LüneburgNur noch Erneuerbare
Ein Zusammenschluss aus Landkreis, Stadt und Bürgerschaft schafft in Lüneburg die Grundlage für einen zügigen Ausbau der erneuerbaren Energien. Jetzt hat die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) die Stadt für ihr jahrzehntelanges Engagement als Energie-Kommune des Monats September ausgezeichnet. Seit fast 30 Jahren engagiere sich die niedersächsische Mittelstadt in Klimainitiativen wie der Alianza del clima und unternehme kommunale Anstrengungen, um das Thema Nachhaltigkeit in der Stadtverwaltung und der Bürgerschaft zum festen Bestandteil der kommunalen Identität zu machen, teilt die AEE mit.
Heute versorge sich der Landkreis zu 48 Prozent mit nachhaltiger Energie und Wärme. Stadt und Landkreis wollen aber noch mehr erreichen. Als 100 Prozent Erneuerbare-Energien-Region strebe der Landkreis bis 2030 eine autarke Wärme- und Stromversorgung durch erneuerbare Energien an. „Lüneburg steckt sich ein ambitioniertes Ziel. Die Wissenschaft macht deutlich, dass es möglich ist. Damit die Region erfolgreich ist, müssen der Landkreis und die Stadt miteinander sowie den Bürger kooperieren, um den Ausbau der Erneuerbaren voranzutreiben und die Akzeptanz zu sichern. Dass dies gelingen kann, hat die Region in den letzten Jahrzehnten gezeigt“, resümiert Robert Brandt, Geschäftsführer der AEE.
Klimaleitstelle koordiniert
Die Klimaleitstelle (KSL) hilft seit 2008 auch den Kommunen des Landkreises, ihre Energie- und Klimapolitik aufeinander abzustimmen, berichtet die AEE weiter. Sie fungiere als Schnittstelle zwischen den Kommunen, privaten Akteuren und den Bürgern. Hier laufen Projekte, wie Umweltprogramme für Unternehmer bis hin zu Aktionen in Schulen zusammen. Gleichzeitig baue die Leitstelle Netzwerke für bürgerschaftliche Initiativen auf. Die Stadt selbst ist in bundesweiten Netzwerken engagiert, etwa dem Netzwerk „Dialog Nachhaltige Stadt“. Für ihre Anstrengungen unter anderem im kommunalen Nachhaltigkeitsmanagement erhielt die Kommune schon im Jahr 2014 den Deutschen Nachhaltigkeitspreis für Städte.
Nachhaltigkeit als kommunales Kulturgut soll auch in den nächsten Jahren das Erfolgsrezept in und um Lüneburg sein. 2020 sei die Hansestadt mit dem Projekt „Zukunftsstadt 2030″ in die dritte und für die Praxis entscheidende Phase gestartet. Lüneburg ist dabei eine von bundesweit acht Zukunftsstädten, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert werden, die nachhaltige Stadtentwicklung soll mit 15 konkreten Ansätzen und Projekten vorangebracht werden. 1,5 Millionen Euro Fördergeld stehen im Projektzeitraum für die Umsetzung zur Verfügung.
Schon 112 Prozent erneuerbarer Strom
Wie der jährliche Bericht der KSL zum Stand der Energiewende zeigt, wurden im Jahr 2018 im Landkreis Lüneburg 776 Gigawattstunden erneuerbarer Strom produziert. Das entspreche 112 Prozent des Verbrauchs. Mit 74 Prozent stelle die Windenergie im Landkreis den größten Anteil des erneuerbaren Stroms, aber auch die Biomasseproduktion sei mit 217 GWh jährlich eine wichtige Energiequelle: Seit 1962 produziere die Abwasser, Grün & Lüneburger Service GmbH (AGL) Strom aus Biogas. Heute versorge sich die AGL vollständig autonom mit erneuerbarem Strom und Wärme. Potenziale beim Ausbau privater Photovoltaik-Dachanlagen sollen das Bundesland, der Landkreis und die Stadt gemeinsam durch Programme wie den SolarCheck stemmen. Allein 2019 wurden 240 Beratungen durchgeführt. Besonders bemerkenswert sei hier der Beratungserfolg: So haben 40 Prozent der Beratenen ein Jahr später ein eigenes PV-Projekt umgesetzt oder gestartet.
Energieeffiziente kommunale Liegenschaften
Im Bereich der nachhaltigen Wärmeversorgung hat der Landkreis begonnen, Potenziale von über 3.500 GWh der oberflächennahen und Tiefengeothermie zu erschließen. Um den Ausbau auch mit Einsparungen im Bereich Wärme zu komplementieren, verfügt der Fachbereich Gebäudewirtschaft seit 2013 über eine dezidierte Sachbearbeitung für das Energie-Management. Um Sanierungen möglichst effizient umsetzen zu können, wurde 2016 ein Klimaschutzteilkonzept erstellt. Dieses gibt einen Überblick über den energetischen Sanierungsbedarf kommunaler Liegenschaften. Aktuell wurden 71 der rund 200 Liegenschaften untersucht. Priorisiert werden hier Gebäude mit hohem Energieverbrauch, geringen Denkmalschutzauflagen und generellem Umbaubedarf, um die notwendigen energetischen Sanierungen schnell umsetzen zu können.
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