WEMAGKonsequente Öko-Strategie
Der Schweriner Energieversorger WEMAG hat diese Woche auf einer Pressekonferenz das Jahresergebnis 2012 und die aktuelle Unternehmensstrategie vorgestellt. Nach Angaben der WEMAG betrug der Gewinn nach Steuern insgesamt 17,9 Millionen Euro und damit rund 1,7 Millionen Euro weniger als im Geschäftsjahr 2011. Als Gründe für den Rückgang nannte der Energieversorger den starken Margendruck und einen leichten Absatzrückgang im Stromgeschäft. Caspar Baumgart, kaufmännischer Vorstand der WEMAG, erklärte: „Das dennoch gute Resultat des Geschäftsjahres 2012 vermag nicht darüber hinwegzutäuschen, dass der Umbau der Energiewirtschaft immer größere Anstrengungen erfordert.“
WEMAG fordert Ausgleichsregelung
Im Netzbereich werde dies besonders offensichtlich, fügte Thomas Pätzold hinzu. Der technische Vorstand erläuterte: „Im abgelaufenen Jahr erzeugten die im Netzgebiet der WEMAG installierten erneuerbaren Energien 1.463 Megawattstunden Ökostrom. Dies entspricht am Verbrauch gemessen einer Ökostromquote von 80 Prozent. Bundesweit sind es nur 25 Prozent.“ Spätestens für das kommende Jahr rechnet die WEMAG mit einer Quote von mehr als 100 Prozent. Die dafür notwendigen Investitionen in den Netzausbau würden aber allein von den Stromnetzkunden vor Ort getragen. Pätzold mahnte daher eine Änderung bei der Weiterverteilung der Investitionskosten an: „Wir wollen den Netzausbau. Aber es geht nicht, dass die Kosten alleine von den Bürgern in unserem Netzgebiet getragen werden. Hier muss eine bundesweite Ausgleichsregelung her.“
Öko-Strategie wird ausgebaut
Wie das Unternehmen weiter mitteilte, ist seit 2010 ein Strategiewandel im Gang mit dem Ziel einer konsequenten ökologischen Ausrichtung. Auslöser seien das Ausscheiden von Vattenfall und die Übernahme der Aktienmehrheit durch rund 250 Gemeinden in Westmecklenburg und der Prignitz gewesen. Die Energiewende habe nun die Richtigkeit des Strategiewechsels bestätigt. Im Kerngeschäft habe sich die WEMAG in Mecklenburg-Vorpommern, aber auch bundesweit, als Ökostromanbieter positioniert und den Netzausbau auf den Anschluss der vielen neuen EEG-Anlagen ausgerichtet. Daneben würden Zukunftsfelder besetzt: beispielsweise Investitionen in eigene Erneuerbare-Energien-Anlagen, Energieeffizienz-Projekte, Energiespeicher und Elektromobilität. Besondere Bedeutung für die Öko-Strategie der WEMAG habe der Aufbau einer eigenen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. „Seit 2010 haben wir 18,8 Millionen Euro in die Errichtung von 9,6 Megawatt Peak regenerativer Erzeugung investiert“, erklärte Rolf Bemmann, der diese Investitionen verantwortet. Bis 2015 plane die WEMAG die Investition weiterer 35 Millionen Euro, vorzugsweise in Windparkprojekte. In Kooperation mit verschiedenen Partnern, vor allem Gemeinden, der Kirche und anderen Flächeneigentümern, will die WEMAG die Ausweisung von Potenzialflächen vorantreiben. Diese Partner sind aus Sicht der WEMAG Garanten dafür, dass die Wertschöpfung der nächsten Generation von Windparks möglichst in der Region verbleibt.
Bei den Anstrengungen zur Energiewende dürften aber die Bürger nicht vergessen werden, mahnte Vorstandsmitglied Caspar Baumgart. Bürgerbeteiligung realisiert die WEMAG beispielsweise in einer Kundengenossenschaft, durch die Förderung von Bioenergiedörfern und mit Produkten für eine teilweise Eigenversorgung. Bereits seit Herbst 2012 bietet das Unternehmen kleine Photovoltaikanlagen für Haushalte an, mit denen 20 Prozent Eigenbedarfsdeckung möglich sind.
Projekte für Energiespeicherung
#bild2Als besondere Innovation bezeichnet die WEMAG einen selbst entwickelten Energiespeicher für private Haushalte. Das kostengünstige Akku-System kann bis zu fünf Kilowattstunden selbsterzeugten Strom aufnehmen. In Verbindung mit einer passenden Photovoltaikanlage könne so mehr als die Hälfte des Strombedarfs eines Einfamilienhauses aus eigenen Quellen gedeckt werden. Die WEMAG will das System unter dem Namen ReeVOLT! noch in diesem Jahr auf den Markt bringen.
Ein Leuchtturmprojekt ist auch das von der WEMAG mit dem Unternehmen Younicos geplante Batteriekraftwerk in Schwerin (15942+wir berichteten). Mit einer Kapazität von fünf Megawattstunden ist es laut WEMAG das bislang größte Projekt seiner Art in Europa. Mit der riesigen Batterie sollen Stromschwankungen aus der unregelmäßigen Einspeisung erneuerbarer Energien ausgeglichen werden. Unterstützt wird das Vorhaben mit einer Anschubförderung durch das Bundesumweltministerium. Finanzieren soll sich der Batteriepark über die Teilnahme am sogenannten Regelenergiemarkt, bei dem die kurzfristige Bereitstellung von Energiereserven vergütet wird. „Mit dem Batterie-Management-System können wir innerhalb von Sekunden auf Schwankungen reagieren und das Stromnetz stabilisieren“, erklärte Vorstandsmitglied Thomas Pätzold. Ausschlaggebend für die Wahl des Standorts seien die hohe Quote erneuerbarer Energien und die indirekte Anbindung an das 380-Kilovolt-Übertragungsnetz gewesen.
Energiestraße vernetzt Hotels
„Viele unserer Projekte und neuen Geschäftsfelder wären ohne Kooperationen so nicht möglich“, erklärte Caspar Baumgart. Er verwies in dem Zusammenhang auch auf die Zusammenarbeit mit Elektrofahrzeug-Herstellern oder regionalen Hoteliers. Ein gemeinsames Projekt sei die Energiestraße, die Hotels in Mecklenburg-Vorpommern vernetzen will, um Elektromobilität attraktiver zu machen.
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