StralsundStadt gibt Anstoß
Den Startschuss für Stralsunds Aktivitäten im Klimaschutz gab die Bürgerschaft im Jahr 2007 mit ihrem Beschluss, ein Klimaschutzkonzept zu verfassen. Für die Erstellung konnte die Hansestadt Fördermittel nutzen. Als beratendes Gremium für den Klimaschutzprozess wurde von Oberbürgermeister Alexander Badrow ein Klimarat einberufen. Dieser Rat von Ehrenamtlichen setzt sich aus Vertretern unterschiedlicher Institutionen zusammen. Sie fungieren als Multiplikatoren, beraten bei der Umsetzung von Maßnahmen und dienen der Klimaschutz-Managerin als kompetente Ansprechpartner. Für die Erarbeitung des Klimaschutzkonzepts und die spätere operative Arbeit bildete der Klimarat drei Arbeitskreise.
Das Konzept wurde 2010 von einer Arbeitsgemeinschaft aus der Firma UmweltPlan, der Fachhochschule Stralsund und dem Umweltbüro Nord erarbeitet. Mit einem weiteren Beschluss hat die Bürgerschaft im Jahr 2011 das Konzept angenommen, den Klimaschutz als wichtiges Handlungsziel für die Stadt anerkannt und die Einstellung eines Klimaschutz-Managers beschlossen. Für die beratende Begleitung durch einen Klimaschutz-Manager beantragte die Stadt erneut Fördermittel über die Kommunalrichtlinie. Im Juli 2012 wurde die Stelle besetzt. Sie läuft über drei Jahre und wird mit 85 Prozent bezuschusst.
Fruchtbarer Austausch
Das Klimaschutzkonzept dient der Klimaschutz-Managerin als Arbeitsgrundlage. Die Stadt hat sich mit dem Konzept und durch den Beitritt zum Klimabündnis mit anderen Kommunen dazu verpflichtet, ihre CO2-Emissionen alle fünf Jahre um zehn Prozent zu reduzieren. Die Maßnahmen, mit denen dieses Ziel erreicht werden soll, konzentrieren sich auf die Bereiche Energie, Verkehr und Öffentlichkeitsarbeit. Letzteres wird in Stralsund groß geschrieben: Klimaschutz wird als Gemeinschaftsaufgabe verstanden. Die Bürger sollen informiert, zu eigenen Aktivitäten motiviert und so in den Klimaschutzprozess integriert werden. Im Klimarat und den Arbeitskreisen kommen so unter anderem Vertreter von Museen, den Stadtwerken, Wohnungsbaugesellschaften, Energieberater, Architekten, der Kreishandwerker-
schaft, aus Verwaltung, Nahverkehr, Tourismus und Kirche sowie die Verfasser des Konzepts zusammen. Wie fruchtbar und effektiv dieser Austausch und die Zusammenarbeit sind, zeigt der Arbeitskreis (AK) Öffentlichkeitsarbeit. Der AK Öffentlichkeitsarbeit und das Netzwerk UmweltBildung Stralsund haben das Projekt Stralsund 2052 initiiert, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Zwischen September 2012 und September 2013 wurden neun Maßnahmen umgesetzt, um die Kompetenzen gesellschaftlicher Akteure für die Partizipation im Klimaschutz zu stärken und möglichst viele Bürger zu erreichen. Eine Multivisionsshow mit Arved Fuchs im Ozeaneum Stralsund machte etwa auf die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels aufmerksam. Eine weitere Veranstaltung, die vom Klimaschutz-Management und den Arbeitskreisen organisiert wurde, war der Tag der Erneuerbaren Energien. Zum vierten Mal beteiligte sich Stralsund im April 2013 an dem bundesweiten Aktionstag. Rund um das Rathaus konnten sich die Bürger über Nachhaltigkeit, Umwelt und erneuerbare Energien informieren. Die Informationsstände und Mitmachangebote zahlreicher Aussteller luden zum Mit- und Nachdenken ein. Höhepunkt der Veranstaltung war das vom Umweltbüro Nord ausgerichtete 1. Stralsunder Solarbootrennen. Der Veranstalter hatte vorab Schüler-Teams Solarbausätze zur Verfügung gestellt, mit denen diese ihre selbst gebastelten Bootsmodelle in Bewegung setzen sollten.
Umweltbildung macht Schule
Auch aktuelle Trends wie Geo-Caching werden für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt. Die GPS-Tour Zeitreise Stralsund 2052 ist eine Stadtführung der besonderen Art für Familien. Die Zeitreisenden entdecken, wie sich die Stadt und die Region verändern. Dabei geht es um die Auswirkungen des Klimawandels, den notwendigen gesellschaftlichen Wandel und zukünftige Technologien. Das Roadbook zur Zeitreise steht kostenlos im Internet zur Verfügung. Im Sommer 2013 gastierte die interaktive Ausstellung „Ich packe meinen Koffer“ in Stralsund. Dieses Teilprojekt von Stralsund 2052 informierte zahlreiche Besucher unter anderem über den ökologischen Fußabdruck, die Sonnenenergie sowie globale Ungerechtigkeit.
Das Klimaschutz-Management, der AK Öffentlichkeitsarbeit und das Netzwerk UmweltBildung Stralsund arbeiten gemeinsam daran, auch der heranwachsenden Generation Handlungsoptionen aufzuzeigen und sie zur Partizipation anzuregen. Seit vier Jahren wird vor diesem Hintergrund der Stralsunder Umweltpokal in drei Altersklassen ausgeschrieben. Schulklassen aus dem Kreis Vorpommern-Rügen und den Hansestädten Greifswald und Stralsund können sich bewerben. Zu gewinnen gibt es neben den Pokalen Tagesausflüge zu attraktiven Umweltlernorten, gesponsert von Netzwerkpartnern. Durch die öffentliche Preisverleihung am Tag der Erneuerbaren Energien wird Schülern und Lehrern zudem eine Plattform geboten, ihre Projekte vorzustellen.
Unter dem Titel „Klima in Aktion!“ haben das Deutsche Meeresmuseum, das Ozeaneum, das Ökohaus Rostock, das Umweltbüro Nord, die Stralsunder Klimaschutz-Managerin, freie Umweltbildner sowie die Jugendherberge Stralsund darüber hinaus eine Klima-Projektwoche für Schüler entwickelt. In aufeinander abgestimmten Modulen beschäftigen sich Schüler der siebten bis zehnten Klasse mit Grundlagen des Klimawandels. Sie experimentieren mit Solarenergie, erfahren, welche Auswirkungen unsere Ernährung auf das Klima hat und lernen anhand praktischer Beispiele, wie sich der Klimawandel auf unsere Ozeane auswirkt. Eingerahmt wird die Projektwoche von einem Klimakrimi, in dem die Schüler Polizeiberichte und Hinweise aus den Modulen auswerten und so einen spannenden Kriminalfall um eine verschwundene Klimamaschine lösen.
Auch im Rahmen des Pilotprojekts „Klimadetektive in der Schule“ des Stralsunder Vereins Umweltbüro Nord können sich Schüler in Mecklenburg-Vorpommern für den Klimaschutz einsetzen. Anhand von eigenen Messungen und Begehungen erfassen sie den energetischen Zustand ihrer Schule. Sie leiten dann Maßnahmen ab, wie zum Beispiel Energie – und somit CO2-Emissionen – eingespart werden können. Stralsunder Schüler konnten ihre ersten Ergebnisse und Klimaschutzideen inzwischen dem Oberbürgermeister vorstellen.
Ausblick
Da der Klimaschutz in Stralsund breit aufgestellt ist, konnte die Klimaschutz-Managerin bereits in ihrem ersten Projektjahr mit Unterstützung vieler externer Akteure Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept starten. So wird derzeit der fünfte Tag der erneuerbaren Energien vorbereitet. Geplant sind überdies eine Ausweitung des Ökostrombezugs der Verwaltung und die Erstellung von Hinweisen für einen sparsamen Energieverbrauch für Verwaltungsmitarbeiter. Zudem steht ein Sanierungsnetzwerk in den Startlöchern. Auch ein Klimaschutzteilkonzept Mobilität soll entwickelt werden. Darüber hinaus stehen gemeinsame Projekte mit dem Klimaschutz-Manager des Kreises und der Bioenergieregion Rügen an.
Dieser Beitrag ist in der Oktober-Ausgabe von stadt+werk im Titelthema Klimaschutz erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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