Montag, 7. Oktober 2024

InterviewGemeinsam innovative Ansätze finden

[18.09.2020] Der Walldorfer Software-Konzern SAP hat das Geschäft mit der öffentlichen Hand und den Versorgungsunternehmen zusammengelegt. Über die Gründe und mögliche Synergieeffekte sprach stadt+werk mit Nikolaus Hagl, Leiter Public & Energy.
Nikolaus Hagl

Nikolaus Hagl

(Bildquelle: K21 Media)

Herr Hagl, SAP hat kürzlich die Geschäftsbereiche Öffentlicher Dienst und Energie zusammengeführt. Was sprach für diesen Schritt?

Wir haben in den vergangenen Jahren starke Trends gesehen, die sich in unserer Gesellschaft niederschlagen. Stichworte wie Digitalisierung oder Klimawandel sind uns aus unserem Alltagsleben bekannt. Taucht man tiefer ein, wird klar, dass es gerade auf kommunaler Ebene immer mehr Schnittmengen geben wird. Soll der Kampf gegen den Klimawandel gelingen, wird die Sektorkonvergenz unausweichlich. Neue Mobilitätskonzepte funktionieren beispielsweise nur im Zusammenspiel von Kommune, Verkehrsbetrieben und Energieversorgern sowie weiteren Playern, etwa aus dem Bereich Telekommunikation oder der Automobilindustrie. Themen wie Smart Lighting, Smart Charging und Smart Waste basieren auf den Infrastrukturen der Ver- und Entsorgungsunternehmen. Wenn man also nachhaltig Energie sparen möchte, braucht es die Zusammenarbeit vieler, insbesondere auch auf kommunaler Ebene. Durch die Zusammenlegung der Bereiche Public Services und Energy bündeln wir das nötige Know-how und versuchen, gemeinsam mit unseren Kunden innovative Ansätze zu finden.

Welche Synergien erwarten Sie beispielsweise beim Thema Smart City?

Mit Smart City werden Entwicklungskonzepte beschrieben, die Kommunen fortschrittlicher, effizienter und auch grüner machen sollen. Um das zu erreichen, bedarf es eines technologischen Unterbaus. Exemplarisch zu nennen ist hierbei der Wunsch der Kommunen, mittels intelligenter Sensorik im Stadtgebiet Verkehrsflüsse zu steuern und die Parkraumbewirtschaftung zu optimieren. Allerdings haben sie in der Regel nicht das Wissen oder die Organisationsstruktur, um derartige Netze selbst aufzubauen. Kommunale Unternehmen, wie die Stadtwerke, bieten sich als Infrastrukturbetreiber förmlich an und können technologische Plattformen bereitstellen.

Derzeit wird die Lösung SAP Cloud for Utilities entwickelt. Wie ist der Stand?

Das gesamte Programm baut auf Erweiterungen bereits existierender und erprobter Lösungen auf, erfordert aber in Teilen auch Neuentwicklungen. Die hohe Modularität der Lösung erlaubt es unseren Kunden, schrittweise und entlang ihrer Digitalisierungsstrategie von der neuen Lösung zu profitieren. Im Dezember 2019 konnten wir erste Kunden produktiv setzen, die mit der Marktkommunikation in die Cloud gegangen sind. Andere Kunden hatten den Fokus auf Marketing-, Vertriebs- und Serviceprozessen und arbeiten hier schon produktiv in der Cloud. Nun haben wir Verteilnetzbetreiber als Partner gewinnen können, mit denen wir cloudbasiert neue und automatisierte Lösungen für die energiewirtschaftlichen Prozesse umsetzen.

Welche Vorteile wird die neue SAP-Standard-Software bieten?

Die internationale Akzeptanz bei den Versorgern soll die Skalierung bringen, sodass wir immer weiter optimieren können. Zudem können wir durch die Nutzung standardisierter Cloud-Lösungen auf die Erfahrungen von über 25 Industriebereichen zurückgreifen. Wir glauben, dass dies durch das Zusammenwachsen der Industrien immer wichtiger wird, um Energie- und Nicht-Energieprodukte zu verkaufen. Derartige Commerce-Lösungen sind in anderen Branchen bereits etabliert. Beim Einsatz von Cloud-Lösungen sehen wir bei den Versorgern eine Entlastung im operativen Betrieb. Auch unsere Stadtwerke kämpfen um die besten Köpfe in der IT. Sie sollten sich aber zunehmend um innovative Themenstellungen kümmern anstatt um Routineaufgaben wie den Betrieb.

„SAP-Philosophie war es immer, offene Systeme anzubieten.”

Wird es auch eine On-Premises-Version für den Betrieb auf eigenen Servern geben?

Die Entwicklung, die im Cloud-for-Utilities-Programm angestoßen wurde, zielt auf den nativen Betrieb in der Cloud ab. Dennoch sind uns Transformationsschwerpunkte unserer Kunden wichtig. Mit SAP S/4HANA Utilities haben wir die Möglichkeit, umfassende energiewirtschaftliche Prozesse basierend auf moderner Technologie auch im On-Premises-Bereich anzubieten. Das ist vielen Stadtwerken und insbesondere Netzbetreibern immer noch wichtig.

Derzeit drängen neue Wettbewerber offensiv auf den Markt. Kommt SAP dadurch unter Druck?

Wir haben uns seit jeher in Deutschland im starken Wettbewerb gesehen. Daran ändert sich auch in Zukunft nichts. Dennoch war es immer SAP-Philosophie, offene Systeme anzubieten, die einen Datenaustausch auch mit Non-SAP-Systemen sicherstellen. Die Kunden müssen ganz einfach ihre Geschäftsprozesse effektiv in den IT-Systemen umsetzen und die Software-Auswahl an ihren Geschäftsbedürfnissen ausrichten. Die Modularisierung wird aber weiter zunehmen – zumindest bei einigen Marktrollen. Eine Antwort darauf ist die SAP-Business-Technology-Plattform. Mit ihr werden das Datenbank- und Daten-Management, die Anwendungsentwicklung und Integration sowie die Nutzung von Analyselösungen und intelligenten Technologien stark vereinfacht, weil bereits vorgefertigte Services und Integrationen genutzt werden können.

Wie wird die IT-Architektur gerade der kommunalen Unternehmen aus Ihrer Sicht künftig aussehen?

Die IT-Architekturen der Energiewirtschaft haben sich in den vergangenen 20 Jahren extrem verändert. Durch die Liberalisierung, die Energiewende und jetzt die Digitalisierung ist die Komplexität stark gestiegen. Nun gilt es, komplexe Systeme zu vereinfachen und die IT-Landschaften zu modernisieren. Die Anpassungen in den Geschäftsmodellen sowie die fortschreitende Technologie erfordern einen viel breiteren Einsatz von spezifischen IT-Systemen und Anwendungen. Diese gilt es intelligent zu verknüpfen, damit sie leichtgewichtig im Betrieb sind. Dabei muss man jedoch von Anfang an daran denken, wie ein Gesamtsystem aussehen könnte und nicht im Silodenken verharren. SAP bietet hier die Breite an Technologie und Geschäftsprozessen, um flexibel zu reagieren. Die Einbindung von Drittlösungen wird dann entscheidend für den Erfolg. Hier unterstützt SAP ebenfalls.

Interview: Alexander Schaeff


Stichwörter: Unternehmen, SAP,


Weitere Meldungen und Beiträge aus dem Bereich: Unternehmen
Der Fachkräftemangel ist eines der Themen

Studie: Den digitalen Puls fühlen

[24.09.2024] Die aktuelle Studie Utility 4.0 von prego services und den Energieforen Leipzig hat untersucht, wie gut Energieversorger im digitalen Zeitalter aufgestellt sind. Ein Ergebnis: Zwischen den einzelnen Unternehmen bestehen zum Teil eklatante Unterschiede im Digitalisierungsgrad. mehr...

Zukünftiger badenova Vorstand: Dirk Sattur.

badenova: Dirk Sattur wird neuer Vorstand

[23.09.2024] Der Aufsichtsrat der badenova hat Dirk Sattur zum neuen Vorstand für Infrastruktur, Erzeugung, Personal und kommunales Engagement berufen. Der bisherige Alleinvorstand Hans-Martin Hellebrand wird Vorstandsvorsitzender. mehr...

WEMAG-Vorstände Thomas Murche und Caspar Baumgart blicken optimistisch auf die Entwicklung der Netzentgelte im WEMAG Netzgebiet.

WEMAG: Strompreise sinken ab 2025

[13.09.2024] Die Bundesnetzagentur sorgt ab Januar 2025 für eine gerechtere Verteilung der Kosten für den Netzausbau. Insbesondere Regionen mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien wie Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg werden entlastet. mehr...

Die Gewinner des diesjährigen STADTWERKE AWARD.

STADTWERKE AWARD 2024: Haßfurt, München und Worms siegen

[05.09.2024] Die Siegerprojekte des STADTWERKE AWARD 2024 kommen aus Haßfurt, München und Worms. mehr...

VKU-Stadtwerkekongress: Zu Gast in Hannover

[04.09.2024] Seit 25 Jahren ist der VKU-Stadtwerkekongress Branchen-Seismograf. In diesem Jahr findet er in Hannover statt. mehr...

Geschäftsführung der neuen Gesellschaft Hamburger Energienetze.

Hamburg: Fusion der Netzgesellschaften

[30.08.2024] Stromnetz Hamburg und Gasnetz Hamburg fusionieren zur Hamburger Energienetze. Das neue Unternehmen steht im Zentrum der Weiterentwicklung der Hamburger Energie-Infrastruktur und spielt eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Klimaziele der Freien und Hansestadt. mehr...

Solarthermieanlage am Bodensee: Die Umstellung der Wärmeversorgung ist für das Stadtwerk am See ein wichtiges Zukunftsthema.

Stadtwerk am See: Weichen für die Zukunft gestellt

[30.08.2024] Mit einem guten Jahresergebnis und umfangreichen Investitionen in erneuerbare Energien, Nahwärme und ÖPNV sieht sich das Stadtwerk am See für die Energie- und Mobilitätszukunft gut aufgestellt. mehr...

Der Aufsichtsrat der Stadtwerke Gießen hat Andreas Hergaß zum neuen kaufmännischen Geschäftsführer bestellt.

Stadtwerke Gießen: Neuer kaufmännischer Vorstand

[23.08.2024] Der Aufsichtsrat der Stadtwerke Gießen hat Andreas Hergaß zum neuen kaufmännischen Vorstand bestellt. Der 57-jährige Diplom-Volkswirt tritt zum 1. September 2024 die Nachfolge von Jens Schmidt an und bringt umfangreiche Erfahrungen aus der Energiewirtschaft mit. mehr...

Landwärme: Insolvenz durch THG-Quoten-Verfall

[15.08.2024] Der Biomethanversorger Landwärme musste Insolvenz anmelden. Nach Angaben des Unternehmens ist der Preisverfall der THG-Werte dafür verantwortlich. Das Insolvenzverfahren soll in Eigenverwaltung durchgeführt werden. mehr...

EnBW will Investitionen in die Energiewende erhöhen.

EnBW: Gewinn schrumpft im ersten Halbjahr

[12.08.2024] EnBW legt ein gutes Halbjahresergebnis vor und will Investitionen in die Energiewende erhöhen. Das Ergebnis lag mit 2,6 Milliarden Euro im Rahmen der Erwartungen. mehr...

Für das Geschäftsjahr 2023 können die Stadtwerke Bayreuth ein positives Ergebnis verzeichnen.

Stadtwerke Bayreuth: Erfolgreiches Geschäftsjahr 2023

[06.08.2024] Trotz der Energiekrise konnten die Stadtwerke Bayreuth das Geschäftsjahr 2023 mit einem Gewinn von 600.000 Euro abschließen. Der Umsatz belief sich auf 212 Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr prognostiziert Geschäftsführer Jürgen Bayer ebenfalls ein positives Ergebnis. mehr...

Der Landkreis Haßberge hat jetzt nach über einem Jahr Vorbereitung die Gründung des Regionalwerks beschlossen.

Landkreis Haßberge: Grünes Licht für das Regionalwerk

[06.08.2024] Der Landkreis Haßberge hat nach über einem Jahr Vorbereitung die Gründung des Regionalwerks beschlossen. Ab Mitte 2025 sollen Bürger und Unternehmen im Landkreis einen regionalen Stromtarif erhalten, der aus eigenen PV- und Windparks gespeist wird. mehr...

Detlef Repper ist seit dem 1. August Geschäftsführer der providata GmbH.

providata: Repper übernimmt Geschäftsführung

[06.08.2024] Detlef Repper hat zum 1. August die Geschäftsführung von providata neben Stephan Vulpus übernommen. Er folgt auf Michael Rothe, der aus gesundheitlichen Gründen zurücktritt, jedoch in einer neuen Funktion im Unternehmen verbleibt. mehr...

Stadtwerke Aschaffenburg: Positive Bilanz für 2023

[31.07.2024] Die Stadtwerke Aschaffenburg haben trotz wirtschaftlicher Herausforderungen im Jahr 2023 einen Überschuss von 2,4 Millionen Euro erwirtschaftet. Mit Rekordinvestitionen von 24 Millionen Euro wird weiter in die Zukunft der Region investiert. mehr...

HEAG: Geschäfstbericht für 2023 liegt vor

[26.07.2024] Der HEAG-Konzern konnte im Geschäftsjahr 2023 erneut positive Ergebnisse verzeichnen. Das Jahresergebnis der HEAG stieg auf 8,6 Millionen Euro, während der HEAG-Konzern einen deutlichen Anstieg auf 94,5 Millionen Euro verbuchte. Auch die regionale Wertschöpfung erhöhte sich signifikant. mehr...