Sonntag, 13. Oktober 2024

Projekt-ManagementSprints zum Ziel

[05.03.2020] Auch in der Energiewirtschaft nutzen immer mehr Unternehmen die Vorteile des agilen Projekt-Managements. Der IT-Dienstleister GISA und der Versorger EnviaM beispielsweise haben mithilfe agiler Methoden ein Portal für „fliegende Rechnungen“ entwickelt.
Die Entwickler haben das System für die „fliegende Rechnung“ in jeweils 14-tägigen Sprints programmiert und stellten in den Review-Terminen jeweils ihren Arbeitsstand vor.

Die Entwickler haben das System für die „fliegende Rechnung“ in jeweils 14-tägigen Sprints programmiert und stellten in den Review-Terminen jeweils ihren Arbeitsstand vor.

(Bildquelle: tadamichi/stock.adobe.com)

Weg von starren Prozessen hin zu flexiblen Projekten: Für immer mehr Unternehmen ist agiles Arbeiten inzwischen das Mittel der Wahl. Auch der IT-Dienstleister GISA nutzt die Vorteile des agilen Projekt-Managements zunehmend. Etwa die Hälfte der rund 3.000 Projekte und Vorhaben, die das Unternehmen aus Halle (Saale) jährlich managt, wird mit agilen oder hybriden Methoden umgesetzt.
Eines dieser Projekte ist EASy. Das Kürzel steht für die Portallösung „Eingabe- und Ausgabe-Tool mit flexibler Systemanbindung“, die beim Regionalversorger Envia Mitteldeutsche Energie (EnviaM) seit Kurzem eingesetzt wird. Mit dem Portal lassen sich umfangreiche Prozesse im Rechnungswesen managen – zum Beispiel nichtrechnungsgebundene Zahlungen, die im Verhältnis zu ihren oft geringen Beträgen für erheblichen Aufwand sorgen. „Angefangen hat alles mit einem Portal zur digitalen Auszahlung von verauslagten Kosten“, erinnert sich André Emmerlich, der sich bei EnviaM im Rechnungswesen um Prozesse, Systeme und Regelungen kümmert und das Projekt EASy seit Beginn mit betreut.

Word-Formular für internen Rechnungsprozess

Ausgangspunkt war die Überlegung, interne Rechnungsprozesse durch den Umstieg auf digitale Formulare zu optimieren. „Wenn einer unserer Monteure vor Ort schnell Hilfsmittel beschaffen muss, bekommt er im Baumarkt eine Quittung und muss diese natürlich einreichen, um sein Geld zurückzubekommen“, schildert Emmerlich einen Anwendungsfall. Noch vor wenigen Jahren habe der Mitarbeiter dafür ein Word-Formular ausfüllen müssen. Anschließend seien die Papiere ihren Weg durch das Unternehmen gegangen. „Nun verläuft der gesamte Prozess von Erfassung und Scan der Quittung über die Freigabe bis zur Auszahlung digital.“ Und: EASy ermöglicht es, alle Schritte wie die Erfassung von Zahlungsaufforderungen, Weiterberechnungsaufträgen, Kleinbestellungen, internen Bewirtungsaufträgen und Mittagsversorgungsanträgen in nur einer Intranet-Anwendung abzubilden.

Agiles Projekt-Management

Den Weg von der ersten Idee bis zur Nutzung des automatisierten Rechnungsworkflows hat EnviaM gemeinsam mit GISA beschritten. Von Beginn an setzten die Partner dabei auf agiles Projekt-Management. Die Entscheidung gegen ein klassisches Vorgehen lag insbesondere darin begründet, dass zwar eine Idee bestand, die genauen Anforderungen an das fertige Produkt aber noch unklar waren. Als besonders geeignet für diese Ausgangslage erwies sich das iterative, schrittweise Vorgehen.
Das bedeutet, dass das agile Projekt zunächst in zeitliche Etappen (Iterationen) unterteilt wird, an deren Ende jeweils ein Produkt-Inkrement steht. Dieses Zwischenprodukt stimmen Dienstleister und Auftraggeber ab und geben ein Feedback, auf dessen Grundlage die weitere Arbeit erfolgt. Auf diese Weise kann das Produkt während der Projektlaufzeit bei Bedarf mehrmals angepasst werden. Für den Auftraggeber an dieser Stelle entscheidend: Beim agilen Vorgehen werden im Vorfeld Zeit, Aufwand und Kostenrahmen genau festgelegt, der Leistungsumfang hingegen ist variabel.

User Story statt Pflichtenheft

Bei EASy begann die Arbeit des Projektteams konkret mit dem Formulieren von Anforderungen an die Software – und zwar nicht wie gewohnt in einem Pflichtenheft, sondern im Rahmen von User Stories in einem Wiki. Des Weiteren wurde mithilfe einer Prototypen-Software ein klickbarer Dummy erstellt, sodass einerseits der Kunde geplante Funktionalitäten sowie das Look & Feel beurteilen und andererseits die Entwickler die Aufwände abschätzen konnten. „In der Folge haben wir fragmentarische Projektabschnitte für die Entwickler ausgearbeitet“, erklärt Carolin Arps von GISA, die für den Kunden EnviaM alle Projekte rund um EASy und seine Vorläufer begleitet hat und nunmehr leitet.
Die Entwickler programmieren das System seit Projektbeginn in jeweils 14-tägigen Sprints. In regelmäßigen Review-Terminen stellen sie ihren Arbeitsstand vor. Das beinhaltet, dass neue Funktionen einer genauen Analyse unterzogen und gegebenenfalls ergänzende Anforderungen definiert werden. „Mit diesem Verfahren sind wir als Kunde in jeder Entwicklungsphase sehr nah an den Entwicklern dran“, betont André Emmerlich. Das erfordere zwar viel Kommunikation, ermögliche aber rechtzeitiges Nachjustieren – etwa wenn Funktionen nicht exakt zu den Unternehmensabläufen passen. Laut Emmerlich kann es speziell in der Frühphase von Projekten auch längere Zeiträume geben, in denen keine sichtbaren Veränderungen im entstehenden System präsentiert werden können, da zunächst die Architektur und das Software-Fundament errichtet werden müssen.

Vertrauen als Erfolgsfaktor

Die Erfahrungen aber zeigen: Bereits nach wenigen Sprints zeichnet sich das Produkt mit seinen einzelnen Funktionen immer besser ab. Solchen Entwicklungen den nötigen Freiraum zu gewähren, erfordert von den Projektpartnern Vertrauen. „Das ist die wichtigste Grundlage für agiles Vorgehen“, unterstreicht Carolin Arps von GISA. Im Falle von EASy, das aus einem Erweiterungsprojekt heraus entstanden ist, ist dieses Vertrauen über Jahre stetig gewachsen. Als weiteren Erfolgsfaktor wertet Arps den Umstand, dass Betrieb und Projekt von Anfang an stets eng zusammengearbeitet haben. Positiv auf den Projektverlauf habe sich zudem ausgewirkt, dass während der gesamten Zeit die beteiligten Fachpersonen abrufbereit waren und je nach Bedarf hinzugezogen werden konnten.
Unter diesen Rahmenbedingungen konnte das Projekt entgegen der ursprünglichen Planung vorfristig fertiggestellt werden, sodass die verbleibenden Projekttage für die Entwicklung weiterer Funktionen zur Verfügung standen. „Der Kunde hat so letztendlich mehr für sein Geld bekommen“, resümiert Arps.

Mehr fürs Geld

Im Ergebnis steht ein Eingabe- und Ausgabe-Tool, mit dessen Hilfe die täglich im Rechnungswesen anfallenden Prozesse sofort im SAP-Buchhaltungssystem abgebildet und organisiert werden können. Eine Funktion von EASy ist beispielsweise die automatische Buchung von Rechnungen. „Diese fliegen geradezu durch das System“, beschreibt Emmerlich von EnviaM das Resultat. Dabei ist festzuhalten, dass alle Vorgänge revisionssicher sind und Schritt für Schritt geloggt werden. Alle mitbestimmungspflichtigen Aspekte hatte der Betriebsrat bereits in der Entwicklungsphase genau im Blick. Inzwischen sind jeden Monat tausende Vorgänge in EASy zu verzeichnen. Laut Emmerlich fällt das Feedback unter den rund 1.400 Nutzern im Unternehmen ausgesprochen positiv aus.

Jeannine Kallert ist Leiterin Marketing bei der GISA GmbH, Halle (Saale).




Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Informationstechnik

SHERPA-X: AS4-Lösung für den Gasmarkt

[02.10.2024] Im deutschen Gasmarkt startet die Kommunikation über den AS4-Standard. SHERPA-X bietet den Marktteilnehmern mit einer End-to-End-Lösung umfassende Unterstützung, um die Umstellung schnell und effizient zu gestalten. mehr...

SachsenEnergie: GISA unterstützt bei SAP-Systemen

[01.10.2024] Der IT-Dienstleister GISA unterstützt SachsenEnergie bei der Betreuung ihrer SAP IS-U Systeme. Ziel ist es, den Fachbereich von Transformationsprojekten zu entlasten und Prozesse wie Kundenservice, Abrechnung und Marktkommunikation zu optimieren. mehr...

Mit der neue Aus- und Weiterbildungsplattform von Wilken können sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Stadtwerken und Energieversorgern weiterbilden.

Wilken Software Group: Online-Plattform zur Weiterbildung

[01.10.2024] Die Wilken Software Group hat eine neue Aus- und Weiterbildungsplattform für Fachkräfte und Anwender in der Versorgungswirtschaft gestartet. Das Angebot soll Unternehmen dabei unterstützen, sich angesichts steigender Marktanforderungen und des Fachkräftemangels auf regulatorische Veränderungen vorzubereiten. mehr...

SAP will digitale Souveränität stärken und investiert in sichere Cloudlösungen für den öffentlichen Sektor.

SAP: Milliarden für sichere Cloudlösungen

[20.09.2024] In den kommenden zehn Jahren will SAP mehr als zwei Milliarden Euro in die Entwicklung hochsicherer Cloudlösungen für den öffentlichen Sektor und stark regulierte Branchen investieren. mehr...

GISA: BI-Angebot erweitert

[09.09.2024] Der IT-Dienstleister GISA verstärkt sein Angebot im Bereich Business Intelligence (BI). Neben SAP-Lösungen bietet das Unternehmen nun auch BI-Beratung und -Implementierung für Microsoft Power BI, MicroStrategy und Open Source-Technologien an. mehr...

Griechenlands größter Stromversorger PPC setzt auf Kisters-Lösung für Prognose und Beschaffungsvorbereitung.

Kisters: Lösung für griechischen Versorger

[30.08.2024] Die Public Power Corporation (PPC), der größte Energieversorger Griechenlands, hat IT-Lösungen von Kisters implementiert, um seine Handels- und Beschaffungsstrategien auf den Strommärkten zu optimieren. mehr...

Vertragsunterzeichnung: Drei Stadtwerke wollen eine gemeinsame ERP-Plattform einführen.

Saarland: Drei Stadtwerke, eine Plattform

[28.08.2024] Die Stadtwerke Saarlouis, Völklingen und Neunkirchen haben einen Kooperationsvertrag zur Einführung einer gemeinsamen ERP-Plattform unterzeichnet. Ziel ist es, Geschäftsprozesse zu optimieren und flexibler auf Kundenwünsche reagieren zu können. mehr...

Vorstellung der neuen Glasfaser-Ausbaugebiete in Osnabrück.

Osnabrück: Halbzeit beim Glasfaserausbau

[23.08.2024] Für den Glasfaserausbau in Osnabrück ist Halbzeit. Zeit, die Ausbaugebiete für 2025 vorzustellen. mehr...

Steve Pater
interview

ITC AG: Einschätzung zu GEG-Vorgaben

[16.08.2024] Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) bringt ab 2025 neue energetische Anforderungen für Eigentümer von Nichtwohngebäuden, die Energiemanagement, digitales Monitoring und Gebäudeautomation betreffen. Im Interview gibt Steve Pater, Senior Technical Consultant und IT-Projektleiter bei der ITC AG, dazu seine Einschätzung. mehr...

Maximale Transparenz und Kostenkontrolle über Stromkosten und -verbrauch ist per Entega-App möglich.

Entega: App für Ökostrom

[15.08.2024] Transparenz und Kontrolle über die Stromkosten bietet Entega mit einer neuen App für Öko-Tarife. mehr...

In ihrem ISO-zertifizierten Rechenzentrum betreiben die Stadtwerke Schwäbisch Hall das Hardware-Sicherheitsmodul.
bericht

Stadtwerke Schwäbisch Hall: Rechtzeitige Umsetzung

[05.08.2024] Für ihre Kunden konnten das Unternehmen Somentec und seine Muttergesellschaft, die Stadtwerke Schwäbisch Hall, rechtzeitig ihre eigene AS4-Lösung anbieten. Auch für die nun anstehenden Etappen Bilanzkreisverantwortlicher und Gas sieht man sich gerüstet. mehr...

Bewilligungsbescheid übergeben. Mit 200.000 Euro fördert das Land Schleswig-Holstein das  Projekt AI-PowerMatch der Stadtwerke Lübeck.

Stadtwerke Lübeck: Förderung für KI-Projekt

[31.07.2024] Die Stadtwerke Lübeck arbeiten gemeinsam mit drei Start-up-Unternehmen an einem Projekt, das Künstliche Intelligenz zur Steuerung des Stromnetzes einsetzt. Das Vorhaben wird vom Land Schleswig-Holstein mit rund 200.000 Euro gefördert. mehr...

Zur Unterstützung dynamischer Stromtarifmodelle hat der IT-Dienstleister Kisters das Kundenportal BelVis+ entwickelt.

Kisters: Portal verschafft Preisüberblick

[30.07.2024] Zur Unterstützung dynamischer Stromtarifmodelle hat der IT-Dienstleister Kisters das Kundenportal BelVis+ entwickelt. Es ermöglicht Verbrauchern, ihre individuellen Energiepreise, Kosten und Verbrauchsinformationen im Browser abzurufen. mehr...

Baden-Württemberg: Start der Plattform GreenTech BW

[30.07.2024] Im Rahmen eines Spitzengesprächs zur Förderung umwelt- und klimafreundlicher Technologien wurde jetzt die neue Plattform GreenTech BW ins Leben gerufen. Ziel ist es, Baden-Württemberg langfristig als führenden Markt und Anbieter für grüne Technologien zu etablieren. mehr...

evm: Umstellung auf SAP S/4HANA

[22.07.2024] Die Energieversorgung Mittelrhein (evm) und GISA haben die Umstellung der Systeme SAP ERP und SAP HCM auf SAP S/4HANA erfolgreich abgeschlossen. mehr...