Freitag, 22. November 2024

GimbweilerKlimaneutrale Gemeinde

[10.06.2022] Das Nahwärmeversorgungsnetz der Gemeinde Gimbweiler in Rheinland-Pfalz wird zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben. Die Weichen für den Weg der Gemeinde zur Klimaneutralität wurden bereits um die Jahrtausendwende gestellt.
Doppelt verlegt: Das Nahwärmenetz wird als Zweileiternetz ausgeführt. Es gibt eine Vorlaufleitung für heißes Wasser und eine Rücklaufleitung für abgekühltes Wasser.

Doppelt verlegt: Das Nahwärmenetz wird als Zweileiternetz ausgeführt. Es gibt eine Vorlaufleitung für heißes Wasser und eine Rücklaufleitung für abgekühltes Wasser.

(Bildquelle: Energieagentur Rheinland-Pfalz/Sonja Schwarz)

In der rheinland-pfälzischen Gemeinde Gimbweiler beliefert ein örtliches Nahwärmeversorgungsnetz die Wohnhäuser zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien. Wie die Energieagentur Rheinland-Pfalz mitteilt, ging das Leuchtturmprojekt im September 2021 in Betrieb.
Als Teil der Masterplan-Kommune Verbandsgemeinde Birkenfeld habe sich Gimbsweiler bereits zur Jahrtausendwende mit der energetischen Sanierung des lokalen Vereinsheims auf den Weg zur Energiewende gemacht. Seit 2010 seien unter anderem vier Windkraftanlagen mit zehn Megawatt und eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 1,3 Megawatt auf Gemeindeflächen hinzugekommen. Zudem habe die Gemeinde frühzeitig seine gesamte Straßenbeleuchtung auf energiesparende LED-Beleuchtung umgestellt.
Den Grundstein für den nächsten Schritt in der kommunalen Energiewende haben die Gimbweiler dann 2015 gelegt. Ein Energie-Team um den damaligen Bürgermeister Martin Samson hatte sich das Ziel gesetzt, ein Bioenergiedorf zu gestalten, das seine Heizenergie für Raumwärme und Warmwasser komplett aus Erneuerbaren bezieht. Mit fachlicher Unterstützung des Instituts für angewandtes Stoffstrom-Management (IfaS) am Umwelt-Campus der Hochschule Birkenfeld habe die Gemeinde ein innovatives Konzept für eine bioenergetische Nahwärmeversorgung mit einer solarthermischen Freiflächenanlage und einer zugehörigen Photovoltaik-Anlage zur Eigenstromversorgung der Heizzentrale entwickelt. Als die Verbandsgemeinde Birkenfeld im Juli 2016 vom Bundesumweltministerium (BMUB) im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative in die Reihe der bundesweit 41 Masterplan-Kommunen aufgenommen wurde, sei auch die Finanzierung über einen Förderzeitraum von vier Jahren gesichert gewesen.

Erfolgreiche Bewerbung beim Bundesumweltamt

Die Bewerbung beim zuständigen Bundesumweltamt sei erfolgreich gewesen: Rund 3,7 Millionen Euro aus der nationalen Klimaschutzinitiative sowie weitere Fördermittel aus dem Förderprogramm ZEIS (Zukunftsfähige Energieinfrastruktur) der Landes Rheinland-Pfalz sowie von der KfW seien für die Projektumsetzung bereitgestellt worden. Die Nahwärmeversorgung Birkenfeld (NVB) habe die Ausschreibung zur Realisierung des Vorhabens gewonnen. Gesellschafter seien bis heute die Verbandsgemeinde Birkenfeld und die Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe (EDG), die als Generalunternehmerin Netz und Anlagen gebaut habe und heute den laufenden Betrieb manage.
Nachdem die Förderbescheide ergangen und die Verträge mit potenziellen Abnehmern der Nahwärme geschlossen waren, sei 2019 der Startschuss für den Bau des vier Kilometer langen Nahwärmenetzes inklusive der Heizzentrale und Solarenergieanlage gefallen, wodurch im Endausbau rund 100 Haushalte versorgt werden (wir berichteten). Herzstück des Netzes sei die Heizzentrale, die mit zwei Holzhackschnitzelkesseln und einer solarthermischen Freiflächenanlage eine nahezu 100-prozentige Wärmeerzeugung sicherstellt. „Die Holzhackschnitzel kommen aus der unmittelbaren Umgebung“, erklärt Inga Klawitter, Klimaschutz-Managerin der Verbandsgemeindeverwaltung Birkenfeld. Die Wertschöpfung bleibe in der Region. Der in der Produktion notwendige Strom werde zum größten Teil von einer Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher gedeckt. Ein Zusatznutzen am Rande: „Hier gibt es auch einen Ladeanschluss für das Bürgerauto Gimbi-E der Ortsgemeinde“, so Klawitter.

Nominiert für den Energy Efficiency Award

Die CO2-Bilanz nach dem ersten Betriebsjahr von April 2020 bis März 2021 habe bereits alle Erwartungen übertroffen. „Die klimarelevanten Treibhausgabe wurden nahezu auf reduziert“, unterstreicht Christoph Zeis, Geschäftsführer des Netzbetreibers EDG den Projekterfolg. „Die Bürgerinnen und Bürger profitieren von stabilen Wärmepreisen und haben dauerhaft preiswerte Heizkosten, die gegenüber einer unplanbaren CO2-Abgabe resilient sind.“ Die Bio-Nahwärmeversorgung Gimbweiler sei beliebig übertragbar „insbesondere in den ländlichen Raum, in dem es gilt, erneuerbare Energien zur klimaneutralen Wärmeversorgung zu etablieren, um die schwerpunktmäßig auf Heizöl basierenden Heizsysteme zu dekarbonisieren.“ Für diesen Ansatz wurde das Projekt 2021 für den Energy Efficiency Award der Deutschen Energie Agentur nominiert.





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