WEMAGSteiniger Weg zur Datenautobahn
Die Luftlinie von Schwerin nach New York ist genau so lang wie die Trasse, die im Rahmen des geförderten Breitband-Ausbaus unter der Leitung des Unternehmens Wemacom entstehen wird: 5.800 Kilometer. Bis das Trassennetz fertig gebaut, mit Glasfasern ausgestattet und in Betrieb genommen ist, braucht es allerdings einen immensen logistischen, personellen und materiellen Aufwand – und natürlich Zeit.
In Deutschland war lange klar, dass in Sachen Digitalisierung und Breitband-Ausbau etwas passieren muss. Was über Jahre hinweg zwar intensiv diskutiert, dabei aber doch grob vernachlässigt wurde, soll nun innerhalb weniger Jahre plötzlich umgesetzt werden. Jetzt wo klar geworden ist, dass ein schneller Breitband-Anschluss zur Daseinsvorsorge gehört, ist der Leidensdruck groß genug, um endlich in den Glasfaserausbau zu investieren. Doch wenn man innerhalb kürzester Zeit viel schaffen muss und dabei nur eine äußerst limitierte Menge an Ressourcen zur Verfügung hat, entstehen Engpässe. Es stockt, geht nicht so schnell voran wie erwartet und der Druck – seitens der Auftraggeber, der Politik, vor allem aber seitens der Kunden – steigt.
Wenn dann auch noch ein hemmendes Ereignis hinzukommt, das niemand vorhersehen kann, wird es kritisch. Die Corona-Pandemie hat beim Breitband-Ausbau nicht nur Zeit und Ressourcen gekostet, sondern sie kostet auch das mühsam erarbeitete Vertrauen einiger Kunden. Wenn von vornherein eng gesetzte Termine in einer solchen Krise nicht eingehalten werden können, dann ist Corona nur für eine gewisse Zeit lang eine akzeptierte Entschuldigung. Dies immer weniger, da die Pandemie den Menschen zugleich vor Augen führt, wie wichtig schnelles Internet ist, das ihnen immer noch nicht zur Verfügung steht. Was Unternehmen beim Breitband-Ausbau also vor allem brauchen, sind Zeit, Geduld und Verständnis auf allen Seiten.
Komplexe Genehmigungsprozesse
Wemacom hat aktuell den Zuschlag für den geförderten Breitband-Ausbau in insgesamt 38 Projektgebieten. Das Unternehmen baut deshalb rund 5.800 Kilometer Trassen, bringt 21.000 Kilometer Leerrohrverbund-Flatliner in die Erde, bläst 25.000 Kilometer Glasfaserleitung ein und errichtet 4.200 Gehäusestandorte (Kabelverzweiger und Netzknotenpunkte). Nicht nur für jeden Meter Trasse, auch für jeden Gehäusestandort muss ein komplexer Genehmigungsprozess durchlaufen werden, bevor der erste Bagger rollen kann. An den Genehmigungsverfahren sind allein in Westmecklenburg über 100 Gemeinden, 30 Amtsverwaltungen, 20 Fachdienste der Landkreise, vier Landes- und Bundesbehörden sowie eine Vielzahl von Trägern öffentlicher Belange (TöB) zu beteiligen und zu koordinieren.
Begrenzte Ressourcen, Fachkräftemangel, fehlende technische Ausstattung und finanzielle Fragen in den Verwaltungsorganen sind Belange, auf die Unternehmen wie Wemacom keinen Einfluss haben. Worauf sie aber Einfluss nehmen können, ist, gemeinsam mit einzelnen Landkreisen die komplexen, papiergebundenen Genehmigungsprozesse zu digitalisieren und zu optimieren. Sowohl mit dem Landkreis Nordwestmecklenburg als auch mit dem Landkreis Ludwigslust-Parchim hat Wemacom neue digitale Antrags- und Genehmigungsverfahren entwickelt und erfolgreich implementiert. Das ermöglicht nicht nur eine frühestmögliche Beteiligung der Genehmigungsträger und ein deutlich beschleunigtes Genehmigungsverfahren, sondern spart wortwörtlich Tonnen an Papier. Allein im Landkreis Ludwigslust-Parchim wären ohne die digitale Umsetzung rund zwei Tonnen Papiermüll produziert worden.
Stichwort: Dokumentation
Schlüsselwort: Dokumentation
Der Planungs- und Genehmigungsaufwand vor dem eigentlichen Ausbau ist nur ein Teil des Verwaltungsakts, den es bei Glasfaserprojekten zu bewältigen gilt. Das Schlüsselwort lautet: Dokumentation. Immerhin geht es um Fördergelder, und die müssen auf den Cent genau abgerechnet werden. Dafür braucht es Nachweise darüber, was wann von wem in welcher Art gemacht wurde.
Inzwischen hat Wemacom bereits 3.300 Kilometer Trassenbau über mehrere Teilprojekte realisiert und rund 10.000 Kunden in Betrieb genommen. Auf dem Weg dahin wurden nicht weniger als 25.000 Fotos (40 Gigabyte) von jedem einzelnen Schritt des Ausbaus georeferenziert erstellt, geprüft und in Datenbanken hinterlegt. Um nur einige Beispiele der beliebtesten Fotomotive zu nennen: Trassenabschnitte, Kreuzungen und Gehäusestandorte. Das und noch einiges mehr ist notwendig, um die bislang mehr als 300 Millionen Euro Fördermittel einwandfrei abzurechnen.
Vonseiten der Kunden kommt hingegen häufig die gleiche Nachfrage: „Mein Glasfaser-Hausanschluss ist seit Monaten fertig gebaut. Warum kann ich immer noch nicht surfen?“ Die Antwort liegt zum einen in der Komplexität des Bauprozesses, zum anderen aber in dem immensen Prüf- und Dokumentationsaufwand, der den Unternehmen beim geförderten Breitband-Ausbau auferlegt wird. Das führt bei den Kunden zu zermürbenden Wartezeiten und damit zu Frust.
Was hier helfen könnte, wäre eine konsistente Kommunikation und Aufklärung von offizieller Stelle. Die vertraglich festgelegten Termine sollten klar und eindeutig kommuniziert werden, und nicht Ideen und Wunschtermine, in denen sich die vielen Hunderttausend Glasfaserkilometer nicht realisieren lassen.
https://www.wemag.com
Dieser Beitrag ist im Titel der Ausgabe November/Dezember 2021 von stadt+werk erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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