Donnerstag, 26. Dezember 2024

DüsseldorfSmart unterwegs

[19.03.2018] Die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt Düsseldorf hat mehrere Projekte zum Thema Smart Mobility aufgesetzt. Dabei geht es etwa um vernetzte Mobilität, autonomes Fahren und die Förderung der Elektromobilität.
Stadt Düsseldorf und Wirtschaft starten Mobilitätspartnerschaft.

Stadt Düsseldorf und Wirtschaft starten Mobilitätspartnerschaft.

v.l.: Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel; Andreas Ehlert, Präsident der Handwerkskammer Düsseldorf; Dr. Uwe Brockmeier, Vizepräsident der IHK Düsseldorf; Thomas Dopheide, Kreishandwerksmeister

(Bildquelle: Landeshauptstadt Düsseldorf/Michael Gstettenbauer)

Düsseldorf wächst – jährlich kommen etwa 8.000 Einwohner hinzu. Für die Metropole am Rhein heißt das auch: Es werden zusätzlicher und bezahlbarer Wohnraum, Kindergarten- und Schulplätze, Parkraum sowie eine intelligente Verkehrsinfrastruktur benötigt. Das knappste Gut in Düsseldorf ist Platz. Da der vorhandene Raum nicht unbegrenzt verdichtet werden kann und soll, müssen smarte Lösungen für die Entwicklung gefunden werden. Hierzu werden verschiedene ressourcenschonende und digitale Technologien genutzt. In diesem Sinne hat die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt eine ganze Reihe von Projekten aufgesetzt, die sich unter anderem mit dem Themenfeld Smart Mobility befassen.
Die Politik muss auf Trends in der Gesellschaft reagieren – und der Trend geht eindeutig in Richtung einer vernetzten Mobilität, also einem Mix aus Fahrrad, Fußwegen und öffentlichem Personennahverkehr (ÖPNV), sowie Sharing-Angeboten bei Pkw, Roller oder Rad. Ein eigenes Auto zu besitzen ist für viele Menschen, gerade in der Innenstadt, heutzutage kein Muss und erst Recht kein Statussymbol mehr. Das ist auch gut so. Der Straßenverkehr wird überwiegend durch Fahrzeuge geprägt, die von einem Insassen für den Weg zwischen Wohnung und Arbeit genutzt werden. Dafür stehen die Autos im Schnitt 90 Prozent des Tages ungenutzt auf knappen Flächen im öffentlichen Straßenraum herum.

Mobilitätsinseln schaffen

In wachsenden Städten und sich verdichtenden Innenstädten ist das Auto sicher nicht mehr das Verkehrsmittel der Wahl. Mit dem Rad oder dem öffentlichen Personennahverkehr ist man platzsparender, umweltfreundlicher und meist auch schneller unterwegs. Das setzt natürlich voraus, dass es eine entsprechende Infrastruktur gibt. Für Radfahrer muss es Radwege, aber auch Abstellmöglichkeiten und Fahrradampeln geben; zudem ist das Zuparken von Radwegen konsequent zu ahnden.
Der ÖPNV als Rückgrat des städtischen Verkehrs sollte insbesondere vom Bund deutlich stärker gefördert und vernünftig mit anderen Mobilitätsangeboten verknüpft werden. Hier bieten sich so genannte Mobilitätsinseln an wichtigen Haltestellen an, an denen man einfach von einem Verkehrsmittel auf ein anderes umsteigen kann, zum Beispiel auf ein Taxi, ein Sharing-Auto, ein Leihfahrrad oder – in Düsseldorf – den Elektro-Roller Eddy. Wenn die Menschen aus einem breiten Angebot von Auto-, Roller- und Fahrrad-Sharing-Diensten sowie von Bussen, Bahnen und Zügen wählen können, ist niemand mehr aufs Auto angewiesen. Statt individueller Ticketkäufe oder komplizierter Buchungsprozesse kann eine App für die Vernetzung der Angebote sorgen. Dabei sollte das Best-Abrechnungsprinzip gelten: Abgerechnet wird am Monatsende je nach Häufigkeit der Nutzung des günstigsten Tarifs. Die Stadt Düsseldorf hat dazu ein Pilotprojekt konzipiert.

Fördern statt verbieten

Es geht also darum, den anderen Verkehrsmitteln gemäß ihrer steigenden Bedeutung entsprechend Platz einzuräumen. Um Fahrverbote geht es nicht. Ein so genanntes Diesel-Fahrverbot ist schon deshalb abzulehnen, weil es für die Kommunen kaum umsetzbar wäre. Erstens sieht man einem Fahrzeug nicht an, ob es ein Diesel ist; deshalb ließe sich ein Diesel-Fahrverbot überhaupt nur umsetzen, wenn vorher die blaue Plakette eingeführt würde. Zweitens würde die Einführung eines Diesel-Fahrverbots eine erhebliche Härte bedeuten, insbesondere beispielsweise für Handwerksbetriebe, die sich gutgläubig einen Diesel zugelegt haben. Und drittens würden hierdurch Probleme voraussichtlich nur verlagert. Nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit könnten zunächst nur solche Strecken gesperrt werden, bei denen nachweislich die Grenzwerte überschritten werden. Auf den Umleitungsstrecken dürfte dann aber recht schnell eine ähnliche Problematik entstehen.
Es ist daher ein besonderes Anliegen der Kreishandwerkerschaft, der Industrie- und Handelskammer sowie der Stadt Düsseldorf, die Emissionen durch die Optimierung der Energie- und Ressourcenverbräuche und die Förderung von Elektromobilität zu reduzieren. Entsprechende Projekte und Vereinbarungen sind bereits umgesetzt. So werden in einem Pilotprojekt Lieferverkehre vor der Stadt gebündelt und so die Innenstadt entlastet. Die Stadt Düsseldorf ist zudem Konsortialführer für eine Teststrecke für autonomes Fahren, die bis Mitte 2018 in Düsseldorf entsteht. Hier werden Beschilderung, Sensorik, Fahrabläufe, Geschwindigkeitsregelungen, Umweltzonen, Parkraum-Management und andere Themen getestet. Die Stadt Düsseldorf nutzt das Testfeld, um Erfahrungen und Daten für das Verkehrsmanagement zu gewinnen. Zur Reduzierung von Lichtemissionen und Stromverbrauch wurde darüber hinaus auf der Danziger Straße in Düsseldorf über eine verkehrsadaptive Beleuchtungssteuerung die Helligkeit der Straßenbeleuchtung an das Verkehrsaufkommen angepasst. Es wird damit nur so viel Licht erzeugt, wie auch tatsächlich benötigt wird. Hierdurch lassen sich 30 Prozent der bislang benötigten Energie einsparen. Auch für die Kriminalprävention ist eine intelligente und bedarfsgerechte Beleuchtung ein wichtiger Baustein.

Beteiligung der Bürger

Dies sind nur einige Beispiele aus einer ganzen Reihe von Projekten und Konzepten, die ineinandergreifen. Dabei wird viel Wert auf eine breite Beteiligung der Düsseldorfer Bevölkerung und Unternehmen gelegt. Bürgerumfragen und ein öffentliches Verkehrsforum helfen dabei, gemeinsam intelligente Lösungen zu entwickeln – denn nur so nimmt die Entwicklung zur Smart City Fahrt auf.

Thomas Geisel

Geisel, ThomasThomas Geisel ist seit Juni 2014 Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf. Er hat Rechts- und Politikwissenschaften in Freiburg, Genf und Washington D.C. studiert. Nach diversen Stationen in der Politik, etwa 1991/1992 als persönlicher Referent des SPD-Bundesgeschäftsführers, wechselte er 1998 in die Energiewirtschaft.



Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Elektromobilität

Bremen: Stadtreinigung präsentiert neue E-Flotte

[20.11.2024] Die Bremer Stadtreinigung hat erstmals seine Flotte von Elektrofahrzeugen vorgestellt, die zur Straßenreinigung und Abfallsammlung eingesetzt werden. Mit dieser Maßnahme wird ein entscheidender Beitrag zur Klimaneutralität der Stadt bis 2038 angestrebt. mehr...

Bis zum Jahr 2025 soll die Hälfte der Busflotte in Konstanz elektrisch fahren.

BMDV: Förderung von E-Bussen

[15.11.2024] Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr zieht Bilanz zum Förderprogramm „Alternative Antriebe von Bussen im Personenverkehr“. Für das Programm stehen rund 1,2 Milliarden Euro zur Verfügung, rund 250 Verkehrsunternehmen haben bisher Fördermittel erhalten. mehr...

m8mit: Abrechnung diverser Ladeparks

[14.11.2024] Mit seiner cloudbasierten Abrechnungslösung für E-Mobilität begleitet m8mit gemeinsam mit den Unternehmen Autostrom plus und Westfalen Weser Ladeservice die Inbetriebnahme der ersten Ladepunkte des Deutschlandnetzes an der Autobahn. mehr...

Das Bild zeigt eine Frau an einer Ladesäule von EWE.

Netzdienliches Laden: CLS ON integriert Testprozesse

[12.11.2024] Ein neuer Prozess zum netzdienlichen Laden, der von EWE Netz mit Unterstützung von GWAdriga entwickelt wurde, ist in das Projekt CLS ON eingeflossen. Dies ermöglicht den flächendeckenden Einsatz von Steuergeräten zur stabilen und effizienten Steuerung von Elektrofahrzeugen. mehr...

Baden-Württemberg: Neue Förderprogramme für Elektro-Lkw

[31.10.2024] Baden-Württemberg unterstützt jetzt den Umstieg auf klimafreundliche Elektro-Lkw mit neuen Förderprogrammen. Das Land bietet finanzielle Anreize für Fahrzeuge und Lade-Infrastruktur, um das Ziel einer klimaneutralen Güterverkehrslogistik bis 2030 zu fördern. mehr...

Kaiserslautern: Stadt setzt auf Elektrobusse

[29.10.2024] Ab Mitte 2025 sollen die ersten Elektrobusse in Kaiserslautern im Einsatz sein. Mit der schrittweisen Einführung von 16 batteriebetriebenen Bussen leistet die Stadt einen wichtigen Beitrag zur Förderung umweltfreundlicher Mobilität und zur Reduktion von CO2-Emissionen im öffentlichen Nahverkehr. mehr...

Personen vor einer Schnellladesäule in Düsseldorf

Düsseldorf: Superschnell laden

[18.10.2024] Im Rahmen des Projekts Multi-Mo-DUS sollen in Düsseldorf bis 2026 insgesamt 18 Mobilitätsstationen mit superschnellen Ladesäulen erreichtet werden. Die erste wurde jetzt in Betrieb genommen. mehr...

Grafik zum Speicherpotenzial bidirektional-fähiger E-Autos

E.ON: Speicherpotenzial von E-Autos nutzen

[15.10.2024] Eine Schwarmbatterie aus Elektroautos, die vorbereitet sind für das bidirektionale Laden, könnte rechnerisch die Stromproduktion von mehreren Gaskraftwerken ersetzen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Potenzialanalyse von E.ON Deutschland. mehr...

Elektrobus der Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm.

Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU): 46 neue Elektrobusse bis 2027

[15.10.2024] Die Stadtwerke Ulm/Neu-Ulm (SWU) beschaffen bis zum Jahr 2027 46 neue Elektrobusse. Über die Hälfte ihrer Stadtbusse werden dann emissionsfrei betrieben. Die neuen Fahrzeuge sollen bis zum Inkrafttreten des neuen Nahverkehrsplans der SWU vollständig in Betrieb sein und unter anderem bessere Taktungen ermöglichen. mehr...

Das Bild zeigt einen Schnelllader in der Tiefgarage eines REWE-Markts.

Mainova: Laden bei REWE

[08.10.2024] Mainova und REWE haben ihr gemeinsames Schnellladenetz für Elektroautos in Frankfurt am Main erweitert. Im August wurden zehn neue Ladepunkte an mehreren REWE-Standorten in Betrieb genommen. mehr...

Elektromobilität auf dem Land: Wegen Sprakebülls klimafreundlicher Mobilität wurde die Gemeinde Klimakommune des Monats.

Sprakebüll: E-Autos in Nordfriesland

[27.09.2024] Die AEE zeichnet im September 2024 Sprakebüll als Energie-Kommune des Monats aus. Grund ist die klimafreundliche Mobilität der nordfriesischen Gemeinde. mehr...

Bei Ultraschnelllader (HPC) verzeichnet der BDEW-Elektromobilitätsmonitor ein besonders starkes Wachstum.

BDEW-Elektromobilitätsmonitor: Lade-Infrastruktur wächst

[24.09.2024] Die Lade-Infrastruktur in Deutschland wächst weiter stark: Im ersten Halbjahr 2024 wurden über 16.000 neue öffentliche Ladepunkte installiert. Gleichzeitig ist die Auslastung der Ladepunkte mit durchschnittlich 14,5 Prozent nach wie vor gering. mehr...

Bremen: Strategie für Lade-Infrastruktur

[06.09.2024] Der Bremer Senat hat jetzt eine Strategie für den Ausbau der Lade-Infrastruktur im öffentlichen Raum beschlossen. Ziel ist es, E-Autos in allen Stadtteilen sozial gerecht mit Ladestationen zu versorgen. Ein entscheidendes Konzept ist die Definition von Suchräumen für Ladepunkte. mehr...

Ein neues Pilotprojekt in Kassel untersucht die Nutzung von bidirektionalem Laden im Kontext der Energie- und Mobilitätswende.

Kassel: Pilotprojekt zum bidirektionalen Laden

[28.08.2024] Ein neues Pilotprojekt in Kassel untersucht die Nutzung von bidirektionalem Laden im Kontext der Energie- und Mobilitätswende. Es soll zeigen, wie Elektrofahrzeuge nicht nur Strom laden, sondern auch ins Netz zurückspeisen können, um Netzstabilität zu fördern und Kosten zu senken. mehr...

Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (2.v.l.) nimmt einen Ladepunkt an einer Straßenlaterne in Betrieb.

Braunschweig: Laden an Laternen

[07.08.2024] An 17 Straßenlaternen in Braunschweig können künftig Elektroautos aufgeladen werden. Das Pilotprojekt bietet Bürgern ohne eigenen Stellplatz eine neue Lademöglichkeit. mehr...