KWKGNeues Gesetz – neue Hemmnisse?

Berthold Müller-Urlaub
(Bildquelle: Agentur Kappa)
Am 19. Oktober 2016 wurde die Änderung des neuen Kraft-Wärme-Kopplungsgesetzes (KWKG) vom Bundeskabinett beschlossen. Das ist ein weiterer Wendepunkt in der Entstehungsgeschichte des KWKG 2016. Durch das monatelange Warten auf die Genehmigung des KWK-Gesetzes durch die Europäische Kommission wurde die gesamte KWK-Branche gelähmt. Das ist meines Erachtens eine Katastrophe. Die Entwicklung stagniert und das Vertrauen in die Politik ist verlorengegangen. Bei den Mitgliedern unseres Verbands treten durch Tatsachen belegte Existenzsorgen auf.
Doch was bedeutet die nun beschlossene Änderung des KWKG konkret? Zunächst einmal ist es als Erfolg zu betrachten, dass Modernisierungen wieder als Neuanlagen gewertet werden. Darüber hinaus liegt der künftige Ausbauschwerpunkt bei Anlagen, die ins öffentliche Netz einspeisen. Dass hiervon die Stadtwerke profitieren, begrüßen wir. Insgesamt befinden wir uns aber nach wie vor in einer kritischen Phase. Viele geben jetzt noch eine KWK-Anlage in Auftrag, weil Kraftwerke, die in diesem Jahr noch bestellt werden, nicht unter Ausschreibung fallen. Die Hersteller spüren einen „Vorzieh-Effekt“; möglicherweise folgt danach jedoch ein großes Loch.
Schwierige Kalkulation
Generell stellt sich die Frage, wie die Ausschreibungen ablaufen sollen. Immerhin wurde das Ausschreibungsvolumen noch einmal etwas erhöht: von 100 Megawatt im Jahr 2017 auf 200 Megawatt jährlich ab 2018. Jedoch weiß keiner, wie sich die Strom- und Gaspreise entwickeln und wie hoch die KWK-Umlage sein wird. Wie soll da ein Entscheidungsgremium Vorschläge für eine Neuanlage machen und den Strompreis kalkulieren? Aus meiner Sicht kann das nicht funktionieren.
Des Weiteren ist nach wie vor fraglich, wie der Abgleich mit negativen Strompreisen gestaltet werden soll. Meiner Meinung nach müssten kleine Anlagen über eine Bagatellgrenze ausgenommen werden. Darüber hinaus kann die Börse nicht als offizielle Institution fungieren. Wer haftet, wenn aufgrund von Fehlinformationen hier Probleme auftreten?
Positiv ist hingegen zu sehen, dass die Politik zunehmend die Bedeutung der Sektorenkopplung wahrnimmt. Bislang beziehen sich die aktuellen Ausbauziele regenerativer Energien nur auf die Stromerzeugung. Die Energiewende muss jedoch als Gesamtsystem gesehen werden: Durch die Einbeziehung des Wärme- und Verkehrssektors wird der gesamte Strombedarf wesentlich höher sein.
Mangelnde Bekanntheit
Daher muss neben dem Ausbau der Erneuerbaren Energien auch die Energieeffizienz ein zentrales Thema sein. Als hocheffiziente Umwandlungstechnologie spielt die KWK deshalb auch in Zukunft eine wichtige Rolle für die Energiewende – die Ressourcenschonung und die Minderung von CO₂-Emissionen.
Leider wird die Kraft-Wärme-Kopplung vom Bundeswirtschaftsministerium nicht als notwendiger Partner der Erneuerbaren Energien wahrgenommen. Das liegt unter anderem auch an der mangelnden Bekanntheit von KWK in der breiten Öffentlichkeit. Dies möchten wir als Bundesverband mit der Einführung unserer Blauen Marken – Blauer Strom, Blaue Wärme und Blaue Kälte – nun ändern: KWK bekommt endlich ein Gesicht und findet hoffentlich dadurch mehr Gehör als bislang.
Dieser Beitrag ist in der Januar/Februar-Ausgabe von stadt+werk erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Serie Best Practice KWK: Biomethan statt Kohle
[10.04.2025] Der Energiekonzern enercity aus Hannover plant den Kohleausstieg bis 2027. Wichtige Bausteine dafür sind Biomethan-Blockheizkraftwerke, die um eine Flusswasser-Wärmepumpe mit einer Leistung von 60 Megawatt ergänzt werden sollen. mehr...
Köln: Schluss mit heimischer Braunkohle
[03.04.2025] Der Energieversorger RheinEnergie hat den Braunkohlekessel im Heizkraftwerk Köln-Merkenich endgültig stillgelegt. Damit ist die Nutzung der heimischen Braunkohle zur Energieerzeugung in Köln Geschichte. mehr...
Serie Best Practice KWK: Neue Gase als Brennstoff
[24.02.2025] Einer der Vorteile der KWK ist ihre Flexibilität beim Brennstoffeinsatz. Anlagen, die H2-ready sind, sind am Markt längst verfügbar. In Forschungsprojekten wird untersucht, wie Anlagen ohne Leistungseinbußen mit verschiedenen Brennstoffen betrieben werden können. mehr...
Mainova: Perspektive Wasserstoff
[24.02.2025] Der Bau des neuen Kraftwerks von Mainova schreitet voran. Mit hocheffizienten Gasturbinen und der Möglichkeit, künftig Wasserstoff zu nutzen, will Mainova Maßstäbe für eine nachhaltige Energieversorgung setzen. mehr...
B.KWK: Preis für beste KWK-Konzept
[24.02.2025] Das KWK-Konzept eines neuen Wohnquartiers in Hamburg-Barmbek wurde von einer Fachjury zum Blockheizkraftwerk des Jahres gekürt. Das BHKW stammt von KW Energie, der Hamburger Contractingdienstleister Frank setzte das hocheffiziente Konzept um. mehr...
50Hertz: Neue Power-to-Heat-Anlage
[20.02.2025] Der Netzbetreiber 50Hertz Transmission und InfraLeuna haben jetzt den Bau einer europaweit einzigartigen Power-to-Heat-Anlage am Chemiestandort Leuna vereinbart. Die Anlage wird überschüssigen Ökostrom in Prozessdampf umwandeln und soll so zur Entlastung der Stromnetze und zur Reduzierung von CO2-Emissionen beitragen. mehr...
KWK-Studie: Weckruf an die Politik
[15.01.2025] Trotz steigender Nachfrage nach regelbarer Energie stagniert der Ausbau von KWK-Anlagen in Deutschland seit Jahren. Das zeigt die aktuelle Studie KWK 2.0. Führende Verbände fordern nun eine schnelle Verlängerung des KWK-Gesetzes, um Versorgungssicherheit und Klimaziele nicht zu gefährden. mehr...
Hamburger Energiewerke: Kohleausstieg ohne Biomasse
[06.01.2025] Die Hamburger Energiewerke haben ihr Konzept für den Kohleausstieg überarbeitet. Die Flusswasser-Wärmepumpe in der Billwerder Bucht wird größer als geplant, und das Heizkraftwerk Tiefstack wird nicht auf Biomasse, sondern direkt auf Erdgas umgestellt. mehr...
Serie Best Practice KWK: BHKW auf dem Dach
[02.12.2024] Die Bremer Höhe in Berlin ist ein Beispiel für die wichtige Rolle der Kraft-Wärme-Kopplung in Großstädten. Das Projekt zeigt, dass effiziente KWK-Lösungen auch in einem denkmalgeschützten Gebäudeensemble und trotz Platzmangels realisierbar sind. mehr...
BEE: Grüne KWK stärken
[05.11.2024] Der BEE fordert eine Verlängerung des KWKG bis 2035 nach einer Reform ab 2026. Vorab soll das Fördersystem auf zukunftsfähige, grüne Anlagenkonzepte ausgerichtet werden. mehr...
Kirchlengern: Deponie liefert grüne Energie
[17.10.2024] Auf der Deponie Reesberg in Kirchlengern erzeugt seit Mai 2024 ein Blockheizkraftwerk (BHKW) des Unternehmens Sokratherm umweltfreundlich Strom und Wärme. Betrieben wird es ausschließlich mit Deponiegas, das beim Zerfall der deponierten Abfälle entsteht. mehr...
B.KWK-Kongress: Garant für Energiewende
[16.10.2024] Der B.KWK-Kongress findet am 11. und 12. November 2024 in Berlin statt. Motto ist „Kraft-Wärme-Kopplung – Garant der Energiewende“. mehr...
MVV Energie: Biomassekraftwerk liefert grüne Wärme
[14.10.2024] MVV Energie hat ein Biomassekraftwerk zu einem Heizkraftwerk umgebaut. Rund die Hälfte der Mannheimer Haushalte kann nun mit grüner Wärme versorgt werden. mehr...
Serie Best Practice KWK: Mit Dampf Strom machen
[11.10.2024] Mikro-Dampfturbinen können auch kleine Dampfmengen energetisch nutzen. In der Müllverbrennungsanlage der GMVA Niederrhein sorgt eine solche Turbine dafür, dass der bereits zur Dampferzeugung eingesetzte Brennstoff-Abfall noch effizienter genutzt wird. mehr...
: Preis für nachhaltige H2-Produktion
[27.09.2024] mehr...