Mittwoch, 13. November 2024

FernwärmenetzeSo normal wie Abwasserleitungen

[30.04.2014] Für sieben deutsche Institutionen geht der Ausbau der Nah- und Fernwärmenetze nicht ausreichend genug voran. Sie fordern eine rasche Nutzung der vorhandenen Wärmepotenziale nach Vorbild skandinavischer Länder.
Im Bereich der Fernwärme gibt es in Deutschland noch viele offene Baustellen. Experten empfehlen daher

Im Bereich der Fernwärme gibt es in Deutschland noch viele offene Baustellen. Experten empfehlen daher, den Ausbau zügig fortzusetzen.

(Bildquelle: SWM/Kerstin Groh)

Der Ökostromausbau in Deutschland verläuft planmäßig. Die Fortschritte bei der Energieeffizienz sind jedoch unbefriedigend. Das hat Anfang April 2014 die Energiewende-Expertenkommission der Bundesregierung festgestellt. Bei der Emissionsminderung sollten sich die Anstrengungen vor allem auf den Wärmebereich konzentrieren, so die Experten. Sieben deutsche Institutionen, darunter die Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA), das Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) sowie das Institut für ZukunftsEnergieSysteme (IZES), haben sich dieser Forderung angeschlossen. In einem gemeinsamen Posititonspapier empfehlen sie, den Ausbau der Nah- und Fernwärmenetze in Deutschland zu beschleunigen. Derzeit liege der Fernwärmeanteil am Endenergieverbrauch der Haushalte bei rund sechs Prozent und damit deutlich unter dem Niveau anderer europäischer Länder. So seien beispielsweise in Dänemark mehr als 60 Prozent aller Gebäude an Wärmenetze angeschlossen. Bis zum Jahr 2035 soll der Wärmebedarf dort vollständig aus erneuerbaren Energien gedeckt werden. Für die Bundesrepublik empfehlen die Experten aus den jeweiligen Institutionen die Erarbeitung von kommunalen Wärmeplänen. Dadurch lasse sich feststellen, welche Quartiere sich für den Aufbau von Wärmenetzen anbieten. In Machbarkeitsstudien sollte geprüft werden, welche Erzeugungsoptionen wirtschaftlich darstellbar sind und wie sich Energiepreisentwicklungen, Gebäudesanierung und die Entwicklung der Anschlussdichte auswirken. Neben Wärmeplänen sei auch ein Abwärmekataster sinnvoll.
Wichtig erscheint den Verfassern zudem die Einrichtung eines landes- oder bundesweiten Pools von Nahwärmeberatern, die Kommunen, Genossenschaften und Stadtwerke in einer frühen Phase der Entscheidungsfindung unterstützen. Auch eine Förderberatung für potenzielle Investoren wird angedacht. Eine Finanzierung durch Bund oder Land könne sich ebenfalls positiv auswirken. „Um ähnliche Erfolge wie in den skandinavischen Ländern zu erreichen, ist jedoch ein langer Atem nötig“, sagt Volker Kienzlen von der KEA. „Umso wichtiger ist es, rasch und entschlossen mit der verstärkten Ausschöpfung des vorhandenen Potenzials zu beginnen. Ist das erfolgreich, werden Wärmenetze künftig in den Kommunen so selbstverständlich sein wie die Abwasserleitungen.“



Stichwörter: Wärmeversorgung, ifeu, IZES, Kea


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