Sonntag, 23. Februar 2025

GimbweilerKlimaneutrale Gemeinde

[10.06.2022] Das Nahwärmeversorgungsnetz der Gemeinde Gimbweiler in Rheinland-Pfalz wird zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben. Die Weichen für den Weg der Gemeinde zur Klimaneutralität wurden bereits um die Jahrtausendwende gestellt.
Doppelt verlegt: Das Nahwärmenetz wird als Zweileiternetz ausgeführt. Es gibt eine Vorlaufleitung für heißes Wasser und eine Rücklaufleitung für abgekühltes Wasser.

Doppelt verlegt: Das Nahwärmenetz wird als Zweileiternetz ausgeführt. Es gibt eine Vorlaufleitung für heißes Wasser und eine Rücklaufleitung für abgekühltes Wasser.

(Bildquelle: Energieagentur Rheinland-Pfalz/Sonja Schwarz)

In der rheinland-pfälzischen Gemeinde Gimbweiler beliefert ein örtliches Nahwärmeversorgungsnetz die Wohnhäuser zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien. Wie die Energieagentur Rheinland-Pfalz mitteilt, ging das Leuchtturmprojekt im September 2021 in Betrieb.
Als Teil der Masterplan-Kommune Verbandsgemeinde Birkenfeld habe sich Gimbsweiler bereits zur Jahrtausendwende mit der energetischen Sanierung des lokalen Vereinsheims auf den Weg zur Energiewende gemacht. Seit 2010 seien unter anderem vier Windkraftanlagen mit zehn Megawatt und eine Freiflächen-Photovoltaik-Anlage mit einer Leistung von 1,3 Megawatt auf Gemeindeflächen hinzugekommen. Zudem habe die Gemeinde frühzeitig seine gesamte Straßenbeleuchtung auf energiesparende LED-Beleuchtung umgestellt.
Den Grundstein für den nächsten Schritt in der kommunalen Energiewende haben die Gimbweiler dann 2015 gelegt. Ein Energie-Team um den damaligen Bürgermeister Martin Samson hatte sich das Ziel gesetzt, ein Bioenergiedorf zu gestalten, das seine Heizenergie für Raumwärme und Warmwasser komplett aus Erneuerbaren bezieht. Mit fachlicher Unterstützung des Instituts für angewandtes Stoffstrom-Management (IfaS) am Umwelt-Campus der Hochschule Birkenfeld habe die Gemeinde ein innovatives Konzept für eine bioenergetische Nahwärmeversorgung mit einer solarthermischen Freiflächenanlage und einer zugehörigen Photovoltaik-Anlage zur Eigenstromversorgung der Heizzentrale entwickelt. Als die Verbandsgemeinde Birkenfeld im Juli 2016 vom Bundesumweltministerium (BMUB) im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative in die Reihe der bundesweit 41 Masterplan-Kommunen aufgenommen wurde, sei auch die Finanzierung über einen Förderzeitraum von vier Jahren gesichert gewesen.

Erfolgreiche Bewerbung beim Bundesumweltamt

Die Bewerbung beim zuständigen Bundesumweltamt sei erfolgreich gewesen: Rund 3,7 Millionen Euro aus der nationalen Klimaschutzinitiative sowie weitere Fördermittel aus dem Förderprogramm ZEIS (Zukunftsfähige Energieinfrastruktur) der Landes Rheinland-Pfalz sowie von der KfW seien für die Projektumsetzung bereitgestellt worden. Die Nahwärmeversorgung Birkenfeld (NVB) habe die Ausschreibung zur Realisierung des Vorhabens gewonnen. Gesellschafter seien bis heute die Verbandsgemeinde Birkenfeld und die Energiedienstleistungsgesellschaft Rheinhessen-Nahe (EDG), die als Generalunternehmerin Netz und Anlagen gebaut habe und heute den laufenden Betrieb manage.
Nachdem die Förderbescheide ergangen und die Verträge mit potenziellen Abnehmern der Nahwärme geschlossen waren, sei 2019 der Startschuss für den Bau des vier Kilometer langen Nahwärmenetzes inklusive der Heizzentrale und Solarenergieanlage gefallen, wodurch im Endausbau rund 100 Haushalte versorgt werden (wir berichteten). Herzstück des Netzes sei die Heizzentrale, die mit zwei Holzhackschnitzelkesseln und einer solarthermischen Freiflächenanlage eine nahezu 100-prozentige Wärmeerzeugung sicherstellt. „Die Holzhackschnitzel kommen aus der unmittelbaren Umgebung“, erklärt Inga Klawitter, Klimaschutz-Managerin der Verbandsgemeindeverwaltung Birkenfeld. Die Wertschöpfung bleibe in der Region. Der in der Produktion notwendige Strom werde zum größten Teil von einer Photovoltaik-Anlage mit Batteriespeicher gedeckt. Ein Zusatznutzen am Rande: „Hier gibt es auch einen Ladeanschluss für das Bürgerauto Gimbi-E der Ortsgemeinde“, so Klawitter.

Nominiert für den Energy Efficiency Award

Die CO2-Bilanz nach dem ersten Betriebsjahr von April 2020 bis März 2021 habe bereits alle Erwartungen übertroffen. „Die klimarelevanten Treibhausgabe wurden nahezu auf reduziert“, unterstreicht Christoph Zeis, Geschäftsführer des Netzbetreibers EDG den Projekterfolg. „Die Bürgerinnen und Bürger profitieren von stabilen Wärmepreisen und haben dauerhaft preiswerte Heizkosten, die gegenüber einer unplanbaren CO2-Abgabe resilient sind.“ Die Bio-Nahwärmeversorgung Gimbweiler sei beliebig übertragbar „insbesondere in den ländlichen Raum, in dem es gilt, erneuerbare Energien zur klimaneutralen Wärmeversorgung zu etablieren, um die schwerpunktmäßig auf Heizöl basierenden Heizsysteme zu dekarbonisieren.“ Für diesen Ansatz wurde das Projekt 2021 für den Energy Efficiency Award der Deutschen Energie Agentur nominiert.





Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Wärmeversorgung
Das Bild zeigt eine Karte der Stadt Kassel mit Informationen zur Wärmeversorgung.

Kassel: Kommunale Wärmeplanung gestartet

[19.02.2025] Die Stadt Kassel plant die Zukunft der Wärmeversorgung. Ziel ist es, fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energien zu ersetzen und eine sichere, unabhängige und nachhaltige Wärmeversorgung zu gewährleisten. Grundlage dafür ist die kommunale Wärmeplanung. mehr...

Difu-Dialog: Diskussion über Potenziale für die Wärmewende

[19.02.2025] Das Difu lädt am 12. März 2025 zu einem Online-Dialog über die Nutzung von Abwasser als Wärmequelle ein. Experten diskutieren, wie diese Technologie zur Wärmewende und Dekarbonisierung des Gebäudesektors beitragen kann. mehr...

Münster: Plan für klimaneutrale Wärmeversorgung

[18.02.2025] In Münster soll mit der kommunalen Wärmeplanung eine nachhaltige und bezahlbare Wärmeversorgung für die Zukunft geschaffen werden. Erste Ergebnisse werden im Sommer 2025 erwartet, während Bürgerinnen und Bürger aktiv in den Prozess eingebunden werden sollen. mehr...

Jörg Höhler, Vorstandsmitglied ESWE Versorgungs AG; Bürgermeister Joachim Reimann; Ralf Schodlok, Vorstandsvorsitzender ESWE Versorgungs AG, bei der Unterzeichnung des Kooperationsvertrags

ESWE: Wärmeplanung für Taunusstein

[14.02.2025] Taunusstein hat ESWE mit der Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung beauftragt. Die Wärmeversorgung der hessischen Stadt soll klimafreundlicher, energieeffizienter und bezahlbar gestaltet werden. mehr...

Norderstedt: Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung gestartet

[13.02.2025] Die Stadt Norderstedt und die Stadtwerke Norderstedt gehen von der Planungs- in die Umsetzungsphase der kommunalen Wärmeplanung über. Ein Transformationsplan sieht den Ausbau des bestehenden Fernwärmenetzes sowie alternative dezentrale Lösungen vor. mehr...

GeoCollect: Erdkollektoranlagen für die Wärmeversorgung

[12.02.2025] Im Zuge der kommunalen Wärmeplanung rückt das Unternehmen GeoCollect mit seinen großen Erdkollektoranlagen als Option für eine fossilfreie Wärmeversorgung in den Fokus. Die Technologie ermöglicht eine effiziente und kostengünstige Versorgung von öffentlichen Gebäuden und Wohnquartieren mit Umweltwärme. mehr...

Lübeck: Kommunaler Wärmeplan liegt vor

[06.02.2025] Die Hansestadt Lübeck hat jetzt ihren kommunalen Wärmeplan vorgestellt. Das Fachgutachten zeigt auf, wie die Stadt bis 2040 treibhausgasneutral mit Wärme versorgt werden kann. mehr...

SachsenEnergie: Wärmeplan für Kodersdorf

[30.01.2025] SachsenEnergie hat einen Fahrplan für die kommunalen Wärmeplanung in Kodersdorf in neun Monaten fertiggestellt. mehr...

Weimar: Kommunale Wärmeplanung gestartet

[30.01.2025] Die Stadt Weimar hat mit der Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung begonnen. Ein Auftakttreffen mit allen Projektpartnern markierte den offiziellen Startschuss für den Planungsprozess. mehr...

RheinEnergie: Kalte Nahwärme für Rondorf

[29.01.2025] RheinEnergie setzt ein innovatives Wärmekonzept für ein Kölner Quartier um. In Rondorf Nord-West wird in Zukunft kalte Nahwärme genutzt. mehr...

Leverkusen: Stadt startet Wärmeplanung

[28.01.2025] Die Stadt Leverkusen hat den Auftrag zur Erstellung einer kommunalen Wärmeplanung vergeben. Mit Unterstützung von Expertenteams wird nun eine Strategie entwickelt, um erneuerbare Energien und Abwärme stärker in die lokale Wärmeversorgung zu integrieren und CO2-Emissionen zu reduzieren. mehr...

Sachsen: Modellvorhaben für Wärmeplanung

[28.01.2025] Die Städte Pirna und Radeberg haben sich erfolgreich für das Modellvorhaben zur kommunalen Wärmeplanung in Sachsen qualifiziert. Ihre Projekte sollen als Vorreiterlösungen dienen und anderen Kommunen im Freistaat Orientierung bieten. mehr...

BWP: Deutlicher Rückgang im Wärmepumpenmarkt

[23.01.2025] Der Wärmepumpenmarkt hat im Jahr 2024 einen deutlichen Rückgang erlebt, doch das Interesse an Förderprogrammen steigt. Branchenvertreter fordern politische Kontinuität, um die Wärmewende voranzutreiben und die Marktbedingungen für erneuerbare Heizsysteme zu stabilisieren. mehr...

Gotha: Großwärmepumpe für Fernwärmenetz angeliefert

[21.01.2025] In Gotha wurde jetzt eine Großwärmepumpe und damit das Herzstück der neuen Kraft-Wärme-Kopplungsanlage (iKWK) im Stadtteil Siebleben geliefert. Mit dem Start des Testbetriebs ab Mai sollen künftig rund 400 Wohneinheiten umweltfreundlich versorgt werden. mehr...

Leipzig: Fahrplan für Wärmeversorgung vorgestellt

[20.01.2025] Die Stadt Leipzig hat erstmals Eckpunkte für eine langfristige klimaneutrale Wärmeplanung vorgelegt. Ziel ist es, den Wärmebedarf der Stadt bis 2045 klimaneutral zu decken. mehr...