Freitag, 22. November 2024

StudieStromsicherheit trotz AKW-Abschaltung

[08.09.2016] Die Sicherheit der Stromversorgung in Deutschland hat sich seit der Abschaltung von Atomkraftwerken im Zuge des Atomausstiegs verbessert. Das ist das Ergebnis einer Kurzstudie im Auftrag des Ökostromanbieters Greenpeace Energy.

Die Stabilität der deutschen Stromversorgung hat sich trotz der Abschaltung von Atomkraftwerken (AKW) im Zuge des Atomausstiegs verbessert. Das ist das Ergebnis einer Kurzstudie des Analyseinstituts Energy Brainpool im Auftrag des Ökoenergieanbieters Greenpeace Energy. Obwohl bislang neun Reaktoren mit einer Leistung von rund zehn Gigawatt weitgehend durch wetterabhängige erneuerbare Energien ersetzt wurden, sei die Stromversorgung deutlich seltener ausgefallen. Zudem mussten die Netzbetreiber seit dem Jahr 2011 weit seltener Ungleichgewichte mit so genannter Regelleistung ausgleichen. Energy Brainpool führt dies auf eine bessere nationale und internationale Zusammenarbeit der Übertragungsnetzbetreiber sowie auf eine Stärkung des kurzfristigen Stromhandels zurück. Sönke Tangermann, Vorstand bei Greenpeace Energy, sagt: „Die gebetsmühlenartig wiederholte Behauptung der europäischen AKW-Lobby, die Atomkraft garantiere eine besonders stabile Stromversorgung, ist falsch.“ Energy Brainpool hat zur Bewertung der Versorgungssicherheit mehrere Faktoren betrachtet. So summiert sich etwa nach dem von der Bundesnetzagentur jährlich erhobenen Index SAIDI die durchschnittliche Versorgungsunterbrechung hierzulande im Jahr 2014 auf rund zwölf Minuten. Dies sei deutlich kürzer als noch vor dem Atomausstieg. Im Jahr 2010 sei der Strom noch um knapp 15, im Jahr 2006 sogar mehr als 21 Minuten ausgefallen. Studienleiter Thorsten Lenck zieht ebenfalls das Fazit: „Ein hoher Anteil konventioneller Erzeugungsleistung – etwa aus Kernkraft – garantiert kein hohes Niveau an Versorgungssicherheit.“ Auch im internationalen Vergleich mit klassischen Atomländern schneide Deutschland gut ab. Frankreich mit einem Atomanteil von 81 Prozent und Ungarn mit einem Atomanteil von 36 Prozent kamen im Jahr 2013 auf Ausfallzeiten von rund 68 Minuten. In Großbritannien sei der Strom bei einem Atomanteil von 19 Prozent im Schnitt für immerhin 55 Minuten ausgefallen. Die Bundesregierung hatte den Atomausstieg im Jahr 2011 eingeleitet. Die seitdem abgeschalteten Atommeiler deckten mehr als zehn Prozent der Spitzenlast in Deutschland ab. Gleichzeitig ist der Anteil erneuerbarer Energien am Stromverbrauch von damals 20 auf inzwischen deutlich über 30 angestiegen. Die Studie zeige auch, dass sich klimaschädliche Kohlekraftwerke schrittweise abschalten ließen. Lenck: „Bereits 2020 kann eine effiziente Steuerung bei Biomasseanlagen, Haushalten und Industrieanlagen die Spitzennachfrage um bis zu 4,4 Gigawatt reduzieren.“ Eine weitere Schlüsselrolle zur Absicherung der Stromnachfrage könnten laut Energy Brainpool künftig Speichertechnologien wie Windgas (Power to Gas) übernehmen. Laut den Experten lassen sich wetterabhängige Schwankungen bei erneuerbaren Energien in der Regel gut ausgleichen. Bestimmte Wetterereignisse bei konventionellen Kraftwerken könnten die Versorgungssituation hingegen verschärfen. So seien in den heißen Sommern 2006 und 2007 mehrere Kraftwerke in Deutschland gedrosselt oder gänzlich abgeschaltet worden. Der Grund: Die Flusstemperaturen sollten durch das Kühlwasser nicht über die zulässigen Grenzwerte ansteigen. Auch im Dezember 2015 sei es zu Versorgungsengpässen infolge niedriger Pegelstände von Flüssen gekommen, weil die Meiler nicht mehr per Schiff mit Kohle beliefert werden konnten.





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