Dienstag, 15. April 2025

Urbane EnergiewendeStädte am langen Hebel

[09.12.2019] Die Deutsche Energie-Agentur (dena) spricht Kommunen eine zentrale Rolle bei der Energiewende zu. In ihrem Abschlussbericht zum Projekt Urbane Energiewende bringt sie Vorschläge ein, wie sich das vorhandene Potenzial voll ausschöpfen lässt.

Städte bieten laut der Deutschen Energie-Agentur (dena) sehr gute Ansatzpunkte, um Treibhausgasemissionen (THG) signifikant zu reduzieren und die für 2030 geplanten Klimaziele zu erreichen. Dafür sprächen ihr hoher Energiebedarf, der starke Ressourcenverbrauch, die hohe Dichte an Infrastruktur und die Vielzahl von Akteuren. Das teilt die dena in ihrem Abschlussbericht zum Projekt Urbane Energiewende mit. Notwendig für das Erreichen der Klimaziele sei jedoch ein strategischer Orientierungsrahmen, der urbane Räume in das nationale Zielsystem aufnimmt, auf optimale Integration lokaler Infrastrukturen und die Vernetzung der Akteure setzt. Ziel müsse sein, die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr in urbanen Räumen im Sinne der integrierten Energiewende weiterzuentwickeln. Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der dena-Geschäftsführung, kommentiert: „Städte spielen eine zentrale Rolle für Energiewende und Klimaschutz. Schließlich werden hier rund 80 Prozent der globalen Treibhausgase emittiert. Ob wir die Energiewende schaffen und das in der EU und Deutschland diskutierte Ziel der Klimaneutralität erreichen, entscheidet sich nicht zuletzt in den Kommunen. Deshalb sollte die Politik Städte stärker in den Fokus nehmen. Die urbane Energiewende erfordert einen neuen strategischen Orientierungsrahmen. Ausgangsbasis ist die Einführung der CO2-Bepreisung im Verkehrs- und Gebäudesektor, ergänzt um eine konsequente Revision der Abgaben- und Umlagesystematik. Weiterhin ist die optimale Integration lokaler Infrastrukturen sicherzustellen. Es gilt, die Energieplanung als Aufgabe der Stadtplanung in die Breite zu bringen. Und ganz wichtig: Die Stadt der Zukunft ist eine vernetzte Stadt. Damit ist sowohl die Vernetzung der Akteure als auch die technologische Vernetzung durch Digitalisierung gemeint. Nur dann kann die Gestaltung der urbanen Energiewende gelingen.“

Innerstädtisch Grünstrom erzeugen

Angesichts begrenzter Flächen und Genehmigungen für die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien sollten laut dena auch die Potenziale zur innerstädtischen Erzeugung von Grünstrom, wie etwa Solaranlagen auf Gebäudedächern, vermehrt genutzt werden. In ihrem Abschlussbericht plädiert sie zudem dafür, Mieterstrom zu stärken, indem etwa steuerliche Barrieren und Unsicherheiten beseitigt werden. Weiterhin sei die digitale Nutzung energiebezogener Daten von erheblicher Bedeutung für die urbane Energiewende, denn diese ermögliche die Vernetzung zwischen den Sektoren Strom, Wärme, Kälte und Mobilität. Wie die dena mitteilt, empfehlen die Projektpartner den Einsatz von Informationstechnologien, um die Komplexität im Gesamtsystem beherrschbar zu machen, die Interoperabilität zwischen Geräten über standardisierte Schnittstellen zu sichern sowie einheitliche Regeln zu schaffen, die angepasste Anwendungen ermöglichen.

Klimafreundliche Wärmekonzepte stärken

Wärmenetze sind ein wichtiger Baustein für das Gelingen der Energiewende in urbanen Räumen, da über diese sowohl lokal erzeugte erneuerbare Energien und Abwärme als auch Erzeugungsspitzen von überregionalem Grünstrom nach dem Prinzip „Nutzen statt Abregeln“ integriert werden können. Der Einsatz CO2-armer und klimafreundlicher Varianten wird jedoch durch hohe Gestehungskosten und Investitionsrisiken gehemmt, heißt es vonseiten der dena. Es gelte nun, klimafreundliche Wärmekonzepte zu stärken. Um die Wirtschaftlichkeit gegenüber CO2-intensiveren Varianten zu erhöhen, sollte der Bund demnach die Kraft-Wärme-Kopplung zeitnah weiterentwickeln, das angekündigte Förderprogramm zur EE-Fernwärme (Basisprogramm) vorantreiben, sowie eine Anpassung des Gebots zur kurzfristigen Kostenneutralität bei der Umstellung der Wärmelieferung in Mietwohnungen vornehmen.

Klimaschutz im Nahverkehr

Im Sinne einer integrierten Energiewende sollte der öffentliche Nahverkehr künftig noch stärker als Rückgrat urbaner Verkehrssysteme fungieren. Auch dafür argumentiert die dena in ihrem Abschlussbericht. Wie die Projektpartner mitteilen, müssten konkrete Klimaziele in Nahverkehrsplänen verankert werden, um dies zu gewährleisten. Sharing-Angebote sollten in erster Linie als Ergänzung zum ÖPNV genutzt werden. Im Übrigen sei wichtig, den weiteren Ausbau der Lade-Infrastruktur im privaten, im halb-öffentlichen und im öffentlichen Raum zu beschleunigen, um den Markthochlauf der Elektromobilität zu unterstützen. Dafür seien Förderprogramme für eine verbesserte Wirtschaftlichkeit und angepasste Rahmenbedingungen notwendig. Zusätzlich sollten klare Regelungen und Schnittstellen für netz- und systemdienliches Laden vorbereitet werden.

Urbane Energiewende in der Praxis

Das Projekt Urbane Energiewende hat für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende in Städten Erkenntnisse aus der Praxis zusammengetragen und Handlungsempfehlungen erarbeitet. Wie die dena mitteilt, besteht der Projektbericht aus drei Teilen. Teil A stelle übergeordnete Erkenntnisse und Empfehlungen dar, Teil B gebe einen kompakten Überblick über zwölf Ansätze mit mehr als 30 Konzepten zur Energiewende in urbanen Räumen und stellt eine Vielzahl von Praxisprojekten vor. Dazu enthalte Teil C die gutachterliche Ausarbeitung zu regulatorischen Herausforderungen, eine Analyse prägender Hemmnisse sowie Möglichkeiten zu deren Auflösung in Hinblick auf die Erreichung der Klimaziele im Jahr 2030. Projektteilnehmer waren nach Angaben der Agentur Stadtwerke und Energieversorger, Technologieanbieter und IT-Dienstleister, Wohnungsgesellschaften und Mobilitätsanbieter sowie Logistik- und Handelsunternehmen.





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