Samstag, 19. April 2025

WEMAGKonsequente Öko-Strategie

[21.06.2013] Wie sich der Umbau des Energiesystems auswirkt, zeigt exemplarisch das Beispiel des Schweriner Energieversorgers WEMAG. Das Unternehmen stellt sich den Herausforderungen mit innovativen Projekten und einer zukunftsorientierten Unternehmensstrategie.

Der Schweriner Energieversorger WEMAG hat diese Woche auf einer Pressekonferenz das Jahresergebnis 2012 und die aktuelle Unternehmensstrategie vorgestellt. Nach Angaben der WEMAG betrug der Gewinn nach Steuern insgesamt 17,9 Millionen Euro und damit rund 1,7 Millionen Euro weniger als im Geschäftsjahr 2011. Als Gründe für den Rückgang nannte der Energieversorger den starken Margendruck und einen leichten Absatzrückgang im Stromgeschäft. Caspar Baumgart, kaufmännischer Vorstand der WEMAG, erklärte: „Das dennoch gute Resultat des Geschäftsjahres 2012 vermag nicht darüber hinwegzutäuschen, dass der Umbau der Energiewirtschaft immer größere Anstrengungen erfordert.“

WEMAG fordert Ausgleichsregelung

Im Netzbereich werde dies besonders offensichtlich, fügte Thomas Pätzold hinzu. Der technische Vorstand erläuterte: „Im abgelaufenen Jahr erzeugten die im Netzgebiet der WEMAG installierten erneuerbaren Energien 1.463 Megawattstunden Ökostrom. Dies entspricht am Verbrauch gemessen einer Ökostromquote von 80 Prozent. Bundesweit sind es nur 25 Prozent.“ Spätestens für das kommende Jahr rechnet die WEMAG mit einer Quote von mehr als 100 Prozent. Die dafür notwendigen Investitionen in den Netzausbau würden aber allein von den Stromnetzkunden vor Ort getragen. Pätzold mahnte daher eine Änderung bei der Weiterverteilung der Investitionskosten an: „Wir wollen den Netzausbau. Aber es geht nicht, dass die Kosten alleine von den Bürgern in unserem Netzgebiet getragen werden. Hier muss eine bundesweite Ausgleichsregelung her.“

Öko-Strategie wird ausgebaut

Wie das Unternehmen weiter mitteilte, ist seit 2010 ein Strategiewandel im Gang mit dem Ziel einer konsequenten ökologischen Ausrichtung. Auslöser seien das Ausscheiden von Vattenfall und die Übernahme der Aktienmehrheit durch rund 250 Gemeinden in Westmecklenburg und der Prignitz gewesen. Die Energiewende habe nun die Richtigkeit des Strategiewechsels bestätigt. Im Kerngeschäft habe sich die WEMAG in Mecklenburg-Vorpommern, aber auch bundesweit, als Ökostromanbieter positioniert und den Netzausbau auf den Anschluss der vielen neuen EEG-Anlagen ausgerichtet. Daneben würden Zukunftsfelder besetzt: beispielsweise Investitionen in eigene Erneuerbare-Energien-Anlagen, Energieeffizienz-Projekte, Energiespeicher und Elektromobilität. Besondere Bedeutung für die Öko-Strategie der WEMAG habe der Aufbau einer eigenen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. „Seit 2010 haben wir 18,8 Millionen Euro in die Errichtung von 9,6 Megawatt Peak regenerativer Erzeugung investiert“, erklärte Rolf Bemmann, der diese Investitionen verantwortet. Bis 2015 plane die WEMAG die Investition weiterer 35 Millionen Euro, vorzugsweise in Windparkprojekte. In Kooperation mit verschiedenen Partnern, vor allem Gemeinden, der Kirche und anderen Flächeneigentümern, will die WEMAG die Ausweisung von Potenzialflächen vorantreiben. Diese Partner sind aus Sicht der WEMAG Garanten dafür, dass die Wertschöpfung der nächsten Generation von Windparks möglichst in der Region verbleibt.
Bei den Anstrengungen zur Energiewende dürften aber die Bürger nicht vergessen werden, mahnte Vorstandsmitglied Caspar Baumgart. Bürgerbeteiligung realisiert die WEMAG beispielsweise in einer Kundengenossenschaft, durch die Förderung von Bioenergiedörfern und mit Produkten für eine teilweise Eigenversorgung. Bereits seit Herbst 2012 bietet das Unternehmen kleine Photovoltaikanlagen für Haushalte an, mit denen 20 Prozent Eigenbedarfsdeckung möglich sind.

Projekte für Energiespeicherung

#bild2Als besondere Innovation bezeichnet die WEMAG einen selbst entwickelten Energiespeicher für private Haushalte. Das kostengünstige Akku-System kann bis zu fünf Kilowattstunden selbsterzeugten Strom aufnehmen. In Verbindung mit einer passenden Photovoltaikanlage könne so mehr als die Hälfte des Strombedarfs eines Einfamilienhauses aus eigenen Quellen gedeckt werden. Die WEMAG will das System unter dem Namen ReeVOLT! noch in diesem Jahr auf den Markt bringen.
Ein Leuchtturmprojekt ist auch das von der WEMAG mit dem Unternehmen Younicos geplante Batteriekraftwerk in Schwerin (15942+wir berichteten). Mit einer Kapazität von fünf Megawattstunden ist es laut WEMAG das bislang größte Projekt seiner Art in Europa. Mit der riesigen Batterie sollen Stromschwankungen aus der unregelmäßigen Einspeisung erneuerbarer Energien ausgeglichen werden. Unterstützt wird das Vorhaben mit einer Anschubförderung durch das Bundesumweltministerium. Finanzieren soll sich der Batteriepark über die Teilnahme am sogenannten Regelenergiemarkt, bei dem die kurzfristige Bereitstellung von Energiereserven vergütet wird. „Mit dem Batterie-Management-System können wir innerhalb von Sekunden auf Schwankungen reagieren und das Stromnetz stabilisieren“, erklärte Vorstandsmitglied Thomas Pätzold. Ausschlaggebend für die Wahl des Standorts seien die hohe Quote erneuerbarer Energien und die indirekte Anbindung an das 380-Kilovolt-Übertragungsnetz gewesen.

Energiestraße vernetzt Hotels

„Viele unserer Projekte und neuen Geschäftsfelder wären ohne Kooperationen so nicht möglich“, erklärte Caspar Baumgart. Er verwies in dem Zusammenhang auch auf die Zusammenarbeit mit Elektrofahrzeug-Herstellern oder regionalen Hoteliers. Ein gemeinsames Projekt sei die Energiestraße, die Hotels in Mecklenburg-Vorpommern vernetzen will, um Elektromobilität attraktiver zu machen.



Stichwörter: Unternehmen, Bilanz, WEMAG


Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Unternehmen

Bocholt/Rhede: Stadtwerke fusionieren

[16.04.2025] Bocholt und Rhede planen Stadtwerke-Fusion und folgen damit einem Beschluss der jeweiligen Aufsichtsräte. Damit soll die kommunale Versorgung gestärkt werden. Keine Änderungen soll es für Kunden geben. mehr...

Gütersloh: Rückkauf der Anteile an Stadtwerk

[14.04.2025] Die Stadt Gütersloh und die Stadtwerke Bielefeld haben sich auf zentrale Punkte für den Rückkauf der Anteile an den Stadtwerken Gütersloh verständigt. Ziel ist es, die 2002 veräußerten Gesellschaftsanteile noch in diesem Jahr zurückzuführen – vorbehaltlich der Zustimmung der politischen Gremien. mehr...

Stadtwerk am See: Vertrag mit Bürkle verlängert

[09.04.2025] Der Aufsichtsrat des Stadtwerks am See hat den Vertrag mit Geschäftsführer Alexander-Florian Bürkle ein Jahr vor Ablauf um fünf Jahre verlängert. Bürkle soll den erfolgreichen Kurs des Energieversorgers der Bodenseeregion fortsetzen. mehr...

Trianel: Fortschritte bei Nachhaltigkeitsberichterstattung

[08.04.2025] Eine aktuelle Trianel-Studie zeigt: Stadtwerke kommen bei der Umsetzung der EU-Nachhaltigkeitsrichtlinie CSRD zunehmend voran. mehr...

Stadtwerke Amberg: Übernahme von Tiefbauunternehmen

[08.04.2025] Die Stadtwerke Amberg haben zum April 2025 das traditionsreiche Tiefbauunternehmen Arbogast übernommen. Damit sichern sie 28 Arbeitsplätze, erweitern ihr Leistungsspektrum und stärken ihre Rolle in der regionalen Energiewende. mehr...

enercity: Solides Ergebnis

[04.04.2025] Das Energieunternehmen enercity ist mit dem Verlauf des Geschäftsjahres 2024 zufrieden. Der Umsatz lag bei 7,35 Milliarden Euro, das operative Ergebnis (EBIT) bei 389 Millionen Euro. Trotz eines Rückgangs gegenüber 2023 liegen die Zahlen über den Vorjahreswerten. mehr...

Stadtwerke Münster: Nachhaltigkeit im Fokus

[04.04.2025] Obwohl die EU die verpflichtende Nachhaltigkeitsberichterstattung erst ab 2026 vorsieht, wollen die Stadtwerke Münster bereits in diesem Jahr einen Report über ihre ökologischen, sozialen und gesellschaftlichen Leistungen vorlegen. mehr...

BET Consulting: Hölscher als Partner gewonnen

[04.04.2025] Der Energieexperte Heinz-Werner Hölscher verstärkt als assoziierter Partner das Beratungshaus BET Consulting. Mit jahrzehntelanger Erfahrung in der Branche soll er insbesondere die Bereiche Netze, Wärme und erneuerbare Energien voranbringen. mehr...

MVV: Clemens übernimmt

[02.04.2025] Gabriël Clemens übernimmt ab den 1. April 2025 den Vorstandsvorsitz der MVV Energie AG. mehr...

Stadtwerke Hürth: KI-gestützte Kundenkommunikation

[02.04.2025] Die Stadtwerke Hürth setzen als erster kommunaler Versorger in Deutschland auf eine vollständig KI-gestützte Kundenkommunikation per WhatsApp. Das System beantwortet Anfragen eigenständig und automatisiert, ohne dass Mitarbeiter eingreifen müssen. mehr...

MVV/Ostrom: Kooperation für dynamische Stromtarife

[01.04.2025] Das Mannheimer Energieunternehmen MVV und der Berliner Stromanbieter Ostrom arbeiten künftig zusammen, um Haushalte bei der Nutzung dynamischer Stromtarife zu unterstützen. mehr...

Langmatz Symposium: Netzausbau verzahnen

[28.03.2025] Der gemeinsame Ausbau von Daten- und Stromnetzen stand im Mittelpunkt des diesjährigen Langmatz Symposiums. Ein Beispiel aus Österreich zeigte, wie dies funktionieren kann. mehr...

Robotron: Kooperation mit Cosmo Consult

[20.03.2025] Robotron Datenbank-Software und Cosmo Consult haben jetzt eine strategische Partnerschaft geschlossen, um die Abwicklung energiewirtschaftlicher Abrechnungsprozesse zu optimieren. Durch die Integration einer neuen Finanzbuchhaltungssoftware in die Robotron-Energiemarkt-Plattform soll der Meter-to-Cash-Prozess effizienter und nahtloser gestaltet werden. mehr...

EWP: Teil der Leipziger Energiebörse

[10.03.2025] EWP ist seit dem 27. Februar 2025 Mitglied an der Leipziger Energiebörse EEX. Damit sichert sich der Potsdamer Versorger die Möglichkeit, Strom und Gas direkt an der Börse zu handeln und so unabhängiger von Krisen am Energiemarkt zu werden. mehr...

Trianel Energieprojekte: Ganzheitlicher Ansatz

[04.03.2025] Trianel Energieprojekte hat im vergangenen Jahr das Geschäft mit erneuerbaren Energien weiter ausgebaut. Der kommunale Projektentwickler errichtete bundesweit neue Solarparks und erhielt wichtige Genehmigungen für Windkraftanlagen. mehr...