Stadtwerke SchönebeckKlimafreundliches Rechenzentrum
Damit die Lichter in Schönebeck an der Elbe zuverlässig leuchten und es den Bewohnern angenehm warm bleibt, haben die Techniker der Stadtwerke ihr Rechenzentrum modernisiert. IT-Racks, Klimatisierungslösung und Überwachungstechnik von Rittal helfen dabei, die Ausfallsicherheit der IT zu gewährleisten und gleichzeitig den Energieverbrauch zu senken. Das Besondere aber ist der Einsatz eines Blockheizkraftwerks (BHKW), mit dem die Stadtwerke die IT-Klimatisierung optimieren.
Die Stadtwerke Schönebeck versorgen die 32.000 Einwohner der gleichnamigen Stadt im sachsen-anhaltischen Salzlandkreis sowie das Umland mit Strom, Gas, Wasser und Wärme. Hierfür betreiben die Stadtwerke mit ihren mehr als 100 Mitarbeitern ein umfangreiches Leitungsnetz sowie mehrere moderne Blockheizkraftwerke. Insgesamt verwaltet der Versorger rund 40.000 Zähler und erbringt ergänzende Dienstleistungen, wie die Betriebskostenabrechnung für 8.500 Wohneinheiten.
In den vergangenen Jahren hat die Bedeutung der IT-Systeme für die Stadtwerke immer weiter zugenommen. So erlaubt beispielsweise das im EEG geregelte Einspeise-Management, dass Erzeuger ihren Strom variabel dem Netz zuführen können. Dies verlangt jedoch permanent verfügbare IT-Systeme. Auch künftige Lösungen wie Smart Metering und die fortschreitende Digitalisierung von Geschäftsabläufen verlangen einen ausfallsicheren IT-Betrieb. Darüber hinaus wird im hauseigenen Rechenzentrum der Stadtwerke Schönebeck das Prozessleitsystem betrieben, das die Versorgungsnetze sowie die Eigenerzeugungsanlagen überwacht.
Die IT-Umgebung hat daher eine hohe Bedeutung für die Versorgungssicherheit der etwa 17.000 angeschlossenen Haushalte sowie der Gewerbe- und Industriekunden. Wie wichtig die IT für das Tagesgeschäft ist, davon zeugt die Aussage von Thomas Heinemann, Leiter IT der Stadtwerke Schönebeck: „Wenn unsere IT-Systeme stillstehen, können wir die Mitarbeiter im Grunde nach Hause schicken, weil die meisten administrativen und operativen Prozesse dann nicht mehr funktionieren.“
Reif für den Wechsel
Die Gebäudeinfrastruktur für das Rechenzentrum der Stadtwerke Schönebeck wurde um das Jahr 2000 installiert. Ein im Jahr 2014 gestartetes Modernisierungsprojekt sollte helfen, die Klimatechnik und Energieversorgung zu verbessern. Ziel war es, die Ausfallsicherheit zu erhöhen und Kosten zu senken. „In der Energiewirtschaft wird der Einsatz von IT-Systemen weiter zunehmen. Wir müssen daher die Ausfallsicherheit der Systeme steigern und gleichzeitig den laufenden Betrieb günstiger gestalten“, erklärt Thomas Heinemann. „Die Energiewende mit ihren technischen Veränderungen beim Betrieb der Stromnetze war einer der Gründe, dass wir unsere IT-Landschaft ausbauen mussten“, ergänzt Thomas Bolz, Bereichsleiter Technik bei den Stadtwerken Schönebeck. „Denn nur mit modernen IT-Systemen können wir die Versorgungsnetze effizient steuern, um unseren Kunden preisgünstige Energieleistungen anbieten zu können.“
Zu den Besonderheiten der Stadtwerke Schönebeck zählt die eigene Energieerzeugung über BHKW sowie die Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung, beispielsweise für Fernwärme. Bei der KWK werden in einem Kraftwerk gleichzeitig elektrischer Strom und thermische Energie gewonnen. Die primär erzeugte mechanische Energie, zum Beispiel von Gasmotoren, wird unmittelbar in elektrische Energie durch Generatoren umgewandelt. Die so entstehende Wärme wird für Heizzwecke (Nah- und Fernwärme) oder für Produktionsprozesse genutzt. „Der Vorteil der Kraft-Wärme-Kopplung besteht neben einer signifikanten CO2-Minderung in der hocheffizienten Erzeugung von Strom und Wärme. Wir erreichen Brennstoffnutzungsgrade im Bereich von 90 Prozent. Zum Vergleich dazu erreichen sehr gute Kraftwerke mit reiner Stromerzeugung etwas über 40 Prozent”, erklärt Thomas Bolz.
Aus Kälte wird Wärme
Mit einem ausgefeilten Konzept ist es den Stadtwerken gelungen, die thermische Energie aus der Kraft-Wärme-Kopplung eines eigens zu diesem Zweck errichteten Blockheizkraftwerks ganzjährig zur Kühlung der IT und zur Erwärmung der Gebäude zu verwenden. Die thermische Energie des BHKW wird im Sommerbetrieb in der Adsorptionskältemaschine über einen chemischen Prozess zur Kühlung des Kaltwasserkreises der IT-Klimageräte genutzt. Die Leistung der Kältemaschine ist hierbei regelbar, um in der Übergangszeit das Verhältnis von genutzter Wärme oder Kälte dem Bedarf anzupassen. Bei ausreichend niedrigen Außentemperaturen von weniger als zehn Grad Celsius erfolgt die Kühlung über den ohne-hin notwendigen Freikühler. Im Winterbetrieb wird die im BHKW erzeugte Wärme für die Gebäude-heizung und zur Warmwasserbereitung eingesetzt.
Im Rechenzentrum werden zur direkten Kühlung der Racks die integrierten Luft/Wasser-Wärmetauscher LCP Inline (Liquid Cooling Package) der Firma Rittal mit Hochleistungswärmetauscher genutzt. Diese Klimatisierungsgeräte lassen sich innerhalb der Serverrack-Reihen montieren und liefern eine maximale Kühlleistung von bis zu 30 Kilowatt (kW). Hierbei wird die warme Luft der IT-Komponenten an der Geräterückseite angesaugt, gekühlt und wieder nach vorne in den Kaltgang ausgeblasen, wo sie den Geräten erneut zugeführt wird. Als Kühlmittel kommt Wasser zum Einsatz, das über einen Freikühler oder eine Kältemaschine gekühlt wird.
Die sechs im Rechenzentrum verbauten TS IT Racks von Rittal sind mit herkömmlichen Server- und Netzwerkkomponenten ausgebaut. Im Sommer benötigt das Rechenzentrum bis zu 23 kW an Kälte. Um diese Kühlleistung zu erreichen, benötigt die Adsorptionskältemaschine etwa 45 kW an Wärme. Diese stammt aus dem zugehörigen Blockheizkraftwerk, das eine thermische Leistung von 48 kW liefert. Die Anlage ist nahezu ganzjährig für die Wärme- und Kälteerzeugung nutzbar. Überschüssige Wärme wird in Wärmespeichern gelagert.
Löschanlage steigert Sicherheit
Die ursprüngliche Idee zur Nutzung der Kraft-Wärme-Kopplung haben die Energiespezialisten der Stadtwerke Schönebeck entwickelt; gemeinsam mit der Firma Rittal wurden anschließend weitere Berechnungen rund um das Klimakonzept durchgeführt und dabei alternative Lösungsansätze berechnet. Schließlich erfolgte die finale Validierung des Konzepts gemeinsam mit Rittal sowie mit der Firma Netzwerk Kommunikationssysteme aus dem 40 Kilometer entfernten Barleben als Generalunternehmer.
Um die Sicherheit der Anlage zu steigern, wurde die Brandmelde- und Löschanlage Rittal DET-AC III in den Racks verbaut. Die Lösung erkennt austretende Dämpfe und erste Rauchentwicklung frühzeitig und kann so Alarm geben, lange bevor die Rauchmelder der Haustechnik reagieren. Sollte es zu einem beginnenden Brand kommen, entzieht das ausströmende Löschgas Novec 1230 die Wärme, sodass kein Feuer ausbrechen kann. Der Generalunternehmer leitete erfolgreich die operative Umsetzung rund um den Einbau der neuen Rittal LCP-Kühlgeräte, weiterer TS IT Racks sowie der Überwachungs- und Sicherheitssysteme.
Energieeinsatz optimiert
Entstanden ist eine hocheffiziente Gesamtlösung, die den Energieeinsatz im Rechenzentrum für Klimatisierung und Strom optimiert und hierbei auch den Bedarf an Gebäudewärme berücksichtigt. Nach Schätzungen der Stadtwerke Schönebeck ergeben sich Einsparungen an den Betriebskosten für Gebäude und Rechenzentrum in Höhe von 5.000 Euro im Jahr. Die neue Klimatechnik, die erneuerte Energieverteilung in den Racks sowie zusätzliche Sicherheitstechnik und das Monitoring sind wichtige Komponenten, mit denen die Stadtwerke die gesteckten Ziele erreicht haben: Die Ausfallssicherheit zu erhöhen und die IT-Betriebskosten zu senken.
http://www.rittal.de
Dieser Beitrag ist in der November/Dezember-Ausgabe von stadt+werk erschienen. Hier können Sie ein Exemplar bestellen oder die Zeitschrift abonnieren.
Schornsheim: Spatenstich für klimaneutrales Neubaugebiet
[17.12.2024] In Schornsheim haben jetzt die Erschließungsarbeiten für das Neubaugebiet Gänsweide begonnen. Auf drei Hektar entstehen 42 Bauplätze, die erstmals in der Verbandsgemeinde Wörrstadt klimaneutrale Erdwärme als Wärmequelle nutzen. mehr...
Berlin: Pilotprojekt zur dynamischen Beleuchtung
[16.12.2024] Ein Pilotprojekt im Berliner Volkspark Hasenheide erprobt jetzt eine intelligente Lichtsteuerung für Radwege. mehr...
Baden-Württemberg: Kommunen verfehlen Klimaziele bei Gebäuden
[19.11.2024] Nur wenige öffentliche Gebäude in Baden-Württemberg erreichen die Zielwerte für den Wärme- und Stromverbrauch. Das zeigt eine Auswertung der Landesenergieagentur KEA. mehr...
Freiburg: Stadt tauscht 3.500 Leuchten aus
[10.10.2024] Die Stadt Freiburg modernisiert ihre Straßenbeleuchtung. Ab dem 14. Oktober werden 3.500 Leuchten auf umweltfreundliche LED-Technik umgerüstet. Damit spart die Kommune 73 Prozent Strom und reduziert den CO₂-Ausstoß erheblich. mehr...
dena-Studie: Milliarden für klimaneutrale Sanierung
[11.09.2024] Die Deutsche Energie-Agentur (dena) hat in einer neuen Studie den Finanzierungsbedarf für die energetische Sanierung aller öffentlichen Gebäude in Deutschland auf ein klimaneutrales Niveau bis 2045 berechnet. Demnach werden jährlich rund sechs Milliarden Euro benötigt. mehr...
Rheinland-Pfalz: Eifelpipeline in Betrieb
[05.09.2024] Mit der offiziellen Inbetriebnahme des Regionalen Verbundnetzes Westeifel, auch bekannt als Eifelpipeline, wurde jetzt ein bundesweit einzigartiges Infrastrukturprojekt gestartet. Das Vorhaben integriert Trinkwasser- und Energieversorgung sowie Digitalisierung in einem System. mehr...
Effiziente Gebäude: Konferenz zum nachhaltigen Bauen
[03.09.2024] ZEBAU veranstaltet am 16. September 2024 die Fachkonferenz Effiziente Gebäude 2024 in Hamburg. Im Fokus stehen nachhaltige und energieeffiziente Baukonzepte, die zur Erreichung der Klimaziele beitragen sollen. mehr...
WE-EF Leuchten: Neue Solarleuchten vorgestellt
[09.08.2024] Mit der Erweiterung der AFL100-Serie um zwei innovative Solarlösungen bietet WE-EF Leuchten moderne und umweltfreundliche Beleuchtungslösungen für Städte und Gemeinden. Die neuen Modelle punkten mit Nachhaltigkeit, hoher Lichtqualität und einfacher Installation. mehr...
Gummersbach: Energie und Kosten sparen
[08.08.2024] Die Stadt Gummersbach will mit Unterstützung von Engie Deutschland den Energieverbrauch städtischer Gebäude senken und so rund 800.000 Euro einsparen. Das Energiespar-Contracting startet im Sommer 2025 und läuft über zehn Jahre. mehr...
Rheinland-Pfalz: Förderung für energetische Sanierung
[01.08.2024] Die Stadt Diez erhält rund 2,2 Millionen Euro Fördermittel für die umfassende energetische Sanierung einer Sporthalle. Die rheinland-pfälzische Klimaschutz- und Energieministerin Katrin Eder hat jetzt den Förderbescheid übergeben. mehr...
Bayreuth: Partnerschaft von Stadt und Umland
[31.07.2024] Die Agentur für Erneuerbare Energien zeichnet im Juli die Region Bayreuth als Energie-Kommune des Monats aus. mehr...
Klimafreundliches Bauen: Abschied von Energiedinosauriern
[24.07.2024] Die Zahl der Plusenergiehäuser ist noch relativ gering. Die meisten Gebäude sind Energiefresser. Die kommunale Wärmeplanung kann hier für Klarheit sorgen. Wichtig ist auch, Immobilien als Teil eines Netzwerks aus Gebäuden, Straßen und grünen Energiequellen zu sehen. mehr...
energielenker: Smarter Energiemanager
[11.07.2024] Das Unternehmen energielenker präsentiert mit Enbas einen selbstlernenden Energiemanager, der die Energieströme in Gebäuden optimal steuert. Dank integrierter KI-Algorithmen analysiert Enbas das Nutzungsverhalten und die Stromerzeugung. mehr...
enercity: Biomethan-BHKW für Kohleausstieg
[19.06.2024] enercity nimmt ein Biomethan-Heizkraftwerk in Betrieb. Damit rückt der Kohleausstieg in Hannover näher. Die hochflexible Anlage für Spitzenlast produziert erneuerbare Wärme und erneuerbaren Strom. mehr...
Trier: Einheitliche LEDs senken CO2-Ausstoß
[14.06.2024] Seit dem Jahr 2016 stellen die Stadtwerke in Trier die Straßenbeleuchtung auf LED um. Über 78 Prozent der vormals unterschiedlichsten Leuchtentypen sind mittlerweile umgerüstet, der Stromverbrauch hat sich dadurch mehr als halbiert. mehr...