Samstag, 4. Januar 2025

BundesverwaltungsgerichtSchwerer Schlag für die Windbranche

[22.12.2023] Eine nachträgliche Artenschutzregelung für Windenergieanlagen ist zulässig, hat das Bundesverwaltungsgericht entschieden. Der Bundesverband WindEnergie zeigt sich besorgt über die möglichen Folgen des Urteils.
Urteil des Bundesverwaltungsgerichts: Schutz von Fledermäusen ist auch bei genehmigten Windenergieanlagen zu beachten.

Urteil des Bundesverwaltungsgerichts: Schutz von Fledermäusen ist auch bei genehmigten Windenergieanlagen zu beachten.

(Bildquelle: 123RF.com)

Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hat entschieden, dass die Naturschutzbehörden befugt sind, gegenüber Betreibern bereits genehmigter Windenergieanlagen nachträgliche Anordnungen zum Schutz von Tierarten zu treffen. Dies gilt insbesondere dann, wenn sich die Sach- oder Rechtslage nach der Genehmigung wesentlich geändert hat.
Im vorliegenden Fall richtete sich die Klage einer Betreiberin von Windenergieanlagen gegen nachträgliche zeitliche Beschränkungen des Anlagenbetriebs, die der Beklagte zum Schutz von Fledermäusen angeordnet hatte. Die im Jahr 2006 erteilte immissionsschutzrechtliche Genehmigung enthielt keine Betriebsbeschränkungen zum Schutz von Fledermäusen. Nachdem jedoch Totfunde verschiedener Fledermausarten im Bereich der Anlagen gemeldet worden waren, ordnete die Beklagte für die Monate April bis August unter bestimmten Witterungsbedingungen eine nächtliche Abschaltung der Anlagen an.
Das Bundesverwaltungsgericht hat die Revision der Klägerin zurückgewiesen. Eine bestandskräftige immissionsschutzrechtliche Genehmigung schließe nachträgliche artenschutzrechtliche Anordnungen nicht grundsätzlich aus. Das Gericht betonte, dass das artenschutzrechtliche Tötungs- und Verletzungsverbot nach § 44 Abs. 1 Nr. 1 Bundesnaturschutzgesetz auch bei immissionsschutzrechtlich genehmigten Windenergieanlagen zu beachten sei. Die Anordnung der nächtlichen Abschaltung führe nicht zur Aufhebung der Genehmigung, sondern diene dem Schutz bedrohter Fledermausarten.
Der Bundesverband WindEnergie zeigt sich besorgt über die möglichen Folgen dieser Entscheidung. Bärbel Heidebroek, Präsidentin des Bundesverbands WindEnergie: „Das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts ist ein schwerer Schlag für die Branche und rüttelt an den Grundfesten und der Sinnhaftigkeit von Genehmigungsverfahren. Es gefährdet das Vertrauen in den Rechtsstaat, wenn ein Genehmigungsbescheid nur zum Zeitpunkt seiner Erteilung gültig ist.“
Der Gesetzgeber sollte die Eingriffsbefugnisse der Naturschutzbehörden konkretisieren und einen interessengerechten Regelungsrahmen für nachträgliche Eingriffe schaffen. Denkbar seien auch Entschädigungsregelungen für Ausfallzeiten. „Ohne eine solche Klarstellung droht das Urteil mühsam erkämpfte Ausbaufortschritte nachträglich zu torpedieren“, so Heidebroek.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Windenergie

Stadtwerke München: Zuschlag für Windpark in Eichstätt erhalten

[20.12.2024] Die Stadtwerke München haben jetzt den Zuschlag für den Bau eines neuen Windparks im Landkreis Eichstätt erhalten. Das Projekt umfasst sechs Windkraftanlagen bei Schernfeld und soll einen wichtigen Beitrag zur regionalen Energiewende leisten. mehr...

Dank regenerativem Strom und Wasserstoff wurde die Insel Rügen Energiekommune des Monats Dezember 2024. Foto: Dirk Niehaus, Energiewerk Rügen

Rügen: Energie-Kommune dank Wasserstoff

[17.12.2024] Die Insel Rügen wurde im Dezember von der AEE als Energie-Kommune des Monats ausgezeichnet. Ein Grund dafür sind die Wasserstoffprojekte, die hier realisiert werden. mehr...

Bundesnetzagentur: Rekord bei Aus­schrei­bung für Win­d­ener­gie­an­la­gen an Land

[16.12.2024] Die jüngste Ausschreibungsrunde der Bundesnetzagentur für Windenergie an Land zum 1. November 2024 verzeichnete mit einer Gebotsmenge von über 6.000 Megawatt einen Rekord. mehr...

MVV: Vertrag zu Sekundärregelleistung abgeschlossen

[12.12.2024] MVV Trading hat erstmals Verträge zur Vermarktung von Sekundärregelleistung aus Onshore-Windparks abgeschlossen. Damit ermöglicht das Unternehmen Windparkbetreibern nicht nur eine neue Einnahmequelle, sondern auch eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung des Stromnetzes. mehr...

Kreis Steinfurt: Windparks erhalten Siegel

[11.12.2024] Im Kreis Steinfurt hat die Initiative energieland2050 erstmals drei Windparks mit dem Siegel „zertifizierter Bürgerwind“ ausgezeichnet. mehr...

Cuxhaven: Neue Liegeplätze für Offshore-Windenergie

[03.12.2024] Im Februar 2025 beginnen in Cuxhaven die Bauarbeiten für drei neue Liegeplätze am Offshore-Terminal. Das Projekt im Umfang von 300 Millionen Euro wird von Bund, Land und Wirtschaft gemeinsam finanziert. mehr...

Stadtwerke Amberg/VSB Deutschland: Gemeinsames Windenergieprojekt bei Köfering

[21.11.2024] Die Stadtwerke Amberg und VSB Deutschland haben jetzt den Startschuss für ein Windenergieprojekt südlich von Köfering nahe der A6 gegeben. mehr...

Das Bild zeigt eine Windkraftanlage im Bau. Der Turm steht bereits, im Vordergrund liegen die Rotoren auf dem Boden.

BWE: Ausschreibungen auf Rekordniveau

[05.11.2024] Der Ausbau der Windenergie an Land erreicht neue Höhen. Mit einem Ausschreibungsvolumen von über 4.000 Megawatt und einer robusten Genehmigungslage nähert sich Deutschland seinem Ziel von 10.000 Megawatt Windenergiezubau pro Jahr. mehr...

Rheinland-Pfalz: Neues Onlineportal für Windkraftausbau

[31.10.2024] Ab dem 1. November 2024 können interessierte Nutzer in Rheinland-Pfalz auf ein neues Flächenportal zugreifen, das den Ausbau der Windenergie im Land voranbringen soll. Das von Innenminister Michael Ebling und der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD Nord) entwickelte Tool stellt umfangreiche Daten zu potenziellen Windkraftflächen bereit und ermöglicht eine detaillierte Planung. mehr...

Stadtwerke Tübingen: Neuer Solarpark in Bayern

[28.10.2024] Die Stadtwerke Tübingen beliefern die Universität und das Universitätsklinikum künftig direkt mit selbst erzeugtem Ökostrom aus ihrem neuen Solarpark in Bayern. Die langfristige Zusammenarbeit im Rahmen eines zehnjährigen Power-Purchase-Agreements soll die regionale Energiewende stärken und bei den beteiligten Partnern für Preisstabilität und Klimaschutz sorgen. mehr...

WindGISKI: Standorte für Windkraft mit KI identifizieren

[25.10.2024] Das Forschungsprojekt WindGISKI der Leibniz Universität Hannover hat erste Ergebnisse zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz in der Planung von Windenergieanlagen vorgestellt. Ziel des Projekts ist es, mithilfe eines KI-gestützten Geo-Informationssystems Standorte für Windkraft effizienter und konfliktfreier zu identifizieren. mehr...

Windpark im Schwarzwald: Baden-Württemberg will erneuerbare Energien dynamisch ausbauen.

Baden-Württemberg: Vorranggebiete für Windenergie in Planung

[17.10.2024] Der Ausbau der Windenergie geht in Baden-Württemberg nur langsam voran – beschleunigen soll ihn die Windenergieregionalplanung. Ende September 2025 soll die Planung abgeschlossen sein und dann die Vorranggebiete für Windkraft feststehen. mehr...

Windrad mit Blick auf den Soonwald© Doris Becker

Rhein-Hunsrück-Kreis: Grüne Stromproduktion auf neuem Höchststand

[15.10.2024] 
Die erneuerbare Stromproduktion hat im Rhein-Hunsrück-Kreis im Jahr 2023 einen neuen Höchststand erreicht. Insbesondere bei der Windkraft konnte der Stromertrag durch Repowering deutlich gesteigert werden. mehr...

Dußlingens Bürgermeister Thomas Hölsch und Hanno Brühl, Prokurist der Stadtwerke Tübingen, beim Unterzeichnen des Pachtvertrags.

Stadtwerke Tübingen / Dußlingen: Pachtvertrag für Windpark unterzeichnet

[11.10.2024] Auf der Gemarkung Dußlingen sollen sich künftig Windräder drehen. Der Gestattung kommunaler Flächen für den interkommunalen Windpark hat die Gemeinde bereits im Mai zugestimmt. Nun wurde auch der Pachtvertrag mit den Stadtwerken Tübingen unterzeichnet. mehr...

Die kommunale Beteiligung an Windenergieprojekten bringt Schwung in den Ausbau der erneuerbaren Energien.

Windenergie: Kommunen finanziell beteiligen

[07.10.2024] Das Erneuerbare-Energien-Gesetz beteiligt Kommunen seit dem Jahr 2023 an Windenergieprojekten. Dadurch werden die Vorteile der Energiewende vor Ort erfahrbar. Auch die Projektentwickler begrüßen die neue Möglichkeit der finanziellen Beteiligung und wenden sie konsequent an. mehr...