RenaturierungOrchideenpracht am Kraftwerksdamm

Fischwanderhilfen am Kraftwerk Schwabeck in Kärnten.
(Bildquelle: VERBUND)
Weltweit ist Wasserkraft die mit Abstand bedeutendste aller regenerativen Energiequellen. Das Unternehmen Verbund, einer der größten Wasserkraft-Stromerzeuger Europas und führend in Österreich und Bayern, engagiert sich dabei stark für die Schaffung von Biotopen, Naherholungs- und Naturschutzgebieten. Insgesamt rund 280 Millionen Euro investiert der Konzern bis zum Jahr 2025 in Renaturierungsmaßnahmen rund um die 127 Wasserkraftwerke in Deutschland und Österreich.
Alles für die Fische
Kraftwerke schaffen Barrieren, die für Wasserlebewesen kaum zu überwinden sind. Den Belastungen durch den Kraftwerksbetrieb begegnet Verbund mit ökologischen Gegenmaßnahmen – sowohl zur Wiederherstellung der sensiblen Flora und Fauna im Hochgebirge, als auch entlang der Flüsse. Gerade an Inn und Donau sind die geschaffenen Rückzugsräume für die Artenvielfalt von überregionaler Bedeutung. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei den Fischen.
Fast alle heimischen Fische wandern im Frühjahr zu ihren Laichplätzen flussaufwärts. Fischwanderhilfen ermöglichen den Tieren, Flüsse durchgehend zu durchschwimmen und die Wasserkraftanlagen möglichst ungestört zu passieren. Gemeinsam mit Ökologieexperten und Biologen hat Verbund bereits zahlreiche Fischwanderhilfen errichtet, darunter Europas höchste am Kraftwerk Schwabeck in Kärnten und die mit 14,2 Kilometer längste am Kraftwerk Ottensheim-Wilhering.
Doch auch die schönste Fischwanderhilfe bringt nicht viel, wenn kein Fisch sie nutzt. Deshalb arbeitet der Energieerzeuger intensiv daran, das gesamte Ökosystem rund um die Wasserkraftwerke zu verbessern, aufzuwerten und zu pflegen. So werden nicht nur umfangreiche Umgehungsgewässer errichtet, sondern auch neue Lebensräume für Pflanzen und Tiere geschaffen.
Beispielsweise haben Verbund-Mitarbeiter beim Kraftwerk in Wasserburg am Inn gemeinsam mit der Muschelkoordinationsstelle der Technischen Universität München über 4.000 Muscheln per Hand ertastet, aus dem Baggerbereich entfernt, unter Wasser zwischenquartiert und wieder zurückgesetzt. Die ökologischen Strukturmaßnahmen haben die Lebens- und Fortpflanzungsbedingungen für Muscheln und Fische in der Region wesentlich verbessert.
Am bayerischen Innkraftwerk Gars hat Verbund nicht nur eine 680 Meter lange Fischtreppe, sondern auch weitläufige Feuchtbiotope und Auenlandschaften geschaffen. Heute tummeln sich dort wieder seltene strömungsliebende Fischarten wie Huchen, Äschen und Nasen, aber auch Springfrösche, Gelbbauchunken und seltene Pflanzen.
Fleischfarbiges, Breitblättriges und Geflecktes Knabenkraut, Helm-Knabenkraut und Echte Sumpfwurz – diese Blütenpracht seltener Orchideen-Arten wächst dank umfangreicher Restrukturierungsmaßnahmen rund um die Dämme der Kraftwerke bei Rosenheim und Feldkirchen. Wo vor 20 Jahren noch dichtes Gebüsch und Nadelwälder an den Dämmen standen, findet man heute Biotop-Flächen und Rückzugsorte für Mensch und Tier. So ist beispielsweise der orchideenreiche Magerrasen im Inntal bei Rosenheim hierzulande fast nur noch auf den Inn-Dämmen zu finden.
EU-Projekt LIFE + Traisen
Ökologische Maßstäbe setzt Verbund gemeinsam mit weiteren Kooperationspartnern im EU-Projekt LIFE + Traisen. Die Traisen, ein Nebenfluss der Donau, verläuft derzeit in einem regulierten Bett, das dem Fluss keine Chance zur Entfaltung lässt. Die wertvollen Naturbereiche im Unterlauf werden sorgsam wiederhergestellt, sodass schon jetzt Fledermäuse, Vögel, Falter, Heu- und Fangschrecken, Käfer und Fische sowie eine seltene Pflanzenwelt neuen Lebensraum finden. Rund um das Kraftwerk Altenwörth in Niederösterreich entsteht bis zum Jahr 2019 ein 150 Hektar großes Biotop entlang der Donau, für das rund 800.000 Kubikmeter Lehm und Sand sowie knapp zwei Millionen Kubikmeter Kies umgeschichtet wurden.
Nicht zuletzt fischen Verbund-Mitarbeiter jedes Jahr Tausende Tonnen von Treibgut und Müll aus deutschen und österreichischen Flüssen. Ein riesiger Rechen befördert den Müll in eine Schwemmzeugrinne, für tonnenschwere Holzstücke steht ein Kran bereit. Insgesamt ein zeit- und kostenintensives Prozedere, das für die Sauberkeit der Flüsse jedoch eine wichtige Rolle spielt.
Dieser Beitrag ist in stadt+werk, Ausgabe 7/8 2017, erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
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