Breitband-AusbauSpatenstich für die Gigabit-Gesellschaft
Der digitale Wandel hat alle Lebensbereiche erfasst. Die technologischen Entwicklungen sind so rasant, dass sich dadurch die Art verändert, wie die Menschen sich informieren, wie sie kommunizieren und konsumieren – kurz, wie sie leben. Die Digitalisierung betrifft auch die Wirtschaft quer durch sämtliche Branchen – von der Industrie bis zum Handwerksbetrieb.
Die Basis für die Digitalisierung sind Kommunikationsnetze, die einen Datenaustausch in hohen Bandbreiten erlauben. Diese Infrastruktur für die digitale Welt wird auch von kommunalen Unternehmen errichtet. Denn ein schneller Internet-Zugang ist heute ebenso wichtig wie die Strom-, Gas- und Wasserversorgung – und somit Teil der Daseinsvorsorge.
Stadt Köln als Vorreiter
Viele Metropolen haben dies längst erkannt. Vorreiter war die Stadt Köln. Bereits vor 25 Jahren gründeten die Gas-, Elektrizitäts- und Wasserwerke Köln (GEW – heute RheinEnergie), die Stadtsparkasse Köln und die Kölner Verkehrs-Betriebe das Unternehmen NetCologne. Mit fast 400.000 Privatkunden gehört NetCologne heute zu den größten regionalen Telekommunikationsdienstleistern in Deutschland. NetCologne betreibt ein eigenes Glasfasernetz, das derzeit rund 27.000 Kilometer lang ist. Über eine Million Haushalte in Köln und der Region sind an das Netz angeschlossen. Zudem hat NetCologne die zehn größten Gewerbegebiete Kölns mit Glasfaser erschlossen. Für die dort ansässigen Unternehmen sind laut NetCologne Internet-Anschlüsse mit Geschwindigkeiten von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) möglich – ein deutschlandweiter Spitzenwert.
Nach Kölner Vorbild wurde auch in München ein TK-Dienstleister in kommunaler Hand gegründet. Das Unternehmen M-net ist heute im Besitz mehrerer kommunaler Versorger. Hauptgesellschafter sind die Stadtwerke München, die mit ihren Tochtergesellschaften die Infrastruktur für die Digitalisierung der bayerischen Landeshauptstadt legen.
Fortgeschrittene Informationsgesellschaft
Damit kommen Großstädte wie Köln und München einem Ziel näher, das von der Europäischen Kommission und dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur für das Jahr 2025 angestrebt wird: die Gigabit-Gesellschaft. Diese wird definiert als „fortgeschrittene Informationsgesellschaft, die vollständig von Informations- und Kommunikationstechnik durchdrungen ist, sodass die Nutzer keine technischen Beschränkungen erfahren und vernetzte Anwendungen ohne Restriktionen möglich sind“. Schulen, Krankenhäuser und öffentliche Verwaltungen sollen demnach über Internet-Verbindungen mit Bandbreiten von einem Gigabit pro Sekunde verfügen, für Privathaushalte wird eine Versorgung mit mindestens 100 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) angestrebt, die bei Bedarf auf Gigabit-Geschwindigkeit aufgerüstet werden kann.
Während in den Metropolen die Gigabitnetze entstehen, warten viele Gemeinden in ländlichen Räumen immer noch auf den Anschluss an die Datenautobahn. Diese weißen Flecken sollen mithilfe des Bundesförderprogramms Breitband geschlossen werden. Der Bund hat für Ausbauprojekte bislang bereits Fördermittel in Höhe von über vier Milliarden Euro bewilligt.
Förderprogramm neu aufgelegt
Im August vergangenen Jahres wurde das Förderprogramm neu aufgelegt und das Verfahren vereinfacht. Die Anträge werden jetzt nicht mehr über mehrere Monate hinweg gesammelt, sondern fortlaufend bearbeitet. Die Bewertung jedes Antrags anhand eines umfassenden Kriterienkatalogs wurde abgeschafft. Die Mittel sollen dadurch schneller bewilligt werden. Zudem wurde der Förderhöchstbetrag des Bundes für einzelne Projekte auf 30 Millionen Euro verdoppelt.
Das bislang größte Vorhaben im Rahmen des Förderprogramms läuft in Mecklenburg-Vorpommern. Die Landesregierung und die Landkreise haben für 14 Projektgebiete in 81 Gemeinden Bundesmittel in Höhe von insgesamt rund 113 Millionen Euro eingeworben, das Land schießt zusätzlich rund 50 Millionen Euro zu.
Im Landkreis Nordwestmecklenburg wurde kürzlich die nächste Etappe des Breitband-Ausbaus in dem Bundesland eingeläutet. Andreas Scheuer (CSU), Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur, Christian Pegel (SPD), Landesminister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung, sowie Landrätin Kerstin Weiss (SPD) setzten hierfür den symbolischen Spatenstich.
62 Schulen in Nordwestmecklenburg profitieren
Gebaut wird die digitale Infrastruktur von einem Unternehmen in kommunaler Hand. WEMACOM Breitband, eine Tochter des Schweriner Versorgers WEMAG, hat nach einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für den Breitband-Ausbau im Landkreis Nordwestmecklenburg erhalten. Das Unternehmen wird die Planung, den Bau und den Betrieb des Telekommunikationsnetzes verantworten und Eigentümerin des errichteten Netzes werden. Insgesamt werden rund 2.000 Kilometer Trasse neu gebaut. In die schmalen Gräben legen Tiefbauer etwa 4.700 Kilometer verbundene Leerrohre. Durch diese so genannten Flatliner wird später die Glasfaserleitung eingeblasen – insgesamt etwa 8.800 Kilometer. Rund 36.000 Haushalte, 4.800 Unternehmen und 62 Schulen in Nordwestmecklenburg sollen dann von einer modernen Glasfaser-Infrastruktur profitieren.
Die passenden Internet-Produkte können bei WEMAG bezogen werden. Das Unternehmen bietet Internet-Tarife mit Übertragungsraten von bis zu einem Gigabit pro Sekunde. Mit der Erweiterung der Produktpalette kann WEMAG seinen Kunden Strom, Erdgas, Elektromobilität, Photovoltaikanlagen, Internet, Telefonie sowie Digital- und HD-Fernsehen aus einer Hand anbieten. WEMAG-Vorstand Thomas Murche sagte: „Glasfaser sorgt für Zukunftssicherheit und wertet Immobilien auf. Auch Wohnungen lassen sich mit dieser modernen Technologie ausgestattet leichter vermieten.“
In Richtung Zukunftsregion
Für Kerstin Weiss ist der Breitband-Ausbau so wichtig wie der Autobahnbau in Mecklenburg-Vorpommern in den 1990er-Jahren. Die Landrätin erklärte: „Für unseren Landkreis ist der Breitband-Ausbau ein großer Schritt nach vorn. Mit ihm schaffen wir den Anschluss an den weltweiten schnellen Datenaustausch. Das ist vor allem für die Entwicklung unserer Wirtschaft wichtig. Aber auch Touristen fragen vor der Buchung immer häufiger nach schnellem Internet. Der Ausbau der digitalen Infrastruktur ist für mich gegenwärtig das wichtigste Projekt der Kreisverwaltung.“ Nordwestmecklenburg sei nun auf dem besten Weg in Richtung Zukunftsregion. So entsteht die Gigabit-Gesellschaft auch auf dem flachen Land.
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