Mittwoch, 6. November 2024

RhönEnergie FuldaMehr Gewicht in der Waagschale

[29.11.2013] Die RhönEnergie Fulda entstand aus dem Zusammenschluss zweier regionaler Energiedienstleister. Günter Bury, Sprecher der Geschäftsführung der RhönEnergie Fulda, erläutert die Gründe, die zur Fusion führten, und verdeutlicht die Chancen der Rekommunalisierung.
Günter Bury verdeutlicht die Chancen bei einer Rekommunalisierung.

Günter Bury verdeutlicht die Chancen bei einer Rekommunalisierung.

(Bildquelle: RhönEnergie Fulda)

Herr Bury, die Überlandwerk Fulda Aktiengesellschaft (ÜWAG) und die Gas- und Wasserversorgung Fulda (GWV) haben sich zur RhönEnergie Fulda zusammengeschlossen. Was gab den Anstoß zur Fusion?

Die Stadt und der Landkreis Fulda, Hauptgesellschafter der ehemaligen Überlandwerk Fulda Aktiengesellschaft und der Gas- und Wasserversorgung Fulda GmbH, waren der Überzeugung, dass der jetzige Zeitpunkt der richtige zur Zusammenführung der beiden Unternehmen ist. Rekommunalisierung liegt im Trend – und das nicht von ungefähr: Für alle Beteiligten sind Vorteile zu erwarten. Die Region gewinnt durch einen neuen, integrierten Versorger viel Zukunftssicherheit. Als RhönEnergie Fulda sind wir einer der führenden Versorger in Hessen und unter den Top 50 der Energie- und Wasserversorgungsunternehmen in Deutschland. Der immer komplexer werdende Energiemarkt erfordert es, noch vorausschauender und strategisch klug zu agieren, auch in den entsprechenden Gremien auf Landes- und Bundesebene. Hier werfen wir durch die Fusion klar noch mehr Gewicht in die Waagschale. Ein einziger Versorger vor Ort, der Strom, Gas und Wasser aus einer Hand anbietet und in kommunalem Besitz ist, wirkt vertrauensbildend, kann Kräfte bündeln und so mittelfristig Kosten sparen. Das ist auch im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, denn unsere Stärke sichert langfristig Arbeitsplätze.

Welche Herausforderungen waren auf dem Weg zum Zusammenschluss zu meistern?

Die Übereinkunft mit den Arbeitnehmervertretern und die Vereinbarung zur Beschäftigungssicherung war sicherlich ein sehr wichtiger Meilenstein. Auch die Unternehmensbewertung stellte einen langen und komplizierten Prozess dar, in dem sich viele Mitarbeiter engagierten. Überhaupt muss ich die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer loben, die sich neben ihrem Tagesgeschäft um eine Vielzahl von fusionsbedingten Sonderaufgaben, vor allem in den Bereichen Recht, Steuern, Kommunikation und Personal kümmern mussten und müssen. Ohne diese Mitarbeit wäre unser Fusionsprozess noch nicht so weit wie er heute ist.

Welche Synergien erwarten Sie sich von der Fusion?

Derartige Effekte wird es in vielen Bereichen geben. Ein Beispiel: Der Tiefbau macht allein 60 Prozent der Kosten bei der Verlegung von Strom-, Erdgas- oder Trinkwasserleitungen aus. Hier kann man zukünftig sparen. Diese Ersparnisse können etwa dazu genutzt werden, Preissteigerungen für unsere Kunden zu dämpfen.

„Der immer komplexer werdende Energiemarkt erfordert es, strategisch klug zu agieren.“
Gab es Befürchtungen bei den Mitarbeitern, dass Arbeitsplätze gefährdet sind, und wenn ja, wie haben Sie diese ausgeräumt?

In enger Zusammenarbeit mit den Arbeitnehmervertretern haben wir bereits zu Beginn der Fusionsphase die jeweiligen Ausgangssituationen in den Unternehmen festgestellt. Dann wurden Dinge wie eine Regelung für die Ausgestaltung der betrieblichen Altersversorgung, die Sicherung der Arbeitsbedingungen, also Vergütungen, Eingruppierungen, Tarifverträge, Betriebsvereinbarungen und die Sicherung einer angemessenen Beschäftigung „festgezurrt“. Die für die Arbeitnehmer aber sicherlich wichtigste Übereinkunft ist der so genannte Bestandsschutz, der einen befristeten Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen beinhaltet. Dieser gilt immerhin bis 2020 – das ist eine beeindruckend lange Zeit und gibt allen Beschäftigten viel Sicherheit.

Auf welche Vorteile können die Kunden hoffen?

Unsere Kunden merken schnell: Sie erhalten alle Angebote künftig aus einer Hand. Und das beschränkt sich nicht allein auf das Strom- und Erdgasgeschäft. In unserer Unternehmensgruppe reicht das Angebot von breitbandigen Internet-Anschlüssen über Contracting-Lösungen und die Erzeugung von Bioerdgas bis hin zum Betrieb von Bädern. Die Kunden können also von der RhönEnergie Fulda rundum betreut werden – dies ist uns sehr wichtig.

Wie sieht die Unternehmensphilosophie und -strategie der RhönEnergie Fulda aus?

Die ÜWAG feierte 2012 ihr 100-jähriges Bestehen, 2013 wurde die GWV 150 Jahre alt. Unsere Strategie wird ausgerichtet bleiben an unserem kommunalen Charakter und der langen Geschichte unserer Unternehmen. Was bisher derart gut funktioniert hat, werden wir sicherlich nicht auf den Kopf stellen. Deswegen gehören die grundlegenden Prämissen unserer Arbeit weiterhin zu unserer Strategie. Wir müssen uns aber auch an den Erfordernissen des Marktes ausrichten: in erster Linie am Ausbau der Wettbewerbsfähigkeit und der Kundenorientierung, ohne eine Wachstumsstrategie zu vernachlässigen.

Auf welchen Geschäftsfeldern sind Sie aktiv und wo versprechen Sie sich besonderes Wachstum?

Derzeit sind wir auf den Geschäftsfeldern Strom-, Erdgas- und Trinkwasserversorgung aktiv und bieten außerdem Breitband-Internet-Verbindungen im Landkreis Fulda an. Neben diesen Geschäftsfeldern bauen wir schon seit einigen Jahren anspruchsvolle Engineering-Services und Erneuerbare-Energien-Expertise in unserer Unternehmensgruppe auf. Dieses Know-how wird immer wichtiger, denn die Energiewende ist dezentral und muss vor Ort umgesetzt werden. Dazu tragen wir einen entscheidenden Teil bei.

Welchen Rat können Sie anderen Versorgern geben, die ebenfalls über Kooperationen oder Fusionen nachdenken?

Die Kooperation sollte in enger Zusammenarbeit mit den Gesellschaftern, den Mitarbeitern und den Vorständen oder Geschäftsführern der betroffenen Unternehmen erfolgen. Auf diese Weise lassen sich Reibungsverluste und Unwägbarkeiten schon im Vorfeld vermeiden. Das Ziel jeglicher Kooperationsbestrebungen wird es sein, Synergien zu heben. Hierbei ist es jedoch notwendig, die Mitarbeiter einzubinden, um die Akzeptanz der Maßnahmen sicherzustellen. Ich sehe hier positiv in die Zukunft: Ein breit aufgestelltes, kommunal geprägtes Versorgungsunternehmen wird in der deutschen Versorgungslandschaft immer einen wichtigen Platz einnehmen.

Interview: Alexander Schaeff

Bury, GünterDipl.-Ing. Günter Bury hat Elektrische Energietechnik in Dortmund sowie Elektrotechnik in Bochum studiert und gelangte 1995 zur Überlandwerk Fulda Aktiengesellschaft (ÜWAG). Dort leitete er den Technischen Bereich und wurde drei Jahre später Mitglied des Vorstands.



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