Meßkirch / LeibertingenRückenwind für energieautarke Region
Baden-Württemberg liegt bei der Nutzung von Windenergie deutlich hinter anderen Bundesländern zurück. Ein Grund dafür sind politische Diskussionen der Vergangenheit über eine „Verspargelung der Landschaft“. Dabei hätte das Ländle großes Potenzial: Auf der Schwäbischen Alb, einem knapp 200 Kilometer langen Mittelgebirge, gibt es genügend windhöffige Gegenden. So weist der Windenergieatlas der baden-württembergischen Landesregierung auch in den Albgemeinden Meßkirch (8.200 Einwohner) und Leibertingen (2.200 Einwohner) verschiedene Flächen aus, die grundsätzlich als Standort für die Windkraftnutzung geeignet sind. In enger Zusammenarbeit verfolgen beide Kommunen bereits im Zuge der Regionalplanung und durch die Fortschreibung des Flächennutzungsplans das Ziel, anstatt einer Vielzahl von kleinen Einzelstandorten eine möglichst starke Bündelung von Windkraftstandorten zu erreichen.
Neue Chancen der Wertschöpfung
Bei der Entwicklung und Realisierung eines Windparks auf der Gemeindegemarkung arbeiten Meßkirch und Leibertingen mit dem Unternehmen EnBW Erneuerbare Energien zusammen. Entsprechende Verträge wurden Mitte des Jahres nach Zustimmung durch die kommunalen Gremien unterzeichnet und die Zusammenarbeit der Öffentlichkeit vorgestellt. Meßkirchs Bürgermeister Arne Zwick (CDU) sagte zu den Plänen: „Die Stromerzeugung durch Windkraft bietet neue Chancen der Wertschöpfung gerade auch in ländlichen, strukturschwächeren Räumen. Dies kann langfristig ein Gegenwicht zu den schwierigen Entwicklungen werden, die der demografische Wandel verbunden mit einem Rückgang der Einwohner im erwerbsfähigen Alter mit sich bringt. Mit der Beteiligung am Projekt bereits in der Entwicklungsphase können die Gemeinden den in vielen Veranstaltungen geäußerten Wunsch nach Bürgerbeteiligungsmöglichkeiten aus der Region heraus sicherstellen.“ Armin Reitze, Bürgermeister von Leibertingen, ergänzte: „Meßkirch und Leibertingen haben sich schon bisher stark im Feld der regenerativen Energie engagiert. Viele kleine und mittlere, private, gewerbliche oder Bürger-Photovoltaikanlagen, aber auch größere Freiflächenanlagen und landwirtschaftliche Biogasanlagen tragen schon wesentlich zur regionalen Energieproduktion bei.“ Durch den Aufbau von Wärmenetzen mit Partnerunternehmen hätten beide Kommunen bereits große Schritte im Bereich der Wärmeversorgung aus regenerativen Energien getan. Das Thema Windkraft biete nun die Möglichkeit, den Energiemix abzurunden und zur energieautarken Region zu werden.
Gemeinsame Gesellschaft
Bis zu neun Windkraftanlagen können an dem identifizierten Standort nördlich von Talheim im Landkreis Sigmaringen in den nächsten Jahren entstehen. EnBW Erneuerbare Energien soll dabei die Projektentwicklung übernehmen. Deren Träger soll eine gemeinsame Gesellschaft werden, an der die Partnergemeinden und EnBW jeweils 50 Prozent der Anteile halten. Nach Abschluss der Projektentwicklungsphase wollen die Partner gemeinsam die Bau- und Betriebsphase angehen. Dabei sollen Bürgerbeteiligungsmodelle und Beteiligungsmöglichkeiten für die örtlichen Bürgerenergiegenossenschaften eine besondere Priorität erfahren. „Wir freuen uns, nach unserem 2010 erfolgreich in Betrieb genommenen Solarpark in Leibertingen nun auch unser erstes Windkraftprojekt im Landkreis Sigmaringen auf den Weg bringen zu können. Gemeinsam mit unseren kommunalen Partnern wollen wir hier einen weiteren Beitrag zum Ausbau der Windkraft in Baden-Württemberg leisten“, betont Stefan Thiele, Sprecher der Geschäftsführung von EnBW Erneuerbare Energien.
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