PhotovoltaikSolarstrom wird bald konkurrenzfähig sein
Herr Will, es ist noch kein Jahr her, dass die Bundesregierung den Ausstieg aus der Atomkraft beschlossen hat. Wie macht sich die Energiewende in der Solarbranche bemerkbar?
Die ohnehin recht hohe Akzeptanz für die Solarenergienutzung in der Bevölkerung ist durch Fukushima vielleicht noch gestiegen. Viele Fachfremde glauben jedoch, dass die Solarbranche seit Beschluss der Energiewende ein Selbstgänger sein müsste. In der Praxis werden wir aber weiterhin von der unablässigen Diskussion um die gesetzlichen Förderbedingungen belastet. Zusätzlich haben wir, wie andere Branchen auch, aktuell mit der schwierigen Finanzierungssituation zu kämpfen, welche die Realisierung neuer Projekte mühsam macht. Als Projektentwickler erleben wir bei eigenen Projekten, dass die Bereitstellung von Netzkapazitäten insbesondere im Mittelspannungsbereich an ihre Grenze gestoßen ist. Insofern gibt es wesentliche Punkte, die einer rascheren Umsetzung des Energiewendebeschlusses in unserem Bereich entgegenstehen.
Die Branche ist in Deutschland durch Insolvenzen und Firmenübernahmen ins Gerede gekommen. Schadet dies dem Gesamtmarkt?
Sicherlich findet derzeit ein schmerzhafter Konsolidierungsprozess statt. Es sind Fehler gemacht worden. Der enorme Preisdruck durch die asiatischen Produzenten ist zum Beispiel lange Zeit nicht ernst genug genommen worden. Ich denke aber, wir sollten uns auch mal über das bisher Erreichte freuen. Deutschland ist über Jahre hinweg Motor für die Solarbranche weltweit gewesen. Solarstrom wird immer günstiger und in Kürze konkurrenzfähig sein.
„Die Vergütungsregelung wird eine Dauerbaustelle bleiben.“
Ab 2012 wird die Einspeisevergütung für neue Anlagen um 15 Prozent gekürzt. Welche Auswirkungen erwarten Sie davon, lohnt sich die Solarstromerzeugung für Investoren noch?
Wir stellen fest, dass das Interesse der Investoren an Solarprojekten nach wie vor groß ist. Nicht zuletzt aufgrund der starken Kostensenkungen bei den Komponenten ist das vergangene Jahr, insbesondere im letzten Quartal, im Ergebnis noch so überraschend stark geworden. Wir müssen abwarten, wie sich 2012 das Verhältnis zwischen Preissenkungspotenzial und zu erwartenden Änderungen an der bestehenden Förderungsregelung einpendeln wird, blicken aber vorsichtig optimistisch in die Zukunft.
Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler will die Solarförderung weiter einschränken und den Ausbau von Photovoltaikanlagen begrenzen. Wie bewerten Sie diese Pläne?
Das Modell des atmenden Deckels vom Bundesumweltminister hatte in der Branche zunächst Hoffnung geweckt, endlich stabile Rahmenbedingungen zu haben und mit diesem längerfristig funktionierenden Modell besser planen zu können. Die momentanen politischen Signale tendieren zwar nicht in Richtung feste Deckelung des Zubaus. Ich gehe trotzdem davon aus, dass die Vergütungsregelung eine Dauerbaustelle bleiben wird.
Nicht alle Flächen eignen sich auch für Photovoltaikanlagen. Welche Standorte empfehlen Sie Kommunen oder deren Stadtwerken?
Unsere Erfahrungen nach vielen Gesprächen mit Vertretern von Kommunen zeigen, dass der Wissensstand über die geeigneten Standorte sehr hoch ist. Zahlreiche Kommunen haben bereits Solarkataster erstellt oder Untersuchungen zur Ermittlung von Brachflächen durchgeführt. Darüber hinaus empfehlen wir, auch nach Flächen außerhalb des zur eigenen Gemeinde oder Stadt gehörenden Gebiets zu suchen. Auch außerhalb kann grüner Strom für die eigene Kommune produziert werden und nebenbei das Image verbessern. Die Stadt München macht es vor.
Welche Vorteile und Potenziale bieten Brach- und Konversionsflächen?
Der Gesetzgeber fördert nur auf diesen Flächen die Errichtung von Freiflächen-Solaranlagen. Es ist unbedingt sinnvoll, brachliegende Flächen für die solare Stromerzeugung zu nutzen. In der Regel ist die Errichtung eines Solarkraftwerks für den Vorhabenträger mit erheblichen Auflagen für Ersatz- und Ausgleichsmaßnahmen verbunden, die den Kommunen zugutekommen. Wir werden etwa bei einem Großprojekt im Norden Brandenburgs wertvollen Mischwald als Ausgleich für die durch die Modultische entfallende, typisch märkische Wald-Monokultur anpflanzen.
Parabel ist einer der Wegbereiter der Solarbranche, wie hat sich das Unternehmen entwickelt?
Wir können in diesem Jahr unser 20-jähriges Firmenjubiläum feiern und sind sehr stolz auf die Entwicklung von unseren Anfängen als Solarpioniere zu einem mittelständischen Solar-Unternehmen mit über 50 Mitarbeitern. Begonnen haben wir mit der Planung einzelner Photovoltaik- und Solarthermieanlagen und dem Handel mit Modulen und Kollektoren. Aus der im Anlagenbau gesammelten Erfahrung heraus haben wir auch ein eigenes Dünnschicht-System für Flachdächer entwickelt. Heute konzentrieren wir uns im Bereich Photovoltaik europaweit auf das Projektgeschäft mit großen Dachanlagen und Solarparks. Seit etlichen Jahren führen wir erfolgreich das Modell der solaren Sanierung durch. Dabei übernehmen wir die Sanierung von Dächern. Der Gebäudeeigentümer überlässt uns dafür seine Dachflächen zur solaren Nutzung. Im Bereich Solarthermie sind wir Hersteller des Juri SolarwärmeManagers, einer intelligenten Hydraulikstation für große Solarwärmeanlagen.
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Welche Ihrer Projekte im kommunalen Umfeld würden Sie als beispielhaft bezeichnen?
Hier würde ich gerne den 2010 fertiggestellten 11,5 Megawatt-Solarpark in Helbra nennen. Trotz schwieriger Witterungsbedingungen konnte der auf einer Konversionsfläche errichtete Park in einer Bauzeit von knapp fünf Monaten errichtet und plangemäß ans Netz gebracht werden. Dazu beigetragen hatte auch die gute Kommunikation mit der Kommune, den beteiligten Behörden und Investoren. Für unsere Dachprojekte möchte ich stellvertretend das Projekt in Salzfurtkapelle in Sachsen-Anhalt nennen. Hier haben wir über ein Megawatt im Rahmen der solaren Sanierung auf verschiedenen Hallendächern installiert.
Was müsste die Politik aus Ihrer Sicht tun, um die Energiewende zu schaffen?
Neben der politischen Entscheidung, ob die alten Macht- und Meinungsmonopole der konservativen Energielobby weiterhin ihren starken Einfluss behalten sollen oder eine weitere Öffnung zu mehr echtem Wettbewerb zugelassen wird, sehen wir vor allem die Investition in den Ausbau der Netzinfrastruktur an vorderster Stelle. Wir brauchen ein intelligentes Gesamtkonzept, welches dezentrale und zentrale Systeme im zukünftigen Energiemix integriert und verantwortlich managt.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Januar 2012 von stadt+werk erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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