Mittwoch, 13. November 2024

AnalyseOst-Kohlestrom bald unrentabel

[22.09.2021] Eine neue Analyse zeigt, dass ostdeutsche Braunkohlemeiler schon bald unwirtschaftlich sein könnten. Eine Kohleausstiegs-Entschädigungen wäre damit ohne Grundlage.
Zu den betrachteten Kraftwerken gehört auch der Kohlemeiler Lippendorf.

Zu den betrachteten Kraftwerken gehört auch der Kohlemeiler Lippendorf.

(Bildquelle: Frank Urbansky)

Ostdeutsche Braunkohlekraftwerke, die auch nach 2030 am Netz bleiben sollen, werden bei kontinuierlichem Ausbau erneuerbarer Energien und weiter steigenden CO2-Preisen schon in den kommenden Jahren unwirtschaftlich. Eine vorgezogene Abschaltung der Blöcke im Rahmen eines schnelleren Kohleausstiegs würde somit für ihren Betreiberkonzern Leag keinen finanziellen Nachteil darstellen, der entschädigt werden müsste. Das ist das Fazit einer neuen Untersuchung des Analysehauses Energy Brainpool im Auftrag der Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy. „Die geplanten staatlichen Entschädigungen für die Leag sind wirtschaftlich nicht zu rechtfertigen, sondern wurden politisch ausgekungelt“, sagt Sönke Tangermann, Vorstand bei Green Planet Energy. Der Bund müsse, wenn er den Klimaschutz ernst nehme, vom Betreiber angesichts der immer dramatischeren Klimakrise jetzt ein früheres Abschaltdatum einfordern.
Aktuell sieht der Ausstiegsfahrplan der Bundesregierung vor, dass Block R im Braunkohlemeiler Lippendorf Ende 2035 abgeschaltet wird, die Leag-Kraftwerke Schwarze Pumpe und Boxberg (Blöcke R und Q) sollen sogar erst Ende 2038 vom Netz gehen. Die Leag soll als Kompensation für diesen langgestreckten Kohleausstieg rund 1,75 Milliarden Euro aus Steuergeldern erhalten. Steigt der Preis für CO2-Verschmutzungsrechte – die für die Kohlebetreiber Teil der Betriebskosten sind – bis 2038 weiter auf ein realistisches Niveau von 105 Euro, so rutschen die drei ostdeutschen Kraftwerke schon ab dem Jahr 2024 ins Minus. Sie können ihren Kohlestrom danach nicht mehr gewinnbringend anbieten. „In diesem Fall liegt der voraussichtliche Nettobarwert der Kraftwerke im Jahr 2030 bei Euro“, sagt Analyst Michael Claußner. Energy Brainpool hat für die Berechnung die Strommarkt-Erlöse und Betriebskosten der Kraftwerke stundenscharf modelliert. Dabei wurden neben dem wahrscheinlichsten Szenario steigender CO2-Kosten, fortschreitender Energiewende und strengerer Klimapolitik auch zwei Alternativ-Szenarien berechnet, die zeigen: Die ostdeutschen Braunkohle-Kraftwerke würden nur dann auch über 2030 hinaus wirtschaftlich bleiben, wenn der CO2-Preis langfristig auf dem Niveau der letzten Jahre stagnieren oder der Zubau erneuerbarer Energien in den nächsten Jahren einbrechen sollte.





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