Sonntag, 20. April 2025

MünsterSuche nach Tiefenwärme startet

[12.11.2021] Im Münsterland beginnt die Suche nach Tiefenwärme. Nach einem Testlauf erkunden Vibro-Trucks jetzt die geologische Struktur in der Pilotregion Münster, um geothermisch nutzbare Gesteinsstrukturen zu finden.
Seismik Münsterland: Testlauf mit Vibro-Trucks.

Seismik Münsterland: Testlauf mit Vibro-Trucks.

(Bildquelle: Stadt Münster)

Ab dem 11. November sollen seismische Messfahrzeuge, so genannte Vibro-Trucks, die geologische Struktur im Münsterland und in der Stadt Münster auf der Suche nach Tiefenwärme erkunden. Ziel ist es, Gesteinsstrukturen zu finden, die sich für eine klimafreundliche geothermische Nutzung eignen, wie die Stadt mitteilt. Auf einer Freifläche östlich von Münster, an der Grenze zur Stadt Telgte, sei bereits ein Testlauf durchgeführt worden, in dem der Geologische Dienst Nordrhein-Westfalen (GD NRW) fünf Fahrzeuge und deren Messgeräte zunächst auf ihre Einsatzbereitschaft überprüft habe.
Mithilfe der Geothermie will das Land Nordrhein-Westfalen die Wärmeversorgung klimafreundlicher gestalten, erläutert die Stadt Münster, Zentrum einer Pilotregion für die Suche nach Erdwärme. Die zu diesem Zweck eingesetzten Vibro-Trucks arbeiteten mit so genannten Sweeps. Dabei erzeugten sie mit hydraulisch absenkbaren Rüttelplatten Schallwellen, die sich bis tief in den Untergrund ausbreiten. Zwischen einer und drei Minuten dauere ein solcher Sweep. Geologische Schichtgrenzen reflektierten die in die Tiefe gesandten Signale und zuvor ausgelegte Geophone, spezielle Mikrophone, nähmen die Reflexionen auf. Seien genug solcher Daten gesammelt, könnten Geowissenschaftler und Geowissenschaftlerinnen daraus ein komplexes Bild des Untergrundes erstellen – ähnlich einer Ultraschallaufnahme in der Medizintechnik.
„Geothermie könnte auch in NRW schon in naher Zukunft eine sehr wichtige Rolle spielen, um Haushalte und Gewerbe mit klimafreundlicher Wärme zu versorgen – rund um die Uhr, verlässlich und witterungsunabhängig“, sagt Ingo Schäfer, Geologe beim GD NRW. „Um sie nutzen zu können, sind jedoch geeignete Strukturen im Untergrund erforderlich, in denen sich heißes Tiefenwasser befindet. Deshalb untersuchen wir in der Pilotregion Münster im Rahmen der geologischen Landesaufnahme den tiefen und mitteltiefen Untergrundaufbau mit seismischen Messungen.“ Weiter betont Schäfer: „Wir liefern mit den Untersuchungen die notwendigen Daten, die Projekte müssen aus der Region selbst kommen.“
Grundlage für das Projekt ist laut der Stadt Münster der fraktionsübergreifende Landtagsbeschluss „Wärmepotenziale nutzen – Einsatz der Geothermie erleichtern“ vom 20. März 2019. „Nach einer ausführlichen Planungsphase kann es nun endlich losgehen“, so Schäfer. „Die von uns mit den Messungen beauftragte Firma DMT hat die Gegebenheiten vor Ort detailliert geprüft – von der Lage der Gas- und Wasserleitungen bis hin zu Naturschutzbelangen. Jetzt haben wir in Abstimmung mit den Behörden vor Ort die konkrete Messstrecke festgelegt.“
Die Stadt Münster begrüßt und unterstützt das Projekt nach eigenem Bekunden. „Klimaschutz und damit verbunden die Herausforderungen einer klimaneutralen Energieversorgung sind für die Stadt Münster die zentrale Aufgabe dieses Jahrzehnts“, sagt Nachhaltigkeitsdezernent Matthias Peck.
Sinn des Testlaufs sei es gewesen, zu prüfen, ob alle Sender und Messgeräte optimal funktionieren, erläutert die Stadt Münster. Bei dem Test hätten sich die jeweils 26 Tonnen schweren Fahrzeuge nicht vorwärts bewegt, sondern ihre Schallsignale immer wieder von ihrem Standort aus in die Tiefe gesendet. Bei den Messungen, die nun starten sollen, führen die Vibro-Trucks auf Straßen und Wegen entlang von festgelegten Messlinien, hielten alle 40 Meter an und sendeten dann einen Sweep in den Untergrund.
Um Verkehrsbehinderungen durch den langsam rollenden Konvoi zu vermeiden, fänden die Messungen weitgehend nachts statt. Es könne dabei für die Anwohner und Anwohnerinnen zu Ruhestörungen von rund ein bis zwei Stunden kommen. Der GD NRW bittet die Anwohnerschaft, dies zu entschuldigen.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Geothermie

Hannover: Seismik-Messungen abgeschlossen

[14.04.2025] In Hannover ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu klimafreundlicher Wärmeversorgung geschafft: Die Seismik-Kampagne für ein neuartiges Geothermieprojekt ist beendet. Im Sommer sollen die Bohrungen starten. mehr...

Potsdam: Tiefengeothermie für Energiewende

[11.04.2025] Die Energie und Wasser Potsdam fordert bessere Rahmenbedingungen für den Umbau in Zeiten der Energiewende und erhält Unterstützung vom VKU. mehr...

Krefeld: Bohrungen erreichen Festgestein

[10.04.2025] In Krefeld hat die wissenschaftliche Bohrung des Geologischen Dienstes NRW das Festgestein erreicht. Nun fördern die Fachleute erstmals Bohrkerne aus der Tiefe – auf der Suche nach dem rund 340 Millionen Jahre alten Kohlenkalk. mehr...

Berlin: Bohrungen am Südkreuz

[26.03.2025] Am Südkreuz in Berlin entstehen bis 2026 neue Wohn- und Gewerbeflächen, deren Energieversorgung durch ein modernes Geothermiesystem gesichert wird. Dafür werden derzeit 285 Erdwärmesonden installiert, die Wärme aus bis zu 100 Metern Tiefe nutzbar machen sollen. mehr...

Krefeld: Forschungsbohrung zu Geothermie gestartet

[25.03.2025] In Krefeld ist vergangene Woche eine Forschungsbohrung des Geologischen Dienstes NRW gestartet, um das Potenzial der Tiefen Geothermie in der Region zu untersuchen. mehr...

Praxisforum Geothermie Bayern: Neue Entwicklungen der Geothermie

[25.03.2025] Das Praxisforum Geothermie Bayern findet vom 22. bis 24. Oktober 2025 in Pullach bei München statt. Die Veranstaltung bietet Fachleuten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik eine Plattform, um die neuesten Entwicklungen der Geothermie zu diskutieren. mehr...

Germering/Puchheim: Gemeinsames Geothermieprojekt beschlossen

[25.02.2025] Die Städte Germering und Puchheim haben beschlossen, gemeinsam mit den Stadtwerken München (SWM) ein Geothermieprojekt zu realisieren. Ziel ist eine unabhängige, klimafreundliche Wärmeversorgung, die frühestens 2033 in Betrieb gehen soll. mehr...

Fraunhofer IEG: Bau eines Reallabors für Geothermie

[19.02.2025] Mit einer neuen Forschungsinitiative will das Fraunhofer IEG das Potenzial der Tiefengeothermie in Nordrhein-Westfalen erschließen. Mit einer Förderung von 52 Millionen Euro entsteht in der Städteregion Aachen eine europaweit einzigartige Forschungsinfrastruktur, die erneuerbare Wärmequellen für Kommunen und Industrie nutzbar machen soll. mehr...

Stadtwerke Münster: Positives Fazit zur 3D-Seismik

[14.02.2025] Die Stadtwerke Münster haben jetzt die umfangreiche geologische Untersuchung des Untergrunds abgeschlossen. Die Messungen sollen die Basis für eine klimaneutrale Fernwärmeversorgung durch Tiefengeothermie schaffen. mehr...

Waren: Wartung des Bohrlochs

[13.02.2025] Die Stadtwerke Waren investieren knapp eine Million Euro in die Wartung eines Bohrlochs der Geothermieanlage am Papenberg. Die Arbeiten sind entscheidend für den weiteren Ausbau der geothermischen Wärmeversorgung in der Region. mehr...

bericht

Geothermie: Multitalent für die Wärmeversorgung

[11.02.2025] Tiefengeothermie gilt als Rückgrat der Wärmewende und ist für die Bestückung neuer Netze mit Wärme und die Dekarbonisierung von Bestandsnetzen alternativlos. Um sie wirtschaftlich nutzen zu können, müssen sich allerdings zahlreiche politische Rahmenbedingungen ändern. mehr...

Stadtwerke Erfurt: Genehmigung für 3D-Seismik-Messungen beantragt

[30.01.2025] Die Stadtwerke Erfurt haben jetzt beim Thüringer Bergamt die Genehmigungsunterlagen für eine 3D-Seismik-Messung im Raum Erfurt eingereicht. Die Untersuchung soll die Grundlage für die Nutzung von Tiefengeothermie zur klimafreundlichen Fernwärmeversorgung der Stadt schaffen. mehr...

GeoTHERM: Einblick in Potenzial der Geothermie

[15.01.2025] Die GeoTHERM 2025 bietet vom 20. bis 21. Februar in Offenburg eine Plattform für Fachleute, Studierende und Bürger, um sich über die neuesten Entwicklungen in der Geothermie auszutauschen. mehr...

badenova: Zielgebiet für Geothermie eingegrenzt

[20.12.2024] Für die im Oberrheingraben geplante Geothermie-Nutzung hat badenovaWÄRMEPLUS jetzt Hartheim und angrenzende Gemeinden in den Fokus gerückt. Ab 2028 könnte das heiße Thermalwasser zur Versorgung von bis zu 20.000 Menschen mit grüner Fernwärme genutzt werden. mehr...

München: Allianz für den Klimaschutz

[18.11.2024] Die Landeshauptstadt München, acht Kommunen der NordAllianz und die Stadtwerke München wollen enger zusammenarbeiten, um den Ausbau erneuerbarer Energien voranzutreiben und die Versorgungssicherheit zu verbessern. mehr...