Samstag, 23. November 2024

Agora EnergiewendeStromexporte gefährden Klima-Ziele

[09.06.2015] Deutsche Kohlekraftwerke verdrängen immer mehr Gaskraftwerke in den europäischen Nachbarländern, meldet die Denkfabrik Agora Energiewende. Der Grund: die enge Verzahnung der europäischen Strommärkte sowie niedrige Preise für Treibhausgaszertifikate.
Der Export von deutschem Kohlestrom belastet die CO2-Bilanz in den europäischen Ländern.

Der Export von deutschem Kohlestrom belastet die CO2-Bilanz in den europäischen Ländern.

(Bildquelle: FotoHiero / pixelio.de)

Stromexporte aus deutschen Kohlekraftwerken wirken sich immer stärker auf den europäischen Strommix aus. Dies führt zu höheren Emissionen in Deutschland und Europa insgesamt, da die Stromexporte in den Nachbarländern Gaskraftwerke verdrängen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse der Denkfabrik Agora Energiewende, die sich mit der Rolle der Stromexporte und dem Klimaschutz in der Energiewende auseinandersetzt. Demnach wird ohne politisches Gegensteuern Deutschland weder sein Klimaschutzziel für 2020 (40 Prozent weniger Emissionen als 1990) noch das mittelfristige 2030-Ziel (minus 55 Prozent) erreichen können. Laut Agora Energiewende ist die wachsende Dominanz von Strom aus deutschen Kohlekraftwerken Folge der immer engeren Verzahnung der europäischen Strommärkte einerseits und der anhaltend niedrigen Preise für Treibhausgaszertifikate im europäischen Emissionshandel andererseits. Diese Bedingungen seien insbesondere für Braunkohlekraftwerke ideal: Sie produzieren Strom bei geringen Brennstoffkosten, gleichzeitig schlagen ihre hohen Kohlendioxidemissionen aufgrund der geringen Preise für Emissionsberechtigungen kaum zu Buche. Kohlekraftwerke hätten daher die Gaskraftwerke in Deutschland in den vergangenen Jahren aus dem Markt verdrängt. Deutschland konnte deshalb in den vergangenen Jahren immer neue Rekorde beim Stromexport verzeichnen. Inzwischen werden sechs Prozent der deutschen Stromproduktion im Ausland verbraucht.

Dominoeffekt im Ausland

Weitere Exportsteigerungen sind laut der Meldung absehbar: Zum einen werden in den kommenden Jahren die Stromnetze zwischen Deutschland und seinen Nachbarn verstärkt, sodass mehr Transportkapazität zur Verfügung steht. Zum anderen benötigt Deutschland wegen des weiteren Ausbaus der erneuerbaren Energien immer weniger Strom aus Kohlekraftwerken. Dieser steht dann für den Export ins Ausland zur Verfügung. Dort setze sich der Dominoeffekt zulasten von Gaskraftwerken – etwa in den Niederlanden und Italien – fort, da diese Kraftwerke Strom aufgrund der niedrigen CO2-Preise zu höheren Kosten als Kohlekraftwerke produzieren. Insgesamt ist der aus Deutschland exportierte Strom rund doppelt so klimaschädlich wie der im Ausland ersetzte Strom, heißt es in der Analyse. Unterm Strich steigen dadurch die Treibhausgasemissionen auch auf europäischer Ebene. Aus Sicht von Agora Energiewende könne Deutschland sein Klimaschutzziel nur dann erreichen, wenn es wie Großbritannien und die Niederlande in Ergänzung zum Emissionshandel ein nationales Klimaschutzinstrument einführt. Denn auch die für das Jahr 2019 geplante Einführung einer Marktstabilitätsreserve im EU-Emissionshandel könne an dieser Entwicklung nichts mehr ändern.





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