Samstag, 19. April 2025

Stadtwerke BayreuthPionier bei innovativer KWK

[14.12.2018] Als eines von nur vier kommunalen Unternehmen deutschlandweit haben die Stadtwerke Bayreuth den Förderzuschlag für ein innovatives Kraft-Wärme-Kopplungssystem erhalten. Es wird in die Wärme- und Kälteversorgung der Universität Bayreuth integriert.
Die Stadtwerke Bayreuth optimieren mit einem innovativen KWK-System die Wärme- und Kälteversorgung der Uni Bayreuth.

Die Stadtwerke Bayreuth optimieren mit einem innovativen KWK-System die Wärme- und Kälteversorgung der Uni Bayreuth.

(Bildquelle: Stadtwerke Bayreuth)

Mit der Förderung innovativer Kraft-Wärme-Kopplungssysteme (iKWKS) will der Gesetzgeber KWK-Anlagen mit regenerativer Wärmeerzeugung verbinden – beispielsweise in Form einer Wärmepumpe oder einer Solarthermieanlage. Als eines von bundesweit nur vier kommunalen Unternehmen erhielten die Stadtwerke Bayreuth bei der ersten Ausschreibungsrunde im Juni dieses Jahres einen Zuschlag. Das Fünf-Millionen-Euro-Projekt, das pro Jahr 5.000 Tonnen CO2 einsparen wird, zielt auf die Wärme- und Kälteversorgung der Universität Bayreuth ab, um die sich die Stadtwerke in Form eines Contracting-Modells kümmern. Die Anlage besteht aus zwei Gaskesseln mit einer Leistung von je 9,3 Megawatt (MW). Hinzu kommen drei Kältemaschinen, die jeweils 1,3 MW leisten, und zwei Kühltürme mit je 2,3 MW. Als Redundanz zu den Gaskesseln gibt es zudem einen Elektrodenkessel mit 6 MW Leistung, der bereits seit einigen Jahren am Regelenergiemarkt teilnimmt. Um die strengen Förderauflagen zu erfüllen, werden die Stadtwerke Bayreuth zusätzlich ein 3,5-Megawatt-Blockheizkraftwerk (BHKW) sowie eine Wärmepumpe ins Netz der Universität integrieren. Steuern werden die Stadtwerke das iKWKS über eine komplexe Mess- und Regeltechnik, die alle Komponenten verbindet.

Sektorkopplung vorantreiben

Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth, freut sich über die neue Fördermöglichkeit: „Das verleiht der KWK endlich neuen Schwung und ist ein Wink in die richtige Richtung.“ Insbesondere, weil dadurch die Sektorkopplung vorangetrieben werde. „Es ging in der politischen Diskussion in Deutschland in den vergangenen Jahren eigentlich immer nur um Strom, Strom und nochmals Strom. Konzepte wie iKWKS gehen da den entscheidenden Schritt weiter. Ich bin mir sicher, mittelfristig lassen sich Gebäudekomplexe, wie in unserem Fall die Universität Bayreuth, nicht nachhaltiger mit Wärme versorgen.“ Auch wenn die Förderbedingungen für iKWKS eine Herausforderung seien.
Ein Lied davon singen kann Andreas Waibel, der bei den Stadtwerken Bayreuth für das iKWKS-Projekt verantwortlich ist. „Der Ausschreibungszeitraum war knapp, weil in der Kürze der Zeit einige Hausaufgaben zu erledigen waren: Zuerst mussten wir Gespräche mit der Universität Bayreuth führen. Dann ging es um die Frage, ob die Integration eines iKWKS in unser Uni-Netz überhaupt möglich ist. Der nächste Punkt auf unserer Liste war die Anfrage bei den Genehmigungsbehörden, ob sie mit unseren Plänen einverstanden sind.“

Impulse aus der Forschung

Unterstützt und beraten werden die Stadtwerke Bayreuth bei ihrem iKWKS-Projekt vom Institut für Energietechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden (IfE) unter der Leitung von Professor Markus Brautsch. Auf das Thema „innovative KWK-Systeme“ wurde das IfE bereits früh aufmerksam. Noch bevor die konkreten Ausschreibungsbedingungen veröffentlicht wurden, wurden in Berechnungen des IfE die Potenziale deutlich, welche die Sektorkopplung und Einbeziehung erneuerbarer Energien bieten. Bei näherer Betrachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen zeigten sich jedoch hohe Anforderungen an die technische Umsetzung von iKWKS, insbesondere aufgrund der strengen Auflagen zur Effizienz der einzelnen Anlagen. Nach Einschätzung des IfE wird in vielen Fällen die Bereitstellung der Wärme aus erneuerbaren Energien der limitierende Faktor für den Einsatz innovativer KWK-Systeme sein. Um sowohl die Effizienzanforderungen zu erfüllen, als auch die Mindestwärmemengen aus erneuerbaren Energien zu erreichen, müssten nicht nur geeignete Wärmequellen vorhanden sein, sondern auch Wärmeverbraucher, die mit niedrigen Vorlauftemperaturen auskommen.

Zugeschnittenes Wärme- und Kälteversorgungskonzept

In der Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Bayreuth zur Optimierung der Wärmeversorgung der Universität zeigten sich schnell die guten Voraussetzungen, dort ein innovatives KWK-System umzusetzen. Ausgehend von einer Machbarkeitsstudie des IfE entstand schließlich ein speziell auf die Universität zugeschnittenes Wärme- und Kälteversorgungskonzept. Professor Markus Brautsch betont: „Es freut uns sehr, dass unsere Forschungsarbeiten technisch und wirtschaftlich wichtige Impulse bei den Stadtwerken liefern können. Die weitere wissenschaftliche Begleitung des Projekts bringt uns auch künftig eine wichtige Rückkopplung für den Technologietransfer.“ In der weiteren Zusammenarbeit soll das innovative KWK-System für den flexiblen Betrieb im Stromsystem der Zukunft mit hohen Anteilen erneuerbarer Energien optimiert werden.

Bagger rollen bald

Bis Juni 2022 haben die Stadtwerke Bayreuth gemäß den Förderbestimmungen nun Zeit, ihr iKWKS ans Netz zu bringen und die Zulassung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu erhalten. Stadtwerke-Projektleiter Andreas Waibel gibt sich zuversichtlich: „Gemeinsam mit dem Institut für Energietechnik haben wir schon viele Steine aus dem Weg geräumt. Zudem freuen wir uns, dass uns Professor Dieter Brüggemann, Inhaber des Lehrstuhls für Technische Thermodynamik und Transportprozesse an der Universität Bayreuth, unterstützen wird. Schon bald soll die Ausschreibung für das Groß-BHKW rausgehen und ab dem kommenden Jahr rollen dann die Bagger, weil wir auf dem Gelände der Universität Bayreuth ein neues Gebäude für das Blockheizkraftwerk bauen.“
Die Stadtwerke Bayreuth rechnen damit, dass ihr iKWKS im Laufe des Jahres 2020 ans Netz geht. „Wir wissen, dass wir hier technische Pionierarbeit leisten“, betont Waibel. „Allerdings waren wir bislang sehr schnell und dieses Tempo wollen wir halten.“

Jan Koch ist bei der Stadtwerke Bayreuth Holding GmbH zuständig für die Unternehmenskommunikation.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Kraft-Wärme-Kopplung
bericht

Serie Best Practice KWK: Biomethan statt Kohle

[10.04.2025] Der Energiekonzern enercity aus Hannover plant den Kohleausstieg bis 2027. Wichtige Bausteine dafür sind Biomethan-Blockheizkraftwerke, die um eine Flusswasser-Wärmepumpe mit einer Leistung von 60 Megawatt ergänzt werden sollen. mehr...

Das Bild zeigt eine Luftaufnahme des Heizkraftwerks Köln-Merkenich

Köln: Schluss mit heimischer Braunkohle

[03.04.2025] Der Energieversorger RheinEnergie hat den Braunkohlekessel im Heizkraftwerk Köln-Merkenich endgültig stillgelegt. Damit ist die Nutzung der heimischen Braunkohle zur Energieerzeugung in Köln Geschichte. mehr...

bericht

Serie Best Practice KWK: Neue Gase als Brennstoff

[24.02.2025] Einer der Vorteile der KWK ist ihre Flexibilität beim Brennstoffeinsatz. Anlagen, die H2-ready sind, sind am Markt längst verfügbar. In Forschungsprojekten wird untersucht, wie Anlagen ohne Leistungseinbußen mit verschiedenen Brennstoffen betrieben werden können. mehr...

Mainova: Perspektive Wasserstoff

[24.02.2025] Der Bau des neuen Kraftwerks von Mainova schreitet voran. Mit hocheffizienten Gasturbinen und der Möglichkeit, künftig Wasserstoff zu nutzen, will Mainova Maßstäbe für eine nachhaltige Energieversorgung setzen. mehr...

B.KWK: Preis für beste KWK-Konzept

[24.02.2025] Das KWK-Konzept eines neuen Wohnquartiers in Hamburg-Barmbek wurde von einer Fachjury zum Blockheizkraftwerk des Jahres gekürt. Das BHKW stammt von KW Energie, der Hamburger Contractingdienstleister Frank setzte das hocheffiziente Konzept um. mehr...

50Hertz: Neue Power-to-Heat-Anlage

[20.02.2025] Der Netzbetreiber 50Hertz Transmission und InfraLeuna haben jetzt den Bau einer europaweit einzigartigen Power-to-Heat-Anlage am Chemiestandort Leuna vereinbart. Die Anlage wird überschüssigen Ökostrom in Prozessdampf umwandeln und soll so zur Entlastung der Stromnetze und zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen. mehr...

Das Bild zeigt das Innere einer grün lackierten KWK-Anlage.

KWK-Studie: Weckruf an die Politik

[15.01.2025] Trotz steigender Nachfrage nach regelbarer Energie stagniert der Ausbau von KWK-Anlagen in Deutschland seit Jahren. Das zeigt die aktuelle Studie KWK 2.0. Führende Verbände fordern nun eine schnelle Verlängerung des KWK-Gesetzes, um Versorgungssicherheit und Klimaziele nicht zu gefährden. mehr...

Das Bild zeigt das Heizkraftwerk Tiefstack im Hamburger Hafen.

Hamburger Energiewerke: Kohleausstieg ohne Biomasse

[06.01.2025] Die Hamburger Energiewerke haben ihr Konzept für den Kohleausstieg überarbeitet. Die Flusswasser-Wärmepumpe in der Billwerder Bucht wird größer als geplant, und das Heizkraftwerk Tiefstack wird nicht auf Biomasse, sondern direkt auf Erdgas umgestellt. mehr...

bericht

Serie Best Practice KWK: BHKW auf dem Dach

[02.12.2024] Die Bremer Höhe in Berlin ist ein Beispiel für die wichtige Rolle der Kraft-Wärme-Kopplung in Großstädten. Das Projekt zeigt, dass effiziente KWK-Lösungen auch in einem denkmalgeschützten Gebäudeensemble und trotz Platzmangels realisierbar sind. mehr...

BEE: Grüne KWK stärken

[05.11.2024] Der BEE fordert eine Verlängerung des KWKG bis 2035 nach einer Reform ab 2026. Vorab soll das Fördersystem auf zukunftsfähige, grüne Anlagenkonzepte ausgerichtet werden. mehr...

BHKW-Kompaktmodul FG 95 und Gas­fackel auf der Deponie Reesberg.

Kirchlengern: Deponie liefert grüne Energie

[17.10.2024] Auf der Deponie Reesberg in Kirchlengern erzeugt seit Mai 2024 ein Blockheizkraftwerk (BHKW) des Unternehmens Sokratherm umweltfreundlich Strom und Wärme. Betrieben wird es ausschließlich mit Deponiegas, das beim Zerfall der deponierten Abfälle entsteht. mehr...

B.KWK-Kongress: Garant für Energiewende

[16.10.2024] Der B.KWK-Kongress findet am 11. und 12. November 2024 in Berlin statt. Motto ist „Kraft-Wärme-Kopplung – Garant der Energiewende“. mehr...

Das Bild zeigt Dr. Hansjörg Roll, Technikvorstand von MVV; Dr. Georg Müller, Vorstandsvorsitzender von MVV; Uwe Zickert, Geschäftsführer MVV Umwelt, vor dem Biomassekraftwerk.

MVV Energie: Biomassekraftwerk liefert grüne Wärme

[14.10.2024] MVV Energie hat ein Biomassekraftwerk zu einem Heizkraftwerk umgebaut. Rund die Hälfte der Mannheimer Haushalte kann nun mit grüner Wärme versorgt werden. mehr...

Hoher Wirkungsgrad

Serie Best Practice KWK: Mit Dampf Strom machen

[11.10.2024] Mikro-Dampfturbinen können auch kleine Dampfmengen energetisch nutzen. In der Müllverbrennungsanlage der GMVA Niederrhein sorgt eine solche Turbine dafür, dass der bereits zur Dampferzeugung eingesetzte Brennstoff-Abfall noch effizienter genutzt wird. mehr...