Smart CityReallabor für Südbaden
Das Internet der Dinge eröffnet Städten und Gemeinden viele Möglichkeiten, um die Funktionalität des kommunalen Raums zu verbessern. Anwendungsfälle zuhauf bietet die klassische Daseinsvorsorge, aber auch im ÖPNV, im Bürgerservice, in der Kommunikation oder dem Umwelt- und Klimaschutz kann das Internet of Things (IoT) einen mess- und erlebbaren Nutzen stiften. Um letztlich zur smarten Kommune zu werden, braucht es im Vorfeld planvolle Pilotprojekte: Anwendungen müssen im Echtbetrieb auf ihren Nutzen abgeklopft und hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit untersucht werden. So ist auch das Setting zu verstehen, welches das Unternehmen bnNETZE, eine Tochtergesellschaft der badenova AG für Netzbetrieb und Infrastruktur, mit dem Stadtwerkeverbund Thüga im gemeinsamen Reallabor für Südbaden konzipiert hat. Unter anderem erprobt bnNETZE in diesem Rahmen in fünf unterschiedlichen Kommunen Smart-City-Anwendungen, die das Unternehmen als Geschäftsmodell etablieren will.
Modell für ländliche Regionen
Großstädte sind in Südbaden nicht die Regel und auch im Thüga-Verbund sind mehrheitlich ländliche, kleinteilige Strukturen anzutreffen. Deshalb kann hier eher vom Smart Village als von der Smart City gesprochen werden. Neben der Großstadt Freiburg sind mit den Städten Lahr und Breisach sowie den Gemeinden Kirchzarten und Gundelfingen solche Kommunen Teil des Reallabors, die eine hohe Umsetzungsbereitschaft einbringen und das Spektrum des Thüga-Verbunds sehr gut widerspiegeln. Zum Teil planen oder erproben sie mit badenova ohnehin bereits intelligente Anwendungen in den Bereichen Mobilität, Gebäude, Umweltschutz und Technische Betriebe. Beispielsweise sollen in Lahr stets die aktuelle Belegung eines Wohnmobil-Stellplatzes sowie perspektivisch auch die Besucher eines Schwimmbads erfasst werden.
Reallabor setzt Prioritäten
Hinter all diesen Vorhaben steckt ein konkreter Nutzen: Kosten sparen, Personal entlasten, die Effizienz steigern oder den CO2-Ausstoß reduzieren. Ganz allgemein geht es außerdem darum, die Lebensqualität zu verbessern. Hierfür IoT-Technologien einzusetzen, ist Ziel und Aufgabenstellung des Smart-City-Reallabors. Die badenova Tochter bnNETZE hat schon etliche auf der LoRaWAN-Technologie (Long Range Wide Area Network) basierende IoT-Funknetze in der Region aufgebaut. Aber auch andere IoT-Standards, beispielsweise sigfox, kommen zum Einsatz.
Im Reallabor werden mit den Kommunen Anwendungsbereiche priorisiert und der Fokus auf diejenigen gelegt, die den meisten Skalierungserfolg versprechen. Als konkrete Beispiele seien die Überwachung von Innenstadt-, P&R- sowie Besucherparkplätzen, die Verkehrszählung im öffentlichen Bereich, die On-Demand-Steuerung von Bürgerbussen, die Überwachung von Objekten, das Energie-Management, die Überwachung der Luft- und Bodenqualität, Tracking, Füllstände und Verfahren zur Instandhaltung sowie die Überwachung von Gewässern genannt. Ganz formal soll der Testbetrieb Anfang 2021 starten. Er ist für mindestens 18 Monate angesetzt. Der geplante Probelauf wird wesentliche Erkenntnisse für den Wandel zur Smart City – oder eben zur Smart Region – liefern. Sie stehen in Folge allen Thüga-Partnerunternehmen zur Verfügung.
Der Sorgfaltspflicht nachkommen
Die Projektpartner wollen aufzeigen, dass Städte und Gemeinden für diese datenlastigen Themen einen vertrauenswürdigen Partner benötigen. Dieser sollte idealerweise nicht in einem (ausländischen) Großkonzern und in der weltweiten Daten-Cloud unterwegs sein, sondern in der Region – mit Ansprechpartnern, die man kennt und die jederzeit greifbar sind. Eng mit all ihren Smart-City-Aktivitäten verbunden zu sein, ist für badenova eine klare digitale Wertorientierung. Die Kommunen haben eine besondere Sorgfaltspflicht gegenüber den Bürgern, der auch in besonderer Weise Rechnung getragen werden muss. Grundsätzlich befürwortet badenova eine ausgeprägte Open-Data-Kultur, die die Nutzung frei verfügbarer Daten barrierefrei gestaltet und in Teilen gegenüber dem Bürger entkommerzialisiert. Damit zusammen hängt der Anspruch auf Gleichbehandlung und Diskriminierungsfreiheit: Die Nutzung kommunaler Daten darf keine Preisbarriere aufstellen, die unterprivilegierte Gruppen der Gesellschaft ausschließt. Wichtig ist deshalb vor allem die Handlungs- und Entscheidungsfreiheit der Kommune. Die Umsetzung von loT-Projekten mit kommunalen Unternehmen erweist sich speziell in diesem Kontext als der beste Weg.
EVU sind die idealen Partner
badenova befindet sich als regionaler Energiedienstleister komplett in kommunaler Hand. Das historisch gewachsene Kerngeschäft in der Region Baden im Südwesten Deutschlands dreht sich um Strom, Erdgas, Wasser und Wärme. Mit ihrer Tochter badenIT betreibt badenova außerdem leistungsfähige regionale Rechenzentren, engagiert sich für den Ausbau von Glasfasernetzen und schafft an vielen Fronten die Voraussetzungen für die digitale Stadt. Durch den flächendeckenden Betrieb einer eigenen Netzinfrastruktur wird badenova und ihrer Netztochter bnNETZE zudem ein hohes Vertrauen in die technische Kompetenz sowie in den verlässlich geschützten Umgang mit Kundendaten entgegengebracht. Als kommunale Unternehmen können sie die Verantwortung gegenüber den Bürgern bei den Themen Sicherheit, Datenschutz, lokale Wertschöpfung und lokale Community bestmöglich einhalten. Denn vor allem in hochsensiblen Anwendungsfeldern – Gesundheitswesen, Pflege, Alarm- und Notfallsysteme – darf es keine Wirtschaftlichkeitsmaxime zulasten der Funktionalität und Zuverlässigkeit geben. Geschlossene Systeme von Großkonzernen, die vom Sensor über den Transport und die Datenanalyse bis hin zur Web-Oberfläche alles aus einer Hand anbieten, haben in diesem Konzept nur bedingt ihren Platz, da sie der Kommune den Eingriff in die Prozesse verbieten und ihr die Datenhoheit aus der Hand nehmen.
Dieser Beitrag ist in der Ausgabe Februar 2021 von Kommune21 erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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