ovag Energie / VOBEG WindKirtorfer Windpark am Netz
Die Gesellschaft Windpark Kommunalwald Kirtorf hat ihren ersten Windpark in Betrieb genommen. Bei dem Unternehmen handelt es sich um eine Kooperation zwischen dem Friedberger Energieversorger ovag Energie und VOBEG, einer Tochter der Energiegenossenschaft Vogelsberg. Wie die ovag-Gruppe mitteilt, dauerte die Bauphase nach Plan acht Monate. Seit Dezember speisen nun drei Windenergieanlagen des Typs GE 120 mit einer Nabenhöhe von 139 Metern, einem Rotordurchmesser von 120 Metern und je 2,5 Megawatt elektrischer Leistung in das örtliche Stromnetz ein. Laut den Prognosen erwarten die Betreiber einen jährlichen Stromertrag von 18,5 Millionen Kilowattstunden, damit könnten rein rechnerisch 5.300 Haushalte versorgt und 11.100 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Das Projektbudget von rund 14 Millionen Euro habe man leicht unterschritten. ovag Energie-Vorstand Rainer Schwarz sagt: „Mit dem dritten neuen Windpark innerhalb von einem Jahr haben wir einen eigenen Rekord aufgestellt und damit unsere Führungsrolle bei der regionalen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien in Oberhessen weiter ausgebaut.“
Die Projektentwicklung hat HessenEnergie, eine 100-prozentige Tochter von ovag Energie mit Sitz in Wiesbaden übernommen. Das Unternehmen entwickelt seit über 20 Jahren Windprojekte in Hessen. Im Herbst 2013 hatten sich ovag Energie und die Energiegenossenschaft Vogelsberg zusammengeschlossen, um auf Basis eines Projektierungsvertrags mit HessenEnergie das Projektentwicklungsrisiko gemeinsam zu übernehmen. Ziel der Partnerschaft war und ist es, die Kompetenz des Energieversorgers mit der regional verankerten Energiegenossenschaft zusammenzubringen. Die wirtschaftliche Beteiligungsoption der Bürger über die Genossenschaft habe die Akzeptanz des Projekts vor Ort deutlich erhöht.
120 Bürger stellen mehr als zwei Millionen Euro bereit
Wie ovag Energie weiter mitteilt, musste das Projekt bis Ende Dezember 2016 ans Netz gehen, um die kalkulierte EEG-Vergütung noch zu erhalten. „Als wir dann von Hessen Mobil die Nachricht erhielten, dass aufgrund der für mehrere Monate im vergangenen Herbst eingerichteten Baustelle auf der B3 südlich von Marburg der einzig mögliche Weg für die Schwertransporte zum Windpark gesperrt werden sollte, wurden wir schon sehr nervös“, berichtet Hans-Peter Frank, der bei ovag Energie den Bereich Energiehandel und Erzeugung verantwortet und einer der Geschäftsführer von Windpark Kommunalwald Kirtorf ist. Dank der konstruktiven Zusammenarbeit von der Verkehrsbehörde Hessen Mobil, dem Transportunternehmen, dem Hersteller GE und HessenEnergie habe man jedoch schließlich eine Lösung gefunden, bei der alle Großkomponenten in sechs nächtlichen Sondertransporten die Baustelle erreichen konnten.
Kirtorfs Bürgermeister Ulrich Künz (CDU) hat das Projekt von Beginn an unterstützt. Er hob hervor, dass Kirtorf bereits seit zwei Jahrzehnten Windkraft vor Ort fördere: „Mit Windenergie auf Flächen der Gemeinde leisten wir nicht nur unseren lokalen Beitrag zur Energiewende, sondern stabilisieren auch unseren Gemeindehaushalt über viele Jahre hinaus.“ Mit dem Sitz der neuen Gesellschaft in Kirtorf würden künftig auch die Gewerbesteuern vor Ort vereinnahmt.
Gerd Morber, Bereichsleiter Wind bei HessenEnergie, machte zudem auf die zunehmend komplexen naturschutzfachlichen Anforderungen aufmerksam. Neben dem besonderen Brandschutz für Standorte im Wald habe zum Schutz der Fledermäuse ein Detektor in die Gondeln eingebaut werden müssen, mit dem das Flugverhalten der Nachtsegler registriert werde. In die Anlagensteuerung habe man zudem ein Abschaltalgorithmus eingebaut, der während der typischen Flugzeiten der Fledermäuse diese vor den schnellen Rotorblättern schütze. Auch der Zug der Kraniche werde überwacht und die Anlagen bei entsprechendem Zugvogelaufkommen gestoppt.
Beide Geschäftsführer der neuen Gesellschaft, Frank und Günter Mest – letzterer vertritt VOBEG Wind in der gemeinsamen Gesellschaft – freuen sich über den hohen Zuspruch der Bevölkerung, der immer seltener in Hessen zu beobachten sei: „Die positive Resonanz liegt auch daran, dass die Projektgesellschaft großen Wert darauf gelegt hat, möglichst viel Wertschöpfung in der Region zu belassen wie durch die Beauftragung regionaler Dienstleister zum Beispiel bei Tief- und Straßenbau wie auch dem Elektrogewerk.“ Mehr als 120 Bürger haben sich bereits an dem Windpark finanziell beteiligt und zirka zwei Millionen Euro zur Verfügung gestellt.
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