Sonntag, 24. November 2024

Stadtwerke BayreuthPionier bei innovativer KWK

[14.12.2018] Als eines von nur vier kommunalen Unternehmen deutschlandweit haben die Stadtwerke Bayreuth den Förderzuschlag für ein innovatives Kraft-Wärme-Kopplungssystem erhalten. Es wird in die Wärme- und Kälteversorgung der Universität Bayreuth integriert.
Die Stadtwerke Bayreuth optimieren mit einem innovativen KWK-System die Wärme- und Kälteversorgung der Uni Bayreuth.

Die Stadtwerke Bayreuth optimieren mit einem innovativen KWK-System die Wärme- und Kälteversorgung der Uni Bayreuth.

(Bildquelle: Stadtwerke Bayreuth)

Mit der Förderung innovativer Kraft-Wärme-Kopplungssysteme (iKWKS) will der Gesetzgeber KWK-Anlagen mit regenerativer Wärmeerzeugung verbinden – beispielsweise in Form einer Wärmepumpe oder einer Solarthermieanlage. Als eines von bundesweit nur vier kommunalen Unternehmen erhielten die Stadtwerke Bayreuth bei der ersten Ausschreibungsrunde im Juni dieses Jahres einen Zuschlag. Das Fünf-Millionen-Euro-Projekt, das pro Jahr 5.000 Tonnen CO2 einsparen wird, zielt auf die Wärme- und Kälteversorgung der Universität Bayreuth ab, um die sich die Stadtwerke in Form eines Contracting-Modells kümmern. Die Anlage besteht aus zwei Gaskesseln mit einer Leistung von je 9,3 Megawatt (MW). Hinzu kommen drei Kältemaschinen, die jeweils 1,3 MW leisten, und zwei Kühltürme mit je 2,3 MW. Als Redundanz zu den Gaskesseln gibt es zudem einen Elektrodenkessel mit 6 MW Leistung, der bereits seit einigen Jahren am Regelenergiemarkt teilnimmt. Um die strengen Förderauflagen zu erfüllen, werden die Stadtwerke Bayreuth zusätzlich ein 3,5-Megawatt-Blockheizkraftwerk (BHKW) sowie eine Wärmepumpe ins Netz der Universität integrieren. Steuern werden die Stadtwerke das iKWKS über eine komplexe Mess- und Regeltechnik, die alle Komponenten verbindet.

Sektorkopplung vorantreiben

Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth, freut sich über die neue Fördermöglichkeit: „Das verleiht der KWK endlich neuen Schwung und ist ein Wink in die richtige Richtung.“ Insbesondere, weil dadurch die Sektorkopplung vorangetrieben werde. „Es ging in der politischen Diskussion in Deutschland in den vergangenen Jahren eigentlich immer nur um Strom, Strom und nochmals Strom. Konzepte wie iKWKS gehen da den entscheidenden Schritt weiter. Ich bin mir sicher, mittelfristig lassen sich Gebäudekomplexe, wie in unserem Fall die Universität Bayreuth, nicht nachhaltiger mit Wärme versorgen.“ Auch wenn die Förderbedingungen für iKWKS eine Herausforderung seien.
Ein Lied davon singen kann Andreas Waibel, der bei den Stadtwerken Bayreuth für das iKWKS-Projekt verantwortlich ist. „Der Ausschreibungszeitraum war knapp, weil in der Kürze der Zeit einige Hausaufgaben zu erledigen waren: Zuerst mussten wir Gespräche mit der Universität Bayreuth führen. Dann ging es um die Frage, ob die Integration eines iKWKS in unser Uni-Netz überhaupt möglich ist. Der nächste Punkt auf unserer Liste war die Anfrage bei den Genehmigungsbehörden, ob sie mit unseren Plänen einverstanden sind.“

Impulse aus der Forschung

Unterstützt und beraten werden die Stadtwerke Bayreuth bei ihrem iKWKS-Projekt vom Institut für Energietechnik an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden (IfE) unter der Leitung von Professor Markus Brautsch. Auf das Thema „innovative KWK-Systeme“ wurde das IfE bereits früh aufmerksam. Noch bevor die konkreten Ausschreibungsbedingungen veröffentlicht wurden, wurden in Berechnungen des IfE die Potenziale deutlich, welche die Sektorkopplung und Einbeziehung erneuerbarer Energien bieten. Bei näherer Betrachtung der rechtlichen Rahmenbedingungen zeigten sich jedoch hohe Anforderungen an die technische Umsetzung von iKWKS, insbesondere aufgrund der strengen Auflagen zur Effizienz der einzelnen Anlagen. Nach Einschätzung des IfE wird in vielen Fällen die Bereitstellung der Wärme aus erneuerbaren Energien der limitierende Faktor für den Einsatz innovativer KWK-Systeme sein. Um sowohl die Effizienzanforderungen zu erfüllen, als auch die Mindestwärmemengen aus erneuerbaren Energien zu erreichen, müssten nicht nur geeignete Wärmequellen vorhanden sein, sondern auch Wärmeverbraucher, die mit niedrigen Vorlauftemperaturen auskommen.

Zugeschnittenes Wärme- und Kälteversorgungskonzept

In der Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Bayreuth zur Optimierung der Wärmeversorgung der Universität zeigten sich schnell die guten Voraussetzungen, dort ein innovatives KWK-System umzusetzen. Ausgehend von einer Machbarkeitsstudie des IfE entstand schließlich ein speziell auf die Universität zugeschnittenes Wärme- und Kälteversorgungskonzept. Professor Markus Brautsch betont: „Es freut uns sehr, dass unsere Forschungsarbeiten technisch und wirtschaftlich wichtige Impulse bei den Stadtwerken liefern können. Die weitere wissenschaftliche Begleitung des Projekts bringt uns auch künftig eine wichtige Rückkopplung für den Technologietransfer.“ In der weiteren Zusammenarbeit soll das innovative KWK-System für den flexiblen Betrieb im Stromsystem der Zukunft mit hohen Anteilen erneuerbarer Energien optimiert werden.

Bagger rollen bald

Bis Juni 2022 haben die Stadtwerke Bayreuth gemäß den Förderbestimmungen nun Zeit, ihr iKWKS ans Netz zu bringen und die Zulassung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) zu erhalten. Stadtwerke-Projektleiter Andreas Waibel gibt sich zuversichtlich: „Gemeinsam mit dem Institut für Energietechnik haben wir schon viele Steine aus dem Weg geräumt. Zudem freuen wir uns, dass uns Professor Dieter Brüggemann, Inhaber des Lehrstuhls für Technische Thermodynamik und Transportprozesse an der Universität Bayreuth, unterstützen wird. Schon bald soll die Ausschreibung für das Groß-BHKW rausgehen und ab dem kommenden Jahr rollen dann die Bagger, weil wir auf dem Gelände der Universität Bayreuth ein neues Gebäude für das Blockheizkraftwerk bauen.“
Die Stadtwerke Bayreuth rechnen damit, dass ihr iKWKS im Laufe des Jahres 2020 ans Netz geht. „Wir wissen, dass wir hier technische Pionierarbeit leisten“, betont Waibel. „Allerdings waren wir bislang sehr schnell und dieses Tempo wollen wir halten.“

Jan Koch ist bei der Stadtwerke Bayreuth Holding GmbH zuständig für die Unternehmenskommunikation.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Kraft-Wärme-Kopplung

BEE: Grüne KWK stärken

[05.11.2024] Der BEE fordert eine Verlängerung des KWKG bis 2035 nach einer Reform ab 2026. Vorab soll das Fördersystem auf zukunftsfähige, grüne Anlagenkonzepte ausgerichtet werden. mehr...

BHKW-Kompaktmodul FG 95 und Gas­fackel auf der Deponie Reesberg.

Kirchlengern: Deponie liefert grüne Energie

[17.10.2024] Auf der Deponie Reesberg in Kirchlengern erzeugt seit Mai 2024 ein Blockheizkraftwerk (BHKW) des Unternehmens Sokratherm umweltfreundlich Strom und Wärme. Betrieben wird es ausschließlich mit Deponiegas, das beim Zerfall der deponierten Abfälle entsteht. mehr...

B.KWK-Kongress: Garant für Energiewende

[16.10.2024] Der B.KWK-Kongress findet am 11. und 12. November 2024 in Berlin statt. Motto ist „Kraft-Wärme-Kopplung – Garant der Energiewende“. mehr...

Das Bild zeigt Dr. Hansjörg Roll, Technikvorstand von MVV; Dr. Georg Müller, Vorstandsvorsitzender von MVV; Uwe Zickert, Geschäftsführer MVV Umwelt, vor dem Biomassekraftwerk.

MVV Energie: Biomassekraftwerk liefert grüne Wärme

[14.10.2024] MVV Energie hat ein Biomassekraftwerk zu einem Heizkraftwerk umgebaut. Rund die Hälfte der Mannheimer Haushalte kann nun mit grüner Wärme versorgt werden. mehr...

Hoher Wirkungsgrad

Serie Best Practice KWK: Mit Dampf Strom machen

[11.10.2024] Mikro-Dampfturbinen können auch kleine Dampfmengen energetisch nutzen. In der Müllverbrennungsanlage der GMVA Niederrhein sorgt eine solche Turbine dafür, dass der bereits zur Dampferzeugung eingesetzte Brennstoff-Abfall noch effizienter genutzt wird. mehr...

2G Energy: Preis für nachhaltige H2-Produktion

[27.09.2024] Das SoHyCal-Projekt in Kalifornien, das von der Firma H2B2 initiiert und von 2G Energy unterstützt wurde, ist von der Combined Heat and Power Alliance mit dem CHP Project of the Year Award 2024 ausgezeichnet worden. mehr...

Grubengasanlage am STEAG-Standort Völklingen-Fenne.

Iqony Energy: Grubengasmotoren modernisiert

[06.08.2024] Iqony Energies modernisiert acht Grubengasmotoren im Saarland und investiert dafür 26 Millionen Euro. Damit soll die Fernwärmeversorgung effizienter und umweltfreundlicher werden. mehr...

Zwei jeweils 1

Stadtwerke Duisburg: Wärmepumpen eingetroffen

[26.07.2024] In Duisburg sind die beiden Wärmepumpen für die neue innovative Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage (iKWK) der Stadtwerke eingetroffen. Ende des Jahres soll der Probebetrieb starten. Der Elektrokessel hat letzteren bereits erfolgreich absolviert und durchläuft derzeit die Anmeldung für den Regelenergiemarkt. mehr...

Stadtwerke können das Rohbiogas ankaufen und damit in das Speicherkraftwerk investieren.
bericht

Bioenergie: Bedeutung von Biogas und Biomethan

[01.07.2024] Der Einsatz von Biogas und Biomethan bietet Stadtwerken eine Chance. Denn die dezentrale Kraft-Wärme-Kopplungsanlage ist nicht nur schneller am Netz als große Kraftwerke, auch der Einstieg in die Wasserstoffwirtschaft wird deutlich früher gelingen. mehr...

Absichtserklärung unterzeichnet: Das Gasmotorenkraftwerk GAMOR soll auf den Betrieb mit Wasserstoff umgestellt werden.

Energie SaarLorLux: Umstellung auf grünen Wasserstoff

[01.07.2024] Das Gasmotorenkraftwerk GAMOR in Saarbrücken soll auf den Betrieb mit Wasserstoff umgestellt werden. Dazu haben die INNIO-Gruppe und der Energieversorger Energie SaarLorLux eine Absichtserklärung unterzeichnet. mehr...

Podiumsdiskussion zur Zukunft der KWK in Duisburg.

KWK: Wichtige Säule im Klimaschutz

[25.06.2024] Die Branche diskutierte auf dem 22. Duisburger KWK-Symposium Potenziale und Herausforderungen. mehr...

Christian Grotholt
interview

Interview: KWK als grüner Teamplayer

[24.06.2024] In der Energiepolitik fehlt ein klares Bekenntnis zur Kraft-Wärme-Kopplung, sagt Christian Grotholt. stadt+werk sprach mit dem Chef des Anlagenherstellers 2G Energy über die Rolle der KWK im künftigen Energiesystem. mehr...

Mithilfe der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) lässt sich Primärenergie effizienter verwerten.
bericht

Kraft-Wärme-Kopplung: Wird die Renaissance eingeläutet?

[18.06.2024] Gemäß einer Entscheidung des EuG stellt das im Jahr 2020 novellierte KWK-Gesetz als umlagebasiertes Förderinstrument keine Beihilfe dar. Sollte das Urteil rechtskräftig werden, eröffnet das der Kraft-Wärme-Kopplung neue Perspektiven. Auch einige Bremsklötze ließen sich beseitigen. mehr...

Direkt an der Lahn errichten die SWG ein Gebäude
bericht

Stadtwerke Gießen: Heizenergie aus der Lahn

[27.05.2024] Die Stadtwerke Gießen (SWG) engagieren sich seit langem für die Reduzierung von CO2-Emissionen bei der Wärmeerzeugung. Ihr aktuelles Großprojekt, die innovative Kraft-Wärme-Kopplungsanlage PowerLahn, nutzt das Wasser der Lahn als Wärmequelle. mehr...