Sonntag, 22. Dezember 2024

HamburgPositive Bilanz zu Volksentscheid

[22.09.2023] Vor zehn Jahren entschied sich eine Volksabstimmung in Hamburg für den Rückkauf der Energienetze. Jetzt haben die zuständigen Behörden und Unternehmen eine positive Bilanz gezogen.
Luftbild der Stadt Hamburg.

Luftbild der Stadt Hamburg.

(Bildquelle: SK)

Zehn Jahre nach dem Volksentscheid für den Rückkauf der Energienetze in Hamburg haben die zuständigen Behörden und Unternehmen – die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA), die Finanzbehörde, die Hamburger Energiewerke (HEnW), Stromnetz Hamburg (SNH) und Gasnetz Hamburg (GNH) – jetzt eine positive Bilanz über diesen Entschluss gezogen. Wie die BUKEA mitteilt, wurde mit der erfolgreichen Umsetzung des Volksentscheids eine solide Grundlage für eine nachhaltige, sozial ausgewogene, klimaverträgliche und demokratisch kontrollierte Energie- und Wärmeversorgung in Hamburg geschaffen.
Der Volksentscheid im Jahr 2013 habe es den Bürgerinnen und Bürgern Hamburgs ermöglicht, aktiv über die Zukunft ihrer Energienetze zu entscheiden. Das Ergebnis sei eindeutig gewesen: Die Energienetze sollten wieder in städtischen Besitz übergehen. Dies betreffe die Netzinfrastrukturen für Strom, Gas und Fernwärme. Der Senat habe diese demokratische Entscheidung konsequent und engagiert in die Tat umgesetzt.

Richtige Entscheidung

Jens Kerstan, Senator für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, erläutert: „Mit der Entscheidung zur Rekommunalisierung der Energieunternehmen und der Netze hat Hamburg auf ganzer Linie gewonnen. Wir konnten damit vor zehn Jahren den Grundstein für den zügigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen legen und die Energie- und Klimapolitik wieder aktiv gestalten. Heute sind es die städtischen, kommunalen Akteure, welche die Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Hamburger Energiewende spielen. Die städtischen Unternehmen führen unter der Kontrolle des Senats energiepolitische Projekte gemeinwohlorientiert durch und müssen keine hohen Renditen für international operierende Konzerne abführen. Im Gegenteil: Die Gewinne und die Wertschöpfung dieser Gesellschaften kommen ganz Hamburg zugute. Wir arbeiten mit unseren Energieunternehmen an der Wärmewende und sind mit vielen Projekten bundesweit Vorreiter wie bei der Nutzung von industrieller Abwärme, großindustriellen Wärmepumpen, Power-to-Heat-Anlagen oder der Fernwärmeleitung unter der Elbe. Auch der Ausbau einer Wasserstoffwirtschaft mit dem Green Hydrogen Hub Moorburg und dem Wasserstoffindustrienetz bringen wir mit unseren Unternehmen voran.“
Finanzsenator Andreas Dressel ergänzt: „Das steht politisch auf der Habenseite. Klar ist natürlich, dass es bei den Unternehmen auch wirtschaftlich langfristig tragfähige Geschäftsmodelle geben muss. Die Stadt hat für den Kauf von Strom-, Gas- und Fernwärmegesellschaften mit allen Anschaffungsnebenkosten bisher 1,93 Milliarden Euro investiert. Von 2012 bis heute haben die Unternehmen rund 647 Millionen Euro an die Stadt abgeführt, es sind also etwa ein Drittel der Einnahmen wieder hereingekommen. Nun gilt es, diese Erfolgsgeschichte in den kommenden Jahren fortzuführen.“

Vorbild für gemeinwohlorientierte Daseinsvorsorge

Der BUKEA zufolge ist die Rekommunalisierung der Energienetze in Hamburg ein Vorbild für eine gemeinwohlorientierte Daseinsvorsorge. Dieses Modell fördere nicht nur die effektive Umsetzung öffentlicher Aufgaben, sondern unterstütze zudem die Verwirklichung wichtiger klimapolitischer Ziele. Durch die Rekommunalisierung behalte die Stadt die Kontrolle über die Wertschöpfung und gewährleiste dadurch ihre Ausrichtung am Gemeinwohl. Zudem biete ein städtischer Fernwärmeanbieter einen wirkungsvollen Schutz vor Preisübertreibungen, da er nicht auf Gewinnmaximierung aus ist. Darüber hinaus ergäben sich sinnvolle Synergien mit weiteren öffentlichen Unternehmen.
In den vergangenen zehn Jahren nach dem Netzerückkauf hätten die städtischen Energiegesellschaften Stromnetz Hamburg, Gasnetz Hamburg und die Hamburger Energiewerke beeindruckende Erfolge erzielt. Die Transformation für ein nachhaltiges Energieinfrastruktursystem sei eingeleitet worden, die Förderung erneuerbarer Energien intensiviert und öffentliche Lade-Infrastrukturen für Elektromobilität etabliert. Zusammen hätten diese Unternehmen die Versorgungssicherheit während der Energiekrise des vergangenen Jahres gewährleistet, gemeinsam die integrierte Netzentwicklungsplanung (iNEP) und mit dem Energiepark Hafen ein zentrales Projekt zum Kohleausstieg in Hamburg vorangetrieben.

Europaweite Strahlkraft

SNH habe sich als Vorreiter im Carve-out-Prozess aus dem Vattenfall-Konzern etabliert und erfolgreich Netzservice, Metering und DSO zu einem großen Verteilungsnetzbetreiber fusioniert. Zusätzlich habe SNH in intelligente Stromnetztechnologien investiert und unterstütze die Mobilitätsstrategie der Stadt durch den Ausbau von öffentlichen Ladestationen und Landstromanschlüssen für Schiffe. GNH spiele eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Wasserstoff-Industrie-Netzes HH-WIN und unterstütze so die Dekarbonisierung der Hamburger Industrie. HEnW trieben die Transformation der Fernwärme, den Kohleausstieg bis 2030 und den Ausbau erneuerbarer Energien in der Stadt aktiv voran. Projekte wie die Nutzung von Geothermie in Wilhelmsburg, die Integration von Abwärme aus Aurubis oder die Nutzung von Abwasserwärme aus dem Klärwerk Dradenau hätten dabei deutschland- und europaweite Strahlkraft.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Rekommunalisierung

Ahlen: Alleinige Eigentümerin der Stadtwerke

[02.12.2024] Die Stadt Ahlen ist wieder alleinige Eigentümerin ihrer Stadtwerke. Nach 20 Jahren hat sie die von den Stadtwerken Bielefeld gehaltenen Anteile zurückgekauft, während die bestehende Partnerschaft zwischen beiden Unternehmen fortgesetzt wird. mehr...

Stadtwerke Ahlen: Rückkehr zur Stadt

[26.06.2024] Die Stadtwerke Ahlen sollen wieder vollständig in den Besitz der Stadt Ahlen übergehen, nachdem der Aufsichtsrat der Stadtwerke Bielefeld dem Rückkauf der 49-prozentigen Anteile zugestimmt hat. mehr...

Bundeskartellamt: Freigabe des Berliner Wärmenetzes

[09.04.2024] Das Land Berlin darf das Fernwärmenetz von Vattenfall in der Hauptstadt übernehmen. Dies hat das Bundeskartellamt jetzt genehmigt. mehr...

Berlin: Rückkauf von Vattenfall Wärme

[21.12.2023] Das Land Berlin hat jetzt einen Vertrag zum Rückkauf von Vattenfall Wärme Berlin unterzeichnet und sich eine Option auf GASAG-Anteile gesichert. mehr...

Absichtserklärung unterzeichnet: Berlin will das Fernwärmenetz rekommunalisieren.

Berlin: Rekommunalisierung der Fernwärme

[26.10.2023] Der Berliner Senat will das Fernwärmenetz von Vattenfall zurückkaufen. Eine Absichtserklärung markiert den Beginn der Verhandlungen. mehr...

Einweihung einer 400kW-PV-Anlage der Bürgerkraft Thüringen e.G. im Industriegebiet Erfurter Kreuz; mit Energieministerin Anja Siegesmund (3.v.l.) und Ilmkreis-Landrätin Petra Enders (7.v.l.).

Arnstadt: Start für Bürger-Solaranlage

[03.05.2022] Bei der Einweihung einer neuen Freiflächen-Solaranlage hat die Thüringer Energieministerin Anja Siegesmund (Bündnis 90/Die Grünen) angekündigt, dieses Jahr einen Bürgerenergiefonds zu starten. Damit will das Land sicherstellen, dass die Energiewende in den Händen der Bürgerinnen und Bürger liegt. mehr...

Pünktlich zum Jahresauftakt gehen die Hamburger Energiewerke an den Start

Hamburg: Start der Energiewerke

[11.01.2022] Pünktlich zum Jahresanfang sind die Hamburger Energiewerke (HEnW) gestartet. Bei ihnen handelt es sich um einen Zusammenschluss aus den kommunalen Energieunternehmen Hamburg Energie und Wärme Hamburg. mehr...

EnBW: Positive Bilanz

[27.07.2021] Die EnBW zieht eine positive Bilanz zum Beteiligungsmodell „EnBW vernetzt“. Über 200 Städte und Gemeinden haben sich mittlerweile Anteile an der EnBW-Tochter Netze BW gesichert. mehr...

Gemeinsames Hissen der Berlin-Flagge symbolisiert Rückkehr der Stromnetz Berlin GmbH zum Land Berlin.

Berlin: Stromnetz wieder in Stadtbesitz

[07.07.2021] Das Stromnetz Berlin ist wieder im Eigentum des Landes Berlin. Die Transaktion wurde jetzt formal abgeschlossen. mehr...

Öhringen gründet Stadtwerke mit Unterstützung der Stadtwerke Schwäbisch Hall.

Öhringen: Grünes Licht für Stadtwerke-Gründung

[26.02.2021] Ein Gemeinderatsbeschluss ebnet den Weg für die Gründung von Stadtwerken in Öhringen. Beim Aufbau des kommunalen Unternehmens helfen die Stadtwerke Schwäbisch Hall. mehr...

Oberbayern: Kommunen gründen Energieversorger

[30.01.2020] In Oberbayern haben 15 Kommunen einen gemeinsamen Energieversorger gegründet. Das Regionalwerk Chiemgau-Rupertiwinkel soll im Sommer 2020 die Arbeit aufnehmen. Zentrale Vorhaben sind die Vermarktung von Ökostrom, Wärmeversorgung durch Geothermie und virtuelle Kraftwerke. mehr...

Stadtwerke Ditzingen: Stabile Preise dank Netzübernahme

[28.11.2019] Nach dem Gasverteilnetz übernehmen die Stadtwerke nun auch das Stromnetz in Ditzingen. Von den dadurch sinkenden Netzentgelten profitieren die Kunden. mehr...

Stadtwerke Stuttgart: Strom- und Gasnetz in städtischer Hand

[01.10.2019] Das Strom- und Gasnetz in Stuttgart ist seit Anfang des Jahres wieder überwiegend in städtischer Hand. Eigentum und Betrieb sind nun in der Netzgesellschaft Stuttgart Netze zusammengefasst. mehr...

Historischer Moment für die Stadtwerke Tecklenburger Land: Der damalige Aufsichtsratsvorsitzende Heinz Steingröver (vorne
bericht

Stadtwerke Tecklenburger Land: Bürgermeister ziehen Bilanz

[15.07.2019] Die Gründung der Stadtwerke Tecklenburger Land vor fünf Jahren hat zu einem neuen Wir-Gefühl und echten Mehrwerten in Cent und Euro geführt. Das berichten die Bürgermeister der sieben beteiligten Gemeinden. mehr...