Mittwoch, 22. Januar 2025

Urbane EnergiewendeStädte am langen Hebel

[09.12.2019] Die Deutsche Energie-Agentur (dena) spricht Kommunen eine zentrale Rolle bei der Energiewende zu. In ihrem Abschlussbericht zum Projekt Urbane Energiewende bringt sie Vorschläge ein, wie sich das vorhandene Potenzial voll ausschöpfen lässt.

Städte bieten laut der Deutschen Energie-Agentur (dena) sehr gute Ansatzpunkte, um Treibhausgasemissionen (THG) signifikant zu reduzieren und die für 2030 geplanten Klimaziele zu erreichen. Dafür sprächen ihr hoher Energiebedarf, der starke Ressourcenverbrauch, die hohe Dichte an Infrastruktur und die Vielzahl von Akteuren. Das teilt die dena in ihrem Abschlussbericht zum Projekt Urbane Energiewende mit. Notwendig für das Erreichen der Klimaziele sei jedoch ein strategischer Orientierungsrahmen, der urbane Räume in das nationale Zielsystem aufnimmt, auf optimale Integration lokaler Infrastrukturen und die Vernetzung der Akteure setzt. Ziel müsse sein, die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr in urbanen Räumen im Sinne der integrierten Energiewende weiterzuentwickeln. Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, kommentiert: „Städte spielen eine zentrale Rolle für Energiewende und Klimaschutz. Schließlich werden hier rund 80 Prozent der globalen Treibhausgase emittiert. Ob wir die Energiewende schaffen und das in der EU und Deutschland diskutierte Ziel der Klimaneutralität erreichen, entscheidet sich nicht zuletzt in den Kommunen. Deshalb sollte die Politik Städte stärker in den Fokus nehmen. Die urbane Energiewende erfordert einen neuen strategischen Orientierungsrahmen. Ausgangsbasis ist die Einführung der CO2-Bepreisung im Verkehrs- und Gebäudesektor, ergänzt um eine konsequente Revision der Abgaben- und Umlagesystematik. Weiterhin ist die optimale Integration lokaler Infrastrukturen sicherzustellen. Es gilt, die Energieplanung als Aufgabe der Stadtplanung in die Breite zu bringen. Und ganz wichtig: Die Stadt der Zukunft ist eine vernetzte Stadt. Damit ist sowohl die Vernetzung der Akteure als auch die technologische Vernetzung durch Digitalisierung gemeint. Nur dann kann die Gestaltung der urbanen Energiewende gelingen.“

Innerstädtisch Grünstrom erzeugen

Angesichts begrenzter Flächen und Genehmigungen für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sollten laut dena auch die Potenziale zur innerstädtischen Erzeugung von Grünstrom, wie etwa Solaranlagen auf Gebäudedächern, vermehrt genutzt werden. In ihrem Abschlussbericht plädiert sie zudem dafür, Mieterstrom zu stärken, indem etwa steuerliche Barrieren und Unsicherheiten beseitigt werden. Weiterhin sei die digitale Nutzung energiebezogener Daten von erheblicher Bedeutung für die urbane Energiewende, denn diese ermögliche die Vernetzung zwischen den Sektoren Strom, Wärme, Kälte und Mobilität. Wie die dena mitteilt, empfehlen die Projektpartner den Einsatz von Informationstechnologien, um die Komplexität im Gesamtsystem beherrschbar zu machen, die Interoperabilität zwischen Geräten über standardisierte Schnittstellen zu sichern sowie einheitliche Regeln zu schaffen, die angepasste Anwendungen ermöglichen.

Klimafreundliche Wärmekonzepte stärken

Wärmenetze sind ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende in urbanen Räumen, da über diese sowohl lokal erzeugte erneuerbare Energien und Abwärme als auch Erzeugungsspitzen von überregionalem Grünstrom nach dem Prinzip „Nutzen statt Abregeln“ integriert werden können. Der Einsatz CO2-armer und klimafreundlicher Varianten wird jedoch durch hohe Gestehungskosten und Investitionsrisiken gehemmt, heißt es vonseiten der dena. Es gelte nun, klimafreundliche Wärmekonzepte zu stärken. Um die Wirtschaftlichkeit gegenüber CO2-intensiveren Varianten zu erhöhen, sollte der Bund demnach die Kraft-Wärme-Kopplung zeitnah weiterentwickeln, das angekündigte Förderprogramm zur EE-Fernwärme (Basisprogramm) vorantreiben, sowie eine Anpassung des Gebots zur kurzfristigen Kostenneutralität bei der Umstellung der Wärmelieferung in Mietwohnungen vornehmen.

Klimaschutz im Nahverkehr

Im Sinne einer integrierten Energiewende sollte der öffentliche Nahverkehr künftig noch stärker als Rückgrat urbaner Verkehrssysteme fungieren. Auch dafür argumentiert die dena in ihrem Abschlussbericht. Wie die Projektpartner mitteilen, müssten konkrete Klimaziele in Nahverkehrsplänen verankert werden, um dies zu gewährleisten. Sharing-Angebote sollten in erster Linie als Ergänzung zum ÖPNV genutzt werden. Im Übrigen sei wichtig, den weiteren Ausbau der Lade-Infrastruktur im privaten, im halb-öffentlichen und im öffentlichen Raum zu beschleunigen, um den Markthochlauf der Elektromobilität zu unterstützen. Dafür seien Förderprogramme für eine verbesserte Wirtschaftlichkeit und angepasste Rahmenbedingungen notwendig. Zusätzlich sollten klare Regelungen und Schnittstellen für netz- und systemdienliches Laden vorbereitet werden.

Urbane Energiewende in der Praxis

Das Projekt Urbane Energiewende hat für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in Städten Erkenntnisse aus der Praxis zusammengetragen und Handlungsempfehlungen erarbeitet. Wie die dena mitteilt, besteht der Projektbericht aus drei Teilen. Teil A stelle übergeordnete Erkenntnisse und Empfehlungen dar, Teil B gebe einen kompakten Überblick über zwölf Ansätze mit mehr als 30 Konzepten zur Energiewende in urbanen Räumen und stellt eine Vielzahl von Praxisprojekten vor. Dazu enthalte Teil C die gutachterliche Ausarbeitung zu regulatorischen Herausforderungen, eine Analyse prägender Hemmnisse sowie Möglichkeiten zu deren Auflösung in Hinblick auf die Erreichung der Klimaziele im Jahr 2030. Projektteilnehmer waren nach Angaben der Agentur Stadtwerke und Energieversorger, Technologieanbieter und IT-Dienstleister, Wohnungsgesellschaften und Mobilitätsanbieter sowie Logistik- und Handelsunternehmen.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Klimaschutz

Osnabrück: Energieverbrauch städtischer Gebäude auf Rekordtief

[21.01.2025] Die Stadt Osnabrück hat den Energieverbrauch ihrer Liegenschaften im Jahr 2023 auf den niedrigsten Stand seit 2003 gesenkt. mehr...

BfEE: Abwärmebörse gestartet

[21.01.2025] Seit Anfang des Jahres macht eine bundesweite Abwärmebörse industrielle Abwärme sichtbar – ein wichtiges Instrument für die kommunale Wärmeplanung und die Nutzung ungenutzter Energiepotenziale. mehr...

Düsseldorf: Startschuss für Umrüstung von 4.000 Gaslaternen auf Strom

[16.01.2025] Die Landeshauptstadt Düsseldorf hat jetzt vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung grünes Licht für die Umstellung von 4.000 historischen Gaslaternen auf strombetriebene LED-Technik erhalten. mehr...

Energie-Kommune des Jahres: Voting gestartet

[10.01.2025] Die Abstimmung zur Energie-Kommune des Jahres ist gestartet: Heidelberg, bekannt für seine Vorreiterrolle in der Energiewende, tritt gegen elf weitere Kommunen an. Die Bürgerinnen und Bürger können bis Ende Januar online ihre Stimme abgeben. mehr...

Klimaaktive Kommune: Wettbewerb gestartet

[09.01.2025] Das Deutsche Institut für Urbanistik hat jetzt den Wettbewerb Klimaaktive Kommune 2025 gestartet. Kommunen aus ganz Deutschland können ihre innovativen Klimaschutzprojekte einreichen und sich um Preisgelder von jeweils 40.000 Euro bewerben. mehr...

Laupheim: Startschuss für klimaneutrales Wohnquartier

[20.12.2024] In Laupheim entsteht jetzt ein energieautarkes Wohnquartier mit über 100 Wohneinheiten. Die Energieversorgung basiert auf Geothermie und Photovoltaik. mehr...

Mönchengladbach: Energiekonzept beschlossen

[20.12.2024] In Mönchengladbach hat der Stadtrat jetzt ein Energiekonzept beschlossen. Es definiert konkrete Maßnahmen und Entwicklungsrichtungen und lädt Bürgerinnen und Bürger zur Mitgestaltung ein. mehr...

EnBW: Neue Gesellschaft gegründet

[19.12.2024] EnBW und elf Kommunen aus Südbaden haben eine gemeinsame Gesellschaft gegründet, um die klimafreundliche Stromerzeugung in der Region voranzutreiben. Kernprojekt von „Klima vernetzt Südbaden“ ist die kommunale Beteiligung am modernen Wasserkraftwerk Rheinhausen. mehr...

Grüne Wärme für Dörfer und Städte: Neue Termine für 2025 bekanntgegeben

[12.12.2024] Die FNR führt die Seminarreihe „Grüne Wärme für Dörfer und Städte“ auch im kommenden Jahr fort. Die Online-Veranstaltungen widmen sich der nachhaltigen kommunalen Wärmeversorgung und bieten praxisnahe Informationen für Kommunen und Gemeinden. mehr...

Ökompark Heide-Westrich: Zukunftsfähige Gewerbegebiete

[11.12.2024] Der Landkreis Birkenfeld zeigt, wie zukunftsorientierte Gewerbegebiete gestaltet werden können. Der Ökompark Heide-Westrich setzt auf klimagerechte Planung und innovative Maßnahmen, die nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich überzeugen sollen. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Innovative Quartiere Klimaschutz ausgezeichnet

[06.12.2024] Vier Projekte in Aachen, Düsseldorf, Neuss und Wuppertal wurden von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen jetzt als KlimaQuartier.NRW prämiert. mehr...

Stadtwerke Tübingen: 11. Umweltpreis verliehen

[05.12.2024] Die Stadtwerke Tübingen haben jetzt den 11. swt-Umweltpreis in Tübingen vergeben. Über 70 Projekte aus der Region hatten sich beworben. Die Jury prämierte sechs Initiativen, darunter die Klima-Taskforce Nürtingen. mehr...

AEE: Neue Animation zeigt Fortschritte der Energiewende

[04.12.2024] Eine neue Animation der AEE zeigt jetzt, wie die Bundesländer ihre regionalen Potenziale für die Energiewende nutzen. mehr...

Die Fahrradbrücke West „Ann Arbor Bridge“ in Tübingen ist Teil des nachhaltigen Mobilitätskonzeptes. Foto: Universitätsstadt Tübingen

Tübinger Weg: Klimaneutral durch grünen Strom

[29.11.2024] Die Universitätsstadt Tübingen wurde im November von der AEE als Energie-Kommune des Monats ausgezeichnet. Ausschlaggebend war der bereits hohe Anteil an regenerativ erzeugtem und genutztem Strom. Die Stadt setzt auch auf Nachhaltigkeit bei Wärme und Verkehr. mehr...

VSHEW-Vorstandsvorsitzender Andreas Wulff (l.) und Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt mit der unterzeichneten Dekarbonisierungsvereinbarung. Foto: PR

Schleswig-Holstein: Stadt und Land dekarbonisieren

[15.11.2024] 23 Stadt- und Gemeindewerke im Norden präsentieren Maßnahmenpläne zur CO2-Reduzierung. Minister Tobias Goldschmidt sichert Unterstützung zu. Maßnahmen könnten bis 2023 rund 520.000 Tonnen CO2 einsparen. mehr...