Donnerstag, 2. Januar 2025

HamburgMachbarkeitsstudie liegt vor

[13.10.2022] Der Hamburger Klimaplan gibt zur Zielerreichung im Bereich der Wohngebäude als ersten großen Schritt eine umsetzungsorientierte Machbarkeitsstudie vor. Die Ergebnisse liegen jetzt vor.

In der Freien und Hansestadt Hamburg liegen jetzt die Ergebnisse einer umsetzungsorientierten Machbarkeitsstudie vor. Wie die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen (BSW) mitteilt, gilt die Studie als erster Schritt innerhalb des Hamburger Klimaplans zur Zielerreichung im Bereich der Wohngebäude. Die BSW entwickele nun Instrumente und Maßnahmen zur energetischen Ertüchtigung von Wohngebäuden, um Klimaneutralität für Wohngebäude bis 2045 zu erreichen.
Ziel des BSW sei es, eine möglichst hohe Sanierungsrate und -tiefe zu erreichen, damit Hamburgs Klimaziele umgesetzt werden können. Gleichzeitig müssten aber auch die Wirtschaftlichkeit und insbesondere die Sozialverträglichkeit der angestrebten Maßnahmen in Hinblick auf die Wohnfolgekosten gewährleistet werden. Dies sei ebenfalls ein wichtiges Ziel der ersten Fortschreibung des Hamburger Klimaplans 2019. Denn auch mit Sanierungsmaßnahmen für den Klimaschutz müsse Wohnen für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt bezahlbar bleiben.
Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, erläutert: „Hamburgs Wohngebäude sollen bis 2045 klimaneutral werden. Die dafür notwendigen Maßnahmen leiten sich aus der vorliegenden Machbarkeitsstudie ab. So wollen wir die Fördermittel deutlich ausweiten und in den kommenden vier Jahren zusätzlich 210 Millionen Euro zur Verfügung stellen.“

Fünf Einzelstudien

Angaben der BSW zufolge besteht die Machbarkeitsstudie aus fünf Einzelstudien mit unterschiedlichen fachlichen Schwerpunktsetzungen. Mit der Zusammenführung der einzelnen Ergebnisse ermöglichten die Gutachter, die komplexen Zusammenhänge umfassend zu berücksichtigen, Konsequenzen abzuschätzen und entsprechend strategisch sinnvolle Maßnahmen zu entwickeln. Kein anderes Land habe bisher vergleichbare Kenntnisse über den eigenen Gebäudebestand, über potenzielle Sanierungsmaßnahmen und deren Auswirkungen auf Kosten, Energieverbrauch und CO2-Emissionen.
Der Hamburger Wohngebäudebestand habe in zwölf verschiedene Gebäudeklassen unterteilt werden können und es existierten nun Datenblätter, in denen die Auswirkungen einzelner Sanierungsmaßnahmen auf die Kosten und die CO2-Emissionen in Kombination mit unterschiedlichen Formen der Wärmeversorgung hinterlegt sind.
Mehrfamilienhäuser verursachten circa Zweidrittel aller CO2-Emissionen der Hamburger Wohngebäude und verbrauchten ungefähr Zweidrittel der gesamten Endenergie im Wohnsektor. Insgesamt seien circa Eindrittel dieser Gebäude nicht oder nur gering saniert, das heißt knapp 87.000 Hamburger Wohngebäude müssten in jedem Fall bis 2045 energetisch saniert werden. Ein weiteres Drittel sei nur teilweise saniert. Durch die Studie habe nun eine Sanierungsabfolge für die energetische Sanierung entwickelt werden können.
Der Anteil der Wohngebäude bis einschließlich 1986, die eine besonderes erhaltenswerte Bausubstanz haben, betrage circa 40 Prozent. Gebäude, bei denen aus stadtgestalterischen Gründen keine Fassadendämmung möglich ist, machten circa zwölf Prozent des Bestands aus. Hier müsse mit anderen Sanierungsmaßnahmen angesetzt werden.

Quartiersansätze und Fernwärmeausbau

Es stehe jetzt ein detailliertes Vollfinanzierungstool zur Verfügung, das sämtliche Investitionskosten für die energetische Sanierung ermittelt. Die Gutachter hätten Vorschläge zur Zielerreichung erarbeitet. Ihnen zufolge sollten Maßnahmen mit der größten Hebelwirkung vorrangig umgesetzt werden. Dies betreffe zum einen die energetische Sanierung von Wohngebäuden der Baualtersklassen von 1949 bis 1978. Zum anderen ermöglichten geringinvestive Maßnahmen wie ein hydraulischer Abgleich oder der Einsatz von Hocheffizienzpumpen bereits bis zu 20 Prozent an Einsparungen von Heizenergie und erzielten damit eine große Wirkung mit vergleichsweise geringem Aufwand. Die Sanierung von Bestandsgebäuden stehe damit an erster Stelle.
Es sei ein CO2-Entwicklungspfad zur Erreichung von Klimaneutralität bis 2045 für den Hamburger Wohngebäudebestand entwickelt worden, bei dem eine Sanierungsrate von 1,7 Prozent als ambitioniert, aber leistbar eingestuft wird. Damit einhergehend sei auch die daraus resultierende Reduktion des Endenergieverbrauchs prognostiziert worden.
Bauteile sollten bevorzugt erst dann ersetzt und energetisch saniert werden, wenn sie nicht mehr einsatzfähig seien. Dies spare nicht nur CO2-Emissionen, sondern verursache auch geringere Kosten für Mieterinnen und Mieter, da es sich dann um nicht umlagefähige Instandhaltungskosten handelt.

Vier Strategien

Die BSW habe vier zentrale Strategien entwickelt, um das Ziel von klimaneutralem Wohnen bis 2045 in Hamburg zu erreichen. Die IFB-Modernisierungsförderung werde neu aufgestellt: Ein neues Förderprogramm für geringinvestive Maßnahmen mit hoher Effektivität zur Heizungsoptimierung sei geplant, ebenso wie ein Programm zur Erstellung von Sanierungsfahrplänen für ganze Wohngebäudeportfolios sowie ein neues Programm zur Modernisierung von Mietwohnungen mit höherer Einkommens- und Mietpreiskappungsgrenze als bisher, das breitere Bestände und Bevölkerungsgruppen adressiert. Zudem prüfe die BSW die Anhebung von bestehenden Förderhöhen. Über zielgerichtete Anreize in der Förderung wolle sie die Sanierungstiefe weiter steigern, als von den Gutachtern prognostiziert, um so den Energieverbrauch schneller zu senken.
Die BSW werde weiterhin eng mit zentralen Stakeholdern zusammenarbeiten, insbesondere mit dem Bündnis für das Wohnen in Hamburg.
Für 2023 sei die Umsetzung einer gezielten Kommunikationskampagne geplant, um Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer sowie die Wohnungswirtschaft von der Dringlichkeit und Wichtigkeit der energetischen Sanierung zu überzeugen und Möglichkeiten dafür aufzuzeigen.
Im Branchendialog zwischen der Bauwirtschaft und der BSW werde eine Fachkräftestrategie und der Kapazitätsausbau zur Umsetzung der anstehenden Sanierungen entwickelt.
Die momentan volatile Bundesförderung sowie die Herausforderungen auf dem Finanzmarkt und in der Bauwirtschaft erschwerten die Anstrengungen für klimaneutrales Wohnen maßgeblich. Umso wichtiger sei es deshalb, dass die Stadt Hamburg durch diese Maßnahmen nun einen klaren Weg und Fahrplan zur Zielerreichung aufzeigt.





Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Klimaschutz

Laupheim: Startschuss für klimaneutrales Wohnquartier

[20.12.2024] In Laupheim entsteht jetzt ein energieautarkes Wohnquartier mit über 100 Wohneinheiten. Die Energieversorgung basiert auf Geothermie und Photovoltaik. mehr...

Mönchengladbach: Energiekonzept beschlossen

[20.12.2024] In Mönchengladbach hat der Stadtrat jetzt ein Energiekonzept beschlossen. Es definiert konkrete Maßnahmen und Entwicklungsrichtungen und lädt Bürgerinnen und Bürger zur Mitgestaltung ein. mehr...

EnBW: Neue Gesellschaft gegründet

[19.12.2024] EnBW und elf Kommunen aus Südbaden haben eine gemeinsame Gesellschaft gegründet, um die klimafreundliche Stromerzeugung in der Region voranzutreiben. Kernprojekt von „Klima vernetzt Südbaden“ ist die kommunale Beteiligung am modernen Wasserkraftwerk Rheinhausen. mehr...

Grüne Wärme für Dörfer und Städte: Neue Termine für 2025 bekanntgegeben

[12.12.2024] Die FNR führt die Seminarreihe „Grüne Wärme für Dörfer und Städte“ auch im kommenden Jahr fort. Die Online-Veranstaltungen widmen sich der nachhaltigen kommunalen Wärmeversorgung und bieten praxisnahe Informationen für Kommunen und Gemeinden. mehr...

Ökompark Heide-Westrich: Zukunftsfähige Gewerbegebiete

[11.12.2024] Der Landkreis Birkenfeld zeigt, wie zukunftsorientierte Gewerbegebiete gestaltet werden können. Der Ökompark Heide-Westrich setzt auf klimagerechte Planung und innovative Maßnahmen, die nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich überzeugen sollen. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Innovative Quartiere Klimaschutz ausgezeichnet

[06.12.2024] Vier Projekte in Aachen, Düsseldorf, Neuss und Wuppertal wurden von der Landesregierung Nordrhein-Westfalen jetzt als KlimaQuartier.NRW prämiert. mehr...

Stadtwerke Tübingen: 11. Umweltpreis verliehen

[05.12.2024] Die Stadtwerke Tübingen haben jetzt den 11. swt-Umweltpreis in Tübingen vergeben. Über 70 Projekte aus der Region hatten sich beworben. Die Jury prämierte sechs Initiativen, darunter die Klima-Taskforce Nürtingen. mehr...

AEE: Neue Animation zeigt Fortschritte der Energiewende

[04.12.2024] Eine neue Animation der AEE zeigt jetzt, wie die Bundesländer ihre regionalen Potenziale für die Energiewende nutzen. mehr...

Die Fahrradbrücke West „Ann Arbor Bridge“ in Tübingen ist Teil des nachhaltigen Mobilitätskonzeptes. Foto: Universitätsstadt Tübingen

Tübinger Weg: Klimaneutral durch grünen Strom

[29.11.2024] Die Universitätsstadt Tübingen wurde im November von der AEE als Energie-Kommune des Monats ausgezeichnet. Ausschlaggebend war der bereits hohe Anteil an regenerativ erzeugtem und genutztem Strom. Die Stadt setzt auch auf Nachhaltigkeit bei Wärme und Verkehr. mehr...

VSHEW-Vorstandsvorsitzender Andreas Wulff (l.) und Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Tobias Goldschmidt mit der unterzeichneten Dekarbonisierungsvereinbarung. Foto: PR

Schleswig-Holstein: Stadt und Land dekarbonisieren

[15.11.2024] 23 Stadt- und Gemeindewerke im Norden präsentieren Maßnahmenpläne zur CO2-Reduzierung. Minister Tobias Goldschmidt sichert Unterstützung zu. Maßnahmen könnten bis 2023 rund 520.000 Tonnen CO2 einsparen. mehr...

Klimaaktive Kommune 2024: Vorbildliche Projekte prämiert

[13.11.2024] Sechs deutsche Kommunen wurden im Rahmen des Wettbewerbs „Klimaaktive Kommune 2024“ für ihre herausragenden Klimaschutzmaßnahmen ausgezeichnet. Die Gewinner erhalten jeweils 40.000 Euro Preisgeld, das in weitere Klimaprojekte fließen soll. mehr...

Bayern: Modellvorhaben klimagerechter Städtebau

[17.10.2024] Der Klimawandel ist eine Herausforderung für Städte und Gemeinden. Acht bayerische Kommunen haben im Rahmen eines Modellvorhabens des Bauministeriums Konzepte zur Klimaanpassung entwickelt. Bayerns Bauminister Bernreiter stellte nun die Ergebnisse und einen digitalen Leitfaden für alle Kommunen vor. mehr...

Bis 2040 soll die Kommunalverwaltung klimaneutral sein. Das steht unter anderem im Vorreiterkonzept Klimaschutz. Ein Werk mit mehr als 300 Seiten – hinzu kommt ein umfangreicher Anhang.

Osnabrück: Klimaneutralität der Verwaltung bis 2040

[12.09.2024] Die Stadt Osnabrück hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Kommunalverwaltung bis 2040 klimaneutral zu gestalten. Ein umfassendes Maßnahmenpaket liegt bereits vor, das energetische Sanierungen, den Ausbau von Photovoltaikanlagen sowie die Umstellung auf erneuerbare Energien vorsieht. mehr...

Preisträgerinnen und Preisträger des niedersächsischen Wettbewerbs „Klima kommunal 2024“.

Niedersachsen: Klimakommunen 2024 ausgezeichnet

[11.09.2024] Der Landkreis Cuxhaven und die Stadt Goslar sind als „Niedersächsische Klimakommunen 2024“ ausgezeichnet worden. Mit ihren innovativen Klimaschutzprojekten setzten sie sich in einem Wettbewerb mit 82 Projekten durch. mehr...

Bremen: CO2-Reduktion stagniert

[05.09.2024] Der CO2-Ausstoß im Land Bremen ist im Jahr 2022 fast unverändert geblieben, wie ein neuer Bericht zeigt. Um die Klimaziele zu erreichen, mahnt Bremens Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf ein entschlossenes Vorgehen an. mehr...