Montag, 23. Dezember 2024

BreitbandIm 5G-Umfeld positionieren

[30.01.2020] Das Potenzial von Next Generation Mobile Networks haben Energieversorgungsunternehmen bereits erkannt. Eine strategische Entscheidung zum Umgang mit der 5G-Technologie hat bislang aber weniger als ein Drittel getroffen. Es ist an der Zeit, das zu ändern.
Potenzial für Kommunen heben.

Potenzial für Kommunen heben.

(Bildquelle: jamesteohart/adobe.stock.com/PEAK Agentur für Kommunikation)

Die Digitalisierung ist zusammen mit der Energiewende eine der aktuell größten Herausforderungen sowohl für die öffentliche Hand als auch für Energieversorgungsunternehmen (EVU). Kommunale Unternehmen sind gleich mehrfach betroffen. Zum einen müssen sie den Wandel der Märkte meistern, zum anderen sind sie häufig mit gefordert, wenn es darum geht, neue, leistungsfähige digitale Infrastrukturen bereitzustellen.
Einer der großen Digitalisierungstreiber der kommenden Jahre sind Next Generation Mobile Networks – kurz 5G genannt. Nach Abschluss der Versteigerung der nationalen Frequenzen steht die neue Technologie nun in den Startlöchern. Speziell im städtischen Raum verspricht 5G vielfältige neue Anwendungsfälle für Bürger, öffentliche Dienste, Transport und Verkehr sowie die Industrie. Ziel der Politik auf allen Ebenen ist es, möglichst schnell einen flächendeckenden Roll-out zu erzielen. Vor diesem Hintergrund hat Detecon im Sommer 2019 eine Marktumfrage unter Energieversorgern und City Carriern in Deutschland durchgeführt. Das Unternehmen wollte so einen Blick auf deren Markteinschätzung zum Thema 5G gewinnen und darüber zur allgemeinen Meinungsbildung und dem Herausbilden von 5G-Ökosystemen beitragen.

Ein strategisches Thema

90 Prozent der Befragten halten 5G aus allgemeiner Marktsicht für bedeutend oder sehr bedeutend. Fast die Hälfte der Teilnehmer (45 Prozent) sieht ein hohes Potenzial für das eigene Unternehmen. 63 Prozent der Energieversorgungsunternehmen und City Carrier in Deutschland haben sich bereits mit Überlegungen zur Strategie und Positionierung für das Thema 5G befasst. Eine strategische Entscheidung getroffen oder sogar eine Umsetzung gestartet hat aber erst weniger als ein Drittel. Damit zeigt die Umfrage: 5G ist für kommunale Unternehmen ein strategisches Thema, den richtigen Weg, mit diesem umzugehen, haben aber erst die wenigsten gefunden.

Für eigene Zwecke nutzen

Gefragt nach 5G-Anwendungen, die künftig den größten Erfolg versprechen, gaben 84 Prozent der Befragten den Bereich Industrie 4.0 (Campus-Vernetzung) an. Jeweils 63 Prozent nannten Mobilität und Logistik – Stichwort Autonomes Fahren – sowie Stadtwerke-nahe Themen, etwa Smart Grid, ÖPNV oder die Smart City, die von 53 Prozent als potenziell erfolgreiche Anwendung erachtet wird. Kommunale EVU sehen großes Potenzial darin, 5G für eigene, betriebliche Zwecke zu nutzen, etwa um die Energienetze besser zu steuern oder komplexe Abläufe im Personennahverkehr intelligent zu gestalten. Auch eine Beteiligung beim Aufbau von Smart Cities für Kommunen der eigenen Versorgungsregion wird als attraktiv angesehen.
Gefragt nach der angestrebten Rolle im 5G-Markt will jedes zweite Unternehmen (53 Prozent) Infrastrukturleistungen wie Glasfaser, Strom oder Standorte für die großen Mobilfunknetzbetreiber anbieten und somit den nationalen Roll-out unterstützen. Mit der Bereitschaft, vorhandene Infrastrukturen wie Grundstücke, Leitungen, Antennen und Anschlüsse als Vorleistung zur Verfügung zu stellen, können kommunale Unternehmen zum schnelleren Roll-out in ihrer Stadt beitragen. Für Kommunen ist es unter Umständen eine Option, alle Vorleistungen – auch die Vermarktung von kommunalen Objekten – bei den Stadtwerken zu bündeln.

Unklare regulatorischen Rahmenbedingungen

Laut Umfrage können sich 37 Prozent der Versorgungsunternehmen vorstellen, eine Rolle als Anbieter von Diensten mit eigener Infrastruktur einzunehmen. Handlungsoptionen könnten beispielsweise das Angebot innovativer IoT-Dienste für eine Smart City sein, etwa das Tracking von ÖPNV. Da die Bundesnetzagentur (BNetzA) das Thema regionale Lizenzen erst einmal verschoben hat, muss die weitere Entwicklung zeigen, welche Möglichkeiten sich hier bieten.
Energieunternehmen und City Carrier sehen in 5G-Vorhaben aber auch Herausforderungen. Als größte Hürden wurden die unklaren regulatorischen Rahmenbedingungen sowie ein schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis und fehlende interne Kompetenzen für Aufbau und Betrieb der komplexen Infrastruktur genannt.

Jetzt starten

Es ist an der Zeit, dass sich Energieversorger und speziell Stadtwerke einige wichtige Fragen stellen: Welchen Wert bieten Partnerschaften mit den nationalen Betreibern? Welche Rolle kann das Stadtwerk oder der City Carrier aus kommunaler Sicht im Digitalisierungszeitalter einnehmen? Welche Assets sind schon jetzt nutzbar, und welche Kompetenzen sind neu aufzubauen? Die Bandbreite der Positionierungsmöglichkeiten im zukünftigen 5G-Ökosystem für Energieversorgungsunternehmen ist groß, und die richtige Entscheidung bedarf einer sorgfältigen Diskussion mit allen Stakeholdern.
Eines jedoch zeigt sich bereits deutlich: Die Möglichkeiten für 5G sind weitreichend, der Weg zum Netz für alle Beteiligten nicht einfach. Bestehende Assets wie Glasfaser, Standorte für Tower/Small Cells oder Strom, die Stadtwerke und City Carrier im Infrastrukturumfeld einbringen können, sollten auf jeden Fall genutzt oder intelligent ausgebaut werden, um sowohl betriebswirtschaftlichen als auch volkswirtschaftlichen Nutzen einzufahren. Inwiefern es dann sinnvoll ist, verstärkt in Industrie 4.0 (Campus-Vernetzung) oder Stadtwerke-nahe Themen zu investieren, ist abhängig von den Rahmenbedingungen wie Regulierung oder Kompetenzen und nach entsprechenden Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen zu entscheiden.

Positionierung erfordert Zeit

Es ist höchste Zeit für EVU und City Carrier, Entscheidungen zur Positionierung zu 5G zu treffen und sich aktiv mit der Technologie und deren strategischer Bedeutung für das eigene Unternehmen zu beschäftigen. Denn die Positionierung im 5G-Umfeld erfordert Zeit. Diese Zeit sollte genutzt werden, um erste Erfahrungen zu sammeln. Pilotprojekte ermöglichen es, die neuen Technologien kennenzulernen, Erfahrungen mit Partnern zu sammeln und neue Fähigkeiten aufzubauen. Den EVU und City Carriern bieten sich dadurch neue Chancen für Umsätze und Effizienzen. Hier gilt es jedoch, die richtigen Partner zu finden und die eigene Rolle im Ökosystem zu definieren.
Dabei sollte die Entwicklung im Markt genau beobachtet werden, denn dessen Dynamik ist groß. Auch wird die BNetzA ihre Regelwerke konkretisieren und Unsicherheiten ausräumen, erste Produkteinführungen und Pilotprojekte werden Sicherheit in die Wirtschaftlichkeitsberechnungen bringen.

Volker Rieger, Jörg Borowski und Marc-Andreas Schultze sind Managing Partner der Detecon International GmbH.




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