MVV EnergieMehr Tempo und Mut
Gutes Jahr nach schwachem Start, so kommentierte MVV-Vorstandschef Georg Müller das Geschäftsjahr 2019 des Mannheimer Energieunternehmens auf der diesjährigen Bilanzpressekonferenz am heutigen Dienstag (10. Dezember 2019) in Frankfurt. Das börsennotierte Unternehmen habe die eigenen wirtschaftlichen Zielvorgaben erreicht. Das operative Ergebnis lag nach den Worten von Müller mit 225 Millionen Euro fast auf Vorjahresniveau (228 Millionen Euro). Die Umsatzerlöse seien von 3,9 auf 3,7 Milliarden Euro zurückgegangen. Dieser Rückgang sei im Wesentlichen auf eine Änderung der Rechnungslegung nach den International Financial Reporting Standards (IFRS 15) zurückzuführen und nicht auf operative Effekte. „Wir haben also“, so der MVV-Chef, „keinen guten, keinen ergebniswirksamen Umsatz verloren“.
Dividende unverändert bei 90 Cent
Das Vorsteuerergebnis Adjusted EBT ging nach Angaben von Müller weitgehend analog zum EBIT auf 168 Millionen Euro zurück. Aufgrund geringerer Ertragsteuern konnte das Unternehmen dennoch seinen bereinigten Jahresüberschuss nach Fremdanteilen um vier auf 98 Millionen Euro steigern. Das bereinigte Ergebnis je Aktie betrug damit 1,49 nach 1,43 Euro im Vorjahr. Bei der Dividende will das Unternehmen weiterhin auf Kontinuität für seine Aktionäre setzen. Für 2019 schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der am 13. März 2020 in Mannheim stattfindenden Hauptversammlung eine unveränderte Dividende in Höhe von 90 Cent je Aktie vor. Das entspreche einer Ausschüttungsquote von 61 Prozent.
Blockade bei der Windkraft beenden
In seiner Rede vor den Pressevertretern ging der MVV-Vorstandschef auch auf die aktuelle Energiepolitik ein. Er zeichnet „bei aller berechtigter Kritik“ ein positives Bild. „Die Energiewende in Deutschland kommt voran. Die Energiewirtschaft erfüllt als einziger Sektor in Deutschland die Klimaschutzziele für 2020“, betonte Müller. Von der Bundesregierung forderte Müller einen belastbaren Fahrplan für den weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien, um deren Anteil in Deutschland wie beschlossen bis 2030 auf 65 Prozent zu erhöhen. Dazu müsse insbesondere die Blockade bei der Windkraft an Land überwunden und ein verlässlicher Rahmen für den beschlossenen Kohleausstieg geschaffen werden. Müller sagte: „Lippenbekenntnisse oder bloßer Wettbewerb um Ziele sind nicht ausreichend. Wir brauchen mehr Tempo und mehr Mut.“
Für das eigene Unternehmen kündigte der MVV-Chef an, mit seiner konsequent auf Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit ausgerichteten Strategie bis spätestens 2050 klimaneutral zu sein. Als Meilensteine auf diesem Weg bezeichnete Müller die Nachhaltigkeitsziele, die sich die Unternehmensgruppe bereits 2016 für den Zeitraum von zehn Jahren gesetzt habe. Danach will MVV die eigene Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien auf über 800 Megawatt (MW) verdoppeln. Aktuell stehe das Unternehmen bei 474 MW. In der Projektentwicklung will MVV bis 2026 insgesamt 10.000 MW erneuerbare Energien ans Netz bringen. Bisher wurden 1.882 MW erreicht. Gleichzeitig will das Unternehmen die jährlichen CO2-Einsparungen auf eine Million Tonnen erhöhen. Bisher liegt MVV bei einer Reduktion von 486.000 Tonnen CO2 pro Jahr.
Positiver Ausblick auf 2020
Angesichts der stabilen Entwicklung in den Vertrieben, der Kraft-Wärme-Kopplung und den Netzen erwartet MVV für 2020 im Vorjahresvergleich insgesamt sowohl beim operativen Ergebnis als auch beim Umsatz einen leichten Anstieg. Müller erklärte: „Das ist erneut ein ehrgeiziges Ziel. Aber die gesamte Unternehmensgruppe legt sich dafür ins Zeug, diese Prognose Wirklichkeit werden zu lassen.“
Damit alle an einem Strang ziehen, hat MVV das Personalressort im Vorstand wieder besetzt. Für die rund 6.000 Mitarbeiter zeichnet seit August 2019 Verena Amann verantwortlich. Die Diplom-Betriebswirtin wechselte vom Unternehmen United Internet zu MVV. Dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel will die 38-jährige mit einer strukturierten Personalentwicklung begegnen. MVV sei ein attraktiver Arbeitgeber, weil Klimaschutz und Energiewende gerade die jüngere Generation beschäftigten. „Wir sind ein Hidden Champion, allerdings noch schwach in der Vermarktung“, sagte Amann bei der Bilanzpressekonferenz.
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