Stadtwerke TübingenNeuer Windpark in Oberkochen

Die offizielle Einweihung des Windparks erfolgte im Rathaus der Stadt Oberkochen.
(Bildquelle: K21 Media AG / Melanie Schulz)
Die Stadtwerke Tübingen (swt) haben jetzt einen neuen Windpark in Oberkochen eröffnet. Die vier Windkraftanlagen vom Typ Nordex N117 mit einem Rotordurchmesser von 117 Metern sollen künftig 23 Millionen Kilowattstunden Strom im Ostalbkreis erzeugen (21155+wir berichteten). Finanzierungspartner der Stadtwerke Tübingen und damit auch Anteilseigner ist die Beteiligungsgesellschaft KommunalPartner mit ihren insgesamt sechs beteiligten Stadtwerken. Neben den Stadtwerken Tübingen sind dies das Stadtwerk am See, die Stadtwerke Bietigheim-Bissingen, die Energieversorgung Filstal, die Stadtwerke Mühlacker sowie die Stadtwerke Schwäbisch Hall. Oberkochens Bürgermeister Peter Traub unterstrich während der Pressekonferenz vor allem das Interesse und die große Neugier in der Bevölkerung. Traub erklärte, dass ursprünglich die Stadt Oberkochen das Areal für ein eigenes Bürgerprojekt mit Windkraftanlagen hatte erwerben wollen, der Projektierer juwi aber letztendlich bezuschlagt worden sei. Traub lobte, dass mit den Stadtwerken Tübingen nun doch eine kommunale Einrichtung den Windpark betreibt. Da die Stadt Oberkochen laut Gemeinderatsbeschluss für ihre öffentlichen Einrichtungen und Gebäude ausschließlich Ökostrom von den Stadtwerken Tübingen beziehe, schließe sich der Kreis hier wieder.
Umweltminister Unterstellter lobte Ausbau der Windkraft
Baden-Württembergs Minister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Franz Untersteller freute sich, nach einem Jahr erneut mit dem Tübinger Oberbürgermeister und Vertretern der Stadtwerke Tübingen einen Windpark einzuweihen – im Januar 2015 hatten die Stadtwerke bereits einen Windpark in Weikersheim in Betrieb genommen -, diese Serie könne sich gerne so fortsetzen. Als Besonderheit des Oberkochener Projekts lobte auch Untersteller dessen kommunalen Charakter. Die Wertschöpfung bliebe damit in der Region, was letztendlich auch zu einer hohen Akzeptanz in der Bevölkerung geführt habe. Außerdem sei das Projekt von vielen Fachpartnern begleitet worden. Nicht zuletzt deshalb habe das Material beispielsweise just in time geliefert werden können, der Verbrauch von Waldflächen sei durch den Verzicht auf Lagerflächen entsprechend gering gehalten worden. Der Standort zeichnet sich laut Untersteller durch seine gute Windhöffigkeit aus. So zeige der Windkraftatlas Baden-Württemberg, dass insbesondere der Ostalbkreis, der Main-Tauber-Kreis und die Hohenlohener Ebene über große windkraftrelevante Flächen verfügen. Schon in absehbarer Zeit würden sich insgesamt 80 Windräder alleine in der Ostalb drehen.
Erste Erfolge in Baden-Württemberg werden sichtbar
Die Bundesregierung müsse jetzt die Rahmenbedingungen für den weiteren Ausbau der Windkraft schaffen. Nach Einschätzung von Untersteller ist man davon aber noch ein Stück weit entfernt. Der Umweltminister kritisierte insbesondere die Beibehaltung des Deckels von 40 bis 45 Prozent bis zum Jahr 2025. Bezüglich der Situation in Baden-Württemberg erinnerte Untersteller an das Ziel der Landesregierung, die Stromerzeugung aus Windkraft bis zum Jahr 2020 auf zehn Prozent erhöhen zu wollen. Während der ersten drei Jahre seiner Amtszeit habe es nicht danach ausgesehen, als ob dieses Ziel zu erreichen sei. Zu viele Vorarbeiten mussten geleistet werden: das Landesplanungsgesetz wurde novelliert, der Windkrafterlass entwickelt und die Daten zu windkraftrelevanten Arten wurden erstmals erhoben. Außerdem sind die Kompetenzzentren bei den Regierungspräsidien eingerichtet und neue Regionalpläne erstellt worden. Untersteller betonte: „In den vergangenen Jahren haben wir dann erstmals Erfolge gesehen. 2014 gab es insgesamt 94 Genehmigungen für Windparks in Baden-Württemberg – eine beachtliche Zahl vor dem Hintergrund, dass es bis dato im ganzen Land nur 380 Anlagen gab –, 2015 sind weitere 100 Genehmigungen dazu gekommen. Im Dezember 2015 befanden sich insgesamt 121 Anlagen mit einer Leistung von 330 Megawatt im Bau. Mit dem, was momentan insgesamt noch in der Pipeline ist, haben wir die Hälfte dessen erreicht, was wir für das Zehn-Prozent-Ziel bis zum Jahr 2020 brauchen.“ Positiv sei außerdem, dass aufgrund der Anlagenhöhe heute Standorte erschlossen werden könnten, die zuvor gar niemand in Betracht gezogen habe.
Die Ostalb ist in Sachen Windkraft dem Land schon weit voraus
Klaus Pavel, Landrat des Ostalbkreises, erklärte, er habe in Anbetracht der von Untersteller genannten Zahlen auf Landesebene sofort gedacht: „Da ist das meiste von uns.“ Schließlich sei man als Ostalb in Sachen Windkraft dem Land schon weit voraus, was auch kreispolitisch so gewollt sei. So habe man die Energiewende hier von Anfang an aktiv unterstützt und mit der Offensive Ostalb möglichst rasch zusätzliche Vorranggebiete für Windkraft ausgewiesen. Mit den momentan in der Genehmigung befindlichen WEA und der Photovoltaik, die ebenfalls eine große Rolle vor Ort spiele, könne man auf der Ostalb schon bald 80 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren decken. Pavel machte deutlich: „Ich kann nicht gegen Atomkraftwerke sein und dann sagen, erneuerbare Energien will ich auch nicht. Da muss die Politik Flagge zeigen und wir auf der Ostalb haben das gerne getan.“
Tübingen habe einen Fehler: es liege nicht auf der Ostalb
Boris Palmer, Aufsichtsratsvorsitzender der swt und Oberbürgermeister der Universitätsstadt Tübingen, räumte ein, dass die Stadt einen einzigen gravierenden Fehler habe, sie liege nicht auf der Ostalb: „Wir haben zwar den Neckar, die Universität und die Stadtwerke, aber wir haben keinen Wind.“ Deshalb hat man bei den Stadtwerken eine Abteilung gegründet und sich nach Partnern umgeschaut. Anfangs sei man zwar nur außerhalb Baden-Württembergs fündig geworden, aber durch die neuen Weichenstellungen der Landespolitik sei es dann tatsächlich möglich geworden, wieder in Baden-Württemberg zu investieren. Politisch bedeute der Erwerb des Windparks Oberkochen einen weiteren Schritt hin zu dem Ziel, 50 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in der Stadt Tübingen aus umweltfreundlichen Quellen (einschließlich Kraft-Wärme-Kopplung) beziehungsweise bis zum Ende des Jahrzehnts aus regenerativen Quellen decken zu wollen. „Und so bringen wir unser Kaptial eben dahin, wo der Wind weht, und was wir zurücknehmen nach Tübingen ist jedenfalls für unseren Klimaschutzplan die Behauptung, dass das unser Strom ist.“
Entscheidender Rückenwind
Ortwin Wiebecke, Geschäftsführer der KommunalPartner und Sprecher der Geschäftsführung der Stadtwerke Tübingen, wies darauf hin, dass man für den Bau eines Windparks nicht nur Wind sondern auch Rückenwind brauche. Ganz entscheidend in den letzten Jahren sei der Rückenwind durch das Land aber auch durch die Kreise – die offen dieser Entwicklung gegenüber stehen – und die Kommunen gewesen. „Diese breite politische Unterstützung hat hier zum Erfolg geführt und überhaupt die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass der Windpark in Oberkochen entstehen konnte.“
Schnelle Umsetzung trotz schwierigem Standort
Laut Thomas Broschek, Geschäftsführer von juwi Energieprojekte, habe der Standort im Wald den Projektierer in mehrfacher Hinsicht gefordert. So habe das Unternehmen besondere infrastrukturelle Themen bearbeiten und etwa durch Rüttelstopfsäulen die entsprechende Stabilität des lehmigen Untergrundes bis in zehn Meter Tiefe erst herstellen müssen. Letztendlich sei es außerdem gelungen, fast ausschließlich im Bereich von Jungbeständen zu bauen. Aber auch der Zeitablauf mache den Windpark zu einem ganz besonderen Erfolg: So habe juwi erst im Mai 2013 den Gestattungsvertrag unterzeichnet und schon zweieinhalb Jahre später den Windpark in Betrieb genommen. Dies sei vor allem in Zeiten, in denen man überall Widerstand gegen den Ausbau der Windkraft spüre, eine sehr positive Entwicklung.
http://www.kommunalpartner.de
http://www.oberkochen.de
http://um.baden-wuerttemberg.de
Nordrhein-Westfalen: Wegweiser für Kommunen
[31.03.2025] Das Bürgerenergiegesetz NRW verpflichtet Projektierer, Kommunen und Bürger an neuen Windenergieprojekten finanziell zu beteiligen. NRW.Energy4Climate hat jetzt einen Leitfaden veröffentlicht, mit dem sich Kommunen auf die Vertragsverhandlungen vorbereiten können. mehr...
JUWI: Windpark in Nordost-Baden-Württemberg übernommen
[26.03.2025] Der Projektentwickler JUWI hat einen Windpark in Nordost-Baden-Württemberg übernommen und plant ein umfassendes Repowering. mehr...
Windpark Gomadingen: Bau für Umspannwerk begonnen
[20.03.2025] Der Bau des Umspannwerks für den Windpark Gomadingen hat begonnen. Die Netzanbindung mit einer Leistung von 31 Megawatt soll bis Oktober 2025 fertiggestellt werden, sodass der Windpark im Sommer 2026 in Betrieb gehen kann. mehr...
Dardesheim: Vertrag für Bürgerwindpark unterzeichnet
[18.03.2025] Enercon und BürgerEnergiepark Druiberg haben jetzt einen Vertrag über die Lieferung und Installation von 13 Windenergieanlagen des Typs E-160 EP5 mit einer Gesamtleistung von rund 72 MW unterzeichnet. mehr...
Bayern: Ziele bei Windkraft in weiter Ferne
[12.03.2025] Die bayerische Staatsregierung hatte angekündigt, 1.000 neue Windkraftanlagen bis 2030 zu errichten. Doch in den vergangenen drei Jahren wurden gerade einmal 30 Anlagen in Betrieb genommen. Eine Anfrage der Grünen im Landtag zeigt einen massiven Genehmigungsstau. mehr...
Ørsted: Gode Wind 3 ist in Betrieb
[07.03.2025] Der Offshore-Windpark Gode Wind 3 von Ørsted und Nuveen Infrastructure hat nach erfolgreicher Inbetriebnahme den kommerziellen Betrieb aufgenommen. Mit einer Leistung von 253 Megawatt kann er rechnerisch 250.000 Haushalte mit grünem Strom versorgen. mehr...
KEA-BW: Informaterial zum Flächenpooling veröffentlicht
[27.02.2025] Kommunales Flächenpooling kann den Windenergieausbau beschleunigen und für eine gerechtere Verteilung der Pachteinnahmen sorgen. Drei neue Publikationen der KEA-BW zeigen Kommunen, wie sie dieses Steuerungsinstrument effektiv nutzen können. mehr...
Stadtwerke Münster: Genehmigung für Windanlagen erhalten
[25.02.2025] Die Stadtwerke Münster und Dülmen haben jetzt die Genehmigung für den Bau von fünf Windenergieanlagen in Dülmen erhalten. Damit sollen nicht nur Tausende Haushalte mit Strom versorgt, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger finanziell beteiligt werden. mehr...
enercity: Neuer Windpark
[25.02.2025] enercity errichtet jetzt einen neuen Windpark im niedersächsischen Neustadt am Rübenberge und investiert rund 40 Millionen Euro in das Projekt. Die vier Anlagen sollen ab Ende des Jahres Strom für rund 12.000 Haushalte liefern. mehr...
WSW: Erweiterung der Windkraftkapazitäten
[18.02.2025] Die WSW beteiligen sich am Ausbau der Windkraft im Windpark Birkenkopf in Rheinland-Pfalz. Dort wurden im Rahmen eines Repowerings zwei neue Windkraftanlagen errichtet, die leistungsstärkere Modelle ersetzen. mehr...
Windenergie: Studie sieht Deutschland auf einem guten Weg
[07.02.2025] Deutschland könnte sein Ausbauziel für Windenergie an Land bis 2030 übertreffen. Eine neue Analyse des Thinktanks Goal100 zeigt, dass beschleunigte Genehmigungsverfahren und eine steigende Zahl an Anträgen den Windkraftausbau spürbar vorantreiben. mehr...
RWE: Neues Kontrollzentrum für Offshore-Windparks
[31.01.2025] In Jemgum entsteht ein neues Kontrollzentrum für die Offshore-Windparks von RWE. Der Bau des nachhaltigen Gebäudes hat mit einem symbolischen Spatenstich begonnen und soll bis Frühjahr 2026 fertiggestellt werden. mehr...
VDMA: 2024 Rekordjahr für Windenergie
[16.01.2025] 2024 war ein Windenergie-Rekordjahr. 2.405 Anlagen mit 14.056 MW wurden neu genehmigt, 1.890 Anlagen mit 10.996 MW neu bezuschlagt, so der VDMA mehr...
SWB Energie und Wasser: Beteiligung am Windpark in Sundern
[13.01.2025] SWB Energie und Wasser beteiligt sich am Trianel Windpark Sundern im Hochsauerlandkreis. Der Windpark, der bis 2026 rund 55.000 Haushalte mit grünem Strom versorgen soll, wird über eine Leistung von knapp 67 Megawatt verfügen. mehr...
Stadtwerke München: Zuschlag für Windpark in Eichstätt erhalten
[20.12.2024] Die Stadtwerke München haben jetzt den Zuschlag für den Bau eines neuen Windparks im Landkreis Eichstätt erhalten. Das Projekt umfasst sechs Windkraftanlagen bei Schernfeld und soll einen wichtigen Beitrag zur regionalen Energiewende leisten. mehr...