Mittwoch, 19. Februar 2025

Agora EnergiewendeStromexporte gefährden Klima-Ziele

[09.06.2015] Deutsche Kohlekraftwerke verdrängen immer mehr Gaskraftwerke in den europäischen Nachbarländern, meldet die Denkfabrik Agora Energiewende. Der Grund: die enge Verzahnung der europäischen Strommärkte sowie niedrige Preise für Treibhausgaszertifikate.
Der Export von deutschem Kohlestrom belastet die CO2-Bilanz in den europäischen Ländern.

Der Export von deutschem Kohlestrom belastet die CO2-Bilanz in den europäischen Ländern.

(Bildquelle: FotoHiero / pixelio.de)

Stromexporte aus deutschen Kohlekraftwerken wirken sich immer stärker auf den europäischen Strommix aus. Dies führt zu höheren Emissionen in Deutschland und Europa insgesamt, da die Stromexporte in den Nachbarländern Gaskraftwerke verdrängen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse der Denkfabrik Agora Energiewende, die sich mit der Rolle der Stromexporte und dem Klimaschutz in der Energiewende auseinandersetzt. Demnach wird ohne politisches Gegensteuern Deutschland weder sein Klimaschutzziel für 2020 (40 Prozent weniger Emissionen als 1990) noch das mittelfristige 2030-Ziel (minus 55 Prozent) erreichen können. Laut Agora Energiewende ist die wachsende Dominanz von Strom aus deutschen Kohlekraftwerken Folge der immer engeren Verzahnung der europäischen Strommärkte einerseits und der anhaltend niedrigen Preise für Treibhausgaszertifikate im europäischen Emissionshandel andererseits. Diese Bedingungen seien insbesondere für Braunkohlekraftwerke ideal: Sie produzieren Strom bei geringen Brennstoffkosten, gleichzeitig schlagen ihre hohen Kohlendioxidemissionen aufgrund der geringen Preise für Emissionsberechtigungen kaum zu Buche. Kohlekraftwerke hätten daher die Gaskraftwerke in Deutschland in den vergangenen Jahren aus dem Markt verdrängt. Deutschland konnte deshalb in den vergangenen Jahren immer neue Rekorde beim Stromexport verzeichnen. Inzwischen werden sechs Prozent der deutschen Stromproduktion im Ausland verbraucht.

Dominoeffekt im Ausland

Weitere Exportsteigerungen sind laut der Meldung absehbar: Zum einen werden in den kommenden Jahren die Stromnetze zwischen Deutschland und seinen Nachbarn verstärkt, sodass mehr Transportkapazität zur Verfügung steht. Zum anderen benötigt Deutschland wegen des weiteren Ausbaus der erneuerbaren Energien immer weniger Strom aus Kohlekraftwerken. Dieser steht dann für den Export ins Ausland zur Verfügung. Dort setze sich der Dominoeffekt zulasten von Gaskraftwerken – etwa in den Niederlanden und Italien – fort, da diese Kraftwerke Strom aufgrund der niedrigen CO2-Preise zu höheren Kosten als Kohlekraftwerke produzieren. Insgesamt ist der aus Deutschland exportierte Strom rund doppelt so klimaschädlich wie der im Ausland ersetzte Strom, heißt es in der Analyse. Unterm Strich steigen dadurch die Treibhausgasemissionen auch auf europäischer Ebene. Aus Sicht von Agora Energiewende könne Deutschland sein Klimaschutzziel nur dann erreichen, wenn es wie Großbritannien und die Niederlande in Ergänzung zum Emissionshandel ein nationales Klimaschutzinstrument einführt. Denn auch die für das Jahr 2019 geplante Einführung einer Marktstabilitätsreserve im EU-Emissionshandel könne an dieser Entwicklung nichts mehr ändern.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Klimaschutz

AEE: Chemnitz ist Energie-Kommune des Jahres

[19.02.2025] Chemnitz hat sich in einer bundesweiten Abstimmung zur Energie-Kommune des Jahres 2024 durchgesetzt. Die Stadt erhielt 39 Prozent der Stimmen und wurde für ihr Engagement im Bereich erneuerbare Energien und Klimaschutz ausgezeichnet. mehr...

Konstanz: 11. Klimaschutzbericht vorgestellt

[18.02.2025] Die Stadt Konstanz hat jetzt ihren 11. Klimaschutzbericht vorgestellt. Trotz Fortschritten bei einzelnen Maßnahmen bleibt die Reduktion der Treibhausgasemissionen hinter den angestrebten Zielen zurück, wie der Bericht zeigt. mehr...

report

Wien: Fahrplan zur Klimamusterstadt

[17.02.2025] Für die Stadt Wien sind Klimaanpassung und Klimaschutz bereits heute eine der größten Herausforderungen. Mit ambitionierten Zielen und umfassenden Strategien verfolgt die österreichische Hauptstadt einen klaren Plan: Wien soll bis 2040 klimaneutral werden. mehr...

AEE: Auszeichnung der Energie-Kommune des Jahres

[14.02.2025] Am 17. Februar wird die Energie-Kommune des Jahres gekürt. Im Finale stehen die Kommunen Bundorf, Chemnitz und Tübingen. mehr...

bericht

Klimaschutz: Aufgaben für Jahrzehnte

[10.02.2025] Klimaschutz und Klimaanpassung werden zu kommunalen Daueraufgaben. Die notwendigen Transformationsprozesse können von den Kommunen aber nicht im Alleingang gestemmt werden, sondern erfordern eine engagierte Unterstützung von Bund und Ländern. mehr...

Difu: Klimaschutz ins Grundgesetz

[04.02.2025] Beim Klimaschutz kämpfen die Kommunen mit einem Mangel an Geld und Personal. Ein neues Policy Paper des Deutschen Instituts für Urbanistik (Difu) empfiehlt daher die Einführung einer Gemeinschaftsaufgabe im Grundgesetz, um finanzielle Mittel zielgerichtet zu verteilen. mehr...

Osnabrück: Energieverbrauch städtischer Gebäude auf Rekordtief

[21.01.2025] Die Stadt Osnabrück hat den Energieverbrauch ihrer Liegenschaften im Jahr 2023 auf den niedrigsten Stand seit 2003 gesenkt. mehr...

BfEE: Abwärmebörse gestartet

[21.01.2025] Seit Anfang des Jahres macht eine bundesweite Abwärmebörse industrielle Abwärme sichtbar – ein wichtiges Instrument für die kommunale Wärmeplanung und die Nutzung ungenutzter Energiepotenziale. mehr...

Düsseldorf: Startschuss für Umrüstung von 4.000 Gaslaternen auf Strom

[16.01.2025] Die Landeshauptstadt Düsseldorf hat jetzt vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung grünes Licht für die Umstellung von 4.000 historischen Gaslaternen auf strombetriebene LED-Technik erhalten. mehr...

Energie-Kommune des Jahres: Voting gestartet

[10.01.2025] Die Abstimmung zur Energie-Kommune des Jahres ist gestartet: Heidelberg, bekannt für seine Vorreiterrolle in der Energiewende, tritt gegen elf weitere Kommunen an. Die Bürgerinnen und Bürger können bis Ende Januar online ihre Stimme abgeben. mehr...

Klimaaktive Kommune: Wettbewerb gestartet

[09.01.2025] Das Deutsche Institut für Urbanistik hat jetzt den Wettbewerb Klimaaktive Kommune 2025 gestartet. Kommunen aus ganz Deutschland können ihre innovativen Klimaschutzprojekte einreichen und sich um Preisgelder von jeweils 40.000 Euro bewerben. mehr...

Laupheim: Startschuss für klimaneutrales Wohnquartier

[20.12.2024] In Laupheim entsteht jetzt ein energieautarkes Wohnquartier mit über 100 Wohneinheiten. Die Energieversorgung basiert auf Geothermie und Photovoltaik. mehr...

Mönchengladbach: Energiekonzept beschlossen

[20.12.2024] In Mönchengladbach hat der Stadtrat jetzt ein Energiekonzept beschlossen. Es definiert konkrete Maßnahmen und Entwicklungsrichtungen und lädt Bürgerinnen und Bürger zur Mitgestaltung ein. mehr...

EnBW: Neue Gesellschaft gegründet

[19.12.2024] EnBW und elf Kommunen aus Südbaden haben eine gemeinsame Gesellschaft gegründet, um die klimafreundliche Stromerzeugung in der Region voranzutreiben. Kernprojekt von „Klima vernetzt Südbaden“ ist die kommunale Beteiligung am modernen Wasserkraftwerk Rheinhausen. mehr...

Grüne Wärme für Dörfer und Städte: Neue Termine für 2025 bekanntgegeben

[12.12.2024] Die FNR führt die Seminarreihe „Grüne Wärme für Dörfer und Städte“ auch im kommenden Jahr fort. Die Online-Veranstaltungen widmen sich der nachhaltigen kommunalen Wärmeversorgung und bieten praxisnahe Informationen für Kommunen und Gemeinden. mehr...