen, damit die Stromversorgung in Deutschland stabil bleibt“, sagte Frieder Borggrefe, Autor der Studie vom DLR-Institut für Technische Thermodynamik in Stuttgart. Der baden-württembergische Energieminister Franz Untersteller (Bündnis 90/Die Grünen) kommentierte: „Für mich belegt das Gutachten, dass wir uns dringend mit der künftigen Struktur des Strommarkts befassen müssen. Umso mehr, als die Studie zeigt, dass es sich nicht nur um ein süddeutsches Problem handelt. Auch unter Berücksichtigung des europäischen Stromaustausches besteht Handlungsbedarf.“ Er bedauere, dass die Bundesregierung bisher wenig Begeisterung zeige, ihren Koalitionsvertrag an diesem Punkt umzusetzen und die Weichen zur Sicherung der benötigten Erzeugungskapazitäten zu stellen. Eine Wirtschafts- und Industrienation wie Deutschland könne sich Risiken bei der Stromversorgung nicht erlauben. „Wir müssen sehr bald die Rahmenbedingungen des künftigen Strommarkts festlegen“, forderte der Minister. „Dazu gehören Umfang und Schnelligkeit des Netzausbaus, die Erschließung von Last-Management-Potenzialen sowie insbesondere die Gestaltung des künftigen Kraftwerksparks. Notwendige Entscheidungen in die nächste Legislaturperiode zu verschleppen, gefährdet den Wirtschaftsstandort Deutschland“, warnte Untersteller.
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