Sonntag, 22. Dezember 2024

Stadtwerke HeidelbergGrüne Wärme ist das Ziel

[11.08.2020] Eine klimaneutrale Wärmeversorgung streben die Stadtwerke Heidelberg an. Um dieses Ziel zu erreichen, hat der Energieversorger einen Plan für die Energiewende und den Klimaschutz vor Ort erarbeitet, den er laufend weiterentwickelt.
Energiespeicher und Power-to-Heat-Anlagen verwandeln Wind- und Sonnenstrom in Wärme.

Energiespeicher und Power-to-Heat-Anlagen verwandeln Wind- und Sonnenstrom in Wärme.

(Bildquelle: Ch. Buck für Stadtwerke Heidelberg)

Vor zehn Jahren haben die Stadtwerke Heidelberg ihre Energiekonzeption 2020 und damit ihren Plan für eine zukunftsfähige, lokal angepasste Energieversorgung erstmals öffentlich vorgestellt. Seither entwickeln sie ihre Konzeption laufend weiter, inzwischen für den Zeithorizont bis 2030. „Die Klimadebatte des vergangenen Jahres hat uns bestätigt: Wir haben die Weichen vor zehn Jahren richtig gestellt“, sagt Michael Teigeler, als Geschäftsführer der Stadtwerke Heidelberg Energie verantwortlich für die energiewirtschaftliche Ausrichtung des Gesamtunternehmens.
Die Heidelberger Energiekonzeption deckt alle Stufen der Wertschöpfungskette ab: von der Erzeugung über die Speicherung und Lieferung von Energie bis hin zu deren Verbrauch. Insgesamt sollen Energiewende und Klimaschutz dabei als Gemeinschaftsaufgabe zusammen mit Partnern gemeistert werden.
Unter anderem sieht die Konzeption vor, den Anteil erneuerbarer Energien bei der Stromerzeugung signifikant zu erhöhen. Bürger, die sich in der Versorgungspflicht durch die Stadtwerke befinden, sollen mit 100 Prozent grünem Strom versorgt werden, was heute auch zu 100 Prozent gesichert ist. Ein weiteres Ziel der Konzeption sind sieben Megawatt installierte Leistung an Photovoltaik in Heidelberg und den Partnergemeinden. Außerdem soll die Anzahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte für Elektromobilität in Heidelberg zusammen mit der Stadt von 49 im Jahr 2017 auf 150 bis Ende 2020 gesteigert werden.

Wertvolle Infrastruktur

Insbesondere bei der Erzeugung und Lieferung von Wärme können erhebliche CO2-Minderungen erreicht werden. Das übergeordnete Ziel der Stadtwerke Heidelberg ist deshalb eine klimaneutrale Wärmeversorgung. Konkrete Etappenziele zeichnen den Weg dorthin vor. Bereits erreicht ist das Ziel, 50 Prozent grüne, CO2-freie Wärme für alle Fernwärme-Kunden bis zum Jahr 2020 bereitzustellen. Als nächstes Ziel wird angestrebt, bis zum Jahr 2025 ein Drittel der Fernwärme für Heidelberg aus Eigenerzeugung zu decken. Ingesamt lautet die Zielformel für 2025: ein Drittel Eigenerzeugung, ein Drittel Bezug aus CO2-freier Abwärme sowie ein Drittel Bezug aus Kraft-Wärme-Kopplung. Der Anteil der Fernwärme am Wärmemarkt soll von 42 Prozent im Jahr 2009 auf 50 Prozent gesteigert werden. Rund 47 Prozent sind erreicht.
Die Fernwärmenetze der Stadtwerke Heidelberg bilden eine wertvolle Infrastruktur, um die Wärmewende voranzubringen. Denn leiten sie mehr Wärme aus erneuerbaren Energien durch, sorgen sie bei allen angeschlossenen Haushalten gleichermaßen für mehr Klimaschutz. Deshalb bauen die Stadtwerke Heidelberg das Netz kontinuierlich aus und sorgen parallel dafür, dass die Fernwärme für ihre Kunden immer grüner wird. Hocheffiziente Kraft-Wärme-Kopplung, erneuerbare Energien, Energie speichern und umwandeln je nach Bedarf – das sind die wichtigsten Eckpunkte der Energiekonzeption 2020/2030 im Bereich Wärme. Seit dem Jahr 2010 hat der hundertprozentig kommunale Energieversorger rund 75 Millionen Euro in deren Umsetzung investiert.

Ergänzende Baumaßnahmen

Eine der ersten Maßnahmen war der Bau eines Holz-Heizkraftwerks, betrieben mit Landschaftspflegematerial sowie Grünschnitt aus einem Umkreis von rund 75 Kilometern rund um die Anlage. Allerdings sind diese Rohstoffe in der Region nur begrenzt verfügbar. Ergänzend wurden daher sechs neue Biomethan- und Erdgas-Blockheizkraftwerke (BHKW) gebaut. Der Anteil erneuerbarer Energien an der öffentlichen Wärmeversorgung stieg mit beiden Maßnahmen von auf rund 20 Prozent. Die Eigenerzeugung liegt inzwischen bei 25 Prozent.
Weitere Investitionen gingen in den aktuell entstehenden Energie- und Zukunftsspeicher. Zudem haben die Stadtwerke kleinere Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen bei ihren Kunden ausgebaut und investieren in Fernkälteanlagen, um auch den steigenden Bedarf nach Kühlung klimaschonend zu decken.

Innovative Kraft-Wärme-Kopplung

In der konkreten Planung sind so genannte iKWK-Anlagen. iKWK steht für innovative Kraft-Wärme-Kopplung. Die Stadtwerke Heidelberg kombinieren dabei ein BHKW mit einer Luftwärmepumpe im Megawatt-Bereich sowie mit einer Power-to-Heat-Anlage. Luftwärmepumpen decken im Frühjahr und Herbst die Mittellast des Wärmebedarfs beim Kunden ab. „Pumpen in dieser Größenordnung wälzen enorme Luftmengen um“, erklärt Michael Teigeler. „In einer Stunde schaffen sie einen Volumeninhalt von mehr als 100 Turnhallen. Das stellt für die Anlagen- und Standortplanung zwar eine besondere Herausforderung dar, aber ich freue mich schon jetzt auf unser Luftkraftwerk“, betont der Geschäftsführer. Die Power-to-Heat-Anlagen wandeln zusätzlich Strom aus Wind und Sonne in Zeiten mit hohem Stromangebot in Wärme um.
In zwei Ausschreibungen der Bundesnetzagentur haben die Stadtwerke Heidelberg schon einen Zuschlag für den Bau von iKWK-Anlagen erhalten. Weitere Projekte sind in Planung. Zwischen den Jahren 2020 und 2025 sind dazu Investitionen in Höhe von 50 Millionen Euro vorgesehen. Insgesamt investieren die Stadtwerke zwischen 2010 und 2025 125 Millionen Euro in den Klimaschutz und reduzieren damit den CO2-Ausstoß um rund 100.000 Tonnen pro Jahr.

Engagierte Partner

Energieerzeugungsanlagen müssen künftig vor allem flexibel sein und dann produzieren, wenn die Nachfrage der Kunden groß ist. Die nächste Stellschraube für eine CO2-freie Zukunft ist daher, für die Wintermonate, wenn mehr Wärme gefragt ist, weitere Quellen grüner Wärme zu erschließen. Das erfordert engagierte Partner über die Grenzen Heidelbergs hinaus. Einen wesentlichen Beitrag dazu leistet die Gesellschaft wärme.netz.werk Rhein Neckar, in der sich die Heidelberger mit dem Energieversorger MVV aus Mannheim und den Technischen Werken Ludwigshafen zusammengeschlossen haben. Ihr gemeinsames Ziel ist es, in der Metropolregion Rhein-Neckar dort Potenziale für mehr grüne Wärme zu heben, wo die Voraussetzungen am besten sind. Im Februar 2020 hat MVV sein abfallgefeuertes Heizkraftwerk auf der Friesenheimer Insel in Mannheim ins Fernwärmenetz eingebunden und speist seither die Abwärme aus der Anlage ein. Damit stieg auch der Anteil grüner Wärme in Heidelberg. 50 Prozent der Heidelberger Wärme sind seither CO2-frei. Betrachtet man die Wärme für die Grundlast zwischen Mai und September sind es sogar 100 Prozent.
In den kommenden Jahren wollen die drei Unternehmen erneut Potenziale für grüne, CO2-freie Wärme in der Region erschließen und die Netze zukunftsorientiert weiterentwickeln. Noch sind nicht alle Maßnahmen konkret. Doch auch bei der Veröffentlichung der Heidelberger Energiekonzeption 2020 im Jahr 2010 standen noch nicht alle heutigen Maßnahmen oder der Energie- und Zukunftsspeicher auf der Agenda der Stadtwerke. „Unsere Ideenkiste ist aber gut gefüllt“, stellt Michael Teigeler in Aussicht. „Wir werden deshalb auch künftig immer wieder Neues zu berichten haben.“

Ellen Frings ist Leiterin Unternehmenskommunikation bei den Stadtwerken Heidelberg.




Anzeige

Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Wärmeversorgung
Das Bild zeigt die Skyline von Köln von der Rheinseite.

Köln: Flusswärme-Projekt nimmt Gestalt an

[17.12.2024] Europas größte Flusswasser-Wärmepumpe entsteht in Köln. Ein wichtiger Meilenstein ist erreicht: RheinEnergie hat die Aufträge für Bau und Technik vergeben. Das Projekt soll ab 2027 bis zu 50.000 Haushalte mit klimafreundlicher Wärme versorgen und die Wärmewende vorantreiben. mehr...

Stadtwerke Osnabrück: Wärmepumpen-Komplettpaket gestartet

[17.12.2024] Mit einem neuen Komplettangebot wollen die Stadtwerke Osnabrück Privathaushalten den Umstieg auf Wärmepumpen erleichtern. In Zusammenarbeit mit Viessmann und lokalen Handwerksbetrieben bietet das Paket Beratung, Installation und passende Stromtarife aus einer Hand. mehr...

Berlin: Erste Ergebnisse der Wärmeplanung veröffentlicht

[13.12.2024] Berlin zeigt erstmals konkrete Gebiete auf, die auch in Zukunft dezentral beheizt werden sollen. Eine digitale Karte bietet den Bürgerinnen und Bürgern Orientierung und Unterstützung bei der Wahl zukunftsfähiger Heizlösungen. mehr...

Mannheim: Eröffnung der Wärmewende Akademie

[05.12.2024] In Mannheim wurde jetzt mit der Wärmewende Akademie ein neues Schulungs- und Vernetzungszentrum zur Förderung klimafreundlicher Heizlösungen eröffnet. mehr...

Wiesbaden: Mit ESWE zur Wärmeplanung

[03.12.2024] Wiesbaden und ESWE haben jetzt einen Kooperationsvertrag unterzeichnet, um die kommunale Wärmeplanung voranzutreiben. Bis 2026 soll ein umfassender Wärmeplan erarbeitet werden, der den Weg zu einer klimaneutralen Wärmeversorgung ebnet. mehr...

Stadtwerke Gotha: Kommunale Wärmeplanung gestartet

[29.11.2024] Die Stadt Gotha treibt die Wärmewende voran. Mit der kommunalen Wärmeplanung, die von den Stadtwerken Gotha umgesetzt wird, soll eine klimafreundliche und kosteneffiziente Wärmeversorgung für die Residenzstadt geschaffen werden. mehr...

RheinEnergie: Flughafen Köln/Bonn baut Holzheizwerk

[28.11.2024] Der Köln Bonn Airport errichtet jetzt gemeinsam mit RheinEnergie ein nachhaltiges Holzheizwerk, um den CO2-Ausstoß des Flughafens zu reduzieren. mehr...

Offenbach an der Queich: Kalte Nahwärme mit Zukunft

[27.11.2024] Offenbach an der Queich (Rheinland-Pfalz) betreibt künftig ein kaltes Nahwärmenetz. Damit hat sich die Ortsgemeinde nach Angaben des Ministeriums für Klimaschutz und Energie des Landes für eine zukunftsweisende Wärmeversorgung mit Vorbildcharakter entschieden. mehr...

Stadtwerke Bamberg: Zwei Flusswärmepumpen in Planung

[27.11.2024] In Bamberg sollen zwei Flusswärmepumpen entstehen, die Haushalte und das Bildungszentrum der Handwerkskammer für Oberfranken mit erneuerbarer Wärme versorgen. mehr...

Nordrhein-Westfalen: Wärmeplanung auf Kurs

[25.11.2024] Eine Umfrage von NRW.Energy4Climate zeigt, dass viele Städte und Gemeinden in Nordrhein-Westfalen ihre Wärmeplanung bereits vorantreiben. Zwei Drittel der Kommunen arbeiten dabei eng mit Stadtwerken oder lokalen Energieversorgern zusammen. mehr...

SWTE Netz: Baustart für Nahwärmenetz

[22.11.2024] In der Stadt Hörstel haben die Bauarbeiten für ein innovatives Nahwärmenetz begonnen. Die Wärme wird nachhaltig aus oberflächennaher Geothermie gewonnen und künftig mehr als 40 Haushalte und öffentliche Gebäude versorgen. mehr...

Baden-Württemberg: Förderung für nachhaltige Wärmeversorgung

[21.11.2024] Das Umweltministerium Baden-Württemberg unterstützt jetzt mit 700.000 Euro den Ausbau und die Erweiterung von energieeffizienten Wärmenetzen in Mengen, Uttenweiler und Dürmentingen. mehr...

Heidelberg: Flusswärmepumpe am Neckar geplant

[20.11.2024] Der Gemeinderat Heidelberg hat die Machbarkeitsstudie für den Bau einer Flusswärmepumpe an der Ernst-Walz-Brücke genehmigt. Damit können die Planungen für das innovative Projekt zur klimafreundlichen Wärmeversorgung weiter vorangetrieben werden. mehr...

Projektleiterin Sarah Klähne (SachsenEnergie), Christopher Schmid (seecon Ingenieure GmbH), Energiemanager Matthias Herfter, Oberbürgermeister Frank Höhme und Gunnar Schneider (Leiter des Kommunalvertriebs bei SachsenEnergie, v.l.n.r.) gehen die Kommunale Wärmeplanung für Radeberg gemeinsam an.

SachsenEnergie: Wärmeplan für Radeberg

[18.11.2024] Die Erstellung eines Wärmeplans für Radeberg nimmt Fahrt auf. SachsenEnergie hat dafür den Zuschlag erhalten. Der Plan soll bis September 2025 fertiggestellt werden. mehr...

Im prämierten Abwärmeprojekt Dresden wandeln drei Wärmepumpen die Abwärme der Supercomputersysteme in Fernwärme um. Foto: Oliver Killig

SachsenEnergie: Preis für Abwärmenutzung

[14.11.2024] Drei Großwärmepumpen wandeln künftig die Abwärme der Hochleistungsrechner der TU Dresden in Fernwärme um. SachsenEnergie, die TU Dresden und der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement erhalten dafür den renommierten Energy Efficient Award. mehr...